BuchKolumne 08.07.2024 Nr. 829
Sia Piontek – Die Sehenden und die Toten
Anna-Maria Aurel – Die Marseille-Morde–Der Tote von Port Pin
Emma Hamberg – Bonjour Agneta–Neuanfang auf Französisch
Vincent Kliesch / Sebastian Fitzek – Auris –Tödlicher Schall
Nikos Milonás – Kretisches Rätsel
Hörbuch der Woche:
Stephen King – Ihr wollt es dunkler
Sia Piontek – Die Sehenden und die Toten
Die ehemalige Mordermittlerin Carla Seidel hat sich von Hamburg ins idyllische Wendland versetzen lassen. Dort wagt sie mit ihrer hochsensiblen Tochter Lana in einem alten Fachwerkhaus einen Neuanfang. Doch dann wird der 18-jährige Justus tot aufgefunden, seine Augen auf grausame Weise durch Spiegelscherben ersetzt. Carla übernimmt den Fall und hat schnell das ungute Gefühl, dass niemand, nicht einmal die Eltern, Justus richtig kannte. Als Lana bei einer Mitschülerin ein Tattoo entdeckt, das der tote Junge als Narbe auf seinem Oberschenkel trug, überschlagen sich die Ereignisse, und Carla wird klar: Die Vergangenheit holt dich immer ein.
Sia Piontek ist das Pseudonym einer ehemaligen Verlagsprogrammleiterin. „Die Sehenden und die Toten“ der Auftakt ihrer Carla-Seidel-Krimi-Reihe. Es dreht sich um die taffe Großstadt-Kommissarin Carla, die nun auf dem Land, in Wentland, ein ruhigeres Leben führen will, aber schon bald wieder einen Mord aufzuklären hat. Ein Mord, der viele Fragen aufwirft und viele Geheimnisse vermuten lässt. An Carlas Seite ist ihre feinfühlige und sensible 17-jährige Tochter Lana, die einen Blick fürs Detail hat, wenn es um Mordfälle geht, aber ansonsten im Leben mit gewissen Einschränkungen zurechtkommen muss. Ein spannendes Mutter-Tochter-Gespann, von dem man noch viel mehr erfahren und lesen möchte. Aber Carla hat natürlich auch professionelle Hilfe und zugleich auch nicht, denn ihr „Chef“ in der Dienststelle glänzt mit Abwesenheit. Doch sie kann sich noch auf den einen oder anderen verlassen. Und so nehmen die Ermittlungen ihren Lauf, bei dem sich nach und nach herausstellt, dass das Opfer mehrere Gesichter hatte. Tatverdächtige gibt es so genug. „Die Sehenden und die Toten“ ist ein mitreißender und spannender Auftakt der Krimi-Reihe um Kommissarin Carla Seidel, die hoffentlich noch bei vielen weiteren Fällen ermitteln darf!
Goldmann, 409 Seiten; 17,00 Euro
Anna-Maria Aurel – Die Marseille-Morde – Der Tote von Port Pin
In der malerischen Küstenlandschaft bei Marseille wird in einer Bucht die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Schnell ist klar, dass es sich um den Journalisten Gregory Gazan handelt, dessen Freundin spurlos verschwunden ist … Nadia Aubertin von der Police Judiciaire Marseille stößt schon bald auf Spuren, die auf ein Beziehungsdrama hindeuten. Zudem hatte Gazan an mehreren investigativen Artikeln gearbeitet und brisantes Material zusammengetragen. Brisant genug, dass jemand dafür einen Mord begeht? Je tiefer die Polizistin gräbt, desto ungeheuerlicher erscheint das, was den Journalisten das Leben gekostet hat – und auch für die Ermittlerin wird nach diesem Fall nichts mehr sein wie zuvor …
Anna-Maria Aurel lebt als gebürtige Österreicherin nun schon seit mehr als 25 Jahren in Frankreich. Nun hat die vielseitige Anna-Maria Aurel auch die Krimi-Literatur für sich entdeckt. „Die Marseille-Morde“ ist eine Krimi-Reihe mit Potenzial! Schönes Setting, ansprechende Charaktere, maßvolle Spannung. Wie schon beim ersten Fall „Das tote Mädchen“ so kann ich auch dem zweiten Fall „Der Tote von Port Pin“ einiges Positive abgewinnen. Doch das reicht am Ende nicht, denn das Negative überwiegt. Zu langatmig und langweilig für einen guten Kriminalroman. Die Ermittlungsarbeit, wie auch der Ermittelnden haben mich nicht abgeholt. Hätte ich eine Vorlauftaste gehabt, hätte ich diese sehr oft gedrückt. Auch tun sich während der Geschichte einige Logiklücken auf, die alles nicht besser machen. Doch „Die Marseille-Morde“ gehen weiter. Vielleicht lernt die Autorin ja dazu!
Lübbe, 447 Seiten; 12,99 Euro
Emma Hamberg – Bonjour Agneta – Neuanfang auf Französisch
Agneta reicht es. Sie ist 49 und fühlt sich, als ob das Leben an ihr vorbeizieht. Ihre Kinder melden sich nur, wenn sie Geld brauchen, für die Kollegen ist sie unsichtbar und ihren Mann Magnus sieht sie neuerdings nur noch in Radlershorts oder Neoprenanzug. Weißbrot, Käse, Wein – nicht mehr erlaubt. Also alles, was Agneta liebt – und seit Neuestem hinter dem Kühlschrank versteckt. Als sie eines Tages eine seltsame Zeitungsanzeige entdeckt, fasst sie einen Entschluss. Kurz darauf findet Agneta sich in einem malerischen Städtchen in der Provence wieder. Es beginnt ein Abenteuer, in dem sie endlich die Liebe zu sich selbst entdeckt – und vielleicht auch die zu einem anderen Mann.
Die Schwedin Emma Hamberg hat mit ihrem Roman „Bonjour Agneta“ in ihrer Heimat einen großen Bestseller gelandet. Kein Wunder, wenn man das Buch gelesen hat. Ein Buch, wie eine Wärmflasche für die Seele – und für jedes Pfund zu viel auf den Hüften! Wer bei dieser Geschichte nicht in ein Wohlfühlbecken eintaucht, der hat noch nie Wasser auf seiner Haut gespürt. Natürlich gibt es auch die unschönen Untertöne, die es im Leben, im Eheleben so gibt. Dazu gehört auch, dass sich Agneta von ihrem Mann Magnus als unsichtbar wahrgenommen fühlt (nach über 20 Jahren Ehe und eigentlich auch schon zuvor), das aber immer mit viel Humor zu vermitteln weiß: „Magnus war meine Gastfamilie. Er mochte mich (wie das Gastfamilien im Ausland meist tun). Ich kann richtig gut Magnusisch sprechen, wenn ich mir Mühe gebe, man hätte fast glauben können, ich wäre ein Magnus. Magnus staunte Bauklötze, als sich herausstellte, dass ich eine Agneta bin, mit einer ganz anderen Kultur und Sprache.“ Es dauert etwas, aber dann startet Agneta einen Neuanfang. Ein Neuanfang, der vor Lebenslust nur so strotzt. Die LeserInnen werden auf eine besondere Tour de France mitgenommen. Während Sie laut auflachen, werden Sie auch immer wieder nachdenklich sein, über das, was Agneta so denkt, sagt und erlebt. Und doch werden Sie das Glück des Lebens während des Lesens immer spüren. Sind wir nicht alle ein bisschen Agneta? Finden Sie es mit diesem wunderbaren Roman selbst heraus!
dtv, 409 Seiten; 17,00 Euro
Vincent Kliesch / Sebastian Fitzek – Auris – Tödlicher Schall
Niemand außer ihm kann sie hören: Im Zug nach Berlin nimmt der geniale forensische Phonetiker Matthias Hegel als einziger eine Kakophonie von Tönen wahr, die nur eines bedeuten kann – eine Herausforderung von einem Gegner, der ihm mindestens ebenbürtig ist. Es handelt sich um Veith Vries, einen ehemaligen Studienfreund und brillanten Kollegen, der vor Jahren zu Hegels erbittertem Feind wurde. Jetzt hat Vries nichts mehr zu verlieren und nur noch ein Ziel: Hegel nehmen, was ihm am wichtigsten ist. Während Hegel all sein Geschick als Phonetiker aufbieten muss, um sich durch einen Parcours voller tödlicher Rätsel und Fallen zu kämpfen, plant Vries einen akustischen Anschlag, mit dem er in die Geschichte eingehen will.
Nach „Der Klang des Bösen“ ist „Tödlicher Schall“ der 5. Thriller der „Auris“-Reihe, in der der forensische Phonetiker Matthias Hegel und die hartnäckige True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge erneut zusammenarbeiten müssen. Das moderne und unkonventionelle Ermittler-Duo Matthias Hegel und Julia Ansorge sorgen für erhöhten Puls bei den LeserInnen! „Tödlicher Schall“ ist wieder ein knifflig ausgearbeiteter Plot von Kliesch/Fitzek und lässt einen flott durch die Seiten eilen. Die „Auris-Thriller ist eine Bestseller-Reihe, die einen in seinen Bann zieht!
Droemer, 320 Seiten; 12,99 Euro
Nikos Milonás – Kretisches Rätsel
Es ist September auf Kreta, und bis zur Hochzeit von Michalis und Hannah sind es nur noch wenige Tage. Damit Michalis genug Zeit für die Vorbereitungen hat, hält sein Vorgesetzter ihn von aufwändigen Ermittlungen fern – gegen Michalis‘ Willen, der ohnehin keine große griechische Hochzeit wollte und nur seiner Familie zuliebe nachgegeben hat. Doch ein scheinbar harmloser Unfall in einem Kloster auf der Halbinsel Akrotiri wird plötzlich kompliziert, als das Unfallopfer, ein Archäologe, tot auf dem Palastgelände von Knossos gefunden wird. Hat sein Tod etwas mit einem geheimnisvollen archäologischen Fund zu tun? Zwischen Hochzeitsvorbereitungen und schwierigen Verwandten findet Michalis sich auf einmal in der persönlich herausforderndsten Ermittlung seiner Karriere wieder.
Scherz, 378 Seiten; 17,00 Euro