Kolumne vom 31.03.2014
David Safier
28 Tage lang
Die 16-jährige Jüdin Mira schmuggelt Lebensmittel aus der freien Zone ins Warschauer Ghetto um dort zu überleben. Dabei riskiert sie jedes Mal ihr Leben. Als sie erfährt, dass die gesamte Ghettobevölkerung umgebracht werden soll, schließt sich Mira dem Widerstand an. Der kann der übermächtigen SS länger trotzen als vermutet. Viel länger. Ganze 28 Tage. 28 Tage, in denen Mira Momente von Verrat, Leid und Glück erlebt. 28 Tage, in denen sie sich entscheiden muss, wem ihr Herz gehört. 28 Tage, um ein ganzes Leben zu leben. 28 Tage, um eine Legende zu werden.
Bestseller-Autor David Safier ist bekannt für seine schrägen, witzigen und intelligenten Unterhaltungsromane. Bei seinem neuen Roman vergeht einem das Lachen. Der Autor leichter Literatur schreibt ein bleischweres Buch, aber mit so viel Spannung, Dramatik, Authentizität, dass man sich „28 Tage lang“ keiner Sekunden entziehen kann. Die Geschichte aus dem Warschauer Ghetto zeigt, wie die Menschen in dieser Zeit leiden mussten und dann nur noch eines vor Augen hatten: den Tod. Safier erzählt das so eindringlich, dass es einen zu Tränen rührt und es kommt die Wut auf die Bestien von damals hoch. Beängstigend, schmerzvoll, bewegend, grausam. „28 Tage lang“ wird auch eine Legende werden, eine literarische! Das Buch hat alles, um ein internationaler Bestseller zu werden.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Maria Koschny, hat auch „Die Tribute von Panem“ eingelesen, gibt eine starke Vorstellung als Mira ab. 19,99 Euro.
Kindler / Rowohlt Rotfuchs, 404 Seiten; 16,95 Euro
Michael Poore
Der raffinierte Mr. Scratch
John Scratch ist der berühmteste Fernsehmoderator der Welt. Amerika liebt seine Show. Darin zerstört er Ehen oder vernichtet Existenzen. Es ist eine Sendung, bei der manche behaupten, sie könne nur der Teufel höchstpersönlich moderieren. Und sie haben Recht. Der düstere, aber charmante John Scratch ist der Teufel. Seit seine große Liebe, ein gefallener Engel, die Erde verlassen hat, versucht John Scratch seine Angebetete aus den Gefilden des Himmels zurückzuholen. Der Teufel findet Verbündete unter den Menschen, aber er muss erkennen, dass er noch eine Menge über die Menschen lernen muss. Auch nach all den Jahrtausenden, die er schon unter ihn weilt.
Die Geschichte hörte sich sehr vielversprechend an. Man hätte ganz viel daraus machen können. Debütant Michael Poore macht leider wenig daraus. Er spielt mit dem Leser Pingpong. Die Geschichte hüpfte unkontrolliert zwischen den Jahrzehnten und Jahrhunderten hin und her. Mal ist man im Jahr 2005, dann 1623, 1969, 1750, dann wieder 1969 und wieder 2005. Und so setzt sich das fort. Ein Lesefluss entsteht so nie, man fängt immer wieder zwischendrin an. So ist aus dem eigentlich amüsanten und spannenden Roman ein literarischer Schweizer Käse geworden. Auch aus Mr. Scratch hätte man mehr rausholen können. Die Figur bleibt auch im Mittelmaß hängen, wie der ganze Roman.
Lübbe, 444 Seiten; 16,99 Euro
Åke Edwardson
Das dunkle Haus
Nach zwei Jahren Auszeit kehrt Kommissar Erik Winter aus der Sonne Marbellas in die Dunkelheit nach Göteborg zurück. Er fühlt sich mit fünfzig noch zu jung für den Ruhestand. Und er kommt zur rechten Zeit. Die Stadt wird von dem blutigen Mord an einer jungen Frau und ihren beiden kleinen Kindern erschüttert. Das jüngste Kind ließ der Täter am Leben. Warum nur? Bald hält man ihren Mann für den Mörder, doch Winters Instinkt sagt ihm etwas anderes. Gegen alle Widerstände beginnt er zu ermitteln. Kann er eine Treibjagd verhindern?
Kommissar Erik Winter ist zurück. Ein Glücksfall für die Kriminalliteratur! „Das dunkle Haus“ ist ein düsterer Kriminalroman, ganz im Stile der Erik-Winter-Reihe. Leider muss man sagen, es ist nicht einer der Besten der langjährigen Krimi-Reihe. „Das dunkle Haus“ hat viele starke Passagen, aber auch immer wieder Längen, die Edwardson auch noch richtig auslebt. Für die Story wären sie aber nicht nötig gewesen. Da hat sich Bestseller-Autor Ake Edwardson etwas verheddert. Aber man wird von den Figuren immer wieder abgeholt, die Edwardson gekonnt gut gezeichnet hat. Trotzdem: Es ist einfach schön, dass er wieder da ist, der Kommissar Erik Winter.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Hörbuch Hamburg. Boris Aljinuvic, der schon viele Erik-Winter-Krimis prägend gelesen hat, ist auch bei Winters Rückkehr wieder der Vorleser. Der „Tatort“-Kommissar hat eine weiche und klangvolle Stimme. Aljinuvic & Edwardson sind ein Team! 19,99 Euro.
Ullstein, 502 Seiten; 19,99 Euro
Christos Tsiolkas
Barrakuda
Daniel Kelly will nur eins: Schwimmen und Siegen. Seine Eltern tun alles für ihn, seine Geschwister sehen zu ihm auf, von seinen Freunden wird er gefeiert. Doch dann verliert er einen entscheidenden Wettkampf, und alles ändert sich.
Der australische Autor Christos Tsiolkas hat mit „Nur eine Ohrfeige“ einen grandiosen Gesellschaftsroman geschrieben. Nun liegt sein neues Buch „Barrakuda“ vor. Wieder lotet der die Gefühle der Menschen bis ins Kleinste aus. Was passiert, wenn etwas geschieht, mit dem man nicht rechnet? Wie verändert sich die Person, wie sein Umfeld. Diesen und noch mehr Fragen geht Tsiolkas auch in „Barrakuda“ nach. Sehr lesenswert!
Klett-Cotta, 468 Seiten; 22,95 Euro
Stefan Bachmann
Die Seltsamen
Batholomew lebt mit seiner Mutter und seiner Schwester Hetti zusammen. Dann wird Batholomews bester Freund entführt und später auch noch seine Schwester Hetti. Er macht sich auf, seine Schwester zu suchen, findet einen Freund und soll auch noch die Welt retten.
Ein wilder, schöner und spannender fantastischer Roman! In Amerika hat „Die Seltsamen“ schon ein großes Echo hinterlassen. Das ist zu verstehen, da diese neue Jugendbuch-Reihe tolle Figuren und eine tolle Story bereithält. Und für Diogenes ein ganz anderes, aber sehr gelungenes Cover. Man kann gespannt sein auf die Fortsetzung.
Diogenes, 367 Seiten; 16,90 Euro
Hörbuch der Woche
John Niven
Straight White Male
Kennedy Marr, Autor alter Schule. Irisch, zynisch durch und durch, ein Borderline-Alkoholiker und Sex-Süchtiger. Sein Mantra lautet: hart trinken, gut essen und jede Frau flachlegen, die bei drei nicht auf den Bäumen ist. Mittlerweile als Drehbuchautor in L. A. ansässig, flucht er sich durch die kalifornische Literatur- und Filmszene. Doch sein verschwenderischer Lebensstil bringt ihn an den Rand des Bankrotts, bis sich unverhofft eine Lösung anbietet. In England wird er für einen hoch dotierten Literaturpreis vorgeschlagen. Um an das Geld zu kommen, gilt es allerdings Auflagen zu erfüllen, die so gar nicht zu Kennedy Marr passen wollen.
John Niven nimmt literarisch kein Blatt vor den Mund. In Nivens Roman geht es immer zur Sache. Sex, Mord, Geld, Gier, alles Laster und Düsterheiten der Menschheit lässt er literarisch aufleben. Auch in „Straight White Mal“ legt er sich wieder mächtig ins Zeug. Man durchlebt mit Kennedy Maar eine Gefühlsachterbahn der besonderen Art. Soll man ihn hassen, lieben, oder in ihm einfach nur ein Figur sehen, die ihr Leben auf ganz eigene Art nimmt? Gerd Köster haut auch richtig rein. Er liest manchmal still und leise, und dann so, als gäbe des kein Morgen mehr. Er liest, als ob er selbst betroffen wäre oder es durchlebt. Auch als Paperback erhältlich bei Heyne, 16,99 Euro.
Auch als Hardcover erhältlich bei Heyne, 24,99 Euro
Random House Audio, 2 MP3 CDs, ca. 12,5 Stunden; 19,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 24.03.2014
Elisabeth Elo
Die Frau, die nie fror
Pirio Kasparov fährt aus einem Alptraum hoch. Wieder schwimmt sie weit draußen vor der Küste Maines im Wasser. Wieder ist es kalt und dunkel. Wieder überlebt sie, und ihr Freund Ned wird nicht gefunden. Auch von seinem Fischerboot fehlt jede Spur. Und dann spürt sie wieder die Hand seines kleinen Sohnes Noah in ihrer, der nicht weint, weil er stark sein will. Pirio schwört sich herauszufinden, wer das getan hat. Wer hat den Frachter auf Kollisionskurs mit ihnen gebracht? Wer war der rätselhafte Mann auf Neds Beerdigung? Sie wird ihn finden. Für Noah. Für sich. Doch eine Frage beunruhigt sie: Warum? Wer war Ned wirklich? Und Pirio folgt Neds Gegnern von Sibirien über Nordkanada bis in die Baffin Bay in Alaska.
„Die Frau, die nie fror“ ist eine außergewöhnliche Geschichte mit einer ausgeprägten, fein gezeichneten Hauptfigur! Die Amerikanerin Elisabeth Elo gelingt mit ihrem Debüt ein dramatischer Roman, dem auch liebevolle, witzige und spannende Momenten nicht fehlen. Man ist von seinen Gefühlen oft hin- und hergerissen. „Die Frau, die nie fror“ ist Unterhaltungsliteratur, Kriminalroman, Drama und spielt in einer berauschenden Gegend, die Elo literarisch gut einfängt. Der Roman ist aber auch nicht ganz einfach, da Elo manch Handlungsstränge etwas übertrieben schildert. Da kann dann auch mal Langeweile aufkommen. Aber Pirio Kasparov retten einen darüber hinweg.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Hörbuch Hamburg. Luise Helm, die deutsche Stimme von Hollywood-Star Scarlett Johansson, verleiht mit ihrer einladenden Stimme den Figuren ein eigenes Gesicht. 24,99 Euro.
Ullstein, 505 Seiten; 19,99 Euro
Julia Keller
Im dunklen Tal
Seit vier Jahren arbeitet die 39-jährige Bell Elkins als Bezirksstaatsanwältin von Raythune County, West Virginia. Carla ist ihre 17-jährige Tochter. Doch als drei alte Männer durch gezielte Kopfschüsse getötet werden, ist es nicht ihr Berufsethos, das die engagierte Juristin sofort zum Tatort eilen lässt, sondern ihr Mutterinstinkt. Denn die Bluttat ereignete sich in dem Fast Food Restaurant, in dem Bell mit ihrer Tochter Carla verabredet war. Carla löst sich nur langsam aus ihrem Schockzustand, doch sie hat den Täter erkannt. Und dieses Wissen bringt Mutter und Tochter in Gefahr.
„Im dunklen Tal“ ist der Debütthriller der Amerikanerin Julia Keller. Von Bestseller-Autorin Karin Slaughter hoch gelobt, kann das Buch bei mir die Erwartungen nicht erfüllen. „Im dunklen Tal“ ist ein Psychothriller, der nur ganz schwer in die Gänge kommt und sich dann kaum vom Platz bewegt. Keller hält sich mit vielen Nebensächlichkeiten viel zu lange auf und lässt so kaum Spannung aufkommen. Auch den Täter findet der Leser schnell, so fehlt es auch hier an Überraschungen. Das alles ist schade, da Keller ihre Figuren durchaus gut gelungen sind. Sie arbeitet bereits am zweiten Fall für Bell Elkins, vielleicht wird dieser spannender.
Goldmann, 508 Seiten; 9,99 Euro
Lloyd Jones
Hier, am Ende der Welt, lernen wir tanzen
Neuseeland 1916. In einer Höhle an der Küste verstecken sich die junge Louise und der Klavierstimmer Schmidt vor den Wirren des Ersten Weltkriegs. Zum Zeitvertreib tanzen sie Tango auf dem Felsboden, die Begleitmusik singen sie selbst. Allmählich kommen sie sich näher, aber schon bald holt die Wirklichkeit sie ein, und Schmidt verlässt das Land ohne Louise. Erst Jahre später begegnen sie sich in Buenos Aires ein zweites Mal. Aber die Vorzeichen haben sich geändert. Im Jetzt, zwei Generationen später trifft die elegante Rosa, Schmidts Enkelin, auf den Studenten Lionel, der in ihrem argentinischen Restaurant in Wellington Teller wäscht. Auf den Spuren ihres Großvaters führt sie ihn, den Jungen vom Land, in die Welt des Tangos ein, und während sie den Zauber der Vergangenheit heraufbeschwört, nimmt eine weitere Affäre ihren Lauf.
Eine wunderbare Geschichte die so leicht erzählt ist, aber große Lovestorys aus dem Gestern und Heute enthält. Eine Schau. Der Neuseeländer Lloyd Jones erzählt mit viel Geschick und Spannung. Er weiß, wann er was einsetzen muss, damit es dem Leser nie langweilig wird. Auch sind seine Figuren so wunderbar gezeichnet, wie die Geschichte erdacht ist. Rose & Lionel so gegensätzlich und doch so verbunden. Auch der Kampf von Louis & Schmidt um die Liebe macht aus diesem Roman ein kleines Highlight!
Rowohlt, 301 Seiten; 19,95 Euro
Thilo Sarrazin
Der neue Tugendterror
Meinungsfreiheit ist bei uns durch das Grundgesetz garantiert. Aber was passiert, wenn einer eine Meinung vertritt, die nicht jedem passt? Der schaufelt sich damit praktisch schon sein eigenes Grab. Thilo Sarrazin geht in seinem neuen Buch diesen und anderen Thesen nach.
Thilo Sarrazin polarisiert wieder! „Der neue Tugendterror“ ist eine höchst interessante Lektüre über unsere Gesellschaft, über die Weltgesellschaft, über Macht, Medien, Politik. Wer nicht mit der Masse schwimmt, der geht schnell unter. Sarrazin will mit diesem Buch klar machen, dass es so nicht gehen kann. Ein Buch, das auf der Bestsellerliste wieder einschlagen wird wie eine Bombe!
Auch als Hörbuch erhältlich bei Audio Media. Michael Schwarzmeier, der auch die Andreas-Föhr-Krimis liest, holt aus dem Sachbuch richtig was heraus. Da hört man gerne zu! 24,99 Euro.
DVA, 397 Seiten; 22,99 Euro
Anna Funder
Alles was ich bin
1935 werden die deutschen Widerstandskämpferinnen Doria Fabian und Mathilde Wurm tot in einem Londoner Hotelzimmer aufgefunden. Die Gestapo spricht von Selbstmord. Die beiden Frauen waren eng mit dem Revolutionär und Schriftsteller Ernst Toller bekannt. Das ist ihre Geschichte.
Ein bewegender und spannender Roman mit einer Geschichte, die man so schnell nicht wieder vergisst! Anna Funder wurde für „Alles was ich bin“ mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. So eindringlich und vielfältig sie erzählt, bei einer Geschichte mit dieser literarischen Macht kann man das verstehen. „Alles was ich bin“ ist ein Stück deutsche Geschichte, erzählt von einer australischen Autorin.
S. Fischer, 420 Seiten; 19,95 Euro
Hörbuch der Woche
John Grisham
Die Erbin
Spektakulärer hätte der schwerreiche Einzelgänger Seth Hubbard seinen Tod nicht inszenieren können. Als sein Mitarbeiter ihn eines Morgens aufgehängt an einem Baum findet, ist die Bestürzung im beschaulichen Clanton groß. Niemand hätte mit einem Freitod gerechnet. Hubbards Familie sieht das pragmatischer und ist in erster Linie an der Testamentseröffnung interessiert. Was sie nicht weiß: Kurz vor seinem Tod hat Hubbard sein Testament geändert. Alleinige Erbin ist seine schwarze Haushälterin Lettie Lang. Ein erbitterter Erbstreit beginnt. Und das freut die Anwälte, denn nun gibt es viel zu verdienen.
Ein John-Grisham-Gerichtskrimi der alten Schule! Hier zeigt er wieder, was in literarisch groß gemacht hat. Packende Gerichtsszenen und eine Story, bei der man als Leser das amerikanische Recht spannend und unterhaltsam serviert bekommt. Es ist die Fortsetzung von Grishams Weltbestseller „Die Jury“. Es hat aber mit der Vorgängerstory so gut wie nichts zu tun. Charles Brauer verdient sich wie immer ein Sonderlob für seine Grisham-Lesung. Brauer & Grisham – ein glanzvolles Team! Was Brauer aus manchen Gerichtsszenen herausholt, klasse. Er geht voll in den Konflikten der Figuren auf. „Die Erbin“ hören ist ein intensiveres Erlebnis, als es zu lesen. Charles Brauer sei Dank!
Auch als Hardcover erhältlich bei Heyne, 24,99 Euro
Random House Audio, 4 MP3 CDs, ca. 24,5 Stunden; 24,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 17.03.2014
Dr. David Perlmutter
Dumm wie Brot
Die gute Nachricht: Das Schicksal des Gehirns wird keineswegs von den Genen bestimmt. Sie selbst haben es in der Hand. Durch Ihre Ernährung! Der Neurologe Dr. David Perlmutter belegt mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass Weizen unsere Gesundheit, speziell unsere Denkleistung und unser Gedächtnis, massiv angreift. Das genetisch veränderte Getreide des 20. und 21. Jahrhunderts zerstört schleichend unser Gehirn. Eine Folge können chronische Kopfschmerzen, massive Schlafstörungen, Demenz oder Alzheimer sein. Der Autor zeigt dem Leser alternativen mit kohlenhydratarmer und fettreicher Ernährung auf. Für ein gesundes Leben mit einem leistungsstarken Denkorgan bis ins hohe Alter hinein.
Ein Buch, das Ihr Leben retten kann! „Dumm wie Brot“ ein herrlicher Titel, für ein unglaublich ernstes Thema. Der Amerikaner Dr. David Perlmutter räumt auf mit alten Mythen und vertriebt die Geister, die da Demenz und Alzheimer heißen. Versprechen kann natürlich auch er nichts, aber er legt in seinem Buch klare Fakten vor, an denen man kaum vorbeikommt. Wer sich etwas mit Ernährung beschäftigt, der weiß ja mittlerweile, dass man nicht mehr als 50 Gramm Kohlenhydrate am Tag essen sollte. Dr. Perlmutter wirft in diesem Buch noch mal ein neues Licht auf Kohlenhydrate, und wo sie drinstecken, vor allem sagt er, wie der Titel schon so prägend wiedergibt, lassen Sie endlich das Brot Brot sein und leben Sie gesund damit.
Mosaik, 349 Seiten; 14,99 Euro
Marco Malvaldi
Toskanische Verhältnisse
In Montesodi Marittimo leben mehr Hühner (1726) als Menschen (812). Ein Ort, der nur über eine 24-Grad-Steigung zu erreichen ist. Fremde sind hier nicht gerne gesehen. Die Bewohner heiraten seit Jahrhunderten unter sich. Ideales Terrain für einen jungen Arzt, die genetischen Eigenheiten der Bevölkerung wissenschaftlich zu untersuchen. Doch kaum ist der Besucher aus der Stadt in Montesodi Marittimo eingetroffen, stirbt unter mysteriösen Umständen seine Vermieterin, eine alte, widerspenstige Dame. Da in der Nacht ihres Todes ein Schneesturm das Dorf von der Außenwelt abschnitt, muss der Mörder noch mitten unter den wenigen Bewohnern des Dorfes weilen.
Der Italiener Marco Malvaldi hat mit „Toskanische Verhältnisse“ einen netten und mit nicht wenig Witz ausgestatteten Kriminalroman geschrieben. Er blickt auf eine abgeschottete Dorfgesellschaft und zeigt uns damit ein Bild der Menschen. Mord ist da ja fast noch ein kleineres Übel. Allerdings sind die „Toskanischen Verhältnisse“ auch, trotz der Kürze, mit einigen Längen versehen und aus dem Krimistrang hätte man noch mehr herausholen können. Von Marco Malvaldi sind in Deutschland schon zahlreiche Krimis erschienen. Einige davon sind besser als dieser.
Pendo, 205 Seiten; 16,99 Euro
Daniel Berger
Die versteckte Lust der Frauen
Gehirn vs. Vagina. Hier herrscht ein Ungleichgewicht. Verkennen Frauen ihre eigene Lust? Sind Frauen gar nicht auf Familiengründung und Verbindlichkeit fixiert? Welche Auswirkungen haben Nähe und Bindung wirklich auf unser Verlangen? Wie stark ist der Wunsch, begehrt zu werden oder: Wie narzisstisch sind Frauen? Schadet der Feminismus der weiblichen Lust? Und sind wir reif für das Ende der Treue? Der Autor hat Sexualwissenschaftler weltweit besucht und berichtet von ihren neuesten Forschungsergebnissen über die Macht weiblicher Lust.
„Die versteckte Lust der Frauen“ zeigt, dass auch Frauen, entgegen der landläufigen Meinung, stark Triebgesteuert sind. Nur unterdrücken sie es mehr, als der Mann, der das freier angeht. Man erfährt auch, dass Frauen beim Anblick des Phallus eines sportlichen Mannes sehr erregt sind, sobald dieser aber schlaff herunterhängt, auch die Erregung auf den sportlichen Mann sinkt. Dass Frauen bei männlichen Freunden null Erregung verspüren, bei Fremden dagegen große Lust aufkommt. Immer vorausgesetzt, die Frau findet den Mann attraktiv. Trotzdem steht bei Frauen Liebe und Geborgenheit weiter hoch im Kurs, wenn es um sexuelle Wünsche geht, muss es mit der Liebe und der Geborgenheit aber nicht soweit her sein. „Shades of Grey“ & Co. lassen grüßen. Nicht umsonst haben diese Bücher so großen Erfolg. Dank der weiblichen Leser. „Die versteckte Lust der Frauen“ führt einen in die verborgenen Zentren jeder Frau! Wer die Reise mitmachen will, der sollte unbedingt dieses Buch lesen. Es hilft den Männern, die Frauen und ihre verborgene Lust besser zu verstehen. Und den Frauen zeigt es, dass man mit Konventionen brechen muss, um neue Grenzen auszuloten.
Knaus, 248 Seiten; 16,99 Euro
Katrin Himmler / Michael Wildt
Himmler privat – Briefe eines Massenmörders
Heinrich Himmler und Marga Siegroth lernen sich 1927 kennen. Sie mögen sich, hassen das „Judenpack“, und lieben das Landleben. Himmler steigt 1933 zum mächtigsten Mann hinter Hitler auf, wird Reichsführer der SS und er organisiert die „Endlösung der Judenfrage“. Dabei schreibt er Marga nette Briefchen, die aber nur vordergründig kleinbürgerlich sind. Die Gewalt schwingt immer mehr mit.
Der Schrecken liegt im normalen Familienleben des Heinrich Himmler, wie auch im Alltagsleben. Dass die Briefe von einem durchtriebenen Killer stammen, man mag es kaum für möglich halten. Auch die Briefe seiner Frau Marga beginnen einfach und werden immer drastischer. Ein wichtiges Buch, um den mörderisch komplexen Charakter des Heinrich Himmler noch besser zu verstehen!
Piper, 399 Seiten; 24,99 Euro
Judith Winter
Siebenschön
Frankfurt am Main. Die beiden Kommissarinnen Emilia Capelli und Mai Zhou müssen eine bizarre Mordserie aufklären. Beide Frauen sind sehr unterschiedlich, doch sie müssen sich zusammenraufen. Sie jagen einen Serienkiller, der seine Morde als grausige Themenwelten inszeniert. Und sein Werk ist noch nicht vollendet …
Ein Thriller, der Sie um Ihren Schlaf bringen wird! „Siebenschön“ ist das Debüt der Frankfurter Autorin Judith Winter. Und was für eins. Von Anfang an hält sie die Spannung hoch. Ausgezeichnet ist auch das gegensätzliche Ermittlerteam Emilia Capelli und Mai Zhou. Bitte schnell der nächste Fall, Frau Winter!
dtv, 432 Seiten; 9,95 Euro
Hörbuch der Woche
Lars Kepler
Der Sandmann
Jurek Walter sitzt seit Jahren in Isolationshaft. Niemand darf ohne Aufsicht seine Zelle betreten. Dem Serienmörder traut man auch hier alles zu. Als eines seiner letzten Opfer lebendig wieder auftaucht, steht für Kommissar Joona Linna fest, dass der Mörder einen Komplizen haben muss. Die Schwester des geretteten Mannes war damals auch verschwunden – und ist womöglich noch am Leben. Um ihren Aufenthaltsort zu erfahren, bittet Joona seine Kollegin Saga Bauer, sich in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Jemand muss das Vertrauen des Serienmörders gewinnen. Doch das ist eine Aufgabe, an der Saga Bauer zu zerbrechen droht. Wenn sie einen Fehler macht, dann sind alle in Gefahr …
Ein Thriller wie ein Messerstich! Eine Story, die einen schnell packt und bis zum Ende in Atem hält. In „Der Sandmann“ wird psychologische Spannung groß geschrieben. Mit Figuren, die man sich bei einem Thriller nur wünschen kann. Das Autorenduo Lars Kepler lässt auch mit ihrem vierten Krimi mit Kommissar Joona Linna kein Stück an Qualität nach. In Schweden war „Der Sandmann“ wochenlang ganz oben auf der Bestsellerliste. Nach wenigen Minuten verschmilzt man mit der Story, man konzentriert sich nur noch darauf. Der Verdienst von Wolfram Koch, der sehr fesseln vorliest.
Auch als Hardcover erhältlich bei Lübbe, 19,99 Euro
Lübbe Audio, 6 CDs, 445 Minuten; 19,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 10.03.2014
Bernard Minier
Kindertotenlied
Eine Professorin der Elite-Universität Marsac liegt ertrunken und gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Kommissar Martin Servaz weiß, dass Mahler der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann ist. Hauptverdächtig ist jedoch der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe. Die Ermittlungen führen den Kommissar zu einem mysteriösen Studentenzirkel und zwingen ihn zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Eine Reise, die ihn schmerzhaft an die Grenzen des Vorstellbaren bringt.
Der Franzose Bernard Minier hat mit seinem verstörenden Thriller „Schwarzer Schmetterling“ bei uns einen Bestseller gelandet. Nun setzt er diesen mit „Kindertotenlied“ fort. Verrammeln Sie die Türen, schalten Sie das Licht an, Dunkelheit bitte meiden, und lesen Sie ohne Musik zu hören, vorwiegend Klassik. Wenn Sie das alles beherzigen, dann werden Sie die Lektüre von „Kindertotenlied“ ohne Schaden überstehen. Achten Sie nicht auf die Hinweise, kann man für nichts garantieren. Dieser Thriller wird sich bei Ihnen einnisten, ob Sie es wollen oder nicht!
Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Johannes Steck kann alles großartig vorlesen. Historie, Fantasy, Drama und auch Thriller. 19,95 Euro.
Droemer, 652 Seiten; 19,99 Euro
Nora Gantenbrink
Verficktes Herz und andere Geschichten
Hildegard ist sehr dick, 64 Jahre alt, und ihr weißes Haar ist ab den Ohren gelb. Sie schläft mit Männern gegen Geld. Diese Frau lernt man in „Verficktes Herz“ kennen. In „Martha“ lernt man die gleichnamige Frau kennen, die auf extremen Sex steht. Vergewaltigungsspiele mag sie ganz gern. Für die Männer ist eine Frau wie Martha zu viel. Sie kann sie nie lange halten, obwohl sie doch eine Beziehung möchte. In „Der Röderinger“ fliegen die Sarah und der Rö nach London. Rö ist Drogenkonsument, Ectasy, LSD, Kokain, Tabletten, er nimmt alles. Sein Leben ist ein Scherbenhaufen, Rö sieht das nicht so. Und in London erlebt er den Porno seines Lebens. Dies sind drei von vierzehn Geschichten.
Das mit dem Herz und der Liebe ist so eine Sache. Journalistin Nora Gantenbrink versuchte dem in vierzehn Kurzgeschichten nachzuspüren. Die Geschichten haben sehr unterschiedliche Qualität. Mal ist man begeistert von den Figuren und ihrem Tun, man leidet mit ihnen, dann ist’s tödlich langweilig und die Figuren sprechen einen gar nicht an. „Verficktes Herz“ ist ein nettes Büchlein, das man aber schnell wieder vergessen hat, wenn man sich durch die Kurzgeschichten durchgewühlt hat. Was das Buch aber durchaus anschaulich aufzeigt, ist, dass das mit dem Herz und der Liebe einfach eine schwierige Sache ist.
Rowohlt, 158 Seiten; 12,99 Euro
Mo Hayder
Die Puppe
Als Zelda Lornton in der psychiatrischen Klinik von Bristol tot aufgefunden wird, glauben alle zu wissen, wer daran schuld ist – der Geist von Beechway, von dem erzählt wird, dass er nachts die Patienten in ihren Zimmern heimsucht und sie dazu treibt, sich selbst zu verletzen, manchmal sogar tödlich. Der Pfleger AJ will dieses Gerücht nicht glauben, doch die Klinikleitung will, dass er über die mysteriösen Vorkommnisse schweigt. Als dann der psychisch schwer kranke Isaac Handel unerwartet entlassen wird, hat AJ einen Verdacht. Isaac ist ein verurteilter Mörder, der seine Eltern auf brutale Weise umgebracht hat. Nach seiner Entlassung ist er plötzlich unauffindbar. Plant er erneut zuzuschlagen? AJ sucht Hilfe bei Detective Inspector Jack Caffery.
Mo Hayder macht wieder kurzen Prozess mit den Nerven Ihrer Leser! „Die Puppe“ ist ein Psychothriller der gehobenen Güte. Aber er ist auch nicht ganz einfach. Mo Hayder schreibt wieder sehr verstörend und geht tief in den Keller der menschlichen Psyche. Manchmal lässt sie da die große Spannung vermissen, aber Hayder hat ja einen Trumpf im Ärmel: Detective Inspector Jack Caffery. Wenn er auftaucht, macht die Lektüre immer Freude. Er ist eine Figur, der man über die Jahre sehr gerne gefolgt ist und seinen Weg weiter mitgehen will
Auch als Hörbuch erhältlich bei Der Hörverlag. Steven Scharf ist eine neue Stimme für Mo-Hayder-Thriller. Aber er macht seine Sache gut. Frisch und stimmig vorgelesen. 14,99 Euro
Goldmann, 412 Seiten; 14,99 Euro
Alice Munro
Liebes Leben
Vierzehn neue Kurzgeschichten von Alice Munroe. Sie tragen u. a. die Titel „Japan erreichen“, Abschied von Maverley, „Stolz“, „Corrie“, „Zug“, „Mit Seeblick“, „Dolly“, „Nacht“, „Stimmen“ und „Liebes Leben“.
2013 war es endlich soweit, der Königen der Kurzgeschichten, Alice Munroe, wurde der Literaturnobelpreis zuerkannt. Man hat die Kanadierin, Jahrgang 1931, vollkommen zu Recht geehrt. Sie weiß bereits mit wenigen Sätzen ganze Dramen zu erzählen, ganze Geschichten eines Lebens, und das in so elegantem Ton, dass man als Leser sich diesem Rausch nicht entziehen kann. Ihr neuer Erzählband „Liebes Leben“ ist hierfür wieder das beste Beispiel.
S. Fischer, 367 Seiten; 19,95 Euro
Richard Montanari
Der Teufel in dir
Ein nackter Mann sitzt blutüberströmt auf einem Stuhl. Rostiger Stacheldraht verursacht tiefe Wunden. Als Balzano und Byrne ihn finden, kann er nur noch sagen „Er lebt“. Es ist nicht das letzte Opfer des Killers. Und die Detectives werden zum Spielball des Killers …
Richard Montanari hat mit seiner Thriller-Reihe um die Ermittler Jessica Balzano und Kevin Byrne nachhaltig Eindruck hinterlassen. Jeder neue Thriller verspricht wieder Hochspannung! So auch ihr neuer „Der Teufel in dir“. Obwohl dieser Band nicht zu den allerbesten in der Reihe gehört. Hier stehen „Septagon“, „Lunatic“ und „Cruzifix“ ganz oben.
Bastei Lübbe, 446 Seiten; 9,99 Euro
Hörbuch der Woche
John le Carré
Empfindliche Wahrheit
In der britischen Kolonie Gibraltar findet eine streng geheime Anti-Terror-Operation statt: Ein islamistischer Waffenkäufer soll entführt werden. Die Drahtzieher: Fergus Quinn, ein hochrangiges Regierungsmitglied, und Jay Crispin, Chef einer internationalen Sicherheitsfirma. Toby Bell, ein Mitarbeiter Quinns, stolpert über die geheime Aktion. Irgendetwas stimmt hier nicht und soll vertuscht werden. Seine Nachforschungen bringen ihn in eine gefährliche Lage. Toby muss sich zwischen seinem Gewissen und der Verpflichtung gegenüber dem britischen Geheimdienst entscheiden.
Ein edler politischer Spionage-Krimi, wie man es vom edlen Schreiber der Spionage-Krimi-Zunft gewohnt ist. John le Carré kann es immer noch. Ein sehr vielschichtiger Roman, der weit entfernt ist von einem normalen Spionage-Krimi. John le Carré hat die Handlung sehr komplex angelegt und als Leser und Hörer ist man gefordert. Man wird aber belohnt mit einer Geschichte, die so wohl nur ein John le Carré erzählen kann. Der preisgekrönte Schauspieler Matthias Brandt macht aus dem John le Carré ein Stück Theater. Mit seiner Stimme erzählt er die Geschichte bühnenreif.
Auch als Hardcover erhältlich bei Ullstein, 24,99 Euro
Hörbuch Hamburg, 9 CDs, 677 Minuten; 24,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 03.03.2014
Norbert Leithold
Herrliche Zeiten
Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs: Der Berliner Fabrikant Hermann Kypscholl wähnt sich auf der Seite der Gewinner, seiner Familie fehlt es an nichts, und er gibt Feiern mit illustren Gästen in seiner Villa am Wannsee. Tochter Anna steht vor einer Karriere als Rassenforscherin; Sohn Otto, der eigentlich Maler werden will, wird von seinem Vater in die Wehrmacht gezwungen und fischt in Europa Kunstwerke für Nazigrößen ab. Doch nach 1945 ist nichts mehr, wie es war: Anna wird vermisst, Otto sitzt im Kriegsverbrechergefängnis, und die Teilung Deutschlands schlägt eine Schneise in die Familie. Erst in den 1960er Jahren finden Annas Tochter und Ottos Sohn zusammen, aber beide leiden unter den Wunden, die der Krieg gerissen hat.
Ein spannendes und sprachlich versiertes Stück deutscher Geschichte! „Herrliche Zeiten“ verspricht auch eine herrliche Lesezeit, denn der Roman ist abwechslungsreich und spannungsgeladen. Gesellschaft, Krieg, Liebe, Drama, große Geschichte – „Herrliche Zeiten“ bietet das alles. Es erzählt vom Vorabend des Krieges, vom Kunstraub der Nazis, über die grausame Forschung nach dem „reinen“ Deutschen, nach Ende des Krieges über die Aufarbeitung der Verbrechen, und wie die Kinder der Kriegsüberlenden mit dem Erbe ihrer Eltern umgehen. Ein Roman, den man so schnell nicht vergessen wird!
DVA, 532 Seiten; 22,99 Euro
Kate Mosse
Die Frauen von Carcassonne
Carcassonne 1942: Jeden Tag spürt die junge Sandrine die Einschränkungen durch den Krieg, doch ihre Lebensfreude lässt sie sich dadurch nicht nehmen. Selbst als sie überfallen wird, versteht sie die angstvolle Aufregung ihrer Freunde nicht: Bevor ihr Schlimmeres passieren kann, kommt ihr der junge Raoul zu Hilfe. Erst als sie erfährt, dass die anderen längst im Widerstand kämpfen, auch Raoul, begreift Sandrine die Gefahr, in der sie schweben. Und im Jahr 342 geht es um einen Codex, der dann im Jahr 1942 und weiter während des Krieges eine Rolle spielen wird.
Kate Mosse hat mit „Das verlorene Labyrinth“ einen großen Bestseller gelandet, der auch verfilmt wurde. Nun ist ihr neuer Roman „Die Frauen von Carcassonne“ erschienen. Ich war sehr gespannt und habe mir von der Geschichte eine Mischung aus Ken Folletts „Die Leopardin“ und Lucinda Rileys „Der Lavendelgarten“ versprochen. Leider wurde ich enttäuscht. Die Zeit während des 2. Weltkriegs sind die Stärken des Romans. Das ist oft spannend geschildert und die Figuren bewegend, aber die Sprünge in die Vergangenheit ins Jahr 342 und darüber hinaus stören den Lesefluss und sind träge. Im Ganzen ist aber auch zu sagen, dass es nicht 872 Seiten gebraucht hätte, um die Geschichte schön zu erzählen. 300 Seiten weniger und die Geschichte hätte kaum etwas von ihrem Kern verloren.
Droemer, 875 Seiten; 22,99 Euro
Taylor Stevens
Mission Munroe – Die Geisel
Die Wohnung von Vanessa Michael Munroes bestem Freund Logan ist verwüstet und von ihm selbst fehlt jede Spur. Bald darauf wird Munroe selbst am helllichten Tag in Dallas überwältigt und entführt. In der Gewalt des Mädchenhändlerrings eines Mannes, der sich nur der „Puppenmacher“ nennt, stellt man sie vor eine schreckliche Wahl: der Organisation eine entlaufene junge Frau wiederzubringen oder Logan qualvoll sterben zu sehen. Doch der mächtige „Puppenmacher“ kann nicht ahnen, wozu seine Geisel fähig ist, wenn man das bedroht, was sie liebt.
Schnell. Spannend. Eiskalt. Taylor Stevens. Mission Munroe ist eine Thriller-Reihe, die ihresgleichen sucht. Taylor Stevens hat mit Vanessa Michael Munroe eine Heldin erschaffen, die es in der Literatur bisher so nicht gab. Alleine deswegen ist Taylor Stevens schon eine Autorin, der man gratulieren muss. „Die Geisel“ ist nach „Die Touristin“ und „Die Sekte“ der dritte Thriller der Reihe. Und wieder muss man sich anschnallen. Eine Story, die einen in den Lesesessel drückt. Taylor Stevens präsentiert mit Vanessa Munroe das weibliche Pondon zu Lee Childs Jack Reacher und Bryan Mills, dem Held aus den Kino-Blockbustern „96 Hours“.
Goldmann, 557 Seiten; 9,99 Euro
Ingrid Noll
Hab und Gier
Bibliothekarin Karla will endlich das Rentnerdasein genießen und gibt mit 60 ihren Job auf. Dann bekommt sie ein Angebot von dem todkranken Witwer Wolfram. Pflegt sie ihn bis zum Tod, bekommt sie die Hälfte seines Vermögens. Bringt sie ihn um, bekommt sie das ganze Vermögen. Die Ruhe der Rentnerin ist vorbei.
Ein bitterböser Roman! Aber im besten Sinne. Ingrid Noll zeigt, dass sie mit diesem Roman als deutsche Agatha Christie eine feinde Feder führt. „Hab und Gier“, der Titel passt perfekt. Denn diese Geschichte offenbart die dunklen Wesenszüge des Menschen, wenn es plötzlich um viel Geld geht. Egal wie alt man ist.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Diogenes Hörbuch. Uta Hallant liest stilvoll und mit viel Präsenz. 19,90 Euro.
Diogenes, 256 Seiten; 21,90 Euro
Yrsa Sigurðardóttir
Seelen im Eis
Óðinn untersucht den mysteriösen Tod zweier Jungen in einem Erziehungsheim. Je tiefer er gräbt, umso mehr gibt es Parallelen zu seinem Leben. Hat der viel zu frühe Tod seiner Frau etwas damit zu tun? Während er noch nach Antworten sucht, scheint etwas Bedrohliches immer näher zu kommen…
Dank Arnaldur Indridason und Yrsa Sigurðardóttir ist Island zu einer literarischen Krimimacht geworden! „Seelen im Eis“ ist der achte Kriminalroman der Isländerin und wieder ein Buch, das einen packt und schüttelt. Ein Island-Krimi, wie man sich ihn wünscht.
Fischer, 368 Seiten; 9,99 Euro
Hörbuch der Woche
Arnaldur Indriðason
Duell
Reykjavík 1972. Der russische Schachweltmeister Boris Spasski tritt mitten im Kalten Krieg gegen seinen amerikanischen Herausforderer Bobby Fischer an. In der aufgeheizten Stimmung wird ein Jugendlicher in einem Reykjavíker Kino getötet. Warum ermordet jemand einen Fünfzehnjährigen? Der Junge wollte doch nur die Tonspur eines Films aufnehmen. Hat er dabei auch etwas anders aufgenommen, was ihm das Leben gekostet hat? Die Leitung der Ermittlung in diesem Fall, der nicht nur am Rande auch das Geschehen auf dem Schachbrett berührt, liegt in den Händen von Marian Briem.
Der Isländer Arnaldur Indriðason legt mit „Duell“ einen stilvollen und waschechten Spionage-Krimi vor, der schnell zur Sache kommt und mit seiner Story zu überzeugen weiß. Der Ausflug in die 1970er Jahre ist dabei besonders charmant, auch wenn es sich um einen Krimi handelt. Vor allem ist aber der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion das Thema des Romans. Arnaldur Indriðason überzeugt mit dem Einstieg seiner neuen Krimi-Reihe! Walter Kreye liest Arnaldur Indridason schon seit einiger Zeit. Der Ex-„Der-Alte“ hat eine herbe und zugleich weiche Stimme.
Auch als Hardcover erhältlich bei Lübbe, 19,99 Euro..
Lübbe Audio, 4 CDs, 302 Minuten; 19,99 Euro
Denglers-buchkritik.de