BuchKolumne 05.04.2021 Nr. 659
Sofia Segovia – Das Flüstern der Bienen
Johannes Fried – Jesus oder Paulus
Gustaf Skördeman – Geiger
Vincent Kliesch/Sebastian Fitzek – Todesrauschen – Auris 3
David Baldacci – Downfall
Sofia Segovia – Das Flüstern der Bienen
In der kleinen mexikanischen Stadt Linares erzählt man sich noch immer von dem Tag, an dem die alte Nana Reja ein Baby unter einer Brücke gefunden hat. Von einem Bienenschwarm umhüllt, erweckt der kleine Simonopio zunächst Misstrauen bei den abergläubischen Dorfbewohnern. Doch die Gutsbesitzer Francisco und Beatriz Morales nehmen den wilden stummen Jungen bei sich auf und lieben ihn wie ihr eigenes Kind. Während die Spanische Grippe die Region trifft, und um sie herum die mexikanische Revolution wütet, lernen sie Simonopios Gabe zu vertrauen und können die Familie so vor dem größten Unheil bewahren. Doch nicht alle Bewohner der Hacienda meinen es gut mit dem Jungen.
„Das Flüstern der Bienen“ ist der erste Roman der erfolgreichen mexikanischen Autorin Sofia Segovia der auf Deutsch erscheint. Was für ein Glücksfall! „Das Flüstern der Bienen“ ist eine so faszinierende, so großartige, so wunderbare Geschichte! In Mexiko, wo er bereits 2015 erschienen ist, war er ein Bestseller, und das ist kein Wunder. Die Figuren aus dieser Geschichte wird man so schnell nicht wieder vergessen! Man erfährt zugleich auch einiges über die mexikanische Geschichte, was das Buch noch spannender macht. Die „Spanische Grippe“, die Pandemie zu Anfang des 20. Jahrhunderts, findet auch ihren Platz in diesem Buch. Erschreckend real, was man hierzu alles lesen kann, wenn man betrachtet, was die Pandemie in der Gegenwart für Schrecken verursacht. Auch nach dem Zuschlagen des Buches höre ich immer noch das Summen der Bienen. Das Buch flüstert mir zu, lese mich schnell noch einmal. Ich werde diesem Flüstern folgen.
List, 479 Seiten; 22,00 Euro
Auch als Hörbuch erhältlich bei Hörbuch Hamburg. So faszinierend der Roman, so faszinierend gut ist auch die Lesung von Uve Teschner und Reinhard Kuhnert. 22,00 Euro.
Sofia Segovia – Das Flüstern der Bienen Hörprobe – 8:28 Min.
Johannes Fried – Jesus oder Paulus
„Jesus lebt!“ Diese frohe Botschaft konnte nach Jesu Kreuzigung ganz unterschiedlich verstanden werden. Sein engstes Umfeld in Jerusalem wusste, dass er das Kreuz überlebt hatte, und bewahrte die Worte des geflohenen Meisters. Der Apostel Paulus dagegen, der dem Christus Jesus nur in einer Vision begegnet war, verkündete die wundersame Auferstehung des Gottessohnes von den Toten und hatte wenig Interesse am Leben des jüdischen Lehrers. Der Autor rekonstruiert den Konflikt auf der Grundlage der verfügbaren biblischen und außerbiblischen Quellen und zeigt, wie die Lehre des Apostels Paulus von Kreuzestod und Auferstehung die kanonischen Evangelien prägte und sich im Römischen Reich durchsetzte, während die Überlieferung der Jesus-Anhänger – festgehalten etwa im Thomas-Evangelium – in Gebiete außerhalb des Römischen Imperiums abgedrängt, verketzert und schließlich vergessen wurde.
„Jesus oder Paulus – Der Ursprung des Christentums im Konflikt“, ein Buch, ein Buchtitel der viel verspricht. Doch halten kann der große Titel dieses Versprechen nur in wenigen Fällen. Es gibt interessante Passagen in diesem Werk, aber meist ist es doch mit vielen Halbwahrheiten und unbelegten Thesen durchzogen. Der Autor scheint sich selbst der Nächste zu sein. Die Hauptthemen sind u. a.: „Hätte die Kirche ohne Auferstehungsglauben entstehen können?“, „Ein Augenzeugnis ohne theologisches Konstrukt“, „Damals und heute: Quellenkritik“, „Nach dem Grab“, „Die Spaltung der Jesus-Bewegung“, „Auf dem Weg zu den Evangelien“, „Das Evangelium des Thomas“, „Bewahrung der Erinnerung“ und „Vielfalt der Überlieferung“.
C. H. Beck, 200 Seiten; 22,00 Euro
Gustaf Skördeman – Geiger
Das Festnetz-Telefon klingelt, als sie am Fenster steht und ihren Enkelkindern zum Abschied winkt. Die 70-jährige Agneta hebt den Hörer ab. „Geiger“, sagt jemand und legt auf. Agneta weiß, was das bedeutet. Sie geht zu dem Versteck, entnimmt eine Waffe mit Schalldämpfer und tritt an ihren 85-jährigen Mann heran, der im Wohnzimmer sitzt und Musik hört. Sie setzt den Lauf an seine Schläfe – und drückt ab. Als Kommissarin Sara Nowak von diesem kaltblütigen Mord hört, ist sie alarmiert. Sie kennt die Familie seit ihrer Kindheit.
Gustaf Skördeman hat mit „Geiger“ weltweit gleich einen Hit gelandet. Die Rechte wurde in über 20 Länder verkauft. Das Projekt ist auf eine Trilogie angelegt. Und für das, was Gustaf Skördeman alles antastet, dafür braucht es auch Platz, um alles gebührend entfalten zu können. Ein Old-School-Spionage-Thriller in frischem Gewand! Dieser Story kann man sich nicht entziehen. „Geiger“ ist gespickt mit zahlreichen starken weiblichen Hauptfiguren. Härte, Kompromisslosigkeit, Tiefe, das macht die Figuren aus. Ob Polizistin Sara oder die alte Dame und liebevolle Oma Agneta, die eine Killerin wie nicht aus dem Lehrbuch ist, oder auch die vielen anderen. Ein Spionage-Thriller, bei dem fast nur Frauen mitwirken, ungewöhnlich und sehr faszinierend, denn der Autor ist ja ein Mann. „Geiger“ ist ein eiskalter Thriller mit einer Story, die es in sich hat!
Lübbe, 495 Seiten; 16,00 Euro
Auch als Hörbuch erhältlich bei Lübbe Audio. Daniela Bette-Koch, Schauspielerin und Synchronsprecherin, lässt den „Geiger“ mit ihrer Stimme sehr lebendig werden! 16,00 Euro.
Gustaf Skördeman – Geiger Hörprobe – 7:52 Min.
Seit Jahren versucht die erfolgreiche True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge die Wahrheit über das Schicksal ihres unter mysteriösen Umständen verschwundenen Bruders herauszubekommen. Moritz wurde von der Polizei erst eines abscheulichen Verbrechens beschuldigt und später von den Behörden für tot erklärt. Matthias Hegel, der berühmte forensische Phonetiker, behauptet Beweise zu haben, dass Moritz noch lebt. Doch der ebenso zwielichtige wie skrupellose Experte, der nur eine Stimmprobe braucht, um die Psyche eines Täters zu analysieren, hat Jula schon oft belogen und manipuliert. Ein letztes Mal will sie sich mit ihm treffen. Dabei kommt es zur Katastrophe: Jula und Hegel werden brutal entführt. Anscheinend gibt es noch jemanden, der Moritz aufspüren will – und um ihn zu finden, schreckt der Täter auch vor grausamster Folter nicht zurück. Beide haben ein Problem: Lösen sie gemeinsam das letzte Rätsel um Moritz, wird Julas Bruder umgebracht. Lösen sie es nicht, sterben sie selbst qualvoll in Gefangenschaft.
Nach „Auris“ und „Die Frequenz des Todes“ ist „Todesrauschen“ nun der dritte Band aus der „Auris“-Reihe um das ungleiche und sich nicht wohlgesonnene Ermittler-Duo Jula und Hegel. Ein Thriller ohne Atempause! Das Bestseller-Duo Vincent Kliesch und Sebastian Fitzek heben auch den dritten Band aus der „Auris“-Reihe auf eine erhöhte Thriller-Stufe. Das „Todesrauschen“ klingt nach!
Droemer, 352 Seiten; 12,99 Euro
David Baldacci – Downfall
Etwas ist faul in Baronville, Pennsylvania. Die alte Industriestadt scheint dem Untergang geweiht: Die Zahl der Drogentoten steigt beängstigend schnell und eine bizarre Mordserie stellt FBI-Sonderermittler Amos Decker und seine Kollegin Alex Jamison vor Rätsel. Eigentlich kann sich Decker, der nach einem Unfall vor vielen Jahren nichts vergisst, auf seine einzigartigen Fähigkeiten verlassen. Doch bei diesem Fall stößt der Memory Man an seine Grenzen. Jemand will nicht nur Decker, sondern auch die Menschen, die ihm nahestehen, aus dem Weg räumen. Denn die brutalen Morde ziehen weite Kreise ― und in dieser Stadt ist nichts, wie es scheint.
David Baldacci zählt seit über zwei Jahrzehnten zu den besten Thriller-Autoren auf diesem Planeten! Mich hat er fast immer begeistern können mit seinen Werken. Die „Memory-Man“-Reihe sind Thriller so explosiv wie Dynamit! Nach „Memory Man“, „Last Mile“ und „Exekution“ ist „Downfall“ der vierte Fall für Amos Decker. „Downfall“ ist der beste Band der Reihe! Die Story und das Setting überzeugen. Vor allem die Umgebung bringt zusätzlichen Reiz in die Geschichte.
Heyne, 525 Seiten; 22,00 Euro