Kolumne vom 16.02.2015 – Nr. 339
Joan Schenkar
Die talentierte Miss Highsmith
“Der talentierte Mr. Ripley” war der Kriminalroman, der “Die talentierte Miss Highsmith” bis in die heutige Zeit bekannt macht. Doch es war nur einer von vielen außergewöhnlichen Kriminalromanen von Patricia Highsmith. Aber wer war der Mensch, der diese Krimis schrieb? Diese Biographie über das mysteriöse Leben und die phantastische Schöpferkraft von Patricia Highsmith löst das Rätsel. Und da gibt es viel zu lösen. Das Buch ist minutiös recherchiert und mit vielen zeitgenössischen Dokumenten im Anhang versehen.
Patricia Highsmith gehört sicher zu den größten Autorinnen von Kriminalliteratur des 20. Jahrhunderts! Dieser komplexen und eigenwilligen Frau nähr zu kommen ist eine Mammutaufgabe. Joan Schenkar ist das mit dieser Biographie eindrucksvoll gelungen. Patricia Highsmith war ein Feingeist, aber auch der Irrsinn war ihr ständiger Begleiter. Ihrer teuflisch guten schriftstellerischen Begabung stand ihr teuflisches Privatleben gegenüber, bei dem Patricia Highsmith immer der Teufel war. Pat brauchte das Schreiben um überleben zu können, sie hatte ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, zu eigentlich allen Menschen. Sie war ein sehr sexueller Mensch und eine ungewöhnliche Lesbierin. Schenkar beschreibt das so: “Sie näherte sich den Königinnen ihres Herzens mit einer Krone in der einen und einem Henkersbeil in der anderen Hand”. Dieser Satz trifft das Leben von Patricia Highsmith wie kaum ein anderer.
Diogenes, 1069 Seiten; 29,90 Euro
Wolfgang Hohlbein
Der Ruf der Tiefen
Becky Brandon, geborene Bloomwood, ist endlich angekommen – nicht nur im Leben und in der Liebe, nein, in Hollywood. Der Rodeo Drive und die Stars: Becky ist in ihrem Element. Und wie kombiniert man seine Leidenschaft fürs Shoppen mit dem Wunsch, selbst einmal über den roten Teppich zu laufen? Ganz einfach – der Shopaholic wird Stylistin für die Stars. Leichter gesagt als getan, denn die Crème de la Crème von Hollywood ist nicht gerade für jedermann offen. Doch Becky wäre nicht Becky, wenn sie nicht durch verrückte Aktionen auffallen würde. Da hat Hollywood einiges vor sich.
Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Wolfgang Hohlbein. Die Story hört sich auch gut an. Doch leider kann das Endprodukt nicht überzeugen. Hohlbein schreibt seitenweise Unwichtiges, was für die Geschichte nichts bringt und was sie in Sachen Figuren und Spannung keinen Zentimeter voranbringt. Das raubt einem schon bald den letzten Nerv während des Lesens. Das Buch hat 558 Seiten, auf gut der Hälfte wäre die eigentliche Story auch erzählt gewesen. Zudem kopiert sich Hohlbein praktisch selbst. Wer seine älteren Romane kennt, dem wird hier so manches bekannt vorkommen.
Piper, 558 Seiten; 14,99 Euro
James Carol
Broken Dolls
Jefferson Winter ist Profiler. Und der Sohn eines berüchtigten amerikanischen Serienkillers. Nun bringt er grausame Täter, wie sein Vater einer war, zur Strecke. Für einen besonders verstörenden Fall wird er nach England gerufen: Bereits vier junge Frauen sind einem perfiden Täter in die Hände gefallen, der seine Opfer nicht tötet, sondern ihnen einen Teil des Gehirns entfernt – womit er ihr Leben faktisch vernichtet. Er raubt ihnen ihre Seele. Jetzt ist eine fünfte Frau verschwunden. Jefferson und die Polizei setzen alles daran den Täter zu finden, bevor auch ihre Seele zerstört wird.
Ein Thriller, der einen schnell gefangen nimmt. Eine Story, die an den Nerven zerrt. Ein Ermittler, der anders ist. Jefferson Winter sticht aus der Masse der literarischen Ermittler heraus. Als Vorbild der Figur des Jefferson Winter hat sicher die erfolgreiche Fernsehserie “Criminal Minds” gedient. So gut wie das Team aus der Serie ist Winter noch nicht. Auch gab es im Roman doch auch einige zu viele Zufälle. Das hat Autor Carol sehr hingebogen. Am Ende waren es aber nur kleinere Störfaktoren, einer sonst überzeugenden Vorstellung. “Broken Dolls” war ein guter Beginn. Man fiebert mit Spannung dem zweiten Fall von Jefferson Winter entgegen.
Auch als Hörbuch erhältlich bei DAV. Dietmar Wunder, die deutsche Stimme von “James Bond” Daniel Craig, bringt das perfekte Thriller-Flair ins Hörbuch. 19,99 Euro.
dtv, 382 Seiten; 9,95 Euro
Elizabeth George
Whisper Island – Feuerbrandung
Seit Becca King weiß, dass ihr Stiefvater einen Mord begangen hat, schwebt sie in Lebensgefahr. Daher versteckt sie sich auf einer abgelegenen Insel. Zufällig kommt Becca dort auf ein Pressefoto, das nun im Internet ist und somit ihren Aufenthaltsort preisgibt. Die Schlinge um Becca zieht sich bedrohlich zu.
“Feuerbrandung” ist der dritte Teil der “Whisper-Island”-Reihe von der Weltbestsellerautorin Elizabeth George. Hier stellt sie unter Beweis, dass sie außer hervorragender Krimiliteratur auch den Stoff der Jungendliteratur beherrscht. Die Reihe lässt sich großartig lesen.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Lübbe Audio. Laura Maire zu lauschen ist wie ein Märchen! 19,99 Euro.
INK Egmont, 444 Seiten; 19,99 Euro
Akram El-Bahay
Flammenwüste
Im Wüstenreich Nabija soll ein Drache Karawansereien und Dörfer niederbrennen. Dem Märchenerzähler Anur bescheren die Gerüchte ein großes Publikum. Er glaubt nicht an Drachen, bis er auf die Jagd nach dem Ungeheuer geschickt wird.
Ein Fantasy-Highlight aus deutscher Feder! Eine spektakuläre Mischung von Untergenres der Fantasy. Schon auf den ersten Seiten spürte man, hier kommt etwas Großartiges auf einen zu. Bitte mehr davon!
Bastei Lübbe, 525 Seiten; 9,99 Euro
Hörbuch der Woche
Jane Austen
Mansfield Park
In Mansfield Park, dem Herrenhaus des reichen Sir Thomas Bertram, leben nicht weniger als drei junge Ehekandidatinnen. Julia und Maria sind die beiden Töchter des Hauses und gefährden durch Arroganz und Eitelkeit ihr zukünftiges Glück. Zugleich machen sie ihrer armen Verwandten Fanny Price, die bei den Bertrams aufwächst, das Leben schwer. Fannys einziger Verbündeter ist ihr Cousin Edmund. Bis das reiche und schöne Geschwisterpaar Crawford auftaucht und allen Anwesenden den Kopf verdreht.
“Mansfield Park” gehört zu meinen Lieblinsromanen von Jane Austen! Hier geht es turbulent und heiter zu. Man genießt den Reigen unter den Geschlechtern in dieser so anderen Zeit. Obwohl Sitten und Bräuche damals anders waren, die Liebe bleibt doch immer gleich. Und so verlieren die Werke von Jane Austen auch nie an Frische und Eleganz. Eva Mattes setzte ihre außergewöhnlich gute Umsetzung der Jane-Austen-Romane fort. Ihr zuzuhören ist so entspannend und spannend wie ein Spaziergang in der Natur.
Argon Hörbuch, 14 CDs, 1036 Minuten; 39,95 Euro
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