November 11, 2024

Kolumne vom 18.02.2019

Kolumne vom 18.02.2019 – Nr.548


Neal Stephenson / Nicole Galland

daumen rauf

Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.

Der Aufstieg und Fall des D.O.D

D.O.D.O. – das Department of Diachronic Operations – ist eine Geheimorganisation der amerikanischen Regierung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, mittels Zeitreise die Magie in unsere Welt zurückzuholen. Denn selbst wenn Zauberei in der Gegenwart nur noch Stoff für Märchen und Mythen sein mag, so war sie doch real, bis sie im Jahr 1851 durch ein schicksalhaftes Ereignis für immer verschwand. Tatsächlich gelingt es, in die Vergangenheit zu reisen. Doch es ist ein riskantes Unterfangen mit ungewissem Ausgang, da niemand zu sagen vermag, welche Zukunft die Zeitreisenden bei ihrer Rückkehr erwarten wird …

Cool, witzig, abwechslungsreich, magisch, unheimlich ideenreich und äußerst spannend – Neal Stephenson hat zusammen mit Nicole Galland einen herrlich verrückt-genialen Roman erschaffen. „Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.“ hat bei mir voll eingeschlagen! Der Erzählton hat mich gleich auf Seite 1 begeistert und den hielt das Autorenduo auch bis zum Ende durch. Auch der „wissenschaftliche“ Teil des Romans ist durch diesen Tonfall interessant zu lesen. Bei mir kam trotz 850 Seiten nie Langeweile auf. Ich war immer sehr gespannt darauf, was sich das Autorenduo denn auf der nächsten Seite hat wieder Neues einfallen lassen.

Goldmann, 859 Seiten; 30,00 Euro


Cat Clarke

daumen runter

Gefährliche Freundinnen

Gefährliche Freundinnen

Die 17-jährige Harper ist glücklich, als sie nach dem Tod ihrer Schwester in das exklusive Mädcheninternat Duncraggan Castle aufgenommen wird und direkt Anschluss an eine nette Vierer-Clique findet. Als ein neues Mädchen ins Internat kommt, freundet sich Harper mit ihr an. Kirsty, die auch eine Schwester verlorenen hat, scheint sie mehr als jede andere zu verstehen. Aber ihr Verhalten ist auch sonderbar. Warum ist Kirstys Leben das perfekte Spiegelbild von Harpers? Als ihre Verbindung zu Kirsty die Freundschaft zu den anderen Mädchen zu bedrohen beginnt, fängt Harper schließlich an, Fragen zu stellen.

Cat Clarke konnte mich mit ihren Romanen „vergissdeinnicht“ und „Falsche Schwestern“ überzeugen. Daher war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman „Gefährliche Freundinnen“. Die Story hörte sich äußerst vielversprechend an. Leider schöpft Cat Clarke nicht alle Möglichkeiten aus, die die Story geboten hätte. Man hätte eine Menge Spannungselemente einbauen können, aber leider hat die Geschichte zahlreiche Längen. Man lernt die Charaktere gut kennen, was einem als Leser ein verbindendes Element gibt, aber was die Figuren dann so alles treiben, liest sich wenig spannend. Hier eine Party, hier ein paar Spielchen, dort etwas Internatsleben. Zum Schluss hin bekommt der Titel „Gefährliche Freundinnen“ etwas mehr Wahrheit, aber dann ist das Buch auch schon zu Ende.

FJB, 347 Seiten; 14,99 Euro


Elizabeth Jane Howard

daumen rauf

Die Zeit des Wartens

Die Zeit des WartensAls im September 1939 Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg erklärt, verbringt die Familie Cazalet gerade ihre Ferien in Sussex. Während die Väter und Söhne eingezogen werden, bleiben die Frauen auf dem Land und trotzen den kriegsbedingten Einschnitten. Vor allem die Jugend lässt sich nicht unterkriegen: Die drei Cousinen Louise, Polly und Clary brennen darauf, das Leben kennenzulernen.

Die Engländerin Elizabeth Jane Howard (1923 – 2014) hat mit der Geschichte um die Familie Cazalets eine absolut umwerfende Romansaga erschaffen! Wie schon im ersten Roman der Reihe „Die Jahre der Leichtigkeit“ erzählt Elizabeth Jane Howard mit so viel Charme, dass es nur so eine Freude ist. Auch wenn die Leichtigkeit aus dem ersten Roman etwas schwindet, da der 2. Weltkrieg in seinen Anfängen liegt und die ersten Entbehrungen sichtbar werden. Eine weibliche Figur sagt einen Satz, der zeigt, dass man es zu Anfang doch noch etwas leichter nimmt, was da so kommen wird: „Mr. Hitler hat unsere Routine völlig durcheinandergebracht. Der Vormittag ist eine geradezu irrwitzige Zeit für einen Bombenangriff. Aber da sieht man es wieder einmal – Männer!“. Elizabeth Jane Howards Charaktere haben alle ihre ganz eigene Stimme. Mal lieb, mal störrisch, man ernst, mal traurig, mal weise, mal weniger gescheit. Es macht große Freude den Charakteren und den Dialogen zu folgen. „Die Zeit des Wartens“ ist der zweite Band der Saga um die Familie Cazalet. Der dritte Band „Die stürmischen Jahre“ erscheint im Juli 2019.

dtv, 606 Seiten; 16,90 Euro


Neil MacGregor

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Leben mit den Göttern

Leben mit den Göttern

Ein 40 000 Jahre alter Löwenmann aus Elfenbein, eine goldene Qibla aus dem 16. Jahrhundert, ein Kreuz aus Lampedusa – der Autor bringt all diese Objekte zum Sprechen. Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine faszinierende Reise durch die Welt der Götter und Religionen. Von der Arktis bis Indien, von Mexiko bis Japan, vom antiken Rom bis zum Afrika der Gegenwart erzählt es, wie religiöse Überzeugungen das Leben von Gemeinschaften, das Verhältnis zwischen dem Einzelnen und dem Staat und unser Bild von uns selbst prägen. Denn mit der Entscheidung, wie wir mit unseren Göttern leben wollen, entscheiden wir auch, wie wir miteinander leben.

Sie kennen Neil MacGregor noch nicht? Dann haben Sie bisher etwas verpasst, wenn Sie sich für die Geschichte unserer Welt interessieren. In seinem neuen Mammutwerk beschäftigt sich der Brite, der auch Direktor der National Gallery und des British Museums war, mit dem Glauben. Sie werden staunen über die Texte und die zahlreichen Fotos. Eine Geschichte des Glauben anderes und frisch dargestellt. Es enthält folgende Schwerpunkte: „Unser Platz im Gefüge“, „Gemeinsam glauben“, „Theater des Glaubens“, „Die Macht der Bilder“, „Ein Gott, viele Götter“ und „Indische Mächte, himmlische Mächte“.

C. H. Beck, 542 Seiten; 39,95 Euro


Jörn Leonhard

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Der überforderte Frieden – Versailles und die Welt 1918 – 1923

Der überforderte Frieden Versailles und die Welt 1918 1923

Der Erste Weltkrieg war ein industrialisierter Massenkrieg. Je länger er dauerte, desto mehr veränderte er die Gesellschaften, die ihn führten, und desto rasanter entwertete er das Wissen der Politiker. Wie sollte man ihn beenden? Das Buch erzählt, wie die Welt zwischen 1918 und 1923 um eine neue Friedensordnung rang und was diese Zeitenwende für den weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts bedeutete. Dabei werden die hochfliegenden Erwartungen und die teils widersprüchlichen Versprechen ebenso deutlich wie die erdrückenden Probleme bei der Umsetzung und die Unterschiede zwischen den Annahmen in Paris und den Realitäten vor Ort. Ob im Blick auf untergehende Reiche und neue Staaten, ethnische Minderheiten oder das neue Massenphänomen von Flucht und Vertreibung.

Ich habe schon zahlreiche gute Bücher über den Vertrag von Versailles gelesen, aber die Darstellung von Jörn Leonhard fügt noch einmal ganz neue Erkenntnisse hinzu. „Der überforderte Frieden“ ist mächtig, detailliert, präzise dargestellt und erzählt. Auf den gut 1.300 Seiten erlebt man Geschichtsstunden auf höchstem Niveau! Folgende Schwerpunktthemen sind enthalten: „Hohe Erwartungen, offene Ausgänge: Die Scharniere des Krieges 1916 bis 1918“, „Reiche und Revolutionen: Das lange Kriegsende im Herbst 1918“, „Triumph und Trauer: Der globale November 1918“, „Nach dem Krieg, vor dem Krieg: Das Traumland zwischen November 1918 und Frühjahr 1919“, „Aus dem Krieg und wieder zu Hause: Demobilisierte Gesellschaften und remobilisierte Gewalt“, „Moral und Interesse: Die Pariser Friedenskonferenz ab Januar 1919“, „Die polyzentrische Krise: Paris und die Welt seit März 1919“, „Kalkül und Emotion: Versailles im Sommer 1919“, Postimperiale Räume: Verträge und Revisionen 1919 bis 1923“, „Nach Paris: Das lange Ringen um eine Nachkriegsordnung“, Eine globale Epochenwelle: Der überforderte Frieden und das 20. Jahrhundert.“

C. H. Beck, 1.531 Seiten; 39,95 Euro


Hörbuch der Woche

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Agatha Christie

Die große Miss-Marple-Edition

Die große Miss Marple Edition

Miss Marple ist in ihrem Element! Sie trifft sich einmal in der Woche mit Bekannten, sie erzählen sich ungelöste Kriminalfälle und gründen so den berühmten Dienstagabend-Club. Die alte Dame überrascht die anderen Teilnehmer mit ihrem scharfen Verstand. Ob es sich um eine blaue Geranie handelt, die Miss Marple auf die Spur des Mörders führt, oder ob sie einen Ehemann verdächtigt, seine Frau umbringen zu wollen: Sie ist allen immer eine Nasenlänge voraus.

Krimis von Agatha Christie sind Kult! Krimiklassiker, die die Zeit überdauern. Miss-Marple-Krimis setzen auf den Kultstatus noch mal eins oben drauf. Seit die unvergessene Margaret Rutherford (die auch das Cover der CD-Box ziert) Miss Marple in – leider nur – vier Filmen gespielt hat, ist die Figur aus der Krimiliteratur fast allen präsent, auch wenn sie noch keinen Krimi mit ihr gelesen haben sollten. In dieser Box sind alle Kurzgeschichten mit Miss Marple vereint. Die Krimis haben fast alle eines gemein, sie sind kleine Happen zum mit raten. Und Miss Marple hat meist nicht so große Auftritte, da jeweils der Mordfall und dessen Auflösung im Mittelpunkt steht. Miss Marple ist dabei natürlich immer schlauer als die Polizei erlaubt! Gelesen werden die Kurzkrimis von Ursula Illert, die den Charme der Zeit, der Geschichten und der Figur der Miss Marple präsent einfängt. Hörprobe 4:04 Min

Der Hörverlag, 9 CDs, 669 Minuten; 30,00 Euro


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