März 29, 2024

Kolumne vom 08.07.2019

Kolumne vom 08.07.2019 – Nr.568


Sarah Stovell

daumen rauf

Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.

Sie liebt mich

Bo und Alice: Bestseller-Autorin die eine, höchst talentiert und noch ganz am Anfang ihrer Schriftsteller-Laufbahn die andere. Auf einem Schreibworkshop lernen sie sich kennen, und Bo beschließt sofort, Alice unter ihre Fittiche zu nehmen. Aber da ist noch mehr zwischen den beiden, prickelnd, knisternd – oder doch nicht? Wird Bo tatsächlich ihre Ehe und das Glück ihrer geliebten kleinen Töchter riskieren? Würde Alice ohne guten Grund ihr Leben zerschlagen, nur um in Bos Nähe sein zu können?

„Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht“ ist ein durch und durch fesselnder Spannungsroman! Sarah Stovell beschreibt die beiden Frauenfiguren abwechselnd. Man bekommt aus der Sicht von Bo und Alice jeweils einen anderen Blick auf das Geschehen. Die Gefühlswelten der beiden Hauptakteurinnen sind gegebenermaßen komplett unterschiedlich. Da die erfolgreiche, sich im Leben eingerichtete Starautorin, dort die erfolglose Jungautorin, die noch nicht richtig im Leben angekommen ist. Es entwickelt sich ein spannendes Hin und Her. Der Aufbau einer Freundschaft und dann einer Beziehung mit vielen Gefühlen, bevor dann alles aus dem Ruder läuft. Eine Geschichte, bei der man lange nicht weiß, wer denn nun die Böse und wer die Gute ist. Allerdings hatte ich von Anfang an ein Gefühl und das wurde am Ende auch bestätigt. Obwohl die letzte Seite dann doch noch einmal eine faustdicke Überraschung bietet.

Knaur, 344 Seiten; 14,99 Euro


J. Jefferson Farjeon

daumen runter

Dreizehn Gäste

Dreizehn Gäste

Zwölf Gäste hat Lord Aveling zu einer Party auf sein Landgut Bragley Court geladen. Darunter befinden sich eine Schauspielerin, ein Journalist, eine Krimiautorin sowie die schöne und mysteriöse Witwe Nadine Leveridge. Da diese am örtlichen Bahnhof einen Verletzten aufliest und kurzerhand mit nach Bragley Court nimmt, erhöht sich die Zahl der Anwesenden unvorhergesehen auf die unglückbringende Dreizehn. Und tatsächlich lässt das Verhängnis nicht lange auf sich warten. Als erst ein Gemälde zerstört und dann ein Mann ermordet aufgefunden wird, ruft man die Polizei. Doch kann Kriminalinspektor Kendall ans Licht bringen, welcher der Gäste ein dunkles Geheimnis birgt?

Klett-Cotta bringt seit einiger Zeit Klassiker der Kriminalliteratur neu heraus. „Dreizehn Gäste“ (Erstauflage 1936) von J. Jefferson Farjeon (1883 – 1955) fügt sich nun in diese Reihe ein. Das Cover des Buches ist klasse! Es hat Stil und Eleganz. Die Geschichte selbst ist nur zu einem kleinen Teil mit dem Prädikat „klasse“ zu bezeichnen. Vor allem wenn es um die Beschreibung und die Atmosphäre der Zeit geht taucht man darin ab. Die Charaktere selbst haben auch etwas, was einen zu Anfang an das Buch bindet. Doch schon bald merkt man eins: Wo ist die Spannung? Und die zähen Dialoge der Charaktere machen es auch nicht besser. „Dreizehn Gäste“ ist in den Stilen der Krimis von Agatha Christie verfasst, doch an das Original kommt J. Jefferson Farjeon nur selten heran.

Klett-Cotta, 348 Seiten; 15,00 Euro


Geir Gulliksen

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Geschichte einer Ehe

Geschichte einer EheDies ist die Geschichte einer Ehe. Und einer großen Liebe. Es geht um eine Frau und einen Mann, die sich ein Leben teilen, es ist ein gutes. Sie führen eine moderne Beziehung. Sie sind glücklich miteinander. Jedenfalls für lange Zeit. Dann plötzlich bricht alles auseinander. Warum? Was ist geschehen? Der Mann in diesem Roman sucht Antworten. Was muss passieren, dass zwei, die einander liebten, nicht mehr miteinander reden, leben, schlafen können? Was ist schiefgelaufen, vor allem aber: wie hat sie es, die Frau gesehen?

„Ein Eheroman, der stilistisch funkelt wie ein Diamant! Wie entschwinden aus einer einst glücklichen Ehe nach und nach die leidenschaftlichen Gefühle für den anderen und dann gar auch noch die rein freundschaftlichen? Wie kommt es, dass Frau und Mann die Beziehung nicht dauerhaft glücklich leben können? Davon erzählt „Geschichte einer Ehe“. Sowie noch von einigem mehr. Was alles passieren kann, dass einer Ehe so einen Schiffbruch zugefügt, erfährt man hier hautnah. Es bewahrheitet sich einmal mehr: Eine Ehe ist eine zarte Pflanze, die man richtig düngen und gießen muss. Tut man das nicht, stirbt die Pflanze ab. Geir Gulliksen ist in Norwegen eine große Persönlichkeit im Literaturbetrieb. „Geschichte einer Ehe“ stand auf der Shortlist des Nordischen Literaturpreises.

Luchterhand, 222 Seiten; 22,00 Euro


Charles Baudelaire

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Der Spleen von Paris

Der Spleen von Paris

Die gefeierte Neuübersetzung von Fleurs du Mal wird hier ergänzt durch Le Spleen de Paris, ein weiteres Hauptwerk Baudelaires, das seinen Weltruf als scharfsinniger, bitterböser poetischer Chronist des Pariser Lebensgefühls in der frühen Moderne mitbegründete. In diesem Band tritt Baudelaire mit den Petits Poèmes en Prose und frühen Dichtungen nicht nur als Lyriker, sondern in der Novelle La Fanfarlo auch als Erzähler auf. Zahlreiche der früheren Gedichte des Autors erscheinen hier erstmals in deutscher Sprache, ebenso wie das Fragment gebliebene Versdrama Idéolus.

Charles Baudelaire (1821 – 1867) führte ein Bohemeleben und hatte den Ruf eines Dandys. Seine Arbeiten sind weltbekannt. „Der Spleen von Paris“ ist ein Klassiker der Weltliteratur und zugleich ein Buch zum verlieben! Gedichte so schön, so vielseitig, so voller Leben und Emotionen, das es das Herz erfreut! Enthalten sind: „Jungenddichtungen“, „In Zusammenarbeit entstandene Gedichte“, Baudelaire zugeschriebene Gedichte“, „Wiederentdeckte Gedichte“, „Der Spleen von Paris – Gedichte in Prosa“ und „Entwürfe aus dem Nachlass“.

Rowohlt, 510 Seiten; 40,00 Euro


Matthias Waechter

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Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert

Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert

Ausgehend von der dritten französischen Republik, die sich als Avantgarde in einem Europa der Monarchien verstand, einem Land, das demographisch stagnierte und kolonial expandierte, schildert das Buch Frankreichs 20. Jahrhundert: den Ersten Weltkrieg mit dem anschließend „verlorenen““ Frieden und der turbulenten Zwischenkriegszeit; den „seltsamen Krieg“ von 1939/40 gegen NS-Deutschland, gefolgt von der Besatzung des Landes sowie Kollaboration und Widerstand unter dem Vichy-Regime; das Drama der Dekolonisierung mit Kriegen in Vietnam und Algerien und dem Schlüsseljahr 1958, aus dem die bis heute gültige politische Verfassung Frankreichs hervorging, die Machtübernahme der Sozialisten unter Mitterrand 1981, der die Zeitenwende von 1989/90 mitgestaltete, und der Weg zur verunsicherten Nation der Gegenwart.

Ein spannendes und sehr informatives Buch über unseren Nachbarn Frankreich! Das Buch ist eine Fundgrube an großen und kleinen Geschichten. Nach der Lektüre kennt man die Geschichte Frankreichs so viel besser! Das Buch hat für Themenschwerpunkte: „Republik der Widersprüche 1880 – 1914“, Gewonnener Krieg, Verlorener Krieg 1914 – 1940“, Vom Zusammenbruch zur Dekolonisierung 1940 – 1962“, „Vom Boom zur Krise 1962 – 1981“ und „Die verunsicherte Nation 1981 – 2002“.

C. H. Beck, 608 Seiten; 34,00 Euro


Hörbuch der Woche

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Martin Walker

Menu surprise

Menue surprise

Bruno steht vor einer ungewohnten Herausforderung: Er soll in Pamelas Kochschule Feriengästen lokale Geheimrezepte beibringen. Die Messer sind gewetzt, die frischen Zutaten bereit, doch die prominenteste Kursteilnehmerin fehlt: die junge Frau eines britischen Geheimdienstoffiziers, die sich auf Empfehlung ihrer Familie im Périgord erholen wollte. Bruno spürt sie auf – in einem vermeintlichen Liebesnest, das jedoch bald zum Schauplatz eines Doppelmords wird.

Die Krimis von Martin Walker sind wie ein Urlaub in Frankreich! Sie versprühen ganz viel Charme und Lebensfreude und sind trotzdem noch angereichert mit einem spannenden Kriminalfall. Meistens zumindest. „Menu surprise“ ist mittlerweile der elfte Fall für Bruno, Chef de police, und es befanden sich bisher auch ein paar richtig langweilige darunter. Doch „Menu surprise“ hat genau die richtige Mischung von dem, was Martin Walkers Bücher ausmachen. Es gibt aber etwas, was die Geschichten von Martin Walker noch besser macht, und das ist Johannes Steck. Er ist die Stimme für die großen Geschichten und für Bruno. Und bei diesem Hörbuch beweist er, dass er auch sehr gut singen kann. Hörprobe 13:24 Min.

Menue surprise cover

Auch als Hardcover erhältlich bei Diogenes, 24,00 Euro.

 

Diogenes Hörbuch, 8 CDs, 663 Minuten; 26,00 Euro


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