BuchKolumne 22.11.2021 Nr. 692
Sebastian Fitzek – Playlist
Ellen Sandberg – Das Geheimnis
Karen Rose – Tränennacht
Neal Shusterman – Game Changer
Dirk Bockmühl – Unsichtbarer Tod
Sebastian Fitzek – Playlist
Vor einem Monat verschwand die 15-jährige Feline Jagow spurlos auf dem Weg zur Schule. Von ihrer Mutter beauftragt, stößt Privatermittler Alexander Zorbach auf einen Musikdienst im Internet, über den Feline immer ihre Lieblingssongs hörte. Das Erstaunliche: Vor wenigen Tagen wurde die Playlist verändert. Sendet Feline mit der Auswahl der Songs einen versteckten Hinweis, wohin sie verschleppt wurde und wie sie gerettet werden kann? Fieberhaft versucht Zorbach das Rätsel der Playlist zu entschlüsseln. Ahnungslos, dass ihn die Suche nach Feline und die Lösung des Rätsels der Playlist in einen grauenhaften Albtraum stürzen wird. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit, bei dem die Überlebenschancen aller Beteiligten gegen Null gehen.
Hören Sie genau hin. Dieser Psychothriller wird Sie um Ihren Schlaf bringen! Wie man es von Sebastian Fitzek kennt, lässt er die LeserInnen nicht mehr von der Angel. Er verwirrt einen, legt Spuren, man verfängt sich total in seiner Kunst, einen Thriller zu erzählen. „Playlist“ ist ein innovativer und verschachtelter Psychothriller, der einen in ein Rätselfieber versetzt! Es geht um ein sehr spezielles Institut, dort werden Praktiken angewandt, die man als gerecht betrachten könnte, wenn man es mit dem Gesetz nicht so genau nimmt. Dazu erzählt Sebastian Fitzek von der Verrohung von Teilen der Gesellschaft, die durch Hass und Hetzte im Netz massiv gefördert wird. Die Geschichte bietet einem auch ein Wiedersehen mit Alina Gregoriev und Alexander Zorbach aus den Augen-Thrillern. Und genau dieser Serienkiller, der Augensammler, ist wieder da in „Playlist“. Ein Psychothriller von Sebastian Fitzek ist wie eine nervenaufreibende Achterbahnfahrt. Es fängt ruhig an, dann geht es rauf und runter, man ist im Geschwindigkeitsrausch gefangen, es gibt kein Halten mehr, bis man die letzte Seite, die Ausstiegsstelle erreicht hat. „Playlist“ wartet mit dem Gimmick auf, dass es Felines Musik wirklich gibt. „Playlist“ ist eine einfallsreiche Verbindung aus Musik und Text des Bestsellerautors Sebastian Fitzek und nationalen und internationalen Top-KünstlerInnen: Auf der Playlist zu „Playlist“ finden sich 15 exklusive und noch unveröffentlichte Song von Künstlern wie Rea Garvey, Silbermond, Beth Ditto, Kool Savas, Johannes Oerding, Lotte, Alle Farben, Tim Bendzko und vielen mehr. Die Audio-Playlist zum Thriller „Playlist“ gibt es als CD, Vinyl, Download und Stream.
Droemer, 396 Seiten; 22,99 Euro
Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Sebastian-Fitzek-Stammvorleser Simon Jäger liefert wieder eine perfekte Thriller-Lesung ab! 19,95 Euro.
Sebastian Fitzek – Playlist- Hörprobe: 6:38 Min.
Ellen Sandberg – Das Geheimnis
München, 2020. Ulla ist eine starke Frau, obwohl sie es nie leicht hatte. Ihre Mutter Helga verließ sie als Neunjährige. Warum? Das weiß sie bis heute nicht. Helga ist der dunkle Fleck auf Ullas innerer Landkarte. Erst als das Leben sie auf den Moarhof am Chiemsee zurückführt, entdeckt sie, dass dort Antworten auf sie warten – auf Fragen, die sie jahrelang verdrängt hat. Moosleitn am Chiemsee, 1975. Helga lebt in einer Kommune auf einem idyllisch gelegenen Bauernhof. Als Künstlerin ist sie für ihre düsteren Werke bekannt, deren wahre Bedeutung sich niemandem erschließen. Denn nur sie weiß, welche Erinnerungen sie quälen. Und dass sie als junge Frau eine Entscheidung treffen musste, die sie sich bis heute nicht vergeben kann.
Ellen Sandberg, respektive Inge Löhnig, ist eine großartige Autorin von Spannungsliteratur! Mit ihren Romanen „Die Vergessenen“, „Der Verrat“, „Das Erbe“ und „Die Schweigende“ hat sie das erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Da muss es doch mit ihrem neuen Roman „Das Geheimnis“ mit der gleichen Qualität weitergehen, dachte ich mir. Doch Ellen Sandberg kann ihr hohes Niveau mit „Das Geheimnis“ nicht halten. Es ist ein durchschnittlicher Spannungsroman, der viel Leerlauf und langatmige Passagen hat, und nur begrenzt mit wirklichen Spannungsmomenten überzeugen kann. Die Charaktere sind auch nicht so einnehmende, wie das sonst bei Ellen Sandberg der Fall ist. Man kann es ganz laut sagen: „Das Geheimnis“ ist keines, was man wissen muss!
Penguin, 426 Seiten; 20,00 Euro
Karen Rose – Tränennacht
Ein Serienkiller geht in Sacramento um, der Jagd auf Frauen macht. Als der Killer jedoch die junge Daisy Dawson als neues Opfer auswählt, gerät er an die Falsche. Daisy weiß sich zu wehren, schlägt ihren Angreifer in die Flucht und reißt ihm dabei ein silbernes Medaillon vom Hals. Dessen Gravur eines Lebensbaums entspricht exakt der Tätowierung, die FBI-Agent Gideon Reynolds einst unfreiwillig zugefügt wurde. Die Spur führt Daisy und Gideon direkt in die Schusslinie des Serienkillers – und zu der verborgenen Sekte „Church of Second Eden“.
Karen Rose ist die Queen der leidenschaftlichen Hochspannungs-Thriller! Mit „Tränennacht“ startet sie eine neue Serie. „Tränennacht“ ist der erste Band der „Sacramento“-Reihe. Wie man es von ihr gewohnt ist, hat sie wieder Charaktere erschaffen, die man als LeserIn schnell ins Herz schließt. Spannung und Leidenschaft, Karen Roses Markenzeichen. Aber auch den Killer hat Karen Rose sehr breit dargestellt, und das macht ihn noch besser. „Tränennacht“ ist ein furioser Auftakt dieser neuen Reihe. Über 700 Seiten Hochspannung! Das macht Karen Rose keiner so schnell nach.
Knaur, 732 Seiten; 16,99 Euro
Ash ist ein weißer, heterosexueller cis-Junge aus der Mittelschicht. Er hält sich selbst für einen guten Kerl, aber nicht gerade für den Mittelpunkt des Universums. Bis er eines Freitags in eine andere Dimension katapultiert wird, in der er genau das ist – der Mittelpunkt des Universums! Damit verfügt ausgerechnet Ash nun über die Macht, die Welt zu verändern. Doch irgendetwas geht schief, und Ash führt – aus Versehen – die Rassentrennung wieder ein. Natürlich will er das wieder geradebiegen, aber: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen.
Der amerikanische Bestsellerautor Neal Shusterman ist bekannt für seine „Vollendet“ – und „Scythe“-Reihen. Mit „Game Changer“ hat er nun einen höchst spannenden und gesellschaftlich interessanten Roman geschrieben. Was würde man tun, wenn man gewissen Dinge verändern könnte? Vor allem, wenn man sich seiner Macht eigentlich gar nicht so richtig bewusst ist. Welche Auswirkung hat eine Veränderung im Zeitgeschehen der Menschheit am Ende? Neal Shusterman stellt große Fragen. „Game Changer“ ist ein „Butterfly-Effect“-Roman der Extraklasse!
Sauerländer, 404 Seiten; 18,00 Euro
Dirk Bockmühl – Unsichtbarer Tod
Am Anfang war der Lockdown: Menschen wurden sesshaft, Tiere gesellten sich zu ihnen. Das war praktisch. Aber tödlich. Weil sich unsere Vorfahren das Sterben nicht erklären konnten, suchten sie Antworten bei den Göttern. So entstanden religiöse Hygiene- und Nahrungsvorschriften. Man fand heraus, welchen Wert saubere Straßen, frisches Wasser, gut belüftbare Wohnungen besaßen, man entdeckte die Keime und das Penicillin.
„Das letzte Wort haben die Mikroben.“ Dieser Satz von Louis Pasteur sagt vieles aus. Wir Menschen sind dem unsichtbaren Tod ausgeliefert, früher weit mehr als heute. Die aktuelle Pandemie zeigt das nur zu gut. Danke moderner Medizin und Impfstoffen, haben wir heute aber Gegenmittel parat. Doch wie war das in der Geschichte der Menschheit mit den Viren und Bakterien? Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie, nimmt die LeserInnen mit auf einen Streifzug durch die Geschichte der Zivilisation, der Religionen, der Architektur, der Medizin und der Wissenschaften. Die Hauptthemen sind u. a.: „Steinzeitliche Begegnungen“, „Der Zahnwurm des Assurbanipal“, „Leben mit dem Nilfieber“, „Byzanz kämpft: gegen Beulenpest, Barbaren und Blutwurst“, „Sieh da, das Scheusal und die Pest der Welt“, „Der Fluch der Lazarette“, „Die mutige Lady Montagu“, „Von Impfungen und Irrwegen“, „Gesundheit ansteckend machen – Hygiene im Alltag“, „Die Spanische Grippe und die Entdeckung der Viren“, „Das Jahrhundertmolekül“ und „Moderne Zeiten“. Ein Buch, zu einer Zeit, in der wir dringend, alle, wirklich alle, verstehen und lernen sollten!
dtv, 381 Seiten; 24,00 Euro