November 23, 2024

Kolumne 19.04.2021 Nr. 661

BuchKolumne 19.04.2021 Nr. 661

Daniel Speck – Jaffa Road
Emilie Pine – Botschaften an mich selbst
Bénédicte Belpois
Hingabe
Dirk Laabs
Staatsfeinde in Uniform
Dan Rouse
So locke ich Vögel in meinen Garten

 Daniel Speck – Jaffa Road

Daniel Speck -Jaffa Road

Palermo, Gegenwart: Die Berliner Archäologin Nina reist dorthin, um das Erbe ihres verschollenen Großvaters Moritz anzutreten. Dort begegnet sie ihrer jüdischen Tante Joëlle – und einem mysteriösen Mann, der behauptet, Moritz’ Sohn zu sein. Elias, ein Palästinenser aus Jaffa. Haifa, 1948: Unter den Bäumen der Jaffa Road findet das jüdische Mädchen Joëlle ein neues Zuhause. Für das palästinensische Mädchen Amal werden die Orangenhaine ihres Vaters zur Erinnerung an eine verlorene Heimat. Beide ahnen noch nichts von dem Geheimnis, das sie verbindet.

Daniel Speck versteht es ganz große Geschichten zu erzählen! Seine Romane sind große Event-Mehrteiler in Buchform. Das trifft auch auf seinen neuen Roman „Jaffa Road“ zu, der die Geschichte aus „Picola Sicilia“ spannend und ereignisreich fortsetzt. Er verbindet gleich mehrere kleine Geschichten zu einer großen mit einem süffigen Spektrum an Figuren und einem Spannungsbogen, der bis zuletzt ausgereizt wird. Es geht vorwiegend um das Leben von Moritz und wie er seine unterschiedlichen Leben gelebt hat. Aber auch prägnant ist der Teil, mit der Gründung des Staates Israel und welch blutige Spur dieser bei den Palästinensern hinterlassen hat, die von den Zionisten so aus ihren Häusern vertrieben wurden wie einst die Juden von den Nazis. Daniel Speck hat nicht nur einen spannenden Familien- und Generationen-Roman geschrieben, sondern gibt den LeserInnen auch eine Geschichtsstunde um den immerwährenden Konflikt zwischen Israel und Palästina. Nach „Bella Germania“ und „Picola Sicilia“ glänzt Daniel Speck nun auch mit „Jaffa Road“!

Fischer, 672 Seiten; 16,99 Euro

Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Luise Helm und Michael Rotschopf machen die „Jaffa Road“ auch als Hörbuch unvergessen! 19,95 Euro.

Daniel Speck -Jaffa Road_Hörbuch
Daniel Speck – Jaffa Road – Hörprobe: 3:48 Min.

 Emilie Pine – Botschaften an mich selbst

Emilie Pine - Botschaften an mich selbst

Emilie Pine spricht darüber, was es heißt, im 21. Jahrhundert eine Frau zu sein. Ein Buch über Geburt und Tod, sexuelle Gewalt und Gewalt gegen sich selbst, weiblichen Schmerz, Trauer und Infertilität. Es ist ein Buch über den alkoholkranken Vater, über Tabus des weiblichen Körpers. Und es ist trotz allem ein Buch über Freude, Befriedigung und Glück.

„Ein radikal aufrichtiges Debüt“, heißt es von Verlagsseite. Der Nummer-1-Bestseller aus Irland. Ein Buch, das mich gespalten zurückgelassen hat. Einerseits schreibt Emilie Pine über ein wichtiges Thema in einer sehr derben und klaren Sprache. Man kann fühlen und „erleben“ was sie durchlebt. Aber diese teils schonungslos gute Lektüre wechselt sich immer wieder mit belanglosem Blabla der Autorin ab. Da erzählt sie dann Sachen, die man bei einem Mädels Abend mal ausplaudern kann, das Gesagte nach diesem Abend dann aber keinen mehr groß interessiert. Gesagt, vergessen. Daher vermittelt diese Essay-Sammlung Botschaften mit viel Gewicht und andere sind dann so porös wie ein alter Schwamm.

btb, 221 Seiten; 20,00 Euro

    Bénédicte Belpois – Hingabe

Bénédicte Belpois - Hingabe

Auf einmal ist Suiza da in dem spanischen Dorf und verdreht allen Männern mit ihrer blonden Zartheit den Kopf. Angeblich kommt Suiza aus der Schweiz, genau weiß man das nicht, denn sie spricht kein Spanisch. Der einzelgängerische, etwas raubeinige Großbauer Tomás ist elektrisiert und packt sich das junge Mädchen, das sich ihm wortlos hingibt. Aber Suiza schenkt ihm nicht nur ihren Körper, sondern kümmert sich hingebungsvoll um ihn, verwandelt seinen verwahrlosten Hof in eine Wohnstatt, und gibt ihm endlich das Gefühl, zu jemandem zu gehören. Als ihre reine und tiefe Liebe bedroht ist, trifft Tomás eine fatale Entscheidung.

Die Französin Bénédicte Belopis ist Mitte 50 und Hebamme, „Hingabe“ ist ihr Debütroman, den der bedeutende französische Verlag Gallimard sofort verlegen wollte. Eine elegante Sprache und eine wilde, hemmungslose und einnehmende Geschichte! „Hingabe“ entwickelt man als LeserIn auch an dieses Buch. Die beiden Hauptfiguren sind sehr prägend in dieser Geschichte. Tomás ist ein einfacher Mann, der an Krebs erkrankt ist. An diese Krankheit hatte er auch seine Frau verloren, die er nicht richtig lieben konnte und sich deswegen Vorwürfe macht. Suiza ist ein noch einfacheres Gemüt, eine Frau, mit wenig Ansprüchen, aber starken Lebenswillen. Eine Frau, die man beeinflussen kann, das macht Tomás dann auch. „Hingabe“ ist kein erotisch-romantischer Roman, ganz und gar nicht. Manchmal derb, die Sexszene hart, und auf der männlichen Macht beruhend, regen zu Diskussionen an. Aber wenn man das dörfliche, das Umfeld sieht, in dem die Geschichte spielt, und die Charaktere der Figuren betrachtet, dann hat Bénédicte Belpois wohl auch einen Kern Wahrheit getroffen.

S. Fischer, 272 Seiten; 22,00 Euro

   Dirk Laabs – Staatsfeinde in Uniform

Dirk Laabs - Staatsfeinde in Uniform

In Deutschland zählen immer mehr Soldaten, Polizisten und Nachrichtendienstler zur rechten Szene. Menschen also, die per Amtseid geschworen haben, das Grundgesetz und die Bundesrepublik zu beschützen – und die in diesen Positionen besonders gefährlich sind. Fürs Töten ausgebildete KSK-Soldaten und Elite-Polizisten horten zu Hause massenweise Waffen sowie Munition, ihre Komplizen legen „Feindeslisten“ für den „Tag X“ an. Die rechten Verschwörer profitieren von rechtsextremen Traditionen und Überzeugungen im Sicherheitsapparat. Und das Netz ist größer als gedacht: Rechtsradikale im Staatsapparat helfen ihren Gesinnungsgenossen, bauen gemeinsam mit ihnen Netzwerke auf. Das Bündnis zwischen den Verschwörern und AfD-Abgeordneten reicht längst bis in den Bundestag.

Schockierend, beängstigend, aufrüttelnd! Dirk Laabs‘ „Staatsfeinde in Uniform“ ist ein Buch, das vielerorts Gehör finden muss. Für einen Demokraten, der Recht und Gesetz achtet, für den sind die Erkenntnisse in diesem Buch nur schwer zu ertragen. Die Hauptthemen sind: „Die Gleichgesinnten“, „An die Gewehre!“, „Der Abschirmdienst“, „Das Kommando“, „Afghanistan“, „Im Schatten“, „Feindesland“, „Die Loge“, „Echokammer“, „Die Reserve“, „Westkreuz“, „Das Merkel abknallen“, „Viribus Unitis“, „Im Bunker“, „Derin devlet – Tiefer Staat“, „Dienststelle 61“, „Feuerball“, „NSU 2.0“ und „Staatswohl“.

Econ, 448 Seiten; 24,00 Euro

  Dan Rouse – So locke ich Vögel in meinen Garten

Dan Rouse - So locke ich Vögel in meinen Garten

Schaffen Sie sich ein buntes Vogelparadies direkt vor der Haustür. Angefangen bei der Auswahl der richtigen Pflanzen zeigt Ihnen dieses Buch, wie Sie einen vogelfreundlichen Garten anlegen. Mithilfe von leicht verständlichen Anleitungen entstehen Schritt für Schritt Häuschen, Nistplätze, Teiche und Badeplätze für heimische Gartenvögel. Dieses Buch vermittelt Ihnen das notwendige Know-how, um Ihr grünes Reich zur Heimat für Gartenvögel zu machen.

Wollten Sie schon immer mal wissen, wie Sie Vögel in Ihren Garten oder auch auf den Balkon bekommen können? Dann sind Sie bei diesem leicht verständlichen Ratgeber gut aufgehoben. Er vermittelt in schönen Texten und Bildern wie Sie aus Ihrem Reich auch eines für die Vögel zaubern können. Die Hauptthemen sind: „Das Verhalten der Vögel“, „Vögel füttern“, „Nisten“, Pflanzen“, „Wasser für die Vögel“ und „Sicherheit“. Über 50 Vogel-Porträts mit Fotos und Illustrationen runden dieses Buch ab.

Dorling Kindersley, 192 Seiten; 16,95 Euro