BuchKolumne 02.08.2021 Nr. 676
Bernhard Hennen – Schattenelfen – Die Blutkönigin
Alisha Rai – Wenn dein Blick mich trifft
Michael Sommer – Schwarze Tage – Roms Kriege gegen Karthago
Val McDermid – Ein Bild der Niedertracht
Grazia Deledda – Schilf im Wind
Bernhard Hennen – Schattenelfen – Die Blutkönigin
Die Fürstin von Langollion herrscht über ein märchenhaft wohlhabendes und schönes Reich, das all seinen Einwohnern das persönliche Glück ermöglicht. Doch Alathaias Neider sind zahlreich – und als die Königin der Elfen selbst ihr Assassinen schickt, muss die Fürstin, um Langollion zu retten, an einen Ort reisen, von dem noch niemand lebend zurückkehrte. Verfolgt von den Häschern der Königin und beobachtet von einer dunklen Macht, bricht sie auf. Doch sie weiß, dass mindestens einer ihrer Gefährten nur darauf wartet, sie zu ermorden.
Bernhard Hennen gehört weltweit zu den absoluten Genies des Fantasy-Genres! Nun starte er eine neue Trilogie, der Beginn, „Schattenelfen – Die Blutkönigin“ übertrifft meine kühnsten Erwartungen an das Buch. Was ein Fantasy-Werk. Suchtgefahr hoch 10! Schon nach wenigen Seiten war ich vollkommen in Hennens Welt gefangen, mitgerissen von seinen sehr gut beschriebenen Charakteren und der Umgebung. Seine Erzählweise hat schon etwas von einem Thriller. Kurze Kapitel, schnelle Szenenwechsel und reichlich Action und Spannung. Was ich vor über 15 Jahren zu Bernhard Hennen geschrieben habe, trifft auch heute noch auf diesen Ausnahmeautor zu: „Bernhard Hennen erschafft eine bildgewaltige und fesselnde Welt, in die der Leser vollkommen eintaucht. Ein Fantasy-Großereignis!“. Meine Worte treffen vollkommen auch auf „Schattenelfen – Die Blutkönigin“ zu. So kann man den zweiten Teil der Trilogie kaum erwarten.
Heyne, 783 Seiten; 18,00 Euro
Alisha Rai – Wenn dein Blick mich trifft
Lübbe, 379 Seiten; 12,90 Euro
Michael Sommer – Schwarze Tage – Roms Kriege gegen Karthago
Sommer 216 v. Chr. – der Karthager Hannibal hat in einem strategischen Coup die Alpen überquert und dezimiert in einer Serie von Schlachten die römischen Truppen. Der Name „Cannae“, wo mindestens 50 000 Legionäre den Tod gefunden haben, steht wie ein Menetekel über Rom. Droht den Römern ein weiterer „dies ater“, ein neuerlicher schwarzer Tag? – Doch als die letzte Schlacht der Punischen Kriege geschlagen ist, liegt Karthago in Trümmern, und Rom beginnt seinen Aufstieg zum Weltreich. Feldherr Scipio hatte den Befehl gegeben, Karthago, die über Jahrhunderte hinweg den Gang der Geschichte am Mittelmeer maßgeblich geprägt hatte, in Schutt und Asche zu legen. Siebzehn Tage soll die antike Metropoel gebrannt haben. Die Stadt wurde damals vollständig zerstört, ihre Stätte verflucht; die überlebenden Bewohner wurden in die Sklaverei verkauft. Seinen Soldaten gestattete der Oberbefehlshaber wegzuschaffen, so viel sie eben tragen konnten. Die Epoche, die mit dem Ausbruch des Ersten Punischen Krieges 264 begann und mit der Zerstörung Karthagos ihren Abschluss fand, ist die dynamischste Phase der Geschichte nicht nur der römischen Republik, sondern der gesamten antiken Mittelmeerwelt. In ihrer machtpolitischen Architektur blieb damals buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen, und auch die innere Struktur der römischen Gesellschaft wandelte sich von Grund auf.
Michael Sommer ist mit „Schwarze Tage – Roms Kriege gegen Karthago“ ein überraschend informatives und interessantes Werk gelungen! Er stellt die Hintergründe des Konflikts und deren weitreichende Folgen der damaligen Zeit punktuell genau dar. Was etwas zu kurz kommt, ist das spannende Sachbuch-Ambiente, das einem historischen Roman nahekommt. Michael Sommers Darstellung ist oft zu wissenschaftlich und trocken, um umfänglich zu überzeugen. Einige der Hauptthemen sind: „Krieg – Macht – Bewährung: Leitfragen und -themen“, „Mittelmeer“, „Karthago“, „Sizilien“, „Rom“, „Sizilianisches Gambit“, „Der erste Krieg zwischen den Römern und den Karthagern“, „Nachkriegszeit“, „Vorkriegszeit“, „Den Krieg nach Italien tragen“, „Symploke“ und „Veteranen“.
C. H. Beck, 368 Seiten; 26,95 Euro
Was ein Hummerfischer erst für einen besonders guten Fang hält, erweist sich als neuer Fall für DCI Karen Pirie: eine männliche Leiche. Bei dem Toten handelt es sich um den Bruder eines schottischen Politikers, der vor Jahren spurlos verschwunden ist. Zur selben Zeit stößt eine Frau in der Garage ihrer kürzlich verstorbenen Schwester auf ein Wohnmobil, von dem sie nichts wusste – und auf ein menschliches Skelett. Auch dieser Fall landet auf dem Schreibtisch von Cold-Case-Expertin Karen Pirie. Akribisch und mit untrüglichem Instinkt folgt sie auch dem kleinsten Hinweis – bis in die mondäne Welt des Kunsthandels.
Val McDermid gehört ohne Frage zu den besten Krimi- und Thriller-Autorinnen! Ob nun ihre Einzelromane, die Reihe um die genialen Tony Hill und Carol Jordan oder nun auch ihre Reihe um DCI Karen Pirie. Ihre Bücher sind Magneten in den Händen ihrer LeserInnen! Das trifft auch wieder auf ihr neues Buch „Ein Bild der Niedertracht“ zu. Der mittlerweile 6. Fall für DCI Karen Pirie. Spannend, taff, mit hohem Tempo erzählt!
Droemer, 494 Seiten; 16,99 Euro
Grazia Deledda – Schilf im Wind
Auf der abgeschiedenen Insel der Granatapfelbäume und der wilden Kaktusfeigen siedelt die Erzählerin ihr archaisch anmutendes Drama um Schuld und Sühne an. Wie Schilf im Wind finden sich die Insel-Menschen vom Schicksal erfasst, geknickt, zu Boden gedrückt und zuweilen wieder aufgerichtet.
Was an Grazia Deleddas Geschichte besonders hervorsticht, sind die Natur- und Landschaftsbeschreibungen ihrer Heimat Sardinien: an den Ufern der türkisen Flüsse gelbliche Binsen, von Silberfäden umsponnen, Mandel- und Pfirsichhaine vor stahlblauem Himmel, meergrünes Schilf und Palmengestrüpp, inmitten hügeliger Flure da und dort weiße Dörfer mit Glockentürmen, zerfallenes Gartengemäuer, abbröckelnde Hauswände, Überbleibsel von Höfen, dazwischen heilgebliebene Katen, und hoch darüber thronend eine schwarze Schlossruine. Grazia Deledda (1871 – 1936) schafft mit punktgenauen Beschreibungen eine bunte literarische Welt. Ein beeindruckender und zeitloser Klassiker der Literaturgeschichte!
Manesse, 438 Seiten; 25,00 Euro