BuchKolumne 24.06.2024 Nr. 827
Michael Kobr – Nebel über Rønne
Colombe Schneck – Paris-Trilogie
Soraya Lane – Die verheimlichte Tochter
Katharina Fuchs – Das Flüstern des Lebens
Joseph O’Neill – Godwin
Michael Kobr – Nebel über Rønne
Dichter Nebel über dem Flughafen von Rønne. Am späten Abend landet eine kleine Privatmaschine, rollt aus und stoppt am Ende der Landebahn. Doch die Türen bleiben verschlossen, niemand reagiert auf die Funksprüche des Towers. Denn – wie die Flughafensicherheit wenig später feststellen muss – alle drei Insassen sind tot, Opfer eines raffinierten Mordanschlags. Lennart Ipsen von der Bornholmer Kriminalpolizei steht zusammen mit seinen beiden Mitarbeiterinnen vor einem absoluten Rätsel: Was verband die drei Reisenden? Was genau hat sich in dem Flugzeug abgespielt? Und wer hat den Frieden auf der beschaulichen dänischen Urlaubsinsel auf so brutale Art und Weise gestört?
Michael Kobr ist die eine Hälfte des Bestseller-Duos der Kluftinger-Krimis. Doch Michael Kobr hat weitere Ambitionen im Krimi-Genre, und deshalb schreibt er nun auch solo. Sein erster Alleingang „Sonne über Gudhjem“ war das sogleich auch ein Bestseller. Nun kehrt der charmante Kommissar Lennart Ipsen in „Nebel über Rønne“ zurück. Wie schon im ersten Band der Reihe weiß Michael Kobr wieder mit einer eingängigen Krimi-Story zu überzeugen. Er baut das Storygeflecht sehr gut auf. Schlüssig arbeitet er sich voran. Die Spannung steigert sich langsam, aber stetig. Lennart Ipsen ist dabei genauso ein Sympathieträger wie seine beiden Mitarbeiterinnen Britta und Tao. Mit ihnen geht man gerne auf Verbrecherjagd. Nebenbei erfährt man auch wieder reichlich über ihr Privatleben, vor allem von Lennart und Britta, was einem die Figuren noch näherbringt. Ein perfekter Kriminalroman im Stile der großen Klassiker des Genres!
Goldmann, 414 Seiten; 24,00 Euro
Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. 24,00 Euro. „Tatort“-Kommissar Axel Milberg liefert eine ganz feine und spannende Lesung ab!
Michael Kobr – Nebel über Rønne – Hörprobe 5:58 Min.
Colombe Schneck – Paris-Trilogie
Colombe wächst in den 1980er Jahren als Kind linksliberaler jüdischer Eltern in der Pariser Bourgeoisie auf. Als sie mit 17 ungewollt schwanger wird, ist das die erste große Zäsur in ihrem Leben. Die zweite: der viel zu frühe Tod ihrer besten Freundin Héloïse, mit der sie seit der Kindheit eng verbunden war. Die beiden besuchten die besten Schulen und Universitäten, kämpften mutig gegen gesellschaftliche Erwartungen und fühlten sich dennoch weniger emanzipiert als gedacht. Warum war das so? Die dritte Zäsur ist eine unerwartet intensive Liebe, mit 50 Jahren, vielleicht die glücklichste ihres Lebens überhaupt.
„Paris-Trilogie“ – das hört sich groß und mächtig an! Ein Buch über ein Leben in Paris, prallgefüllt mit einer Lebensgeschichte über 500 Seiten. Eine große Trilogie eben. Nein, das erwartet Sie hier garantiert nicht. Sie bekommen weniger als 190 Seiten Literatur geboten in dieser „großen“ Trilogie. Wobei Literatur hier auch im Auge des Betrachters liegt. Colombe Schnecks Stil ist abgehackt und weniger einladend. Es wird nach und nach besser, aber überzeugend ist das nicht. Drei „große“ Geschichten erzählt die französische Autorin hier: „Siebzehn Jahre“, „Zwei Bürgertöchter“ und „Freischwimmen“. Eine gute Autorin hätte aus allen drei Geschichten wahrlich eine echte und große Pariser-Trilogie machen können, denn die Geschichten haben ja durchaus etwas zu erzählen. Geschichten, die magisch hätten sein können, wenn sie in besserer Form erzählt worden wären.
Rowohlt, 206 Seiten; 24,00 Euro
Soraya Lane – Die verheimlichte Tochter
Schon lange hat Ella das Gefühl, dass in ihrem Leben etwas fehlt. Es erscheint ihr wie ein Zeichen, als sie von einem ehemaligen Londoner Frauenhaus eine mysteriöse Schachtel überreicht bekommt, auf der der Name ihrer verstorbenen Großmutter steht. Die Schachtel enthält lediglich ein verblichenes Foto aus Griechenland und ein altes Notenblatt. Ella nimmt sich eine Auszeit, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Bei ihren Recherchen zu dem Notenblatt lernt sie den Pianisten Gabriel kennen, der das Lied darauf erkennt. Das Foto wiederum führt Ella auf eine kleine griechische Insel. In einem malerisch gelegenen Häuschen am türkisblauen Meer entdeckt sie nicht nur ihre lange vernachlässigte Kreativität wieder: Zusammen mit Gabriel kommt Ella ihrer tragischen Familiengeschichte auf die Spur und dem Geheimnis um eine verbotene Liebe. Kann das Erbe ihrer Großmutter Ella auch einen neuen Weg in die Zukunft weisen?
Die Reise geht weiter! Soraya Lane lässt ein weiteres Highlight ihrer „Töchter“-Reihe folgen. Nach „Die verlorene Tochter“ und „Die vermisste Tochter“ folgt nun „Die verheimlichte Tochter“. Und wieder erzählt Soraya Lane zwei spannende und emotionale Geschichten in diesem Roman. Nach Kuba im zweiten Band steht nun Griechenland im Mittelpunkt. Ein Sehnsuchtsroman, eine geniale Reihe voller Sehnsucht-Romane! Schön, schöner, am schönsten. Soraya Lane steigert sich von Roman zu Roman. Im Dezember 2024 geht es mit „Die verborgene Tochter“ schon weiter
Knaur, 375 Seiten; 12,99 Euro
Isabelle erfährt erst nach dem Tod ihrer Tante Corinna von ihrem unerwarteten Erbe – einer Kaffeeplantage in Tansania. Noch ahnt sie nicht, dass dieses Vermächtnis mehr als ein Stück Land und ein altes Farmhaus birgt, nämlich ihre zweite Chance auf ein neues, erfülltes Leben. Mitten in der atemberaubenden Natur führt das Schicksal Isabelle eines Tages mit Frank zusammen, dem Piloten einer Propellermaschine, die auf der Sandpiste ihrer Plantage landet. Und dann gibt es da noch Hannah, Corinnas 14-jährige Tochter, von der niemand in der Familie wusste.
Katharina Fuchs spürt starken und außergewöhnlichen Frauen in unterschiedlichen Jahrzehnten der deutschen Geschichte nach! „Zwei Handvoll Leben“ (1914–1953), „Neuleben“ (1950er- und 1960er-Jahre), „Unser kostbares Leben“ (1970er- und 1980er-Jahre) und „Der Traum vom Leben“ (die 1990er Jahre). In ihrem neuen Roman erzählt sie die wahre Geschichte einer späten großen Liebe. „Das Flüstern des Lebens“ flüstert Ihnen zu: lese mich! Und Ihnen wird eine große Liebesgeschichte geboten. Eine dramatische und abenteuerliche Geschichte, und eine, die Einblicke in eine besondere, und oft nicht verstanden, Welt gewährt.
Droemer, 478 Seiten; 23,00 Euro
Joseph O’Neill – Godwin
Mark Wolfe ist im Job gerade wegen „Überarbeitung“ in den Urlaub geschickt worden, als sein Bruder, ein windiger Geschäftemacher, ihn um Hilfe bittet. Er hat ein Video zugespielt bekommen: ein Ballplatz. Rote Erde. Ein Junge, der Fußball spielt wie ein Gott. Die Welt des Fußballs, sagt Geoff, ist gefährlich, aber dieser Junge ist Millionen wert. Man muss ihn nur finden. Bald schon steigt Geoff frustriert aus dem Geschäft aus. Doch Mark findet heraus, dass das Video aus Benin stammt. Und er beschließt, mit einem halbseidenen Franzosen, der den Markt der Jungtalente aus Afrika kennt, sich auf die Suche nach dem Jungen zu machen. Als der Franzose ihn übers Ohr haut und allein fliegt, kehrt Mark zurück in den Job, wo es auch Drama genug gibt. Doch eines Abends steht der Franzose vor seiner Tür. Er hat den Jungen gefunden. Er war nicht der Erste. Und er erzählt Mark eine ungeheuerliche Geschichte.
Die Fußball EM 2024 läuft! Und dazu gibt es literarisches Lesefutter. Ein Roman über die Welt von heute mit dem Blickwinkel auf die Welt des Fußballs! Und ein Roman, der noch so viel mehr ist. Joseph O’Neill erzählt eine ungeheuerliche Geschichte – ungeheuer spannend und faszinierend!
Rowohlt, 428 Seiten; 28,00 Euro