November 21, 2024

Kolumne vom 02.10.2017

Kolumne vom 02.10.2017 – Nr.476


Ken Follett

daumen rauf

Das Fundament der Ewigkeit

Das Fundament der Ewigkeit

Kingsbridge, 1558. Ned Willard wünscht sich nichts sehnlicher, als Margery Fitzgerald zu heiraten. Doch ein Konflikt entzweit sie, und Ned verlässt Kingsbridge, um für die protestantische Prinzessin Elizabeth Tudor zu arbeiten. Als diese wenig später Königin wird, wendet sich ganz Europa gegen England. Um in dieser heiklen Situation früh vor Mordkomplotten, Aufständen und Angriffen der konkurrierenden Mächte gewarnt zu sein, baut die scharfsinnige Monarchin mit Neds Hilfe den ersten Geheimdienst des Landes auf. Die kleine Gruppe geschickter Spione und mutiger Geheimagenten ermöglicht es Elizabeth I. in den nächsten fünfzig Jahren, an ihrem Thron und ihren Prinzipien festzuhalten. Die Liebe zwischen Ned und Margery scheint verloren zu sein, denn von Edinburgh bis Genf steht ganz Europa in Flammen …

Ken Follett ist einer der weltbesten Autoren! Sein Können Geschichten zu erzählen ist einmalig. Mit „Das Fundament der Ewigkeit“ setzt er nach seinen überragenden „Die Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“ seine historische „Kingsbridge“-Saga fort, auch wenn die Verbindung zu den anderen Romanen nur lose ist. „Das Fundament der Ewigkeit“ überzeugt wieder mit seinem historischen Detailreichtum und seinen lebensnahen Charakteren, die den Leser sofort für sich einnehmen. Das 16. Jahrhundert erwacht vor den Augen des Lesers zum Leben und er ist mittendrin im äußerst fesselnden Geschehen. Wer sich packend unterhalten lassen will, der muss den neuen Ken-Follett lesen!

Lübbe, 1.168 Seiten; 36,00 Euro


Paul Grote

daumen runter

Am falschen Ufer der Rhône

Am falschen Ufer der Rhône

Côtes-du-Rhône und Châteauneuf-du-Pape: zwei Weinbaugebiete, links und rechts der Rhône. Zwei Brüder, Winzer am jeweils anderen Ufer der Rhône. Als einer der beiden stirbt, geht man zunächst von einem Unfall aus. Aber Simone Latroye, Praktikantin auf dem Weingut des toten Winzers, hat Zweifel. Sie bittet ihren Patenonkel Martin Bongers, heute Winzer in Bordeaux, um Hilfe. Der ehemalige Frankfurter Weinhändler kommt sofort. Er weiß, wozu Ehrgeiz, Neid und Habsucht einen Menschen treiben können …

Paul Grotes Weinkrimis zergehen dem geschätzten Leser auf der Zunge! Normal ist das so. Mit seinem neunen Roman „Am falschen Ufer der Rhône“ gelingt ihm das nur sehr selten. Ein Weinkrimi aus Paul Grotes Feder ist kein Thriller mit atemloser Spannung, das weiß man, aber das selbst der Krimi bis fast zu Hälfte des Buches gar keiner ist, das ist doch schon sehr enttäuschend. Selbst von normaler Krimispannung keine Spur. Paul Grote erzählt und erzählt und erzählt, aber es passiert nichts wirklich Wichtiges. Das Ganze wirkt etwas selbstverliebt. Wenn man diesen mit den ersten von Paul Grotes Weinkrimis vergleicht, dann ist der Abfall schon groß.

dtv, 430 Seiten; 12,95 Euro


John Boyne

daumen rauf

Der Junge auf dem Berg

Der Junge auf dem BergAls Pierrot seine Eltern verliert, nimmt ihn seine Tante zu sich in den deutschen Haushalt, in dem sie Dienst tut. Aber dies ist keine gewöhnliche Zeit: Der zweite Weltkrieg steht unmittelbar bevor. Und es ist kein gewöhnliches Haus: Es ist der Berghof – Adolf Hitlers Sommerresidenz. Schnell gerät der Junge unter den direkten Einfluss des charismatischen Führers. Um ihm seine Treue zu beweisen, ist er zu allem bereit – auch zum Verrat.

Der Ire John Boyne hat mit „Der Junge im Pyjama“ einen Weltbestseller geschrieben, sechs Millionen Mal verkauft, in 40 Sprachen übersetzt. Nun kehrt er mit „Der Junge auf dem Berg“ wieder in die Zeit um den 2. Weltkrieg zurück. Und wieder ist ihm eine Geschichte gelungen, die den Leser auffordert, genau „hinzuhören“. Wie wird aus einem Jungen mit normalen Ansichten plötzlich ein ganz anderer, weil die Umgebung und die Umstände es ihm möglich machen, davon erzählt „Der Junge auf dem Berg“. Ich war sehr gespannt auf dieses Buch und wurde nicht enttäuscht! Das Buch ist zugleich auch eine Mahnung an die Menschen von heute, die dem dummen und einfachen Populismus verfallen. Doch leider werden viele davon gar nicht fähig sein, diese Buch zu lesen oder nicht den wahren Kern erkennen. Das ist leider auch Realität. „Der Junge auf dem Beg“ ist in einer einfachen Sprache erzählt, die es auch für die jungen Leser leicht macht das Buch zu lesen und es zu verstehen.

Fischer, 304 Seiten; 16,99 Euro


Elisabeth Herrmann

daumen rauf

Stimme der Toten

Stimme der Toten Buch Judith Kepler ist Tatortreinigerin. In einem großen Berliner Bankhaus ist ein Mann in die Tiefe gestürzt. Unfall oder Selbstmord? Judith entdeckt Hinweise, die Zweifel wecken. Als sie die Polizei informiert, ahnt sie nicht, welche Lawine sie damit lostritt: Sie gerät ins Visier einer Gruppe von Verschwörern, die planen, die Bank zu hacken. Ihr Anführer ist Bastide Larcan, ein ebenso mächtiger wie geheimnisvoller Mann, der Judith zur Zusammenarbeit zwingt. Denn er kennt Details aus ihrer Vergangenheit, die für sie selbst bis heute im Dunklen liegen.

Elisabeth Herrmann gehört zu den herausragendsten Krimiautorinnen Deutschlands! Ihre Werke landen jedes Mal auf der Bestsellerliste und werden hervorragend vom ZDF verfilmt. Nun liegt ihr neuer Krimi „Stimmen der Toten“ vor. Nach „Zeugin der Toten“ ist es der zweite Roman um die Tatortreinigerin Judith Kepler. Elisabeth Herrmann spinnt die Geschichte um Judith Kepler packend fort! Dazu gesellt sich eine nicht weniger packende, hochaktuelle Story, die dem Leser spannende Krimilesestunden bescheren.

 

Stimme der Toten

Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Nina Petri ist Deutschlands Thriller-Vorleserin Nr. 1! Sie liest den neuen Elisabeth Herrmann Krimi auf ihre gewohnt toughe Art. 19,99 Euro. Hörprobe: der Hörverlag.

Goldmann, 537 Seiten; 20,00 Euro


Jens Henrik Jensen

daumen rauf

Oxen – Das erste Opfer

Oxen Das erste Opfer

Niels Oxen, ein schwer traumatisierter Elitesoldat, zieht sich in die Einsamkeit der dänischen Wälder zurück, um seinen inneren Dämonen zu entkommen. Doch bei einem nächtlichen Besuch des Schlosses Nørlund wird er zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall: Hans-Otto Corfitzen, Exbotschafter und Gründer eines Thinktanks, wurde auf dem Schloss zu Tode gefoltert. Oxen gerät in die Fänge des dänischen Geheimdienstes. Seine einzige Chance: Zusammen mit der toughen Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck muss er die wahren Täter ausfindig machen. Die Spuren führen zu einem übermächtigen Geheimbund.

„Oxen – Das erste Opfer“ ist der Beginn einer Thriller-Trilogie. Das Buch war in Dänemark ein Nr.-1-Bestseller und wurde von Presse und Leser gleichermaßen gefeiert. Ein Thriller wie ein Donnerschlag! Eine harte Story mit angekratzten Helden, die schon im ersten Teil der Trilogie Lust auf mehr macht. Jens Henrik Jensen ist ein neuer skandinavischer Thriller-Autor, den man sich merkten sollte!

dtv, 461 Seiten; 16,90 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Lize Spit

Und es schmilzt

Und es schmilzt audio

Mit geschlossenen Augen hätte Eva damals den Weg zu Pims Bauernhof radeln können. Sie könnte es heute noch, obwohl sie viele Jahre nicht in Bovenmeer gewesen ist. Hier wurde sie zwischen Rapsfeldern und Pferdekoppeln erwachsen. Hier liegt auch die Wurzel all ihrer aufgestauten Traurigkeit. Dreizehn Jahre nach dem Sommer, an den sie nie wieder zu denken wagte, kehrt Eva zurück in ihr Dorf – mit einem großen Eisblock im Kofferraum.

Direkt, klar, kühl, und trotzdem einfühlsam in den Figurenzeichnungen, das ist Lize Spits Besteller „Und es schmilzt“. Wer die Romane von Charlotte Roche mochte, wird auch „Und es schmilzt“ von der Belgierin Lize Spits mögen. Vorzüglich geht es in der Geschichte darum, wie Teenager ihre Körper erforschen. Lize Spits spart nicht mit klaren Beschreibungen, die von Eva bis ins kleinste Detail dargeboten werden. Wahrscheinlich hatte der Roman deshalb in Belgien so ein großes Echo, war bei uns mit Charlotte Roche ja nicht anders. „Und es schmilzt“ verbindet diese körperliche Direktheit mit einem Drama, alleine wegen dem, wäre der Roman aber sicher kein Bestseller in Belgien geworden. Anna Thalbach hat die genau passende Stimme für diese Geschichte. Sie hat etwas Kindliches, und so passt es sie zu Eva, der Erzählerin der Geschichte, sehr gut. Hörprobe: luebbe.de

Und es schmilzt

 

Auch als Hardcover erhältlich bei S. Fischer, 22,00 Euro.

 

Lübbe Audio, 6 CDs, 375 Minuten; 19,99 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 09.10.2017 – Nr.477


Jo Nesbø

daumen rauf

Durst

Durst

Ein Serienkiller findet seine Opfer über die Dating-App Tinder. Die Osloer Polizei hat keine Spur. Der einzige Spezialist für Serientäter, Harry Hole, unterrichtet an der Polizeihochschule, weil er mehr Zeit für seine Frau Rakel und ihren Sohn Oleg haben möchte. Doch Holes alter Chef Mikael Bellmann setzt Hole unter Druck. Die schlimmsten Befürchtungen werden wahr, als tatsächlich eine weitere junge Frau verschwindet, ausgerechnet eine Kellnerin aus Holes Stammlokal. Und der Kommissar kann nicht länger die Augen davor verschließen, dass der Mörder für ihn kein Unbekannter ist.

Jo Nesbø ist wieder ein Thriller gelungen, der Maßstäbe setzt! Fesselnd, modern, hart, detailreich. Bis Harry Hole wirklich in Szene gesetzt wird, dauert es etwas. Zuerst sind andere Charaktere am Werk. Und die Charaktere sind auch die ganz großen Stärken des Romans. Fast jede Figur hat Jo Nesbø gut ausgearbeitet, auch den veränderten Harry Hole. Mancher Fan der Serie wird sich vielleicht wundern, aber Harry hat sich einfach weiterentwickelt, was nicht schlecht ist. Der Thriller hat auch seine ruhigeren Momente, aber Jo Nesbø schafft es, dass dem Leser nie langweilig wird. Ein Serienkiller-Thriller der anderen Art!

Durst audio

Auch als Hörbuch erhältlich bei Hörbuch Hamburg. Pointiert gelesen von Uve Teschner! 24,00 Euro. Hörprobe

Ullstein, 620 Seiten; 24,00 Euro


Rutger Bregman

daumen runter

Utopie für Realisten

Utopie für Realisten

Was sind heute die großen Ideen? Historischer Fortschritt basierte fast immer auf utopischen Ideen: Noch vor 100 Jahren hätte niemand für möglich gehalten, dass die Sklaverei abgeschafft oder die Demokratie wirklich existieren würde. Doch wie begegnen wir den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, des Familienlebens, des gesamten globalen Gefüges? Der Autor meint, wir müssen es wagen, das Unmögliche zu denken, denn nur so finden wir Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Er meint auch, dass das bedingungslose Grundeinkommen eine echte Option ist und inwiefern die 15-Stunden-Woche eine Antwort auf die Digitalisierung der Arbeit sein kann.

Ein äußerst zwiespältiges Buch! Der Autor vertritt in diesem Buch einen Grundoptimismus, der durch die Lage in unserer Welt leider überhaupt nicht der Realität entspricht. Von weltfremd zu sprechen wäre wohl richtig. Große, schwerwiegende Probleme, so denkt der junge Intellektuelle Niederländer Rutger Bregman, lassen sich doch ganz einfach lösen. Das ist eben komplett weltfremd. Jedes Land auf der Welt ist anders, gewachsene Kulturen, Strukturen und auch die Menschen kann man nicht einfach mal so ändern, wie der Autor das möchte. Ja, Weltfrieden wäre super, Arbeiten nur noch zum Spaß, auch ganz toll, aber das ist eben dann tatsächlich eine Utopie, aber nicht für Realisten, sind für weltfremde Träumer.

Rowohlt, 302 Seiten; 18,00 Euro


Chris Heath

daumen rauf

Reveal: Robbie Williams

Reveal Robbie Williams EnthüllungenWie er zum Star wurde, beschrieb Robbie Williams 2004 in seiner Autobiographie „Feel“. In seinem neuen Buch schildert er, was danach passierte. Wie er gegen Depressionen und Alkoholismus kämpfte, sich aus dem Popgeschäft zurückzog, UFOs beobachtete und die Einsamkeit suchte, wie er Ehemann und zweifacher Vater wurde und nun, nach der Versöhnung mit seinem musikalischen Partner Guy Chambers, mit seinem elften Album „The Heavy Entertainment Show“ wieder in die Öffentlichkeit zurückkehrt. Auch sein neues Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Musikjournalisten Chris Heath, der Williams in den vergangenen Jahren intensiv begleitete, ihn beim Komponieren und im Umgang mit seinen Kindern beobachtete. Daraus entstand ein intimer, unzensierter Bericht über den Robbie Williams der vergangenen zehn Jahre.

Robbie Williams gehört zu den größten lebenden Popstars! Seine Karriere hatte viele Hochs, in seinem Privatleben ging es auch mal bergab, aber Robbie hat am Ende auf allen Ebenen überzeugt, er ist beruflich weiter sehr erfolgreich, aber noch mehr privat, mit seiner geliebten Familie. Auch wenn man kein eingefleischter Robbie-Williams-Fan ist, wird einem dieses Buch gefallen, denn es zeigt ungeschminkt das Seelenleben eines großen Popstars und dazu bekommt man auch noch genügend Showbiz serviert. Dieses Buch ist ein Hit! Robbie Williams sagt, was er denkt, das können schöne, aber auch sehr nachdenkliche Dinge sein. Hier nur einer aus vielen, der mir besonders gut gefallen hat: „Ich bin verheiratet und habe meine Eier schon vor zehn Jahren bei meiner Frau abgegeben. Sie bewahrt sie in einem Einmachglas neben dem Bett auf.“

Rowohlt, 654 Seiten; 24,95 Euro


Nadeem Aslam

daumen rauf

Die goldene Legende

Die goldene Legende In dem Moment, als auf der Grand Trunk Road Schüsse zu hören sind, beginnt Nargis‘ Leben zu zerbrechen. Ihr Ehemann gelangt versehentlich ins Kreuzfeuer und stirbt, bevor sie ihm die Wahrheit über ihre Vergangenheit beichten kann. Ein Unbekannter verkündet regelmäßig Geheimnisse der Anwohner vom Minarett der örtlichen Moscheen und versetzt damit Muslime und Christen gleichermaßen in Angst. Als die Lautsprecher die verbotene Liaison ihres Nachbarn mit der Tochter des muslimischen Geistlichen aufdecken, sind die Einschläge so nah, dass Nargis handeln muss …

Der Pakistaner Nadeem Aslam, der sein Land mit 14 Jahren verlassen musste, begeisterte mit seinem letzten Roman „Der Garten des Blinden“ genauso, wie er das mit seinem neuen, den fünften aus seiner Feder, tut. „Die goldene Legende“ ist ein berauschender und aufwühlender Roman in einer berauschenden Sprache! Getragen von den drei Hauptfiguren Nargis, Helen und Imran und des – leider – immerwährenden Konflikts von Muslimen und Christen. Nadeem Aslam bringt einen sein Land Pakistan und dessen explosiven Konflikte und deren Menschen, die um ihr Recht auf Freiheit und Leben kämpfen, sehr nahe.

DVA, 414 Seiten; 25,00 Euro


Antonia Hodgson

daumen rauf

Das Sündenhaus

Das Sündenhaus

Frühjahr 1728. Auf eine »Bitte« von Englands Königin Queen Caroline reist Tom Hawkins, mit allen Wassern gewaschener Gentleman, zum Herrenhaus von John Aislabie in Yorkshire. Doch die ländliche Idylle entpuppt sich für Tom schnell als Hexenkessel: Die Queen wird von Aislabie erpresst, denn der ehemalige Schatzkanzler war mitverantwortlich für den größten Finanzskandal des 18. Jahrhunderts. Aislabie wiederum erhält seit einiger Zeit zunehmend blutigere Drohbriefe. Ehe Tom es sich versieht, gerät er zwischen alle Fronten und mitten hinein in einen mörderischen Racheplan.

Die Engländerin Antonia Hodgson ist der Star des historischen Kriminalromans! Nach den fesselnden „Das Teufelsloch“ und „Der Galgenvogel“ legt sie nun mit „Das Sündenhaus“ ihren dritten Roman ihrer Tom-Hawkins-Serie vor. Sie hält die hohe Qualität der ersten beiden Romane. Spannend, schaurig, detailreich und mit einem Helden wider Willen, den man einfach zugetan sein muss.

Knaur, 413 Seiten; 19,99 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Svealena Kutschke

Stadt aus Rauch

Stadt aus Rauch audio

Lucie wird in einer eisigen Winternacht in der Trave geboren, mit einer Gabe, die für die kommenden Generationen Segen und Fluch sein wird. Es ist die Geschichte einer Familie, auf die die Wirren des 20. Jahrhunderts ihre langen Schatten werfen. Von großmäuligen Denunzianten und kleinmütigen Helden, von Bürokraten des Verbrechens und Hochstaplern der Kunst, von der Verführung des Faschismus und vom Schweigen derer, die glauben, schuldlos zu sein: Die Tragödie eines ganzen Jahrhunderts spiegelt sich in der eigentümlichen Welt von Lübeck, wo Historie von Seemannsgarn kaum zu unterscheiden ist.

Ein wilder literarischer Ritt durch ein Jahrhundert! Tatsächlich kühn, aber richtig gut. Svealena Kutschke, die in Lübeck geboren ist, hat sich mit „Stadt aus Rauch“ etwas getraut und serviert dem Leser einen literarischen Hauptgewinn. Die Geschichte ist einfallsreich und elegant, und zeugt auf allen Ebenen von hoher Qualität. Sascha Icks, eine Frau mit einer herb-charmanten Stimme, haucht den Figuren ganz viel Leben ein. Ihr zuzuhören ist auch auf der zwölften CD nicht langweilig. Hörprobe: luebbe.de

Stadt aus Rauch

 

Auch als Hardcover erhältlich bei Eichborn, 24,00 Euro.

 

Lübbe Audio, 12 CDs, 860 Minuten; 24,00 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 16.10.2017 – Nr.478


Péter Nádas

daumen rauf

Aufleuchtende Details

Aufleuchtende Details

Péter Nádas ergänzt sein gewaltiges Romanwerk durch seine Lebenserinnerungen, ein ebenso persönliches wie zeitgeschichtliches Dokument. Während Nádas‘ Mutter am 14. Oktober 1942 in Budapest mit der Straßenbahn zur Entbindung fährt, liquidiert ein Einsatzkommando das Getto in Mizocz, Anne Frank zeichnet das Gewicht jedes Familienmitglieds auf, Jan Karski übermittelt in den Pyrenäen der polnischen Exilregierung Nachrichten des Widerstands, und Viktor Klemperer erhält in Dresden kein Brot. Jedes Ereignis, so Nádas, wirkt auf alle anderen Ereignisse ein – ob in der Politik oder der privaten Lebensgeschichte. Deren weitgespannten Verflechtungen folgen Péter Nádas‘ Memoiren nicht chronologisch, sondern assoziativ, wie in seinen großen Romanen. Und durch jede einzelne Episode zieht sich die geheime Frage: Wie bin ich zu dem geworden, der ich bin, wenn jede persönliche Erinnerung, jede Prägung, untrennbar mit Geschichte verstrickt ist?

Ein literarisches, sprachgewaltiges Großereignis! „Aufleuchtende Details“, die Memoiren eines Erzählers, leuchten aus den literarischen Werken dieses Herbstes hell heraus. Auf fast 1.300 Seiten erzählt der ungarische Bestsellerautor Péter Nádas von seinem bewegten Leben. Und natürlich noch von viel, viel mehr. Sonst wäre es kein echter Nádas. Der Ungar Pèter Nádas gehört zu Europas großartigsten Literaten. Wer seine mächtigen Werke „Buch der Erinnerung“ (über 1.300 Seiten) und „Parallelgeschichten“ (über 1.700 Seiten) gelesen hat weiß warum. Bei „Aufleuchtende Details“ leuchten wahrlich alle Details auf eine literarisch kostbare Art!

Rowohlt, 1.278 Seiten; 39,95 Euro


Gisa Pauly

daumen runter

Venezianische Liebe

Venezianische Liebe

Hochzeit in Venedig! Maria ist hingerissen, als ihre Tochter Amelie ihr die Vorbereitungen für das Fest überlassen will. Sie kann ja nicht ahnen, dass sie es nicht nur mit Gästelisten und Tischdekorationen zu tun bekommen wird, sondern vor allem mit ihrer Vergangenheit: Leander, der Mann, mit dem sie ein Geheimnis teilt, steht verkleidet auf dem Markusplatz und geigt! Vor zehn Jahren wurde er für tot erklärt, und jetzt verdient er sich als Straßenmusiker seinen Lebensunterhalt. Maria wirft die High Heels von sich und läuft ihm nach. Dumm nur, dass sie nicht die Einzige ist, die ihn erkannt hat. Schlimmer noch, dass es andere gibt, die ein fettes Hühnchen mit Leander zu rupfen haben …

Gisa Pauly ist mit ihren Bestsellerfolgen um ihre Heldin Mamma Carlotta vielleicht zu verwöhnt worden, denn nur so lässt sich dieser sehr schlechte Roman erklären. Nicht alles was Gisa Pauly schreibt muss auch gleich gut sein. Die Autorin hat sich mit diesem Roman ein faules Ei in ihre Vita gelegt. Der Roman steigert sich von mäßig langweilig zu richtig langweilig. Die Story wirkt zudem total unausgereift und die Charaktere sind mehr ein schlechter Witz, als witzig zu sein. „Venezianische Liebe“ ist ein Roman zum abgewöhnen, nicht um sich in ihn zu verlieben.

Pendo, 318 Seiten; 14,99 Euro


Robert Prosser

daumen rauf

Phantome

PhantomeAnisa flüchtet 1992 aus Sarajewo nach Wien. In den beginnenden ethnischen Säuberungen hat sie ihren Vater zurückgelassen – und wird ihn nie wiedersehen. Auch von ihrem Freund Jovan, einem bosnischen Serben, der zum Militärdienst eingezogen wurde, konnte sie sich nicht verabschieden. Jahrzehnte später reist Anisas Tochter Sara mit ihrem Freund auf den Spuren ihrer Mutter nach Bosnien-Herzegowina.

Der Tiroler Robert Prosser überzeugt mit seinem kurzen und harten Stil und mit einer aufwühlenden und spannenden Geschichte! Man erfährt den Horror des Krieges, wie Bosniaken, Serben und Kroaten damals zu bestialischen Kriegsschlächtern wurden, wie die Länder sich seither verändert haben, vor allem Bosnien wird im Roman behandelt, von woher Sara kommt. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen. 2015, in dem Sara und ihr Freund, ein leidenschaftlicher Sprayer, ihre Heimat Bosnien zeigt, und er die Trauer und den Schmerz auch fast 25 Jahre nach dem Krieg kennenlernt. 1992 erfährt man von Anisas Flucht und ihrem neuen Leben in Österreich und von Jovans Einsatz im Krieg und seiner Fahnenflucht erfährt. „Phantome“ ist eine vielschichtige Geschichte, die einen immer zu begeistern weiß. Robert Prosser hat es geschafft, einen literarischen Sound zu kreieren, der lange nachhallt!

Ullstein, 328 Seiten; 18,00 Euro


Harry Bingham

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Fiona – Als ich tot war

Fiona Als ich tot war Fiona Griffiths ist eine Frau voller Probleme, aber auch eine sehr gute Polizistin. Als Neuling auf dem Revier hat sie es mit einem Abrechnungsbetrug bei einem Möbelhaus zu tun. Fiona folgt der Spur des Geldes und stößt auf Leichen. Denn es geht um sehr viel Geld. Nun hat Fiona gerade erst eine Ausbildung zur Undercover-Agentin absolviert. Als Putzfrau namens „Fiona Grey“ wird sie in ein betroffenes Unternehmen eingeschleust. Auch die Betrüger erkennen schnell ihre besondere Begabung, Fiona wird Teil ihres Plans – ein gefährliches Spiel. Denn die Grenzen zwischen ihren Persönlichkeiten verfließen zunehmend.

 

Ein vielschichtiger und überraschender Kriminalroman von einem Autor, von dem man noch viel hören wird! „Fiona – Als ich tot war“ überzeugt nicht nur mit großer Spannung sondern auch mit der Heldin, die unter einer psychischen Krankheit leidet. Fiona ist eine Ermittlerin, wie man sie so aus anderen Kriminalromanen nicht kennt. Das macht Harry Binghams Krimidebüt noch außergewöhnlicher.

Wunderlich, 509 Seiten; 19,95 Euro


Chaseo Rules

daumen rauf

Die Zahlenapotheke

Die Zahlenapotheke

In diesem Buch wird die alternative Methode für ein gesünderes Leben mithilfe von Zahlen vorgestellt. Entwickelt wurde sie in Korea und basiert auf Traditioneller Chinesischer Medizin sowie den neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften. Es wurde untersucht, welche Areale im Hirn durch Aufsagen bestimmter Zahlen aktiviert werden. So entstanden Zahlenfolgen, die rhythmisch gesprochen das allgemeine Wohlbefinden des Anwenders verbessern können. Diese Methode fördert gesunden Schlaf, eine verbesserte Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit bis hin zu einer gesünderen Haut.

Auch wenn es sich zu Anfang irgendwie verrückt anhört, Zahlenfolgen sprechen und dadurch ein ausgeglicheneres Leben haben, so hat es doch einen traditionellen und erforschten Hintergrund. „Die Zahlenapotheke“ ist ein verblüffendes und kluges Buch! Ein Buch, das einen mit überraschenden Erkenntnissen ein Stück mehr Lebensqualität schenken kann. In dem handlichen Buch erzählen auch Menschen von ihren Erfahrungen mit dem Zahlenlesen. Die sind nicht weniger überraschend, als das ganze Buch selbst.

Allegria, 251 Seiten; 10,00 Euro


Hörbuch der Woche

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Kai Meyer

Die Spur der Bücher

Die Spur der Bücher Audio

London – eine Stadt im Bann der Bücher. Mercy Amberdale ist in Buchläden und Antiquariaten aufgewachsen. Sie kennt den Zauber der Geschichten und besitzt das Talent der Bibliomantik. Für reiche Sammler besorgt sie die kostbarsten Titel, pirscht nachts durch die geheimen Bibliotheken des viktorianischen Englands. Doch dann folgt sie der Spur der Bücher zum Schauplatz eines rätselhaften Mordes: Ein Buchhändler ist inmitten seines Ladens verbrannt, ohne dass ein Stück Papier zu Schaden kam. Mercy gerät in ein Netz aus magischen Intrigen und dunklen Familiengeheimnissen, bis die Suche nach der Wahrheit sie zur Wurzel aller Bibliomantik führt.

„Die Spur der Bücher“ ist das Prequel der sensationellen „Die-Seiten-der-Welt“-Trilogie. Kai Meyer präsentiert darin wieder alles, was man schon aus seiner Trilogie kennt. Das Thema um die Bibliomantik baut er hier wunderbar aus. „Die Spur der Bücher“ – spannend, ideenreich und mit fantastischen Charakteren! Von denen gibt es viele in dem Hörbuch, aber einer hat sich bei mir besonders „festgefressen“, der Besserwisser. Das ist das Google von Kai Meyers fantastischer Bücherwelt. Simon Jäger, u .a. die deutsche Stimme von Hollywoodstar Matt Damon, ist einer der besten und meistbeschäftigten deutschen Hörbuchsprecher. Er kann Thriller genauso gut wie Fantasy. Das beweist er erneut mit dem neuen magischen Werk von Kai Meyer in dieser ungekürzten Lesung. Hörprobe:  

Die Spur der Bücher

 

Auch als Hardcover erhältlich bei FJB, 19,99 Euro.

Argon Hörbuch, 2 MP3 CDs, 646 Minuten; 19,99 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 23.10.2017 – Nr.479


Dan Brown

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Origin

Origin

Bilbao. Im Guggenheim-Museum will Milliardär und Zukunftsforscher Edmond Kirsch der Weltöffentlichkeit seine bahnbrechende Entdeckung mitteilen, die zwei der fundamentalsten Fragen der menschlichen Existenz beantworten wird. Für die Religionen dieser Welt könnte das große Verwerfungen bedeuten. Auf dem Event befindet sich auch Symbolforscher Robert Langdon. Kurz bevor Kirsch seine Entdeckung preisgeben kann, wird er ermordet. Das Chaos bricht aus. Robert Langdon ist gezwungen zu flüchten, begleitet wird er von der Direktorin des Museums, und der Verlobten des Prinzen, Ambra Vidal. Gemeinsam versuchen sie nun trotzdem Kirschs Entdeckung zu knacken und der Welt zugänglich zu machen. Doch die beiden werden gejagt – bis in den Tod.

Robert Langdon ist weltweiter Kult! Egal ob als Buch oder Film, eine Figur die einen mit seinen rätselhaften Abenteuern einfach mitreißt. Nach „Illuminati“, „Sakrileg“, „Das verlorene Symbol“ und „Inferno“ setzt Weltbestsellerautor Dan Brown seiner Reihe um Robert Langdon nun mit „Origin“ fort. Die Entdeckung, die Edmond Kirsch offenbaren will ist: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer möchte das nicht wissen. Dan Brown baut geschickt Spannung auf und lässt den Leser nie ruhen, sondern er treibt ihn immer an schneller weiterzulesen. Ein Hochgeschwindigkeitsthriller par excellence! Dazu erfährt man in gewohnter Dan-Brown-Manier noch viel über Religion, Architektur, Kunst, Wissenschaft und Technik. Mit „Origin“ hat Dan Brown wieder einen Weltbestseller geschrieben!

Lübbe, 670 Seiten; 28,00 Euro


Oskar Röhler

daumen runter

Selbstverfickung

Selbstverfickung

Gregor Samsa ist ein abgehalfterter Regisseur, Ende Fünfzig, ein ramponierter Typ in einer ramponierten Gesellschaft, der sich in Konsumtempeln und Puffs herumtreibt, um seine Zeit totzuschlagen. Dabei lässt er sein verpfuschtes Leben Revue passieren. Die Tatsache, dass er es als „Kulturschaffender“ vergeudet hat, trägt nicht gerade zu seiner Freude bei. Mit Hohn und Spott macht er sich über seine Erinnerungen her, über seine falschen Freunde und Wegbegleiter, seine Scheinerfolge und naiven Ambitionen von einst und schreibt dabei seine eigene, sehr schwarze Kulturgeschichte.

Oskar Röhler ist bekannt für seine sarkastische Literatur, dazu zählt sein Roman „Mein Leben als Affenarsch“, aber auch für ruhigere Töne in „Herkunft“. In seinem neuen Werk „Selbstverfickung“ packt er die große Keule aus. Er geht durchaus gnadenlos mit der Medien- und Konsumgesellschaft ins Gericht und spart auch sonst nicht mit deutlichen Worten, doch das alles täuscht nicht darüber hinweg, dass der Roman wenig spannende Handlung hat. Er plätschert so dahin ohne einen richtig mitzunehmen. Das sieht übrigens auch der Autor selbst so. Er schreibt: „Lieber Leser, da es in dieser Geschichte nicht darauf ankommt, die Handlung voranzutreiben. Denn es gibt keine Handlung.“ Es kommen aber auch immer wieder Sätze vor, die hängen bleiben, wie dieser: „Die Grünen hatten durch die Einführung des Flaschenpfandes eine veritable Freizeitbeschäftigung ins Leben gerufen, die viele davon abhielt, sich in ihren Plattenbauwohnungen umzubringen.“

Ullstein, 262 Seiten; 20,00 Euro


Elif Batuman

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Die Idiotin

Die IdiotinNew Jersey, 1995: Selin, Tochter türkischer Immigranten, jung, hinreißend und ahnungslos, zieht aus, um in Harvard Literatur zu studieren. Die College-Wohnheime sind mit Albert Einstein-Postern und Lavalampen dekoriert, das Internet ist noch jung und die nächtlichen E-Mails, die ihr Ivan, der ungarische Mathestudent, schickt, sind ebenso bezaubernd wie unverständlich. Aber Selin manövriert sich tapfer durch die ersten Stürme der Erwachsenenjahre. Sie reist mit ihrer Freundin Svetlana nach Paris, lernt Russisch und Taekwondo – und dass die Liebe flüchtig ist.

Selin ist ein erfrischender und sympathischer Charakter, und auf sehr freundliche Art eine „Idiotin“. Sie sieht Dinge klar und einfach, aber hinterfragt auch das, was passiert. Es ist sehr angenehm mit ihr die einfachen Dinge des Lebens kennenzulernen. Selin ist keine Abenteuerin, aber trotzdem probiert sie viel aus. Der New Yorkerin mit türkischen Wurzeln Elif Batuman ist mit der klugen Selin eine junge weibliche Hauptfigur gelungen, mit der man die College-Zeit und die erste Liebe miterleben und dabei auch auf seine eigene Jugend zurückblicken kann. Die Zeit, in der die Autorin den Roman angesiedelt hat, ist auch interessant. Da Elif Batuman fast mein Jahrgang ist, und sie die Geschichte so angesiedelt hat, das Selif praktisch das Alter der Autorin zu dieser Zeit hat, erlebt man so manch technische Neuheit, das Internet und das Mysterium E-Mail, noch mal „hautnah“ mit. Die 1990er waren schon ein besonderes Jahrzehnt.

S. Fischer, 477 Seiten; 24,00 Euro


P. C. Cast

daumen rauf

Moon Chosen

Moon Chosen Mari gehört zum Stamm der Erdwanderer und ist die Tochter der Mondfrau ihres Clans, Erbin der einzigartigen Heilkräfte ihrer Mutter. Es ist ihre Bestimmung, einmal ihren Platz einzunehmen und die Frauen und Männer des Weberclans regelmäßig vom Nachtfieber zu reinigen. Doch sie birgt ein Geheimnis in der im Wald versteckten Höhle, in der sie lebt. Und sie fühlt sich noch nicht bereit, ihrem Schicksal zu folgen. Doch als ein todbringender Angriff ihre Welt aus den Angeln reißt, enthüllt Mari die Stärke ihrer Fähigkeiten und entschließt sich, sich selbst und ihr Volk zu retten.

P. C. Cast ist die Autorin der überaus erfolgreichen 12-bändigen „House-of-Night“-Serie. Die Fans haben einige Zeit auf etwas Neues von der Bestsellerautorin warten müssen, nun liegt der erste Band einer neuen Serie vor, „Moon Chosen“. Anders als „House of Night“, aber trotzdem gut. „Moon Chosen“ überzeugt mit einer starken weiblichen Hauptfigur und auch den anderen Charakteren, einer spannenden Welt und einer fesselnden Geschichte. Man muss die Gedanken an „House of Night“ abschütteln, dann bekommt man hier viel geboten und erwartet schon freudig den zweiten Band der Serie.

Moon Chosen mp3

Auch als Hörbuch erhältlich bei Lübbe Audio. Unwiderstehlich gut gelesen von der fantastischen Marie Bierstedt! 19,99 Euro. Hörprobe

FJB, 700 Seiten; 19,99 Euro


Hasnain Kazim

daumen rauf

Krisenstaat Türkei

Krisenstaat Türkei

Vor kurzem noch galt die Türkei als Staat, der West und Ost, Islam und Demokratie vereint, der Vorbild sein kann für die gesamte Region. Heute ist die Türkei ein Krisenstaat, der sich von inneren und äußeren Feinden bedroht sieht und in dem Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erheblich unter Druck geraten sind. Rücksichtslos lässt Präsident Recep Tayyip Erdogan Andersgläubige und Andersdenkende verfolgen, immer heftiger provoziert er Konflikte mit Nachbarn und außenpolitischen Partnern, nicht zuletzt mit Deutschland. Dieses Buch erzählt von der explosiven Situation im Land.

Wenn der Autor, Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer in Oldenburg geboren, heute noch in der Türkei leben würde, würde er für die Veröffentlichung dieses Buch sicher in einem von Erdogans Gefängnissen landen. Dabei erzählt er in diesem Buch nur Wahrheiten über die heutige Türkei, die Veränderungen in einem einst demokratischen Land und seinem alles beherrschenden Präsidenten Erdogan. „Krisenstaat Türkei“ lässt den Leser die dramatischen Vorgänge in dem Land besser verstehen, die er sonst nur kurz in den Nachrichten hört.

DVA, 251 Seiten; 20,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Ross Armstrong

The Watcher – Sie sieht dich

Sie sieht dich

Lily Gullick lebt in einem Londoner Neubauviertel. Sie beobachtet nicht nur Vögel mit dem Fernglas, sondern sie späht auch gerne in die Fenster ihrer Nachbarn. Aber der Ort, an dem sie lebt, ist gefährlich, eine Baustelle, anonym. Unter mysteriösen Umständen verschwindet eine Frau, eine andere wird ermordet. Lily hat etwas gesehen, aber auch sie wurde beobachtet. Je näher sie der Wahrheit kommt, desto gefährlicher wird es für sie. Was hat sie gesehen? Wem kann sie trauen? Kann Lily sich selbst trauen?

Der Engländer Ross Armstrong hat dem Alfred-Hitchcock-Thema „Das Fenster zum Hof“ ein neues und modernes Gesicht gegeben. Leider bewegt er sich zu keiner Zeit auf dem Niveau des Klassikers. Und Ross Armstrong hatte die Idee zu dem Buch, als er in ein neues Apartmenthaus einzog. Wow, da muss er wohl zuvor auf dem Mond gelebt haben, wenn ihm erst da die Idee zu dieser Geschichte kam. „The Watcher“ kann als Geschichte nur überleben, wegen der hübschen und guten Hörbuchsprecherin Ulrike Kapfer. Sie verpasst der nicht wirklich sympathischen Hauptfigur des Buches mit ihrer bewusst oft unsicheren, „gestörten“ Stimme ein perfektes Bild. Die oft sonderbar wirkende Lily treibt den Hörer fast in den Wahnsinn, aber auf den letzten beiden CDs kommt die Geschichte dann doch endlich in Fahrt und zum Schluss hin wird es richtig spannend. Somit bekommt das Hörbuch gerade noch so die Kurve. Hörprobe

Ross Armstrong Sie sieht dich

Auch als Paperback erhältlich bei Scherz, 14,99 Euro.

Argon Hörbuch, 2 MP3 CDs, 646 Minuten; 19,99 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 30.10.2017 – Nr.480


Malin Persson Giolito

daumen rauf

Im Traum kannst du nicht lügen

Im Traum kannst du nicht lügen

Stockholm: Nach einem Blutbad an einem Gymnasium steht die achtzehnjährige Maja vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr Freund Sebastian und der Lehrer Christer. Wie konnte es dazu kommen, dass dieses einstmals so beliebte Mädchen zur meistgehassten Person Schwedens wurde? Und ist sie überhaupt eine Mörderin? Nach Monaten in Untersuchungshaft kommt es endlich zum aufsehenerregenden Prozess. Dort soll sich nun klären, ob Maja Täterin oder vielleicht doch Opfer ist.

Die Heldin des Romans ist faszinierend! Maja hat eine schnoddrige Stimme, die so eigentlich gar nicht zu dem passt, was geschehen ist, oder sein soll. Aber genau das macht es aus. Die Diskrepanz hebt diesen Schulamokroman, von denen es ja schon so einige auf dem Markt gibt, von den anderen ab. Die Schwedin Malin Persson Giolito hat die Geschichte geschickt und undurchsichtig aufgebaut, so dass die Seiten vor Spannung vibrieren. Man erfährt alles von Maja, da sie die Erzählerin der Geschichte ist. Die Autorin hat Maja, aber auch die anderen Figuren, wie Sebastian, gut gezeichnet. So kann man nach und nach die für Sebastian unvermeidliche Tat kommen sehen. „Im Traum kannst du nicht lügen“ ist ein Spannungs-Highlight mit einer unvergesslichen „Heldin“! In Schweden war der Roman ein Nr.1-Bestseller und erhielt 2017 den Nordischen Krimipreis.

Lübbe, 461 Seiten; 16,00 Euro


Ingo Schulze

daumen runter

Peter Holtz: Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst

Peter Holtz Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst

Peter Holtz will das Glück für alle. Schon als Kind praktiziert er die Abschaffung des Geldes, erfindet den Punk aus dem Geist des Arbeiterliedes und bekehrt sich zum Christentum. Als CDU-Mitglied (Ost) kämpft er für eine christlich-kommunistische Demokratie. Doch er wundert sich: Der Lauf der Welt widerspricht aller Logik. Seine Selbstlosigkeit belohnt die Marktwirtschaft mit Reichtum. Hat er sich für das Falsche eingesetzt? Oder für das Richtige, aber auf dem falschen Weg? Und vor allem: Wie wird er das Geld mit Anstand wieder los? Peter Holtz nimmt die Verheißungen des Kapitalismus beim Wort.

Ingo Schulzes neuer Roman „Peter Holtz – Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“ wird einerseits gefeiert, und anderseits schüttelt man den Kopf über dieses Werk. Ich gehöre zu denen, die eher den Kopf schütteln, als dieses Buch zu feiern. Ingo Schulz fängt sehr vielversprechend an. Man amüsiert sich und die Geschichte nimmt einen mit. Man denkt, wenn das so weitergeht, dann schlägt man das Buch am Ende betrübt zu, weil es denn schon zu Ende ist. Aber es geht nicht so weiter. Es wird nach dem guten Anfang immer langweiliger und öder. Viel leeres Blabla was die Geschichte weder voranbringt noch in irgendeiner Form spannend ist. Ingo Schulze hat sich in sein eigenes Schreiben verliebt, und verliert den Leser vollkommen aus den Augen. Bei der letzten Seite angekommen ist man dann sogar froh, dass es endlich zu Ende ist. Glücklich lässt einen dieser Roman nicht zurück.

S. Fischer, 487 Seiten; 22,00 Euro


Jessica Schulte am Hülse

daumen rauf

Verrat

Jessica Schulte am Hülse VerratDieses Buch erzählt vom kleinen und großen Drama der Liebe. Gemein ist den Erzählungen ein Verrat, der die Liebe zwischen zwei Menschen oder das Verhältnis zwischen zwei Menschen beschädigt, belastet, zerstört. Am Ende jeder Geschichte stehen die Menschen traumatisiert oder auch befreit vor den Scherben dessen, was einmal Vertrauen, Geborgenheit, Freude und tiefe Liebe war. Mal kommt die Unwahrheit auf leisen Sohlen, mal brutal und unfair mit großen Schritten, mal finden die Verratenen einen Weg aus dem Drama, mal zerbrechen sie an der Heftigkeit des Erlebens und können sich nur durch radikale Schnitte aus dem Tumult und der Verstrickung befreien.

Ein absolut faszinierendes Buch über die Liebe und was sie mit den Menschen macht! Jessica Schulte am Hülse arbeitet bei einer großen Bild- und Nachrichtenagentur und ist keine Autorin, obwohl sie auch noch als Journalistin arbeitet. Das merkt man ihrem Text schnell an. Sie beschränkt sich bei allen Erzählungen nur auf den Kern, das Liebesdrama. Sie schreibt kurze Sätze, schmückt nichts aus, vertieft die Figuren und ihr Umfeld nicht. Das alles wäre normal ein K.O.-Kriterium für ein Buch, aber die Autorin überzeugt mit ihren sieben wahren Geschichten eben dadurch, dass man an ihnen in kurzer Form die Liebe in all ihren Zügen kennenlernt – von der ersten großen Verliebtheit, über das Schmieden gemeinsamer Lebenspläne, bis hin zum Untergang der Liebe. Jede Geschichte lässt einen nachdenklich oder gar mit einem Kloß im Hals zurück. Und jede der sieben Erzählungen ist so gut, dass man daraus auch sieben spannende und dramatische Romane hätte machen können.

Blessing, 254 Seiten; 19,99 Euro


Agnes Krup

daumen rauf

Mit der Flut

Mit der Flut Paul ist fast noch ein Junge, als er alles hinter sich lässt und zu einem neuen Leben nach New York aufbricht. Dort findet er, was ihm bei seiner Familie in Finkenwerder unmöglich war: eine gute Schulbildung, eine Anstellung und alle Chancen, etwas aus sich zu machen. Als er Antonina begegnet, scheint sein Leben perfekt. Aber Paul hat einen Traum: Er möchte Arzt werden und nur in Deutschland kann er sich diesen Wunsch erfüllen. Ein zweites Mal wagt er einen Neuanfang – und kommt im Jahr 1937 in ein Land, das er kaum wiedererkennt. Je länger er dort bleibt, desto unüberwindlicher werden die Grenzen zwischen seinem neuen und seinem alten Leben. Doch Antonina ist entschlossen und nicht bereit, Paul aufzugeben… „Mit der Flut“ ist eine Geschichte, die einen von Anfang an mitreißt! Agnes Krup, die in Finkenwerder geboren wurde und seit 1994 in New York lebt, ist mit ihrem ersten Roman gleich ein echtes Lese-Highlight gelungen. Die Geschichte von Paul und Antonia in dieser so aufwühlenden und bewegenden Zeit lässt einen nicht mehr los. Von 1923 bis 1969 erfährt man die Zeit vor, während und nach dem Krieg.  krup mit der flut hoerbuch Auch als Hörbuch erhältlich bei Osterwold Audio. Die deutsche weibliche Thriller-Stimme Nina Petri schlägt hier mal leisere Töne an. Sie zeigt, dass sie auch großes Drama kann. 19,99 Euro. Hörprobe zum Download

Piper, 540 Seiten; 22,00 Euro


John Burnside

daumen rauf

Ashland & Vine

Ashland Vine

Saint Louis, Missouri, 1935: Mit dem Mord an ihrem Vater endet jäh die behütete Kindheit der achtjährigen Jean und ihres Bruders Jem. In der Lebensgeschichte der beiden Geschwister spiegeln sich die politischen Entwicklungen, die in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts Amerika tief gespalten haben: von der Kommunistenhatz der McCarthy-Ära über die erstarkende Bürgerrechtsbewegung zur Black Panther Party, Vietnam und dem Kalten Krieg. Als der Traum von einer gerechten Welt in immer weitere Ferne rückt, zieht sich Jean Louise in die Einsamkeit zurück. Bis Jahrzehnte später die junge, alkoholabhängige Kate vor ihrer Tür steht und ihre Hilfe braucht.

John Burnside zeigt in „Ashland & Vine“ die Seele Amerikas! Was macht dieses Land aus, damals und heute. Aber in Brunsides neuem Roman spielen auch die zwei sehr gut ausgearbeiteten Frauenfiguren, aus ganz unterschiedlichen Generationen, eine tragende Rolle. In Amerika gibt es ja welche, die denken, Hitler lebt noch. So gibt es aber auch welche, die denken, das Kennedy-Attentat wäre ein Film. Ein Zitat aus dem Buch: „Ein Typ hatte ihn sogar gefragt, wer JFK im Film gespielt hatte, nicht im Remake (der Film mit Kevin Costner), sondern im Original.“ Nur ein Satz in dem Buch, den man garantiert nicht vergessen wird.

Knaus, 411 Seiten; 24,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Lucinda Riley

Der verbotene Liebesbrief

Der verbotene Liebesbrief mp3

Als der berühmte Schauspieler Sir James Harrison in London stirbt, trauert das ganze Land. Die junge Journalistin Joanna Haslam soll in der Presse von dem großen Ereignis berichten und wohnt der Trauerfeier bei. Wenig später erhält sie von einer alten Dame, die ihr dort begegnet ist, einen Umschlag mit alten Dokumenten – darunter auch einen Liebesbrief voller mysteriöser Andeutungen. Doch wer waren die beiden Liebenden, und in welch dramatischen Umständen waren sie miteinander verstrickt? Joannas Neugier ist geweckt, und sie beginnt zu recherchieren. Noch kann sie nicht ahnen, dass sie sich damit auf eine Mission begibt, die nicht nur äußerst gefährlich ist, sondern auch ihr Herz in Aufruhr versetzt – denn Marcus Harrison, der Enkel von Sir James Harrison, ist ein ebenso charismatischer wie undurchschaubarer Mann …

Lucinda Rileys ältere Romane kommen nach und nach überarbeitet neu bei Goldmann heraus. Der Hörverlag liefert die Hörbücher dazu. Das neueste alte ist „Der verbotene Liebesbrief“. Er wurde das erste Mal im Jahr 2000 unter dem Pseudonym Lucinda Edmonds veröffentlicht und spielt in den 1990ern. Ein Roman, der wieder sehr verschlungen ist, wie man das von Lucinda Riley kennt, der sich aber zum richtigen Kriminalroman wandelt, und zudem zwei Liebesgeschichten enthält. Eine sehr spannende Geschichte mit einprägsamen Figuren, deren Handeln man meist gut nachvollziehen kann. Gelesen wird der Roman von Lucinda-Rileys-Stammvorleserin Simone Kabst. Wie immer transportiert sie mit ihrer Stimme Drama und Spannung perfekt ins Ohr des Hörers. Hörprobe

Der verbotene Liebesbrief

  Auch als Taschenbuch erhältlich bei Goldmann, 10,99 Euro.

Der Hörverlag, 2 MP3 CDs, 837 Minuten; 14,99 Euro


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