März 28, 2024

Kolumne vom 07.10.2019

 

Kolumne vom 07.10.2019 – Nr.581


Lucinda Riley

daumen rauf

Das Schmetterlingszimmer

Das Schmetterlingszimmer

Posy Montague steht kurz vor ihrem siebzigsten Geburtstag. Sie lebt alleine in ihrem geliebten „Admiral House“, einem herrschaftlichen Anwesen im ländlichen Suffolk. Eines Tages taucht völlig unerwartet ein Gesicht aus der Vergangenheit auf: ihre erste große Liebe Freddie, der sie fünfzig Jahre zuvor ohne ein Wort verlassen hatte. Nie konnte Posy den Verlust überwinden, aber darf sie nun das Wagnis eingehen, ihm noch einmal zu vertrauen? Freddie und das „Admiral House“ bewahren indes ein langes gehütetes, düsteres Geheimnis – und Freddie weiß, er muss Posys Herz noch einmal brechen, wenn er es für immer gewinnen will.

Lucinda Riley veröffentlicht zwischen ihrer fabelhaften „Sieben-Schwestern“-Saga mit „Das Schmetterlingszimmer“ nun einen ganz eigenen Roman abseits der Saga. Mir hat das Setting rund um das „Admiral House“ sehr gefallen, so auch die Charaktere, die sich um Posy herumbewegen. Vorneweg ihre beiden Söhne Sam und Nick. Jeder Charakter hat eine eigene spannende Geschichte, die zum Roman einen sehr großen Teil beiträgt. So hat vor allem Sams Leben mit seiner Frau Amy öfter schon die Züge eines Krimis. „Das Schmetterlingszimmer“ kann nicht ganz mit Werken wie „Das Orchideenhaus“, „Der Lavendelgarten“ oder der „Sieben-Schwestern“-Reihe mithalten, aber mich hat er durchweg unterhalten und auf keiner einzigen Seite kam bei mir Langeweile auf. Berauschend, berührend, fesselnd, hochdramatisch – Lucinda Riley begeistert aufs Neue!

Das Schmetterlingszimmer hoerbuch

Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Lucinda-Riley-Stammvorleserin Simone Kabst liefert auch diesmal eine stimmungsvolle Lesung ab! 16,00 Euro. Hörprobe 5:00 Min.

Goldmann, 620 Seiten; 15,90 Euro


Miku Sophie Kühmel

daumen runter

Kintsugi

Kintsugi

Es ist Wochenende. Wir sind in einem Haus an einem spätwinterlichen See, das Licht ist hart, die Luft ist schneidend kalt, der gefrorene Boden knirscht unter unseren Füßen. Gerade sind Reik und Max angekommen, sie feiern ihre Liebe, die nun zwanzig ist. Eingeladen sind nur ihr ältester Freund Tonio und seine Tochter Pega, so alt wie die Beziehung von Max und Reik. Sie planen ein ruhiges Wochenende. Doch ruhig bleibt nur der See.

„Kintsugi“ ist für die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2019 nominiert. Und wieder ein Buch, das für den Deutschen Buchpreis nominiert ist und extrem an der Kompetenz der Jury des Preises zweifeln lässt. Denn die Geschichte ist freundlich ausgedrückt eine Schlaftablette mit einer extrem hohen Dosis. Dabei hörte sich die Geschichte gut an. Doch der Debütroman von Miku Sophie Kühmel, Jahrgang 1992, zeigt sehr schnell, dass die Autorin noch sehr viel lernen muss, um eine wirklich gute Autorin zu werden. Umso unverständlicher, wie man solch ein langweiliges und schlecht geschriebenes Buch für den Deutschen Buchpreis nominieren kann. Es gibt so viele deutsche Autorinnen und Autoren die das zehnmal mehr verdient hätten. Aber nun gut, die Jury des Deutschen Buchpreises zeigt damit, dass sie nicht nach Qualität eines Werkes urteilt, sondern einen ganz eigenen Bewertungsschlüssel hat. Der gerade hippe Buchtitel „Kintsugi“ (die japanische Form um etwas wieder zu reparieren, zu kleben) hätte die Autorin mal wörtlich nehmen sollen. Bei ihrem Werk muss man sehr viel reparieren und kleben um es halbwegs lesenswert zu machen.

S. Fischer, 297 Seiten; 21,00 Euro


Steffen Kopetzky

daumen rauf

Propaganda

PropagandaJohn Glueck ist im Krieg. Tief in Deutschland, im dunklen Hürtgenwald in der Eifel, 1944. Vor kurzem noch war er Student in New York, voller Liebe zur deutschen Kultur seiner Vorfahren; dann, als Offizier bei Sykewar, der Propaganda-Abteilung der US-Army, traf Glueck in Frankreich sein Idol Ernest Hemingway. Für ihn zieht Glueck in den scheinbar unbedeutenden, doch von der Wehrmacht eisern verteidigten Hürtgenwald bei Aachen. Eine der größten Katastrophen des Zweiten Weltkriegs beginnt, mit über 15 000 Toten. Niemand trat unverändert wieder aus dem „Blutwald“ heraus. Zwanzig Jahre später, in Vietnam, erfährt John Glueck: Die Politik ist zynisch und verlogen wie eh und je. Er wird handeln, und sein Weg führt von der vergessenen Waldschlacht direkt zu den Pentagon-Papers.

Steffen Kopetzky hat u. a. mit den Werken „Grand Tour“ und „Risiko“ seine Leser begeistert. Nun liegt sein neues Werk mit einem prägnanten Titel vor, bei dem es auch keiner großen Covergestaltung bedurfte: „Propaganda“. Krieg und Propaganda, beides schon immer untrennbar miteinander verbunden. Daher ist das neue Buch vom exquisiten deutschen Autor Steffen Kopetzky ein so aktuelles, so wichtiges Buch, und nicht nur ein ungeheuer aufregender und spannender Roman. Auch in unserer heutigen Zeit hat die Propaganda wieder Hochkonjunktur. Und ganz oft folgte daraus in der Geschichte ein Krieg. Daher sollte das jedem ein Mahnmal sein. Doch „Propaganda“ ist noch mehr. Ein vitalisierender und glänzender Künstler- und Abenteuerroman. Der deutsche Autor Steffen Kopetzky schreibt einen amerikanischen Roman von Weltrang, den man in Amerika aufmerksam lesen sollte.

Propaganda hoerbuch Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Johann von Bülow gibt der Geschichte mit seiner Stimme Eleganz, Frische und Tiefe zugleich. 29,95 Euro. Hörprobe 4:18 Min.

Rowohlt Berlin, 496 Seiten; 25,00 Euro


Bernhard Hennen

daumen rauf

Die Chroniken von Azuhr – Der träumende Krieger

Die Chroniken von Azuhr Der Träumende Krieger

Die Bewohner der Insel Cilia drohen zwischen dem großmächtigen Khanat und dem Reich von Kaiserin Sasmira zerrieben zu werden. Ein Schatten legt sich über die ganze Welt Azuhr. Vom Nebelwolf der Weißen Königin gehetzt, machen sich Milan, der Erzpriester Nandus Tormeno und die geheimnisvolle Nok auf die Suche nach einem zweiten Roten Kloster, in dem die höchsten Ränge der Erzpriester ausgebildet werden. Gemeinsam stoßen sie auf die Spur eines uralten Komplotts, dessen Ziel es ist, die junge Kaiserin wie auch den mächtigen Khan zu manipulieren. Ein Kampf steht bevor, den der träumende Krieger entscheiden wird – jener Krieger, der für seine Vision von einer besseren Welt alles zu opfern bereit ist.

Die großartige Fantasy-Trilogie „Die Chroniken von Azhur“ finden nach „Der Verfluchte“ und „Die weiße Königin“ in „Der träumende Krieger“ ein spektakuläres Ende! Der Fantasy-Bestsellerkönig Bernhard Hennen hat sich mal wieder selbst übertroffen. Jeder Fan von gehobener Fantasy wird diese Trilogie nicht mehr in seinem Bücherregal missen wollen.

TOR, 688 Seiten; 18,99 Euro


Nina George

daumen rauf

Südlichter

Südlichter

Emma Davis ist Künstlerin und steht am Beginn einer großen Karriere. Niemand ahnt, dass sie in ihren Bildern eine traumatische Erinnerung verarbeitet. Vor 15 Jahren hat sie im Sommercamp in den Wäldern am Lake Midnight etwas Furchtbares erlebt: Ihre drei Freundinnen verschwanden eines Nachts, man fand keinerlei Spuren. Jetzt kehrt Emma zurück an den schwarzen See. So schön die Umgebung, so beklemmend ist die Atmosphäre im Camp. Und dann scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Erneut verschwinden drei Mädchen. Doch Emma ist fest entschlossen, sie zu finden − und endlich herauszubekommen, was damals geschah.

In Nina Georges Welt-Bestseller „Das Lavendelzimmer“ ist das „Buch im Buch“, „Südlichter“ von dem unbekannten Autor Sanary das Herzstück der literarischen Apotheke von Monsieur Perdu: „Südlichter“ war das Einzige, was ihn berührte, ohne ihn zu verletzen. „Südlichter“ ist eine wunderbare Idee und ein wunderbares Geschenk an alle Leser, die „Das Lavendelzimmer“ verschlungen haben. Ein warmherziges Buch, das großes Glück verströmt!

Knaur, 284 Seiten; 18,99 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Luca D’Andrea

Der Wanderer

Der Wanderer hoerbuch

Mit Entsetzen blickt Sibylle auf das Foto ihrer toten Mutter. Es kam in einem Brief ohne Absender. Zwanzig Jahre ist es her, dass man die Leiche an einem abgelegenen Bergsee gefunden hat. In Kreuzwirt waren sich alle einig: Selbstmord. Aber das Foto weckt Sibylles Zweifel. Zusammen mit dem Schriftsteller Tony, der als junger Lokaljournalist über den Leichenfund berichtet hatte, macht sich Sibylle auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei stoßen sie auf ein dunkles Geflecht aus Lügen, Eifersucht und Verrat, Drogen, Okkultismus und Wahnsinn – und stellen mit Entsetzen fest, dass Erika nicht das einzige Opfer war.

Der Italiener Luca D’Andrea hat mit seinen ersten beiden Thrillern „Der Tod so kalt“ und „Das Böse, es bleibt“ gleich zwei Bestseller geschrieben. Sein neuester Thriller „Der Wanderer“ entführt den Leser wieder in eine mystische anhauchende Bergwelt mit ganz besonderen Charakteren. Die Spannung steigt langsam an, doch das Setting der Geschichte ist ein zusätzlicher Spannungsgarant. „Der Wanderer“ – ein Thriller mit den ganz besonderen Gänsehautmomenten! Der sehr bekannte deutsche Schauspieler Matthias Koeberlin liefert wie immer eine Glanzleistung ab! Er hat eine Stimme, die einen komplett in Luca-D’Andreas-Welt abgleiten lässt. Hörprobe 5:00 Min.

Der Wanderer Auch als Paperback erhältlich bei Penguin, 15,00 Euro.

Der Hörverlag, 2 MP3 CDs, 470 Minuten; 14,99 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 14.10.2019 – Nr.582


Andrew Ridker

daumen rauf

Die Altruisten

Die Altruisten

Das erste Familientreffen nach zwei Jahren Funkstille. Maggie und Ethan haben nach dem Krebstod der Mutter Francine den Kontakt zum Vater abgebrochen. Doch jetzt steht Arthur Alter vor dem finanziellen Aus, und ihm wird schlagartig klar: Er ist auf die Hilfe seiner Kinder angewiesen. Unter dem Vorwand, sich mit ihnen versöhnen zu wollen, lädt er sie ein. Der eigentliche Grund: die Geschwister zu überreden, ihm das Erbe zu überlassen, damit er das Haus, das voller Erinnerungen an das glückliche Familienleben steckt, vor der Bank retten kann. Jeder in seiner eigenen Welt voller Sorgen und Hoffnungen gefangen, treffen sich die drei an einem Wochenende. Schnell stürzt die erzwungen freundliche Fassade in sich zusammen.

Andrew Ridker ist mit „Die Altruisten“ in den USA ein sensationelles Debüt gelungen. Ein leichfüßiger und melancholischer Roman voller Wahrheiten über das Leben, die Liebe und die Familie! Andrew Ridker baut die Spannung bis zum Aufeinandertreffen von Arthur Alter und seinen beiden Kinder sorgfältig auf. Da hat man dann schon 200 Seiten gelesen, bis es soweit ist. Bis dahin erfährt man viel aus der Gegenwart und der Vergangenheit der Figuren. Dieses Spiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit hält Andrew Ridker auch bis zum Ende bei. Die Charaktere schleichen sich schnell ins Herz der Leser, jeder auf seine Art. Den in die Jahre gekommen Arthur, der trotz der großen Liebe zu seiner Frau, während ihrer Krankheit eine Affäre mit einer 30-jahre jüngeren Kollegin begann, die so gegensätzlichen Kinder Maggie und Ethan, die eine ganz eigene Sicht auf die Welt haben und auch von Francine erfährt man in Rückblicken so einiges. „Die Altruisten“ (Altruismus – Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise) ist ein moderner Gesellschaftsroman voller liebenswerten Spitzen und einnehmenden Figuren!

Penguin, 396 Seiten; 22,00 Euro


Heinz Strunk

daumen runter

Nach Notat zu Bett

Nach Notat zu Bett

Drei Jahre lang hat Heinz Strunk öffentlich Tagebuch geschrieben, in der „Titanic“, es fing an als eine Art Parodie auf Diarien bedeutungsvoller Schriftsteller, entwickelte jedoch bald ein ganz eigenes Leben in einem weiten Feld zwischen unernster Figurenrede, Kurzessayistik, Aphorismus, Quatsch, Trübsinn und auch nicht wenig Tiefsinn. Aus dieser Kolumne ist nun ein Buch geworden.

Heinz Strunk muss man mögen – oder auch nicht. Seine großen Erfolge als Buchautor sind teils zu verstehen – und teils auch wieder nicht. Denn ein richtig guter Autor war Heinz Strunk noch nie – aber er kann witzig und pointioniert schreiben und hat damit ein großes Lesepublikum gefunden. Sein neues Buch „Nach Notat zu Bett – Heinz Strunks Intimschatulle“ hätte am besten auch in seiner ganz intimen Schatulle bleiben sollen. Als Zeitungsleser kannte man den Inhalt wahrscheinlich schon, an mir ging das, zum Glück, bisher vorbei. Bis auf ein paar Lacher verursachte das Buch bei mir eher Magenschmerzen als Freudentränen. Aufgeteilt in 12 Monate bringt Strunk hier weltenweit Entferntes zusammen: „Alltagsbeobachtungen“, Lektüren, Privatfernsehabende bei viel Alkohol, Aphorismen, Selbstbeobachtung beim Altern, alberne „Karrieretipps“, manchmal auch Poesie. So unglaublich banal und langweilig wie es sich anhört ist es dann auch.

Rowohlt, 253 Seiten; 20,00 Euro


Sherko Fatah

daumen rauf

Schwarzer September

Schwarzer SeptemberRebellische Idealisten wie Theresa, Alexander und Jakob reisen in den Nahen Osten, um sich ausbilden zu lassen. Ihre Familien bleiben mit Legenden in der Bundesrepublik zurück. Menschen aus dem Nahen Osten wiederum wechseln in die Bundesrepublik, um Aktionen vorzubereiten. Sie alle verbindet eines: Werkzeuge zu sein in einem Zusammenhang, den sie nicht überschauen. Kraftwellen einer Gewalt, die uns bis heute beschäftigt, auch wenn sich der Terrorismus inzwischen von einer mit revolutionärem Elan ausgeübten Gewalt zum Ausdruck einer extrem politisierten Religiosität gewandelt hat.

„Schwarzer September“ ist ein Roman über den Terrorismus der Siebziger Jahre. Und was für einer. Ein literarischer Spannungsroman höchster Güte! Sherko Fatahs Stil begeistert. Seine Beschreibungen übertreiben nicht, sie lassen dem Leser Raum für eigene Gedanken. Zugleich sind sie aber so intensiv, dass sie noch lange nachhallen. Er beschreibt die Ereignisse nicht mit reißerischer Spannung, sondern geht feinfühlig auf Szenen und Figuren ein, ohne dabei Langeweile zu erzeugen, ganz im Gegenteil, er hält die Spannung auf eine literarisch ansprechende Art hoch. Sherko Fatah ist ein guter Beobachter der Vorgänge im Nahen Osten. Seine Romane spüren den abenteuerlichen Wegen der handelnden Figuren aus unterschiedlichen Kulturen inmitten der Konflikte im Nahen Osten nach und beschreiben die Auswirkungen dieser Konflikte, die wie Druckwellen auch das heutige Westeuropa erreichen..

Luchterhand, 381Seiten; 22,00 Euro


Eugen Ruge

daumen rauf

Metropol

Metropol Eugen Ruge

Moskau, 1936. Die deutsche Kommunistin Charlotte ist der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gerade noch entkommen. Im Spätsommer bricht sie mit ihrem Mann und der jungen Britin Jill auf zu einer mehrwöchigen Reise durch die neue Heimat Sowjetunion. Die Hitze ist überwältigend, Stalins Strände sind schmal und steinig und die Reisenden bald beherrscht von einer Spannung, die beinahe körperlich greifbar wird. Es verbindet sie mehr, als sich auf den ersten Blick erschließt: Sie sind Mitarbeiter des Nachrichtendienstes der Komintern, wo Kommunisten aller Länder beschäftigt sind. Umso schwerer wiegt, dass unter den „Volksfeinden“, denen gerade in Moskau der Prozess gemacht wird, einer ist, den Lotte besser kennt, als ihr lieb sein kann.

Eugen Ruge kehrt nach acht Jahren zurück zur Geschichte seiner Familie. Nach dem internationalen Erfolg „In Zeiten abnehmenden Lichts“ lässt er nun „Metropol“ folgen. Eugen Ruges Aussage lässt einen spannenden Roman erwarten: „Die wahrscheinlichen Details sind erfunden, die unwahrscheinlichsten aber sind wahr.“ Ich habe „Metropol“ mit großer Begeisterung gelesen! Der geschichtliche, oft verstörende, Hintergrund und die gut angelegten Figuren mit ihren zahlreichen Facetten haben mich über das ganze Buch angezogen.

Rowohlt, 430 Seiten; 24,00 Euro


Torkil Damhaug

daumen rauf

Der Kreis aller Sünden

Der Kreis aller Sünden

1978 kommt im norwegischen Hammerdal ein Fabrikarbeiter auf tragische Weise zu Tode – 38 Jahre später wird der Ort erneut zum Schauplatz des Grauens: Ausgerechnet im Keller jener längst stillgelegten Fabrik schließen vier Jugendliche über Nacht einen Klassenkameraden ein, der ihnen auf die Nerven geht. Die frostigen Temperaturen sorgen dafür, dass der ohnehin labile Morten Nitter beinahe ums Leben kommt. Wie es der Zufall will, wurde Mortens Vater, ein verurteilter Ritualmörder, eben auf Bewährung entlassen. Kurz darauf sind zwei der Jugendlichen tot, von einem Mädchen fehlt jede Spur. Ein klarer Fall – oder?

Der Norweger Torkil Damhaug konnte schon mit u. a. „Feuermann“, „Netzhaut“ und „In der Schusslinie“ überzeugen. Für „Feuermann“ gewann er den renommiertesten Krimipreis Norwegens. Das gelang ihm mit „Der Kreis aller Sünden“ erneut. Skandinavische Thrillerliteratur wie man sie sich wünscht! Kühl, spannend, überraschend. Torkil Damhaug weiß auch auf fast 600 Seiten zu beeindrucken.

Knaur, 589 Seiten; 14,99 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Chris Colfer

Land of Stories – Die Rückkehr der Zauberin

Land of Stories Die Rückkehr der Zauberin argon

Das magische Land der Geschichten wird von einer düsteren Bedrohung heimgesucht: Die böse Zauberin ist zurück und hat die Mutter der Zwillinge entführt, um sie alle zu erpressen. Alex und ihr Bruder Conner müssen erneut in das magische Land reisen, sonst sehen sie ihre Mutter womöglich nie wieder. Bald schon sind sie auf der Suche nach einem seltenen Artefakt, dem sogenannten „Stab des Staunens“. Um seine Kraft nutzen zu können, begeben sich die Geschwister an die am meisten gefürchteten Orte im ganzen magischen Land – denn nur so können sie der Zauberin Einhalt gebieten.

Chris Colfer setzt die Fantasy-Märchen-Saga „Land of Stories“ genial fort! Auch der zweite Teil „Die Rückkehr der Zauberin“ erfüllt nach dem spektakulären ersten Teil „Die Suche nach dem Wunschzauber“ alle Erwartungen. Man ist mit den Geschwistern Alex und Connor im magischen Land, wird Teil der Geschichte. Es passiert wieder so viel, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Und am Ende gibt es einen ganz fiesen Cliffhanger, der das Warten auf den nächsten Teil der Saga extrem erschwert. Wenn Rufus Beck vorliest, kann man eines mit Gewissheit nicht: weghören! Auch der zweite Teil der Fantasy-Märchen-Saga wird von Rufus Beck genial gelesen. Hörprobe 3:18 Min.

Land of Stories Die Rückkehr der Zauberin Auch als Hardcover erhältlich bei Sauerländer, 18,00 Euro.

Argon Hörbuch, 2 MP3 CDs, 986 Minuten; 19,95 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 21.10.2019 – Nr.583


Jo Nesbø

daumen rauf

Messer

messer

Kommissar Harry Hole ist am Boden. Seine Frau Rakel hat ihn rausgeworfen. Dass er seitdem wieder trinkt, dass er seinen Job an der Polizeihochschule verloren hat ist Nebensache. Um durch den Tag zu kommen, arbeitet Hole wieder bei der Polizei, als einfacher Ermittler. Als er auf die Spur eines Mannes stößt, den er nach wie vor für einen brutalen Vergewaltiger hält, erwacht sein Jagdinstinkt. Schon einmal hat Hole Svein Finne hinter Gitter gebracht. Doch Finne ist ein harter Gegner. Und plötzlich wird Hole selbst zum Gejagten.

„Messer“ ist ganz auf Harry Hole zugeschnitten. Es ist der 12. Band der Reihe. Zu Anfang bekommt man eine intensive Betrachtung zu seiner großen Liebe Rakel geboten, mit tiefem Einblick in die Figur des Harry Hole. Bis zum bitteren Ende der Beziehung. Harry Hole durchleidet viele Qualen, ob es nun die Gedanken an Rakel sind, der Alkohol oder sein Ermittlerleben, spannend zu lesen ist das alles. Der Roman hat zwar auch seine Längen, doch bietet das Harry-Hole-Universum immer noch genügend Spannungspotenzial um den Leser auch über 500 Seiten lang bei der Stange zu halten. „messer“ wird tief in Ihr Nervenkostüm schneiden – ob Sie wollen oder nicht!

Hörbuch messer Auch als Hörbuch erhältlich bei Hörbuch Hamburg. Uve Teschner entführt den Hörer gehaltvoll in die Welt des Harry Hole. 24,00 Euro. Hörprobe 4:48 Min.

Ullstein, 575 Seiten; 24,00 Euro


Raphaela Edelbauer

daumen runter

Das flüssige Land

Das flüssige Land

Der Unfalltod ihrer Eltern stellt die Wiener Physikerin Ruth vor ein nahezu unlösbares Paradox. Ihre Eltern haben verfügt, im Ort ihrer Kindheit begraben zu werden, doch Groß-Einland verbirgt sich beharrlich vor den Blicken Fremder. Als Ruth endlich dort eintrifft, macht sie eine erstaunliche Entdeckung. Unter dem Ort erstreckt sich ein riesiger Hohlraum, der das Leben der Bewohner von Groß-Einland auf merkwürdige Weise zu bestimmen scheint. Überall finden sich versteckte Hinweise auf das Loch und seine wechselhafte Historie, doch keiner will darüber sprechen. Nicht einmal, als klar ist, dass die Statik des gesamten Ortes bedroht ist.

Mit „Herkunft“ von Sasa Stanisic hat wohl das beste Buch auf der Shortlist den Deutschen Bücherpreis 2019 erhalten. Auch „Das flüssige Land“ von der Österreicherin Raphaela Edelbauer stand auf der Liste. Ein Debütwerk, das sehr anstrengend ist und einem viel und auch gar nichts erzählt. Es gab Totalausfälle auf der Shortlist, die eindeutig die Kompetenz der Jury in Frage stellt, dieses Werk hat zumindest etwas Ansprechendes. Es spricht viel an, regt zum nachdenken an, lässt den Leser aber auch verzweifeln mit seiner unkonsequenten Erzählweise. Der Titel ist bei diesem Buch leider nicht Programm. Denn „flüssig“ ist an „Das flüssige Land“ kaum etwas.

Klett-Cotta, 350 Seiten; 22,00 Euro


Christiane Wünsche

daumen rauf

Aber Töchter sind wir für immer

Aber Töchter sind wir für immerSchon lange haben sich die drei Schwestern Johanna, Heike und Britta nicht mehr gesehen. Zu verschieden sind sie, zu weit entfernt voneinander leben sie, zu groß ist das Unbehagen, irgendwie. Jetzt treffen sie sich wieder in ihrem Elternhaus am Bahndamm, inmitten der weiten Felder am Niederrhein. Hier, in diesem Haus, fing alles an: Das mit ihren Eltern Christa und Hans, verbunden durch die Wirren des Krieges. Das Leben der Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und das mit Hermine. In diesem Haus geschah so vieles und wurde so vieles verschwiegen. Bis zu diesem einen Tag.

Christiane Wünsche hat eine große Feinfühligkeit bei der Beschreibung ihrer Figuren. Die Hauptcharaktere springen förmlich aus dem Buch heraus, so lebendig sind sie beschrieben. Und auch die Nebencharaktere bekommen mit wenigen schriftstellerischen Pinselstrichen viel Leben eingehaucht. „Aber Töchter sind wir für immer“ ist nicht nur ein großer Familienroman, sondern er wird auch auf jeder Seite vom Duft deutscher Geschichte durchzogen. Christiane Wünsche erzählt spannend, in dem sie jeden Charakter immer wieder einzeln präsentiert und man so nach und nach über alle, und deren Konstellation untereinander, immer mehr erfährt. „Aber Töchter sind wir für immer“ ist ein Buch, das man immer und immer wieder lesen möchte!

Hörbuch Aber Töchter sind wir für immer Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Auch das Hörbuch möchte man gerne immer und immer wieder hören, und das liegt auch an den drei ausgezeichneten Sprecherinnen Tanja Fornaro, Lisa Hrdina und Valerie Niehaus. 19,95 Euro. Hörprobe 5:00 Min.

Krüger, 464 Seiten; 14,99 Euro


Romy Fölck

daumen rauf

Sterbekammer

Sterbekammer

In einer abgelegenen Deichmühle wird die Leiche eines alten Mannes gefunden, der als starrköpfiger Eigenbrötler bekannt war. Als Polizistin Frida Paulsen in der Mühle auf eine verdeckte Bodenklappe stößt, ist sie zutiefst erschüttert, denn die Tür führt zu einer Kammer, die wie ein Gefängnis anmutet. Ihr Kollege Bjarne Haverkorn erinnert sich an eine junge Frau, die vor Jahren spurlos in der Marsch verschwand. Alles deutet darauf hin, dass die Entführte in der Kammer gefangen gehalten wurde …

Nach den sehr erfolgreichen Kriminalromanen „Totenweg“ und „Bluthaus“ ist „Sterbekammer“ der dritte Fall für das außergewöhnliche Ermittlerteam Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Und wieder liefert Romy Fölck einen feinen Krimi mit zahlreichen Überraschungen ab. Auch das Privatleben der Hauptdarsteller gestaltet sich weiter sehr spannend. „Sterbekammer“ – ein Kriminalroman mit dem Gütesiegel: ausgezeichnet! Sterbekammer Audio Auch als Hörbuch erhältlich bei Lübbe Audio. Der bekannte deutsche Schauspieler Michael Mendl macht aus der Geschichte wieder ein großes Schauspiel! 20,00 Euro.. Hörprobe 10:00 Min.

Lübbe, 430 Seiten; 20,00 Euro


Juan Moreno

daumen rauf

Tausend Zeilen Lüge

Tausend Zeilen Lüge

Es war der größte Fälschungsskandal seit Jahrzehnten: Ein Reporter des „Spiegel“ hatte Reportagen und Interviews aus dem In- und Ausland geliefert, bewegend und oftmals mit dem Anstrich des Besonderen. Sie alle wurden vom „Spiegel“ und seiner legendären Dokumentation geprüft und abgenommen, sie wurden gedruckt, und der Autor Claas Relotius wurde mit Preisen geradezu überhäuft. Aber: Sie waren – ganz oder zum Teil – frei erfunden. Der Autor hat, eher unfreiwillig und gegen heftigen Widerstand im „Spiegel“, die Fälschungen aufgedeckt.

Ein aufregendes und fesselndes Buch, das den Finger in die Wunde der Geschichte des deutschen Journalismus legt! Es zeigt, wie der „Spiegel“ und sein Autor Claus Relotius sich selbst und den Ruf des deutschen Journalismus schädigten. Man staunt und kann es kaum glauben, aber diese Geschichte ist dann doch wahr. Wie hat sich der renommierte „Spiegel“ der Lächerlichkeit preisgegeben? „Tausend Zeilen Lüge“ verrät es!

Rowohlt Berlin, 285 Seiten; 18,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Juliet Grames

Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna

Hoerbuch Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna Juliet Grames

Für Stella Fortuna war der Tod schon immer ein Teil ihres Lebens. Ihre Kindheit ist geprägt von merkwürdigen Unfällen – Momenten, in denen alltägliche Situationen wie das Kochen von Auberginen oder das Füttern der Schweine beinahe tödliche Folgen haben. Sogar Stellas eigene Mutter ist überzeugt davon, dass ihre Tochter verflucht ist. In ihrem ärmlichen Dorf in Kalabrien gilt Stella als seltsam: ebenso schön und klug wie frech und abweisend. Ihre innere Kraft nützt sie vor allem, um ihre kleine Schwester Tina vor den Härten des Lebens zu schützen. Doch immer wieder provoziert Stella auch den Zorn ihres Vaters Antonio, eines Mannes, der von Frauen Unterwürfigkeit verlangt. Als die Fortunas vor dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika auswandern, hofft Stella auf eine neue Freiheit – und muss erfahren, dass ihre Familie, und allen voran ihre Schwester Tina, ihr eines um jeden Preis verweigern wird: ihre Unabhängigkeit.

Mit „Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna“ hat Juliet Grames, Verlagsleiterin bei Soho Press, einen Familienroman geschrieben, der zum Teil auf ihrer eigenen italienisch-amerikanischen Familiengeschichte beruht. „Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna“ ist ein überraschender, vielschichtiger, spannender und dramatischer Familienroman, der einen mit seiner außergewöhnlichen Geschichte unweigerlich in seinen Bann zieht! Juliet Grames beweist Ideenreichtum und viel Hingabe zu ihren Figuren. Man möchte zu keiner Zeit von Stella Fortunas Seite weichen. Gabriele Blum hat viele Talente, auch als Hörbuchsprecherin weiß sie diese einzusetzen. Sie gibt der Geschichte um Stella Fortuna einen edlen Anstrich! Hörprobe 5:00 Min.

Die sieben oder acht Leben der Stella Fortuna Juliet Grames Auch als Hardcover erhältlich bei Droemer, 22,99 Euro.

Argon Hörbuch, 2 MP3 CD, 769 Minuten; 19,95 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 28.10.2019 – Nr.584


Isabel Allende

daumen rauf

Dieser weite Weg

Dieser weite Weg

Der junge, idealistische Katalane Víctor Dalmau beginnt gerade als Arzt zu praktizieren, da bricht der Bürgerkrieg aus. Seine Familie beschließt, das belagerte Barcelona zu verlassen, aber der Marsch über die Pyrenäen endet ungut. Unterdessen stirbt Víctors geliebter Bruder an der Front, erst spät erzählt er seiner hochschwangeren Schwägerin Roser, einer angehenden Pianistin aus armen Verhältnissen, davon. Und auch in Frankreich ist kein Bleiben, deshalb organisiert Víctor für Roser und sich in letzter Minute eine Überfahrt nach Südamerika. Im chilenischen Exil wächst sich ihre Verbundenheit nach und nach zu etwas Größerem aus. Ist es Liebe? Für Víctor scheint ein spätes gemeinsames Glück greifbar nahe – bis plötzlich eine weitere politische Katastrophe ihre Pläne zu vereiteln droht.

Isabel Allende entführt den Leser in die schreckliche Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, weiter nach Chile, das zum Schutzort für eine gewisse Zahl Spanier wurde, und spannt den Bogen weiter Jahrzehnte später, der die Protagonisten dann auch noch nach Venezuela führt. Der Großteil der Geschichte spielt in den Jahren 1938 – 1942, führt die Jahrzehnte fort und endet im Jahr 1994. Isabel Allende erzählt jede Figur in einer besonderen, prägnanten Weise. Zügig kommt sie voran, ohne dabei Tiefe und Glaubwürdigkeit vermissen zu lassen. Natürlich hätte man noch tiefer in das Seelenleben der Figuren blicken können oder manch Detail außen herum ausschmücken können, aber Isabel Allendes Stil ist das nicht. Für sie hat die Geschichte Vorrang und deren Entwicklung. Man hätte mit Isabel Allendes „Dieser weite Weg“ gerne einen noch viel längeren Leseweg verbringen mögen. Diese emotionale und dramatische Geschichte ist so fesselnd und flott erzählt, dass man davon gerne auch 800 Seiten gelesen hätte.

Dieser weite Weg mp3 Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Wiebke Puls lässt einen die Gefühle und Emotionen der Protagonisten spüren. Eine berauschende Lesung! 24,00 Euro.. Hörprobe 4:48 Min.

Suhrkamp, 379 Seiten; 24,00 Euro


Thomas Meyer

daumen runter

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin

wolkenbruchs waghalsiges stelldichein mit der spionin

Nach dem Bruch mit seiner frommen jüdischen Familie wird Motti Wolkenbruch von Schicksalsgenossen aufgenommen. Wie sich bald zeigt, haben die aber weit mehr als nur gegenseitige Unterstützung im Sinn: Sie trachten nach der Weltherrschaft. Bisher allerdings völlig erfolglos. Erst als Motti das Steuer übernimmt, geht es vorwärts. Doch eine Gruppe von Nazis hat das gleiche Ziel – und eine gefährlich attraktive Agentin in petto.

Thomas Meyer hat vor sechs Jahren mit „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ einen sehr witzigen Roman über das jüdische Leben geschrieben. Ich war gespannt auf die Fortsetzung, die sehr lange auf sich hat warten lassen. Das Warten hat sich nicht so gelohnt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Idee zu „Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“ liegt voll im Zeitgeist – leider. Thomas Meyer porträtiert Juden, Nazis und Co. durchaus gut pointioniert, doch irgendwie fehlte mir der Drive des Vorgängers. Intelligent und amüsant, immer wieder, ja durchaus, aber durchgängig konnte mich der Roman nicht beigeistern.

Thomas Meyer Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Sponin hörbuch Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Wiebke Puls lässt einen die Gefühle und Emotionen der Protagonisten spüren. Eine berauschende Lesung! 24,00 Euro.. Hörprobe 10:40 Min.

Diogenes, 288 Seiten; 24,00 Euro


Marc Raabe

daumen rauf

Zimmer 19

Zimmer 19Auf der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale wird zum Entsetzen aller ein Snuff-Film gezeigt. Das Opfer: die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller. Tom Babylon vom LKA und die Psychologin Sita Johanns ermitteln unter Hochdruck. Doch eine Gruppe von Prominenten um Keller mauert. Was hat der Bürgermeister zu verbergen? Und wer ist die Zeugin, die aussieht wie Tom Babylons vor Jahren verschwundene Schwester? Die Ereignisse überschlagen sich, als ein weiterer Mord passiert. Plötzlich stellt Sita Johanns fest, es gibt eine Verbindung zwischen ihr und den Opfern: Ein furchtbares Ereignis in ihrer Jugend – und die Zahl Neunzehn.

Marc Raabe zählt zu den besten Thrillerautoren Deutschlands! Mit „Zimmer 19“ stellt er das erneut unter Beweis. „Zimmer 19“ ist der zweite Fall für Tom Babylon. Marc Raabe setzt darin die Story aus „Schlüssel 17“ konsequent fort. Tom Babylon und seine Vergangenheit spielen weiter eine gewichtige Rolle, aber diesmal noch mehr die von Sita Johanns. So ist der aktuelle Fall, der praktisch im Stundentakt erzählt wird, ein gleichwertig spannender Teil der Geschichte, der andere ist der der beiden Hauptfiguren. Fiese Wendungen sind garantiert, genauso wie ein Blick zurück in düstere DDR-Geschichte. „Zimmer 19“ wird Sie überraschen und fesseln, und den Schlüssel für den Ausgang werden Sie erst ganz zum Schluss wiederfinden!

Ullstein, 519 Seiten; 14,99 Euro


Heinrich August Winkler

daumen rauf

Werte und Mächte

Werte und Mächte

Heinrich August Winklers vierbändige „Geschichte des Westens“ ist ein vielfach gerühmtes Meisterwerk der deutschen Geschichtsschreibung und mit rund 150.000 verkauften Exemplaren zugleich ein eindrucksvoller Bucherfolg. Doch nicht jeder kann die gewaltigen Dimensionen dieser vieltausendseitigen Gesamtdarstellung bewältigen. Deshalb hat der große Historiker diese einbändige Weltgeschichte geschrieben, die den Weg des Westens von den Anfängen in der Antike bis in unsere unmittelbare Gegenwart erzählt.

„Werte und Mächte“ ist ein beeindruckendes Werk, das zeigt, warum der Westen allen anderen Systemen überlegen war. Interessant und lehrreich. Auch, warum der Westen, wenn er so weitermacht, sich selbst überholt. Die Hauptthemen sind: „Die Entstehung des modernen Westens“, „Die atlantische Revolution“, „Europa und Amerika 1815 – 1850“, „Der fragmentierte Westen 1850 – 1890“, „Die Anfänge des transatlantischen Jahrhunderts 1890 – 1918“, „Demokratien und Diktaturen 1918 – 1945“, „Die bipolare Welt 1945 – 1975“, „Das Ende des Kalten Krieges 1975 – 1991“, „Das Schwinden des unipolaren Moments 1991 – 2008“ und „Der Westen auf dem Weg in die Gegenwart“.

C. H. Beck, 968 Seiten; 38,00 Euro


Samantha Cristoforetti

daumen rauf

Die lange Reise

Die lange Reise

Bis die Ingenieurin und Pilotin Samantha Cristoforetti endlich in das Raumschiff stieg, war es ein weiter Weg, den sie mit Wissbegier, Beharrlichkeit und einer Portion Glück absolvierte – als eine von nur wenigen Frauen. Sie schildert ihre Erfahrungen, von den harten Astronautenlehrjahren über die Zeit im All bis hin zur Rückkehr auf die Erde. Welche Gedanken begleiten die letzten Stunden vor dem Abflug? Womit entspannt man sich nach einem langen Arbeitstag auf der Raumstation? Wie fängt man einen Raumtransporter ein?

Ich war schon sehr gespannt darauf, wie die „lange Reise“ zusammen mit Samantha Cristoforetti ins All wohl werden würde. Atemberaubend! Bis die Astronautin überhaupt ins All durfte, war es schon ein sehr aufregender Weg. Und im All angekommen, wurde es dann noch aufregender. Man erfährt viel über die Arbeit einer Astronautin und das ganz „normale“ Leben in der Schwerelosigkeit. „Die lange Reise“ ist leider viel zu kurz!

Penguin, 495 Seiten; 24,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Thomas Gottschalk

Herbstbunt

Herbstbunt audio

Immer lief alles glatt in seinem Leben. Warum sollte sich daran etwas ändern, bloß weil Thomas Gottschalk eines Tages 60 wurde? Für die Figur gibt’s die Mayr-Kur, und Workouts gibt’s für die Fitness. Doch in der zweiten Hälfte der Sechziger wird es unerwartet rumpelig: Der Oberschenkelmuskel gibt den Geist auf; das Haus brennt ab; und nach über 40 Jahren Ehe ist das Zusammenbleiben plötzlich nicht mehr selbstverständlich.

Thomas Gottschalk landete mit seinem Lebensbuch „Herbstblond“ einen sensationellen Bestseller. Nun legt er in „Herbstbunt“ nach. Thomas Gottschalk erzählt herrlich weise, humorvoll und ehrlich über das Älterwerden, das Ankommen im Alter, das Lernen von Neuem, das auch mit über 60 noch möglich ist, und der Befriedigung, ein tolles Leben gelebt zu haben! Was er erzählt ist vielfältig, ob nun der Aufenthalt im Krankenhaus oder REHA-Zentrum, dem äußerst witzigen Zugang zur gesunden Ernährung und den passenden Lebensstil, zurück in die eigene Kindheit, zu den Wurzelen des eigen Lebens, dem Kampf mit der modernen Internetwelt und der Tommy-Liebe zu Serien, dem Liebesaus seiner Ehe und den Beginn einer neuen Liebe, den ausführlichen und dramatischen Beschreibungen, als er sein geliebtes Haus in Malibu verlor, aber gut versichert war, und noch vieles mehr. Thomas Gottschalk liest natürlich selbst. Und das ausgesprochen gut aufgelegt und mit Hingabe zu seiner eigenen Geschichte. Es wäre schön, wenn Tommy, nun im Alter, öfter mal ein Hörbuch einlesen würde. Noch ein neues Betätigungsfeld für ihn. Also Thomas Gottschalk, ab ins Hörbuchstudio! Hörprobe 1 1:00 Min. – Hörprobe 2 1:00 Mi. – Hörprobe 3 1:00Min

Herbstbunt Auch als Hardcover erhältlich bei Heyne, 20,00 Euro.

Random House Audio, 4 CDs, 287 Minuten; 20,00 Euro


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