November 24, 2024

Kolumne 27.07.2020 Nr. 623

BuchKolumne 27.07.2020 Nr. 623

Jason Starr – Seitensprung
Laura Jane Williams – Dein Lächeln um halb acht
Bernard Minier – Schwestern im Tod
Bernhard Weßling – Der Ruf der Kraniche
Adele Brand – Füchse – Unsere wilden Nachbarn

Jason Starr – Seitensprung

Seine Ehe mit Maria ist am Tiefpunkt angelangt, ihr Liebesleben am Ende. Der einzige Lichtblick ist sein Sohn Jonah. Doch dann scheint es für seine Eheprobleme eine Lösung zu geben: eine diskrete Seitensprung-Website. Entgegen seinen anfänglichen Bedenken lässt er sich auf eine Online-Affäre ein und begeht damit den größten Fehler seines Lebens. Immer schneller wird er in eine tödliche Spirale hineingezogen, aus der es kein Entrinnen gibt.

Die Thriller von Jason Starr lassen einen kaum Zeit zum Luftholen! Die Seiten fliegen nur so dahin. So ist es auch bei seinem neuesten Werk „Seitensprung“. Man fühlt so mit Jack, der eine unglückliche Ehe führt und einen Job hat, der ihn wenig glücklich macht, da wäre ein Seitensprung schon eine heiße Sache. Keine gute Idee, weder im echten Leben, noch in dieser Geschichte. Jeden neuen Schritt den Jack unternimmt, denkt man, nein, tue das nicht, sag das nicht, aber Jack tut es und sagtes. Und alles wird immer noch schlimmer. Bis Tote seinen Weg pflastern. Ich habe frühzeitig die Verwicklungen erahnt, doch hat mich der Weg bis zum Ende spannend unterhalten. „Seitensprung“ ist ein unglaublich fesselnder Thriller ohne Netz und doppelten Boden!

Diogenes, 393 Seiten; 16,00 Euro

Laura Jane Williams – Dein Lächeln um halb acht

Normalerweise nimmt die Londonerin Nadia die 7:30-U-Bahn – es sei denn, sie verschläft oder übernachtet bei ihrer Freundin Emma oder es kommt eben sonst irgendetwas dazwischen. Schließlich ahnt Nadia nicht, dass Daniel jeden Morgen auf sie wartet, seit er sie in einem mit Kaffee bespritzten Kleid gesehen und sich nicht getraut hat, sie anzusprechen. Dann entdeckt Nadia eines Tages eine Anzeige in der Zeitung: „An die hinreißende Frau mit den Kaffee-Flecken auf dem Kleid: Ich bin der Typ, der immer in der Nähe der Tür steht und darauf hofft, dich wiederzusehen. Lust auf einen Drink?“. Nach einer schweren Enttäuschung glaubt Nadia nicht mehr so recht an die Liebe, trotzdem stimmt sie nach einigem Zögern einem Treffen in einer Bar zu. Doch kurz bevor sie eintrifft, wird Daniel zu einem familiären Notfall gerufen..

„Dein Lächeln um halb acht“ ist der erste Roman der jungen Engländerin Laura Jane Williams. Eine moderne Liebes-Komödie soll es sein, der Verlag zieht gar Vergleiche zu der unverwechselbaren Bestsellerautorin Mhairi McFarlane. Die Grundidee der Geschichte klingt schon mal gut, auch wenn sie nicht neu ist. Aber bei der Umsetzung ergibt sich eine zu lange Mängelliste. Modern ist die Geschichte, ja, aber auf mich wirkte vieles sehr abgehoben, wenig konnte man sich damit identifizieren, auch weicht Laura Jane Williams zu oft von der eigentlichen Story ab und verläuft sich in belanglosen Nebensächlichkeiten. Ermüdend. Die Hauptcharaktere können durchaus überzeugen, aber das restliche Personal hat es mir so gar nicht angetan. „Dein Lächeln um halb acht“ ist eine Minute später schon wieder im Dickicht aus Büchern verschwunden.

Knaur, 335 Seiten; 10,99 Euro

Bernard Minier – Schwestern im Tod

Für Kommissar Martin Servaz aus Toulouse ist es ein Schock, als er in einer eisigen Februar-Nacht zum Tatort eines Mordes gerufen wird: Nicht nur liegt das Opfer inmitten giftiger Schlangen – die Ermordete trägt ein Kommunionkleid, und es handelt sich um die Ehefrau des Krimi-Autors Erik Lang. Mit Lang hatte Servaz bereits vor 25 Jahren bei seinem ersten Fall zu tun. Damals waren am Ufer der Garonne in den Pyrenäen zwei Studentinnen ermordet aufgefunden worden, an Baumstämme gefesselt und in Kommunionkleider gehüllt. Die Schwestern waren Fans von Lang gewesen, auf ihrem Zimmer hatte dessen Bestseller „Das Kommunionkind“ gelegen. Zufall? Doch gerade, als sich die Lage für Lang zuzuspitzen schien, hatte der Fall eine dramatische Wendung genommen.

„Schwarzer Schmetterling“, „Kindertotenlied“, „Wolfsbeute“ und „Nacht“, damit hat der Franzose Bernard Minier die Thriller-Leser schon begeistert. Mit seinem 5. Psychothriller mit Kommissar Martin Servaz „Schwestern im Tod“ tut er es wieder. In Frankreich ein Nr.-1-Bestseller. In „Schwestern im Tod“ wird Martin Servaz als junger Polizist mit seinem allerersten Fall konfrontiert, der damals nur scheinbar gelöst werden konnte. Die erste Hälfte des Buches spielt im Jahr 1993, die zweite dann im Jahr 2018. Beide Geschichten haben ihren eigenen Reiz, auch wenn sie zusammengehören. „Schwestern im Tod“ ist ein düsterer Psychothriller, ganz wie man es vom französischen Bestsellerautor Bernard Minier kennt.

Droemer, 426 Seiten; 14,99 Euro

Bernhard Weßling – Der Ruf der Kraniche

Kraniche sind rätselhafte Vögel. Nur wenige wissen etwas über diese grazilen Tänzer der Lüfte. Der Autor nimmt uns mit auf Expeditionen in ihre verborgene Welt und geht den Mythen um die Vögel des Glücks auf den Grund. Mithilfe einer eigens entwickelten Methode hat der Autor ihr Verhalten erforscht und Teile ihrer Sprache entschlüsselt.

Rätselhaft, wunderschön, mystisch, von purer Eleganz, das sind Kraniche. Dieses Buch nimmt einen mit auf eine ganz besondere Reise, in die Welt der Kraniche. Kranichexperte Bernhard Weßling legt seine Erkenntnisse über ihre Anpassungs- und Problemlösungsfähigkeit, ihr Einfühlungsvermögen und ihren manchmal eigenwilligen Charakter dar. Seine Beobachtungen lassen uns tief in die Lebensweise und das Bewusstsein der Kraniche eintauchen und zeigen uns die erstaunlichen Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Tier. Zu den einprägenden Schilderungen gibt es auch noch eine ganze Reihe toller Fotos, die einen diese wunderbaren Tiere präsentieren. Einige Hauptthemen sind: „Kranichwissen kompakt: die Mythen und die Fakten“, „Wie kommunizieren Kraniche miteinander?“, „Brutsaison: eine tragische Liebesgeschichte“, „Der Sprache der Kraniche auf der Spur“, „Forschungs-Abenteuer: Mandschurenkraniche belauschen bei minus 25 Grad und bewacht von Grenzsoldaten“ und „Was können wir über Intelligenz, Zugverhalten, Kulturbildung, Werkzeuggebrauch und Selbstbewusstsein bei Kranichen lernen?“.

Goldmann, 412 Seiten; 20,00 Euro

Adele Brand – Füchse – Unsere wilden Nachbarn

Seit Urzeiten begleitet der Fuchs den Menschen, und schon immer war er für seine Intelligenz und Schlauheit berühmt. In Gegenden nördlich des Polarkreises und in nahezu tropischen Gebieten, in Wäldern, Grasland und mitten unter den Menschen – fast überall kann der Rotfuchs überleben und sich nach seinen Bedürfnissen einrichten. Heute ist er das am weitest verbreitete Raubtier und sein leuchtendes Fell selbst in den Städten ein häufiger Anblick. Doch wer ist dieser wilde Nachbar des Menschen in Wirklichkeit?

Jeder kennt den Fuchs, aber was wissen wir wirklich über ihn? Die meisten wohl wenig. Dieses Buch schafft auf charmante und informative Weise Abhilfe und schließt viele Wissenslücken. Die Autorin, die die Füchse seit zwanzig Jahren studiert, von den Wäldern Polens bis zur indischen Wüste Thar, vom subpolaren Kanada bis zum ländlichen England, kann von spannenden Abenteuern berichten. Nach der Lektüre von „Füchse“ sind auch Sie so schlau wie ein Fuchs! Die Hauptthemen sind: „Eine kurze Geschichte des Fuchses“, „Wo Füchse leben“, „Wie der Fuchs aussieht“, „Familienangelegenheiten“, „Der Fuchs und seine Nachbarn“, „Wie macht der Fuchs?“, „Füchse zählen“, „In Gesundheit und Krankheit“, „Raubtiere in unserer Mitte“, „Wenn die Fetzen fliegen“, „Tornado im Käfig“ und „Berühmte Füchse“.

C. H. Beck, 208 Seiten; 22,00 Euro