Kolumne vom 03.12.2018
Hjorth & Rosenfeldt
Die Opfer, die man bringt
Kriminalpsychologe Sebastian Bergman hat sich damit abgefunden, dass er Kommissar Höglunds Team bei der Reichsmordkommission verlassen musste. Er widmet sich seinem Buchprojekt und hält Vorträge, einzig zu Tatortanalytikerin Ursula hat er noch Kontakt. Seine Tochter Vanja will ihn weder sehen noch sprechen. Vanja arbeitet inzwischen bei der Polizei in Uppsala, sie ermittelt in einer Vergewaltigungsserie. Als die Reichsmordkommission eingeschaltet und auch Sebastian Bergman hinzugezogen wird, trifft das Team von einst wieder zusammen: Alte Konflikte drohen zu eskalieren. Und der brutale Vergewaltiger schlägt weiter zu. Bei der Suche nach ihm verdichten sich die Hinweise, dass er seine Opfer nicht zufällig auswählt.
Von Seite eins an ist man schon im Netz gefangen, dass das Autorenduo Hjorth & Rosenfeldt für ihre Leser spannt! Vor allem die Figuren und das immer weiter gewobene Geflecht zwischen ihnen machen diese Krimireihe so ausgesprochen gut. Kriminalpsychologe Sebastian Bergmann überstrahlt natürlich alle. Er, der sexsüchtige Egoist, zeigt diesmal, dass er doch mehr Herz hat, als er zugeben will. Aber sich von allem und jedem abzuschotten lässt eben auch keinen neuen Schmerz zu. Dies trifft auch auf andere Figuren im Buch zu. Auch auf seine geliebte Tochter Vanja, die ihn eigentlich nur noch hasst. Aber auch wie das Autorenduo die Szenen aufbaut ist nahezu perfekt. Nicht lesen geht nicht! Sie erzählen auch weniger spannende Szenen so, dass man sie unbedingt lesen will. Der Vergewaltigungsfall hat kleine Schwächen und wird durch die ganzen Figurenkonstellationen eher in die zweite Reihe gedrängt. Zum Ende hin wird es aber rasant und sehr spannend.
Wunderlich, 556 Seiten; 22,95 Euro
Sarah Perry
Nach mir die Flut
An einem heißen Sommertag beschließt John Cole sein Leben hinter sich zu lassen. Er sperrt seinen Buchladen zu, den nie jemand besuchte, und verlässt London. Nach einer Autopanne sucht er Hilfe, verirrt sich und gelangt zu einem herrschaftlichen, aber heruntergekommenen Anwesen. Dessen Bewohner empfangen ihn mit offenen Armen – aber hinter der seltsamen Wohngemeinschaft steckt ein Geheimnis. Sie alle kennen seinen Namen, haben ein Zimmer für ihn vorbereitet und beteuern, schon die ganze Zeit auf ihn gewartet zu haben.
Sarah Perry konnte mir ihrem zweiten Roman „Die Schlange von Essex“ in ihrer Heimat England einen Überraschungserfolg feiern. Nun erscheint auch ihr Debüt „Nach mir die Flut“ auf Deutsch. Die Geschichte hörte sich für mich sehr vielversprechend an. Ich hatte eine Vorstellung, was mich erwarten würde. Ein schaurig spannender Roman mit vielen Überraschungen! Doch leider bekam ich davon fast gar nicht geboten. Der Roman ist spannungsarm, langatmig und mit seltsamem Personal ausgestattet. Wenig, was einem an diesem Roman hält. Sarah Perrys Setting, und wie sie es beschreibt, das ist gelungen. Wenn in dieser gelungen Atmosphäre nun auch noch eine spannende Geschichte eingebettet gewesen wäre, dann würde man „Nach mir die Flut“ auch behalten und nicht in die Fluten werfen wollen.
Eichborn, 269 Seiten; 24,00 Euro
Sabine Ebert
Schwert und Krone – Zeit des Verrats
Aachen, März 1152. Gerade wurde Friedrich, der bisherige Herzog von Schwaben und künftige Barbarossa, zum König gekrönt und will das von Kriegen zerrüttete Land erneuern. Verbündete gewinnt er, indem er ihnen Land und Titel zusagt, gegen Feinde geht er mit eiserner Hand vor. Doch vom ersten Tag an hat er eine starke Fürstenopposition gegen sich, der missfällt, dass auf einmal die welfische Partei vom König bevorzugt wird. Zudem sammelt der neue König neue, junge Verbündete um sich wie den skrupellosen Rainald von Dassel. Die alten Markgrafen Albrecht der Bär und Konrad von Meißen fürchten um ihre Macht. Sie riskieren alles und verlieren viel. Und mittendrin in diesem gnadenlosen Kampf um die Macht stehen junge Frauen wie Hedwig, die künftige Markgräfin von Meißen, und die schöne Beatrix von Burgund, der Barbarossa sofort mit Haut und Haaren verfällt …
Sabine Ebert setzt mit ihrem „Schwert-und-Krone“-Epos erneut Maßstäbe im historischen Roman! Nach ihrer erfolgreichen „Hebammen“-Reihe führt sie die hohe Qualität daraus nahtlos mit ihrem Barbarossa-Epos fort. Nach „Meister der Täuschung“ und „Der junge Falke“ ist „Zeit des Verrats“ der dritte Band daraus. Die Entwicklung der Figuren und der Geschichte ist atemberaubend und sie lässt einen nicht mehr los. Sabine Ebert schaffte es, dass man sich ganz schnell in der von ihr so wunderbar beschriebenen historischen Welt verliert. Wer Sabine Ebert liest, bekommt Geschichte unheimlich fesselnd dargeboten!
Knaur, 653 Seiten; 19,99 Euro
Nicolas Lieven
Skrupellos
10 Jahre nach der Finanzkrise und 25 Jahre nach dem Erscheinen von „Nieten in Nadelstreifen“ sind Verantwortungsgefühl und Vorbildcharakter noch immer Mangelware. Die Skandale um Volkswagen, Deutsche Bank, Ergo und Co. zeigen, dass sich trotz vollmundiger Versprechen nichts geändert hat. Dieses Buch zeigt: Fehlverhalten ist teils schon Normalzustand. Krisen haben ihren bedrohlichen Charakter verloren. Manager nutzen sie aktiv um interne Restrukturierungen zu rechtfertigen und Forderungen in der Politik und der Öffentlichkeit durchzusetzen.
Nicolas Lievens „Skrupellos“ ist ein rasanter Ritt durch einen Wirtschaftszirkus, der niemanden zum lachen bringen wird. Wut, Enttäuschung, Bitterkeit, das sind einige der Gefühle, die einen während der Lektüre überkommen. Man erfährt u. a.: „Je schlechter die Kreditwürdigkeit, desto günstiger der Preis“, „Air Berlin; Absichern gegen den Absturz“, „Sal. Oppenheim: Ende einer Historie“, „Der Fall Steinhoff: ohne Skrupel“, „Gefakte Prozesse: moralisch zweifelhaft“, „Sind Frauen die besseren Männer?“, „Legal, illegal, scheißegal“, „Was wäre, wenn … alle ihre Steuern zahlen“, „Grauer Kapitalmarkt: blauäugige Sparer blauäugige Politik“.Econ, 336 Seiten; 18,00 Euro
Robert Gerwarth
Die größte aller Revolutionen
Die deutsche Revolution von 1918 – sie gilt noch heute als gescheitert. Eine verpasste Chance, die den Weg zum Aufstieg der Nazis und zur Katastrophe ermöglichte. Ein Fehlurteil, wie der Autor zeigt. Nicht nur zerschlug die Revolution die autoritäre Monarchie der Hohenzollern, sie schuf auf erstaunlich unblutige Weise den ersten deutschen demokratischen Nationalstaat. Das Buch schildert die dramatischen Ereignisse zwischen den letzten Kriegsmonaten 1918 und dem Hitlerputsch 1923 und beschreibt dabei, wie grundlegend und nachhaltig die Novemberrevolution Deutschland veränderte. Denn wer das Geschehen nur vom Ende her betrachtet, ignoriert, wie sehr die Zukunft damals offen war.
Der Zeithistoriker Robert Gerwarth, derzeit Professor für Moderne Geschichte am University College in Dublin, hat schon mehrere hoch geachtete Werke verfasst, darunter auch eine Biographie über Reinhard Heydrich. „Die größte aller Revolutionen“ ist ein spektakuläres Buch zum Thema! Auch wer schon viel über die Revolution von damals gelesen hat, wird mit diesem Buch neue interessante Aspekte hinzugewinnen. Folgende Hauptkapitel sind u. a. enthalten: „1917 und die Revolution der Erwartungen“, „Der Matrosenaufstand“, „Showdown in Berlin“, „Imperiale Nachbeben“, Herausforderungen für die Demokratie“, Kampf der Radikalisierung“, „Torpedierung von außen; Versailles“.Siedler, 384 Seiten; 28,00 Euro
Hörbuch der Woche
Min Jin Lee
Ein einfaches Leben
Anfang des 20. Jahrhunderts erliegt die jugendliche Sunja, geliebte Tochter eines koreanischen Fischers, dem Charme eines reichen Fremden. Er verspricht ihr die Welt, aber sie lässt sich nicht kaufen; als sie schwanger wird, erfährt sie, dass er verheiratet ist. Wenn das Herz bricht, muss der Kopf die Entscheidungen treffen, und so weist sie den Vater ihres Sohnes zurück und nimmt das Heiratsangebot eines sanften, kränklichen Pfarrers an, der auf dem Weg nach Japan ist. Sunja weiß nicht, dass sie mit dieser Entscheidung eine dramatische Geschichte lostritt, die Folgen hat für alle weiteren Generationen …
Was für ein großer Roman! Eine Geschichte die einen mitreißt, begeistert, traurig, aber auch freudig stimmt. So voller Dramatik, Spannung und unvergesslichen Momenten. „Ein einfaches Leben“ ist ganz und gar kein einfacher Roman, sondern einfach großartige Literatur! In den USA war „Ein einfaches Leben“ von der in New York lebenden Min Jin Lee ein großer Bestseller. Hervorragend gelesen von Gabriele Blum. Sie spürt mit ihrer Stimme den Emotionen, Gefühlen und Motivationen der Figuren auf den Grund. Hörprobe
Auch als Hardcover erhältlich bei dtv, 24,00 EuroDer Hörverlag, 2 MP3 CDs, 1.054 Minuten; 24,00 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 10.12.2018 – Nr.538
Lawrence Block (Hrsg.)
Das Mädchen mit dem Fächer
In „Das Mädchen mit dem Fächer“ erzählen großteils bekannte Autoren Geschichten nach einem Kunstwerk. Die Geschichten gelten nicht nur einem berühmten Künstler und seinen Gemälden. Vielmehr wurde jeder der Autoren gebeten, eine Story zu einem Gemälde oder einem Kunstwerk seiner Wahl zu schreiben. Herausgekommen ist eine Sammlung von Geschichten, in denen sich der Bogen von den Höhlenmalereien von Lascaux über Michelangelo, Hieronymus Bosch und Auguste Renoir bis hin zu René Magritte und Salvador Dalí spannt.
Als ich vor einiger Zeit „Nighthawks“ in die Hand nahm, wusste ich schon sehr bald, dass es sich hier um ein ganz außergewöhnliches Erzählwerk handelt. In dem Buch, das der Amerikaner Lawrence Block zusammengestellt hat, schreiben bekannte Autoren Geschichten nach einem Bild von Kultmaler Edward Hopper. Kann man dieses Werk toppen? Nein. Aber man kann es ergänzen. Das ist nun mit „Das Mädchen mit dem Fächer“ geschehen. Hier schreiben wieder zahlreiche Autoren eine Geschichte zu einem Gemälde eines großen Künstlers. Enthalten sind unter anderem: Jill D. Block mit Art Frahms „Sicherheitsregeln“, Lee Child mit Auguste Renoirs „Vase mit Chrysanthemen“, Nicholas Christopher mit Paul Gauguins „Das Mädchen mit dem Fächer“, Michael Connelly mit Hieronymus Boschs „Der Garten der Lüste“, Warren Moore mit Salvador Dalis „Der Apotheker von Ampurdan“, David Morrell mit Vincent van Goghs „Zypressen“, Joyce Carol Oates mit Balthus’ „Die schönen Tage“. „Das Mädchen mit dem Fächer“ ist großartige literarische Kunst! In vielfacher Form. Wie schon „Nighthawks“ muss man auch dieses außergewöhnliche Erzählprojekt einfach lieben!
Droemer, 351 Seiten; 29,99 Euro
Matteo Civaschi / Matteo Pavesi
Großes Kino in 5 Sekunden
Mit den bekanntesten Szenen aus den besten Kinofilmen aller Zeiten und den Biographien großer Kinomeister von Hitchcock bis Spielberg wird die Geschichte des Films zu neuem Leben erweckt. In den kongenial gestalteten Piktogrammen wird jeder Film zum Rätsel, jede Seite zu einem spannenden Leinwanderlebnis.
Die Italiener Matteo Civaschi und Matteo Pavesi haben versucht das ganz große Kino in absolut minimalistischer Form darzustellen. Und sind damit großteils gescheitert. Für Cineasten ist dieses Buch eher eine Beleidigung. Aber man kann es, wenn man kein Cineast ist, auch positiv sehen: denn in so verkürzter Form hat man selten über Hollywood, das große Kino und Filme gelesen oder einfach nur geblättert. Im ersten Teil des Buches wird u. a. auf das große Kino und das Heimkino eingegangen, bevor dann die Filmklassiker der Autoren, über deren Auswahl man auch sehr geteilter Meinung sein kann, in 5 Sekunden erklärt werden. Mit wenigen Strichmännchen und Symbolen. Die Idee ist eigentlich nicht schlecht, aber die Umsetzung und die Filmauswahl haben mir nicht gefallen.
Fischer, 224 Seiten; 12,00 Euro
Amelie Fried
Paradies
Petra freut sich auf eine Auszeit ganz für sich, ohne Haushalt, Kinder, Mann und Job. Ihren Sehnsuchtsort findet sie auf einer spanischen Insel, bei einer Seminarwoche im herrlich gelegenen Hotel Paraíso mit Selbsterfahrung, Körperarbeit, Meditation und Yoga. Dort trifft sie auf die anderen Teilnehmer der Gruppenreise, darunter Anka, Suse und Jenny, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und Geheimnisse haben, die nicht nur Petras Leben aus den Fugen heben. Als auch noch ein Sturm die Hotelgäste einschließt und ein Entkommen von der Insel unmöglich macht, kochen die Emotionen innerhalb der Gruppe lebensgefährlich hoch. Am Ende wird aus dem Meer eine Frauenleiche geborgen.
Amelie Fried schreibt gehobene Unterhaltungsliteratur! Seit fast zwei Jahrzehnten ist sie eine Institution. Jedes ihrer Bücher habe ich mit großer Begeisterung gelesen. Schon nach wenige Seiten ist klar, auch ihr neuer Roman „Paradies“ ist wieder ein Hochkaräter! Es geht um die Liebe und das Leben, um das Streben nach Glück, alleine, aber vor allem in einer Beziehung. Wie funktioniert eine Beziehung zwischen Frau und Mann? Es gibt so viele Fallstricke, wie Amelie Fried anhand der vier Hauptpersonen beschreibt. Eine Beziehung darf nie zur Selbstverständlichkeit werden, sondern jeder Partner sollte sich immer bewusst sein, wie wichtig der andere ist. Das Leben zeigt leider, dass Menschen sich gravierend ändern können und damit Versprechungen von einst nur noch Makulatur sind. Das trifft auch auf Freundschaften zu. Auch um die geht es in „Paradies“. Und auch die Selbstfindung, sein eigenes Ich finden, den richtigen Weg für sich im Leben einschlagen, bekommt Platz in diesem Buch. „Paradies“ ist paradiesische, dramatische und spannende Unterhaltungsliteratur!
Heyne, 432 Seiten; 17,00 Euro
James R. Hansen
Aufbruch zum Mond
Am 21. Juli 1969 hält die Welt den Atem an: Neil Armstrong setzt als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. So berühmt Armstrong dadurch wurde, so wortkarg und scheu trat er in der Öffentlichkeit auf. Der Autor gewährte er erstmals exklusiven Zugang zu privaten Dokumenten und persönlichen Quellen. Von Armstrongs Kindheit bis zum unfassbaren Ruhm durch die Apollo-11-Mission und Armstrongs Beteiligung an der Untersuchung der Challenger-Katastrophe – First Man erzählt das Leben eines Mannes, dessen „kleiner Schritt“ Geschichte schrieb.
„Aufbruch zum Mond“ ist die faszinierende Biografie eines faszinierenden Mannes! James R. Hansen bringt dem Leser das Leben und Wirken dieses so bekannten und zugleich unbekannten Mannes auf eindrucksvolle Weise nahe. Das Buch diente auch als Vorlage für die Verfilmung mit Hollywoodstar Ryan Gosling. In Amerika war der Film, gemessen an den Produktionskosten, ein Flop, das bringt aber nicht die Qualität des Films und am Ende auch des Buches zum Ausdruck.
Heyne, 509 Seiten; 12,99 Euro
Zack Scott
Apollo – Der Wettlauf zum Mond
Eines der ehrgeizigsten Unternehmen der Menschheit: das Apollo-Programm der US-Raumfahrt-Behörde NASA. Es startete 1961 mit der Ankündigung von US-Präsident John F. Kennedy, bis zum Ende der 1960er-Jahre einen US-Astronauten auf den Mond und wieder zurück zur Erde zu bringen. Am 21. Juli 1969 war es soweit: Die Mondlande-Fähre Eagle setzte auf dem Mond auf, und wenige Stunden später betrat der amerikanische Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Dies war der Höhepunkt des Apollo-Raumfahrtprogramms, das rund 400.000 Menschen beschäftigte und 120 Milliarden Dollar kostete. Die Mondlandung war zugleich ein weltweites Fernsehereignis; sie wurde von mehr als 500 Millionen Menschen live am Bildschirm verfolgt.
Wenn man „Aufbruch zum Mond“ gelesen hat, der kann mit „Apollo – Der Wettlauf zum Mond“ sein Wissen über die Apollo-Missionen mit diesem Buch komplettieren. Zack Scott zeigt in seinem Buch detailliert und u. a. mit Grafiken und Schaubildern wie die Apollo-Missionen verlaufen sind, und wer die Besatzung auf den Missionen waren. Insgesamt haben 12 Astronauten der NASA den Mond betreten. Für Raumfahrtliebhaber ein Buch, auf das sie nicht verzichten sollten. Und auch ein schönes Weihnachtsgeschenk!Droemer, 166 Seiten; 28,00 Euro
Hörbuch der Woche
Haylen Beck
Ohne Spur
Audra Kinney flieht mit ihren zwei kleinen Kindern vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Mit dem Auto will sie zu einer Freundin nach San Diego, ans andere Ende der USA. Doch mitten in der Wüste von Arizona wird sie von der Polizei angehalten. Im Kofferraum ihres Wagens findet der Sheriff ein Päckchen Marihuana, das Audra noch nie gesehen hat. Alle Unschuldsbeteuerungen sind zwecklos – sie wird verhaftet. Und was dann kommt, hätte sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Denn plötzlich sind ihre Kinder verschwunden. Der Sheriff behauptet, Audra sei allein im Wagen gewesen. Die Welt hält Audra für eine Mörderin. Und ihr Wort steht gegen das des Sheriffs. Kein Mensch glaubt ihr. Bis auf einen.
Thriller-Gott Harlan Coben liebt diesen Thriller! Das alleine sagt schon einiges über über das Buch von Haylen Beck aus. Und tatsächlich hat der Bestsellerautor recht, denn „Ohne Spur“ wird Sie als Leser in der Spur halten. Ein temporeicher Thriller, der vor unerwarteten Wendungen nur so strotzt und mit starken Figurenzeichnungen aufwarten kann! Man kann die Motive der Handlanger der Bösen verstehen, auch wenn es weht tut, und vor allem leidet man natürlich mit Audra und ihren Kindern mit. Auch wenn für den erfahrene Thrillerleser relativ schnell klar ist, warum man die Kinder entführt hat, so trübt, dass das Thriller Erlebnis aber nur sehr geringfügig. Shenja Lacher gibt dem Stoff den extra Kick. Er liest nicht nur vor, sondern er spielt die Figuren, fühlt sie mit viel Leben aus. Hörprobe
Auch als Taschenbuch erhältlich bei dtv, 9,95 Euro.Der Hörverlag, 1 MP3 CD, 494 Minuten; 9,99 Euro
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Kolumne vom 17.12.2018 – Nr.539
Nele Neuhaus
Muttertag
Im Wohnhaus einer stillgelegten Fabrik wird eine Leiche gefunden. Es handelt sich um den ehemaligen Betreiber des Werks, Theodor Reifenrath. Im Hundezwinger im Garten machen Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein eine grausige Entdeckung: Neben einem fast verhungerten Hund liegen menschliche Knochen verstreut und die Spurensicherung fördert immer mehr schreckliche Details zutage. Reifenrath lebte sehr zurückgezogen, seit sich zwanzig Jahre zuvor seine Frau Rita das Leben nahm. Im Dorf will niemand glauben, dass er ein Serienmörder war. Rechtsmediziner Henning Kirchhoff kann einige der Opfer identifizieren, die schon vor Jahren ermordet wurden. Alle waren Frauen. Alle verschwanden an einem Sonntag im Mai. Pia ist überzeugt: Der Mörder läuft noch frei herum. Er sucht sein nächstes Opfer. Und bald ist Anfang Mai.
Der nächste Krimi-Kracher aus der Feder von Bestsellerautorin Nele Neuhaus! Wer hier nicht dem Krimi-Fieber erliegt, der ist in diesem Genre falsch. Nele Neuhaus beweist mit „Muttertag“ erneut, warum sie zu Recht eine so gefeierte Bestsellerautorin ist. Sie hat wieder einen extrem spannenden Fall ersonnen. Der Muttertagskiller hat es in sich, seine Motive sind perfekt herausgearbeitet. Und der Fall bekommt für Pia dann auch noch eine ganz persönliche Note, die Pia unter Strom setzt. Nele Neuhaus ist die deutsche Elizabeth George! Ihre großen Kriminalgeschichten um die Kultermittler Pia Sander und Oliver von Bodenstein erinnern immer mehr an die Romane der Weltbestsellerautorin. Akribisch ausgearbeitete Fälle, starke Figurenzeichnungen, spannende und aktuelle Fälle.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Hörbuch Hamburg. Wie gewohnt eine perfekte Lesung von Julia Nachtmann! 22,00 Euro. HörprobeUllstein, 552 Seiten; 22,00 Euro
Steffen Jacobsen
Hybris
Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Sie hat eine Schusswunde am Rücken, und ihre Kleider sind von Salzwasser durchtränkt. Kurz vor ihrem Tod hat sie sich ihren Namen und ihr Geburtsdatum in die Haut geritzt. Ein versteckter Hinweis auf den Täter? Kommissarin Lene Jensen übernimmt den Fall. Unterdessen wird Ermittler Michael Sander mit der Suche nach einer spurlos verschwundenen Geigerin betraut. Die Wege von Jensen und Sander kreuzen sich, und sie kommen einem Verbrechen auf die Spur, das an Grausamkeit kaum zu überbieten ist.
Der Däne Steffen Jacobsen, der Chirurg und Autor ist, hat mit seiner Reihe um Kommissarin Lene Jensen und Ermittler Michael Sander bisher beachtliche Erfolge gefeiert. „Trophäe“, „Bestrafung“ und „Lüge“ hießen die ersten drei Thriller, „Hybris“ ist nun der vierte Band der Reihe. Wenn man die ganze Reihe betrachtet, sollte man als Fan skandinavischer Thriller diese zu lesen durchaus in Betracht ziehen, allerdings fällt „Hybris“ unter den vier Romanen etwas ab. Das liegt einerseits am Thema, das mich nicht groß begeistert hat, so auch an der wenig spannenden Umsetzung. Die Geschichte hat seine spannenden Momente, ja, aber zu wenige, um einen in Windeseile die Seiten umblättern zu lassen.
Heyne, 384 Seiten; 14,99 Euro
Peter Prange
Eine Familie in Deutschland – Zeit zu hoffen, Zeit zu leben
Seit Generationen leben die Isings im Wolfsburger Land, fernab der Welt und doch mitten in Deutschland. Alles verändert sich für die Familie, als auf Hitlers Befehl eine gigantische Automobilfabrik entstehen soll, um den „Volkswagen“ zu bauen. Kinderärztin Charly und Filmproduzentin Edda, Autoingenieur Georg und Parteisoldaten Horst – sie alle müssen sich entscheiden: Mache ich mit? Beuge ich mich? Oder widersetze ich mich? Mut, Verzweiflung, Verrat und Liebe im Zeichen des Nazi-Regimes: bewegend schildert Bestseller-Autor Peter Prange die deutsche Jahrhundert-Tragödie und den Weg einer Familie, deren Mitglieder so unterschiedlich sind, wie Menschen nur sein können.
Peter Prange übertrifft sich wieder einmal selbst! Er zeigt mit „Eine Familie in Deutschland“ warum er zu den größten deutschen Geschichtenerzählern gehört. Ein Roman wie ein funkelnder Diamant! Hochkarätige Geschichte, hochkarätige Charaktere, hochkarätige Spannung. Seine Schilderung der damaligen Zeit lassen einen das, was geschehen ist, hautnah miterleben. Man wird Teil der Familie Ising, stellt sich selbst immer wieder die Frage, wie hätte ich in dieser oder jener Situation gehandelt und entschieden. Die von Peter Prange entworfenen Charaktere sind durchweg Figuren mit Ecken und Kanten. Das macht die Geschichte so lebendig. Dies ist das erste Buch „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben – 1933 – 1939“. Der zweite Band „Am Ende die Hoffnung“ erscheint im Herbst 2019.
Scherz, 669 Seiten; 22,00 Euro
Stefan Mair, Dirk Messner, Lutz Meyer (Hrsg.)
Deutschland und die Welt 2030
Wann wird Chinas Wirtschaft die Welt dominieren? Was bedeutet es für Europa, wenn sich die Bevölkerung Afrikas bis 2050 verdoppelt haben wird? Wie verändert sich die politische Struktur Europas und was passiert mit unseren Küstenregionen, wenn der Meeresspiegel ansteigt? Mit welchen digitalen Angriffen müssen wir künftig umgehen und wie beherrschen wir die digitalen Parallelwelten, die durch künstliche Intelligenz entstehen? Wie sehen Kriege in Zukunft aus? Werden wir als Deutschland und Europa mit unseren Ideen und unserer Kultur in der neuen Weltordnung eine maßgebliche Rolle spielen?
Mehr als 40 deutsche und internationale Experten zeichnen mit einer Projektion der Entwicklungen ein Gesamtbild unserer Zukunft, schreibt der Verlag. Und ja, dieses Werk setzt Maßstäbe in Sachen Zukunftsaussichten und wie wir damit umgehen sollen und müssen. Man kann dieses Buch mit Freude oder mit Angst lesen. Doch wir können die Zukunft nicht aufhalten, nur das Beste daraus machen. Für Interessenten des Themas ist dieses wuchtige Werk auch ein schönes Weihnachtsgeschenk!
Econ, 413 Seiten; 68,00 Euro
C. E. Morgan
Der Sport der Könige
Henry Forge und seine Tochter Henrietta haben einen Traum: Sie wollen das beste Rennpferd aller Zeiten züchten. Die Familie Forge gehört zu den ältesten und einflussreichsten Pferdezüchterdynastien von Kentucky. Doch als Allmon Shaughnessy auf der Farm anheuert, ein ehrgeiziger junger Schwarzer, und sich Henrietta in ihn verliebt, werden Kräfte freigesetzt, die seit Jahrhunderten das Leben in den Südstaaten bestimmt haben und immer noch machtvoll sind. Angst, Vorurteile und sexuelles Verlangen, Rassismus und Wut, die Kluft zwischen Arm und Reich, Unterdrückung, Gewalt.
„Der Sport der Könige“ erregte in den USA großes Aufsehen, wurde von zahlreichen US-Medien zum besten Buch des Jahres gekürt, mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet und kam 2017 auf die Shortlist des Pulitzerpreises. Liebhaber guter Literatur, großer Geschichten, der amerikanischen im Besonderen, und Pferden werden „Der Sport der Könige“ in ihr Leserherz schließen! Das Buch ist sehr lesefreundlich im Großdruck gedruckt. Eher selten in normalen Verlagsprogrammen anzutreffen, aber sehr erfreulich.Luchterhand, 951 Seiten; 28,00 Euro
Hörbuch der Woche
Moritz Matthies
Guten Morgen, Miss Happy
Die meisten Hundebesitzer glauben zu wissen, was ihr treuer Freund denkt. Walter, ein Familienvater Anfang 50, findet es heraus: Seine Hündin, Miss Happy, spricht mit ihm, jeden Morgen, unter vier Augen. Und sie hat nicht nur ihre ganz eigene Sicht auf die Welt, sondern auch immer gleich eine Meinung parat. Zu Diäten, Fake News, Hundehotels, Diktaturen, Selbstbaumöbeln, Versicherungsfragen oder der Rangordnung im Familienrudel …
Wollten Sie immer schon mal mit Ihrem Hund über den Alltag diskutieren? In „Guten Morgen, Miss Happy“ macht Walter genau das mit seiner Labrador Hündin Miss Happy. Für Hundefreunde ein Spaß mit Schmunzeleffekt! Moritz Matthies widmet sich vielen brennenden Fragen zwischen Hund und Mensch. Von der Hundeschule und dem Hundeflüsterer bis zum Alleinsein, von der Langeweile bis zur Bespaßung, von der Aufgabe für einen Hund bis zum besten Schlafplatz für ihn, von der Versorgung und Pflege bis zur großen Liebe und dem Tod. „Guten Morgen, Miss Happy“ ist pures Vergnügen! Ronald Zehrfeld ist ein großartiger Schauspieler. Er spielt u. a. meinen Namensvetter in der ZDF-Krimiserie „Dengler“. Und er macht aus diesem Hörbuch ein noch größeres Vergnügen, denn er gibt Miss Happy einen lakonischen Ton und Walter einen fast dauerhaft fragenden. Eine charmante Lesung durch und durch! Anzumerken ist noch, dass es Ronald Zehrfelds erste Lesung überhaupt ist und er mit Freude anmerkt, dass er nun Blut geleckt hat und gerne mehr Hörbücher einlesen würde. Bitte Herr Zehrfeld, kommen Sie bald wieder auf die Hörbuchbühne! Hörprobe
Auch als Hardcover erhältlich bei Rowohlt, 12,00 Euro.Argon Hörbuch, 4 CDs, 276 Minuten; 16,95 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 24.12.2018 – Nr.540
Walter Isaacson
Leonardo da Vinci
Leonardo da Vinci schälte das Fleisch von Schädeln, um die Gesichtsphysiognomie zu erkunden, zeichnete die Muskulatur der Lippen nach – und malte erst dann das einzigartige Lächeln der Mona Lisa! Er studierte, wie Lichtstrahlen auf die Hornhaut treffen ‒ und schaffte dadurch die wechselnden Perspektiven in seinem Gemälde „Das Abendmahl“. Leonardos lebenslanger Enthusiasmus, Grenzen zu überschreiten, faszinierte bereits die einflussreichen Familien in Florenz und Mailand und gilt bis heute als wegweisendes Rezept für Kreativität und Innovationen. Der Autor zeigt dabei auf, dass Leonardos Genialität auf Fähigkeiten basierte, die jeder von uns in sich trägt und stärken kann: etwa leidenschaftliche Neugier, aufmerksame Beobachtung oder spielerische Einbildungskraft. Leonardo erinnert uns bis heute daran, wie wichtig es ist, nicht nur ständig neues Wissen zu erlangen, sondern dieses auch immer wieder zu hinterfragen, der Fantasie freien Raum zu lassen und abseits festgelegter Muster zu denken.
Eine spektakuläre Biographie über das Universalgenie Leonardo da Vinci! Ich habe schon zahlreiche Werke über das Leben und Wirken des Meisters gelesen, aber die Biographie von Walter Isaacson, Autor der Weltbestseller-Biographie über Steve Jobs, hat mir noch einmal einiges Neues und einiges aus einem anderen Blickwinkel aufgezeigt. Der Verlag Propyläen hat sich auch ins Zeug gelegt und den Text in eine wunderschöne Buchform gebracht. Folgende Schwerpunktthemen sind unter anderem enthalten: „Kindheit“, „Lehrjahre“, „Leonardos Notizbücher“, „Hofunterhalter“, „Der vitruvianische Mensch“, „Der Reiterstandbild“, „Der Wissenschaftler“, „Vögel und Fliegen“, „Die mechanischen Künste“, „Die Natur des Menschen“, „Das Letzte Abendmahl“, „Michelangelo und die verlorenen Schlachten“, „Die Welt und ihre Gewässer“, „Die Mona Lisa“.
Propyläen, 752 Seiten; 38,00 Euro
Petra Oelker
Die Brücke zwischen den Welten
Konstantinopel, anno 1906: In der pulsierenden Metropole am Bosporus begegnen sich Orient und Okzident, die Geschäfte der zahlreichen Europäer gehen gut. Ludwig Brehm, aus Hamburg angereist, um im Handelshaus Ihmsen & Witt alles über Orientteppiche zu lernen, ist fasziniert von dieser schillernden Welt – und von der zarten Engländerin Edie, der Ehefrau des Inhabers Richard Witt. An ihrer Seite erkundet Ludwig die Stadt, begleitet von der so schönen wie geheimnisvollen Milena, Pariserin mit russischen Wurzeln und undurchsichtigen Verbindungen. Doch dann kündigt sich Besuch aus Hamburg an, und Ludwigs neues Leben droht ihm zu entgleiten. Denn niemand weiß, dass auch er nicht der ist, der er zu sein vorgibt …
Petra Oelker gehört vor allem mit ihren historischen Romanen in Deutschland zu den hervorstechenden Autorinnen! Sie hat großartige Romane verfasst, darunter auch der 10-bändigen Rosina-Zyklus. Ihr neuer Roman „Die Brücke zwischen den Welten“ hörte sich vielversprechend an. Auch das Setting hat mich angesprochen. Leider füllt Petra Oelker die tolle Zeit, in der der Roman spielt, und die schön beschriebene Umgebung nicht mit einer eben so schönen und spannenden Geschichte. Sie verliert sich zu oft in Dingen, die die Geschichte nicht voranbringen. Zudem fehlt ein roter Faden, der einen gefesselt am Buch hält. „Die Brücke zwischen den Welten“ – ein Buch zwischen gut und schlecht.
Wunderlich, 491 Seiten; 19,95 Euro
Judith Lennox
Das Haus der Malerin
Surrey, 1970: Rose Martineau führt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Walton-on-Thames ein beschauliches Leben. Doch die Idylle wird durch zwei unerwartete Ereignisse bedroht. Zum einen erbt sie ein Haus in den dichten Wäldern von Sussex, das ursprünglich ihrer bislang vollkommen unbekannten Großtante Sadie gehört hatte – einer Künstlerin, die eines Tages spurlos verschwand. Wer war diese Frau, und warum wurde nie von ihr erzählt? Zum anderen bringt ein Medienskandal Roses Bilderbuchehe ins Wanken. Rose stürzt sich in Nachforschungen über Sadie und geht nach und nach einem düsteren Familiengeheimnis auf den Grund.
Die englische Bestsellerautorin Judith Lennox gehört zu den renommiertesten Romanautorinnen der Gegenwart! Ihren Geschichten kann man sich einfach nicht entziehen. So auch nicht ihrem neuen Bestseller „Das Haus der Malerin“. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Alleine das erzeugt schon viel Spannung, wenn man es beherrscht. Judith Lennox tut es. Genauso wie die Weltbestsellerautorinnen Lucinda Riley und Kate Morton. Wer von diesen Geschichten nicht genug bekommen kann, sollte unbedingt auch „Das Haus der Malerin“ lesen! Und was Judith Lennox in diese zwei Geschichten packt lässt einen als Leser nicht mehr los – Krimi, Drama, Liebesgeschichte.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Osterwold Audio. Cathlen Gawlich und Judith Lennox = wunderbarer Hörgenuss! 20,00 Euro. HörprobePendo, 477 Seiten; 20,00 Euro
Aileen Burford-Mason
Was das Gehirn essen will
Wussten Sie, dass unser Gehirn den zehnfachen Energieverbrauch unserer restlichen Organe hat? Daher liegt es nahe, dass es selbst bei ausgewogener Ernährung nicht immer die Unterstützung bekommt, die es bräuchte, um sein gesamtes Potential voll ausschöpfen zu können. Die Autorin schildert wirkungsvolle Ernährungsprogramme und erläutert die angemessene Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln, die sicherstellen, dass wir unsere geistige Leistungsfähigkeit aufrechterhalten können – von der Schwangerschaft bis ins hohe Alter.
Ein Buch, das Ihre Gesundheit und ihr Leben besser machen kann! Die führende Ernährungswissenschaftlerin Aileen Burford-Mason erklärt in einem angenehmen Ton, wie sie ihr Lebensgewohnheiten langsam ändern sollten, um dadurch mehr für sich und auch ihr Gehirn zu tun. Folgende Hauptthemen sind enthalten: „Das Gehirn – eine Betriebsanleitung“, „Wenn das Gehirn streikt“, „Zurück zum Anfang“, „Wie das Gehirn ein Leben lang hält“, „Strategieplanung“.
Klett-Cotta, 375 Seiten; 17,95 Euro
Thomas Darnstädt
Verschlusssache Karlsruhe
Die Archive des Bundesverfassungsgerichts waren so verschlossen wie die des Vatikans. Nun endlich sind die alten Akten der großen Prozesse um die junge Demokratie des Grundgesetzes zugänglich. Die Karlsruher Papiere illustrieren, wie hinter den Kulissen um die Grundwerte der neuen Verfassung gerungen wurde – und wie auf den Trümmern eines Staates, der von Rassenhass und Kriegsgeschrei geprägt war, eine freiheitliche Gesellschaft entstehen konnte, die sich der Menschenwürde und dem Frieden verschrieben hat.
Ein äußerst spannender Blick hinter die Kulissen des Bundesverfassungsgerichts! Spannend zu lesen. Thomas Darnstädt präsentiert dem Leser folgende acht Fälle: „KDP-Verbot“, „Gleichberechtigung“, „Elfes-Urteil“, „Homosexuellen-Verfolgung“, Lüth-Urteil“, „Fernseh-Streit“, „Spiegel-Affäre“ und „§218-Streit“. Nach der Lektüre sieht man das Bundesverfassungsgericht mit anderen Augen.Piper, 412 Seiten; 24,00 Euro
Hörbuch der Woche
Dr. med. Yael Adler
Darüber spricht man nicht
Yael Adler ist Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten und als solche täglich mit Tabuthemen ihrer Patienten konfrontiert. Seien es Inkontinenz, Erektionsstörungen, Unfälle mit Sexspielzeug, Körpergeräusche – Frauen und Männer suchen bei ihr den ärztlichen Rat und vertrauen sich auch darüber hinaus an. Yael Adler weiß, was die Menschen beschäftigt. Körpertabus gibt es bei ihr nicht.
Ein Buch, ein Hörbuch wie eine Befreiung! Endlich spricht mal eine Autorin aus, was viele sich nicht anzusprechen, geschweige denn darüber Fragen zu stellen trauen. Die Körperwissenslücken, die so manche bisher hatten, werden mit diesem Buch und Hörbuch alle geschlossen. Bestsellerautorin Yael Adler erzählt lakonisch und detailliert über so vieles. Vom Haar bis zum Zeh, es wird nicht ausgelassen. Von Schuppen bis zur Warze am Fuß. Von dem, was hinten rauskommt und dem, was vorne alles beim Sex, und auch ganz ohne Sex, alles passieren kann. Von der Haut und ihren vielen Möglichkeiten, positiv wie negativ. Und noch so vieles mehr! Während des Zuhörens wird einem bewusst, was ja auch vorher schon klar war, was der Mensch für ein Wunderwerk ist. Die bekannte Schauspielerin Tessa Mittelstaedt liest diesen nicht ganz einfachen Text mit einem Augenzwinkern. Ein Hörbuch mit hohem Lerneffekt! Hörprobe aller 4 CD’s
Auch als Paperback erhältlich bei Droemer, 16,99 Euro.Argon Hörbuch, 4 CDs, 315 Minuten; 19,95 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 31.12.2018 – Nr.541
Daniel Beer
Das Totenhaus
In endlosen Kolonnen zogen sie auf monatelangen Märschen gen Sibirien: die Verbannten des Zarenreichs. Männer, Frauen und Kinder, ganze Familien waren es, die unter extremen Bedingungen in sibirischen Arbeitslagern schuften mussten. Die Eishölle musste besiedelt, die Rohstoffe sollten ausgebeutet werden – eine riesige Aufgabe, die nur mit verurteilten Sträflingen zu bewältigen war. Das Buch erzählt vom Alltag, von Verzweiflung und Hoffnung der Menschen, die oft nichts anderes verbrochen hatten als Kritik an der Herrschaft der Zaren zu üben – wie Dostojewski oder Lenin. Und er zeigt, wie in diesem Mikrokosmos von liberalen Intellektuellen eine Keimzelle der Revolution von 1917 entstand: Viele der Verbannten wurden zu Trägern dieses Umsturzes, der das Zarenreich zu Fall brachte.
Über die Russische Revolution habe ich schon zahlreiche Bücher gelesen. So war es für mich spannend zu erfahren, einen ausführlichen Bericht darüber zu lesen, was einer der Vorboten war, die zur Revolution führten. Und das zeigt der Historiker Daniel Beer in seinem Buch „Das Totenhaus“ eindrucksvoll und eindringlich auf. „Das Totenhaus“ ist eine spannende und sehr interessante Lektüre! Man spürt das Leid der Menschen hautnah, was sehr schmerzvoll ist, und man erfährt viel über Sibirien und dessen Besiedelung. Eine gewollte und ungewollte Besiedelung. Das Buch enthält unter anderem folgende Schwerpunktthemen: „Ursprünge der Verbannung“, „Die Minen von Nertschinsk“, „Die Dekabristenrepublik“, „Die Gefängnisfestung“, „General Kuckucks Armee“, „Die Insel Sachalin“, „Die Peitsche“, „Der schrumpfende Kontinent“, „Der Schmelztiegel“.
S. Fischer, 624 Seiten; 28,00 Euro
Hao Jingfang
Wandernde Himmel
2096: Die Erde hat eine Kolonie auf dem Mars gegründet, um neuen Lebensraum zu erschließen. Doch die will unabhängig sein: Während die Mars-Bewohner den Raubtierkapitalismus der Erde verdammen, halten die Erdenmenschen den roten Planeten für ein System unkontrollierter Alleinherrschaft. Zur Verständigung zwischen den Völkern sendet der Mars hundert Jahre später einige Jugendliche auf die Erde – darunter auch die kürzlich verwaiste Luoying, eine Enkelin des Mars-Machthabers. Ihr Bruder bleibt zurück. Fünf lange Jahre dauert es, bis die nun erwachsene Frau den loyalen und erfolgreichen Rudy in der roten Heimat wiedersieht. Die Weltenwanderin Luoying muss sich entscheiden: Für oder gegen das starre System – mit möglicherweise tödlichen Konsequenzen nicht nur für sie selbst.
Die hübsche Chinesin Hao Jingfang fällt auf. Sie ist nicht nur beruflich blitzgescheit, sondern hat auch als Autorin Erfolge zu feiern. Sie gewann den Hugo Award, einer der wichtigsten Preise für Science-Fiction-Literatur, und ihre Bücher verkauften sich in China schon über eine Million Mal. Gespannt war ich auf ihr neuestes Werk „Wandernde Himmel“. Die Idee dazu klang gut, leider ist die Umsetzung sehr langatmig geworden. Großes Spannungspotenzial darf man nicht erwarten, eher schon einen philosophischen Science-Fiction-Roman, der trotz Zukunftsliteratur Bezug auf das heutige China nimmt. Und die Frage stellt: Welches System ist erstrebenswerter, Kapitalismus oder Sozialismus? Wer es sehr ruhig mag in diesem Genre, der kann dem Roman vielleicht etwas abgewinnen, aber sonst wird man es schwer haben mit den über 700 Seiten.
Rowohlt Polaris, 726 Seiten; 16,99 Euro
Erin Kelly
Vier. Zwei. Eins.
Im Sommer 1999 erleben Kit und Laura eine totale Sonnenfinsternis in Cornwall. Beide sind jung und verliebt. Dann glaubt Laura etwas gesehen zu haben. Eine brutale Vergewaltigung. Doch der Mann bestreitet alles. Die Frau schweigt. Seine Aussage gegen die von Laura. Monate nach der Gerichtsverhandlung steht die Frau plötzlich vor Lauras und Kits Tür. Schleicht sich auf merkwürdige Weise in ihr Leben. Nur Kit scheint zu sehen, was Beth Taylor wirklich ist: eine Bedrohung. 15 Jahre später leben Laura und Kit unter falschem Namen an einem geheimen Ort. Etwas liegt noch immer im Dunklen, Laura fürchtete es, und sie ahnt, dass sie nur einen Teil des Bildes sieht. Doch dann steht Beth Taylor plötzlich vor Lauras Tür. Und jetzt drängt die Wahrheit mit aller Macht ans Licht …
Ein Thriller mit Nervenkitzel-Garantie! Der Nervenkitzel zieht sich aus dem hervorragenden Aufbau der gut durchdachten Story Die Geschichte wird aus den Sichtweisen von Laura und Kit erzählt. Das erzeugt zusätzlich Spannung. Und Erin Kelly wechselt nicht nur die Figuren ab, sondern die Geschichte wird auch noch auf zwei Zeitebenen erzählt. Gegenwart und Vergangenheit wechseln ab und lassen den Leser immer mehr von den Figuren und den wahren Geschehnissen erfahren. „Vier. Zwei. Eins“ – Meins! Ein Buch, das Sie so schnell nicht wieder hergeben wollen. Mit einem Ende, das einen umhaut.
Scherz, 476 Seiten; 14,99 Euro
Lydia Conradi
Tausend Nächte und ein Tag
1899, ganz Berlin ist im Orient-Fieber, denn der Archäologe Robert Koldewey hat soeben das mythische Babylon aus dem Wüstensand gegraben. Auch die junge Senta ist den jahrtausendealten Kulturen verfallen, doch als Frau ist ihr der Zugang versperrt. Sie beschließt, eine eigene Expedition auszustatten, begleitet von dem Assyriologen Winfried, der sie liebt, und dem undurchschaubaren Briten Christopher. Auf der strapaziösen Reise in das umkämpfte Land zwischen den Strömen brodeln gefährliche Leidenschaften. Die Lage spitzt sich zu, als die Gruppe von Beduinen als Geiseln genommen wird. Einzig Faysal, der Sohn des Sheik, sieht in den Europäern mehr als ein Faustpfand.
Eine berauschende und spannende Geschichte, die einen in eine andere Zeit entführt und nach und nach verführt! Mit „Tausend Nächte und ein Tag“ ist der deutschen Autorin Lydia Conradi ein prächtiger Roman gelungen. Sie beschreibt die Zeit von damals genau und man fühlt sich als Teil der Geschichte.
Pendo, 477 Seiten; 20,00 Euro
Yella Cremer
Yoni Massage
Besserer Sex? Heilsame Berührungen, die echte Intimität und neue Lust entstehen lassen? Yoni-Massage ist ein wundervoller Weg dorthin. Bei dieser Form der Genitalmassage steht die Frau im Mittelpunkt. Der Partner kann ihr mit liebevollem Abenteuergeist helfen, ihr erotisches Potenzial neu zu entdecken, alte körperliche und emotionale Wunden zu heilen, sich ihm tiefer hinzugeben und mehr Spaß am Sex zu haben als je zuvor.
Männer aufgepasst! Dieses Buch sollten Sie sich kaufen, wenn Sie Ihrer Freundin oder Frau einen echten sexuellen Mehrwert bieten wollen. Unter anderem sind folgende Themen enthalten: „Tantrische Grundlagen der Yoni-Massage“, „Deine innere Haltung für die Yoni-Massage“, „Grundlagen der Anatomie“, „Gute Kommunikation“, „Die Vorbereitungen“, „Mögliche Positionen“, „Vorbereitende Ganzkörpermassage“, „Die Knospe öffnen“, „Den Tempel betreten“, „Yoni-Selbstmassage“.
Arkana, 251 Seiten; 20,00 Euro
Hörbuch der Woche
S. K. Tremayne
Mädchen aus dem Moor
Seit man ihr gesagt hat, sie habe im Dartmoor Selbstmord begehen wollen, scheint Kath Redways Leben langsam, aber sicher in einen finsteren Abgrund zu trudeln: An den Vorfall selbst kann sie sich nicht erinnern, auch die Woche davor scheint aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Kath glaubt, sie sei glücklich gewesen, doch verhält ihr Mann Adam sich nicht seltsam abweisend? Welches Geheimnis verbirgt ihr Bruder vor ihr? Und was treibt ihre kleine Tochter Lyla nachts draußen im Moor? Verliert Kath den Verstand – oder ist sie einer furchtbaren Wahrheit auf der Spur?
Der Titel „Mädchen aus dem Moor“ klingt zwar gut, hat mit der eigentlichen Geschichte aber wenig zu tun. Doch das ist fast schon das größte Manko an diesem Psychothriller. „Mädchen aus dem Moor“ lebt von der Atmosphäre des Dartmoors, das der Engländer S. K. Tremayne sehr anschaulich beschreibt, und von dem großen Geheimnis, das sich über das ganze Buch spannend hinweg trägt. Ein reißerischer Psychothriller erwartet einen nicht, sondern eine ruhige, aber die Spannung haltende Story. Das Ende ist überraschend, aber auch der Weg dorthin glänzt mit einigen Überraschungen. S. K. Tremayne ist der Autor der Erfolgsthriller „Stiefkind“ und „Eisige Schwestern“. Vera Teltz liest die ruhigen Momente stimmungsvoll, zieht aber an, wenn die Spannung steigt. Eine Lesung passend zur Geschichte – es wird nie langweilig. Hörprobe 10 Min.
Auch als Paperback erhältlich bei Knaur, 14,99 Euro.Argon Hörbuch, 6 CDs, 439 Minuten; 19,95 Euro
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