Dezember 7, 2024

Kolumne 10.06.2024 Nr. 825

   BuchKolumne 10.06.2024 Nr. 825

Rebecca Yarros – Weil ich an dich glaube
Markus Heitz – Schnitzel Surprise
Emily Rudolf – Die Auszeit
Karl-Joachim Hölkeskamp – Theater der Macht
Kathy Reichs – Die Hand des Todes

  Rebecca Yarros – Weil ich an dich glaube

Zwei Dinge hat Camden Daniels sich für seine Rückkehr in seine Heimatstadt Alba in Colorado vorgenommen: Er wird seinem kranken Vater die medizinische Behandlung ermöglichen, die dieser sich wünscht. Und er wird seine Kindheitsliebe Willow auf Abstand halten – die Frau, die er schon immer geliebt hat, die er aufgrund der Vergangenheit aber nicht lieben darf. Willow ist allerdings ganz und gar nicht gewillt, sich von Camden fernzuhalten. Als die beiden sich unwillkürlich nahekommen und Willow sich in aller Öffentlichkeit bedingungslos hinter Camden stellt, könnte das jedoch alles zerstören, was ihnen wichtig ist.

Die Amerikanerin Rebecca Yarros hatte bei uns ihren großen Durchbruch mit der fantastischen Fantasy-Saga „Flammengeküsst“. Doch auch zuvor war sie schon als Autorin unterwegs. 2020 erschien „Great an Precious Things“ in den USA. Keine Fantasy, sondern ein ganz anders Genre. Ein Liebesroman. Der deutsche Titel lautet: „Weil ich an dich glaube“. Kann sie Liebesroman? Ja. Was für eine Lovestory. Eine fulminante und emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle! Ich habe mich der Story vollkommen hingegeben. Großartig! Camden und Willow. Willow und Camden. Es geht hin und her. Beim Darstellen der Figuren und bei ihrem besonderen Verhältnis und ihren Gefühlen zueinander. Die Handlung spitzt sich von Seite zu Seite zu. Vor allem unter den Charakteren und den Verhältnissen in Alba. Zum Abschluss noch Camdens bemerkenswerten Blick (er schätzt E-Mails) auf die sozialen Medien: „Die sozialen Medien sind nur was für Leute, die sich dauernd mit anderen vergleichen müssen. Ihre Häuser, ihre Urlaube, ihre Erfolge und Fähigkeiten. Ich stelle mich ja auch nicht auf meine Haustreppe und verkünde der ganzen Stadt über Lautsprecher, was es bei mir zum Abendessen gegeben hat!“

dtv, 491 Seiten; 23,00 Euro

Markus Heitz – Schnitzel Surprise

Thomas „Thom“ Mann ist Inhaber des „Manni’s Schnitzeleck“, in dem noch die 1980er herrschen. Der Mittvierziger war einst der beste Koch-Azubi seines Jahrgangs, hatte ein eigenes Restaurant und den ersten Stern in Griffweite. Doch dann endete der steile Aufstieg im „Schnitzeleck“, wo die Gerichte „Schnitzeltod in Venedig“ und „Der Frittenberg“ heißen. Thom droht das finanzielle Ende, als mit Max ein junger, findiger TV-Produzent auf ihn aufmerksam wird, der ihn in den Mittelpunkt von neuen Koch-Show-Formaten stellt. Was im Internet als Test am besten läuft, soll zur Primetime ins TV! Schon ist der verschuldete Thom erzwungenermaßen mittendrin im Kochzirkus: Er soll bei „Restaurantretter am Limit“ eine möglichst schlechte Figur machen, eine Koch-Kuppel-Show moderieren, sich „um Topf und Kragen“ kochen, bei „Kitchen Machinista“ Küchengeräte testen. Und vieles Absurde mehr. Das volle Küchenchaos ist bereits vorprogrammiert, inklusive eines fiesen Lebensmittelkontrolleurs, der absichtlich Ärger im „Schnitzeleck“ macht. Dabei hat Thom nicht mit seinem 60-jährigen Azubi gerechnet, der alle möglichen Lebensmittelallergien hat, oder mit der Systemgastronomie genau gegenüber, die ihm die Kunden abspenstig macht – und deren Filialleitung ausgerechnet Sabine ist, seine Ex.

Markus Heitz hat von mir in den letzten 20 Jahren fast nur gute Rezensionen seiner Bücher zu lesen bekommen. Zu Recht, denn seine Fantasy-Werke sind teils Weltklasse. Doch nun schert er mit seinem neuen Roman „Schnitzel Surprise“ vollkommen aus seinen gewohnten Genres aus. Er schreibt eine Persiflage auf die Koch- und Backshows. Was im Grunde nichts Schlechtes ist, und Markus Heitz scheint dieses Projekt auch sehr zu lieben. Doch mich konnte er damit nie so richtig packen oder, ähm, backen. Das Schnitzel ist verkohlt, die Witze oft ebenso. Surprise ist hier wenig. Die Charaktere sind ihm ganz ordentlich gelungen, auch der Story Aufbau zeigt immer wieder die Qualität des Markus Heitz, aber das Gesamtprojekt ist am Ende wenig appetitlich. Da wünscht man sich ein „Zwerge“-Festmahl zurück.

Knaur, 348 Seiten; 12,00 Euro

  Emily Rudolf – Die Auszeit

Es sollte die perfekte Auszeit werden: Die Influencerin Viktoria Kaplan und ihre fünf engsten Vertrauten wollen in einem abgeschiedenen Retreat in den Alpen das Leben feiern. Sie sind jung, schön und erfolgreich, und die ganze Welt soll an ihrem Glück und Glamour teilhaben. Doch unter der Oberfläche brodeln Spannungen und Geheimnisse. Aus Freundschaft, Liebe und Sex wird Eifersucht, Neid und Hass. Jeder der Anwesenden macht sich verdächtig, auch der Hotelbesitzer Pierre mit seinem Team. Aber das Retreat liegt lange nicht so versteckt, wie alle dachten, und bald zieht ein mörderischer Sturm auf.

Emily Rudolf ist ein neues Gesicht im Thriller-Genre. Emily Rudolf ist ein Name, den man sich merken muss! „Die Auszeit“ ist ihr Debüt-Thriller. Ein spannender und abwechslungsreicher Thriller, der die moderne Welt der – oft – vortäuschenden sozialen Medien mit dem Old-School-Stil von Agatha-Christie-Krimis zu einem gelungenen Spannungs-Highlight mixt! Emily Rudolf nutzt den bekannten, aber sehr eingängigen Wechsel der Perspektiven der Hauptfiguren. Jede erzählt aus ihrer Sicht und schraubt so geräuschvoll an der Spannungsschraube. Dazu kommen die Wechsel der Zeit, von der Gegenwart, in der es eine Leiche und Mörder gibt, und der Zeit vor der Tat, in dem noch alles gut war. Meint man. Im Jetzt ist dann, trotz moderner Technik, das Retreat von der Außenwelt abgeschnitten. Katastrophenwetter, folgend Schäden am Telefon- und Handynetz, sowie der Infrastruktur. Und so müssen die Protagonisten selbst ermitteln und dem Täter auf die Spur kommen. „Die Auszeit“ ist zugleich auch ein Psychodrama über Beziehungen und Freundschaften, Abhängigkeiten in – angeblich – so guten Freundschaften. Schöne Menschen in einer schönen Umgebung in einer schaurig-schönen und zugleich morbiden In-Story. Ein spannend-schöner Thriller. Aber seien Sie vorsichtig: der schöne Schein trügt!

Scherz, 479 Seiten; 17,00 Euro

Karl-Joachim Hölkeskamp – Theater der Macht

500 Jahre währte die Geschichte der römischen Republik. Große Namen wie Brutus, Cato, Sulla, Caesar und Augustus ragen daraus hervor. Doch was war der Stoff, der ihre Welt im Innersten zusammenhielt? Ausgefeilt choreographierte Zeremonien und streng festgelegte Rituale der Macht, die in Rom wie auf einer Bühne inszeniert wurden! Triumphzug und Götterkult, Volksversammlung und Leichenbegängnis – alles fügte sich zu einer niemals endenden Aufführung, in deren unablässigem Vollzug jeder Bürger den römischen Kosmos wiedererkannte und verstand, wo darin sein Platz war.

Im alten Rom war das heute kulturell normale Theater nicht einfach schmückendes Beiwerk imperialen Glanzes, sondern vielmehr Fundament und Rückgrat des römischen Staates. Die zahllosen Bauwerke und Denkmäler im Herzen Roms – die alle die Größe, die Heroen und die Ordnung der römischen Welt heraufbeschwören – erweisen sich bei näherem Hinsehen als lebendige, bedeutungsvolle und wirkmächtige Kulisse, vor der einst das Theater der Macht aufgeführt wurde. Sie bildete den Raum, in dem Götter, Priester, Politiker und Volk einander begegneten, miteinander kommunizierten und agierten. Zugleich erschließt sich, wie wichtig die durchchoreographierten Triumphe und Trauerfeiern, die Volksversammlungen und Kulthandlungen, die dort inszeniert wurden, für die Zeitgenossen waren – dienten sie ihnen doch als Begründung und Beglaubigung der unvergänglichen Macht und Herrschaft Roms. Ein kolossales Werk! „Theater der Macht – Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik“ wird auch Sie auf eine Lesebühne führen, bei der Sie Teil der Geschichte werden. Die Hauptkapitel sind: „Rituale, Zeremonien und der -performative turn- -Potentiale und Perspektiven“; „-Civic rituals- und Stadtstaatlichkeit – (vor)modern und antik“; „Rituale der Partizipation – Magistrate, Volk und Volksversammlung“; „Rituale der Macht – Distanzierung, Disziplinierung, Degradierung“; „Rituale und Zeremonien alla Romana – Raum, Präsenz und Prozessionen“; „-Pompeii- – die Republik und ihre Prozessionen“; „Vom Moment zum Monument – Medien der Verewigung“ und „Augustus – Triumph der Tradition“.

C. H. Beck, 710 Seiten; 48,00 Euro

 Kathy Reichs – Die Hand des Todes

Eine Reihe bizarrer Mordfälle führt die forensische Anthropologin Tempe Brennan auf die karibischen Turks- und Caicos-Inseln. Stehen die grausam verstümmelten Leichen junger amerikanischer Touristen in Zusammenhang mit Bandenkriminalität? Je tiefer Tempe recherchiert, desto beunruhigende Dimensionen nimmt der Fall an. Und plötzlich findet sie sich im Mittelpunkt einer Verschwörung wieder, die viele Hunderte Menschenleben kosten könnte.

„Bones“ ist wieder da! Nicht als TV-Serie, aber in Buchform ermittelt die von allen geliebte Tempe Brennan fleißig weiter. Der 22. Band der Reihe trägt den Titel „Die Hand des Todes“. In flotten 36 Kapiteln galoppiert Kathy Reichs mit den LeserInnen durch diese ausgetüftelte und wie immer faktenorientierte Story! Die Figuren sind der Autorin wieder gut gelungen. „Die Hand des Todes“ greift nach Ihrer Lesezeit!

Heyne, 368 Seiten; 22,00 Euro