Juni 17, 2024

Kolumne 27.05.2024 Nr. 823

     BuchKolumne 27.05.2024 Nr. 823

C. J. Tudor – Survivor
Brooke Robinson – Die Dolmetscherin
Cleo Konrad – Tödlicher Podcast
Frank Goldammer– Tod auf der Elbe
Jos Versteegen – Hans Keilson

      Hörbuch der Woche

Jason Dark
Promis lesen Geisterjäger John Sinclair

C. J. Tudor – Survivor

Als Hannah erwacht, findet sie sich in einem komplett zerstörten Autobus wieder, der in der Abgeschiedenheit der Wälder verunglückt ist. Die Ausgänge sind blockiert, sie und einige andere Überlebende sind in den Trümmern gefangen. Aber die Zeit läuft, denn in Kälte und Eis ist ihnen der Tod sicher. Als Meg wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einer Gondel, hoch oben über verschneiten Bergen, und hat keinerlei Erinnerung, wie sie dorthin kam. Begleitet wird sie von fünf Fremden – und einem Toten. Carter blickt zum Fenster eines einsam gelegenen Retreats hinaus, in dem er und seine Begleiter sich verschanzt haben. Als ihr Generator im Schneesturm droht zusammenzubrechen, zieht Unheil herauf. In jeder der Gruppen lauert ein Mörder. Aber wer ist es? Und wer wird entkommen?

Die Britin C. J. Tudor begeistert die Thriller-Welt! Mit ihren Büchern „Der Kreidemann“, „Lieblingskind“, „Schneewittchen schläft“ und „Das Gotteshaus“ stürmte sie die Bestsellerlisten. Ihr fünfter Thriller „Survivor“ hinterlässt die gleichen starken Spuren im Genre-Schnee. Dort spielt er auch, im dichten Schneetreiben. In einer zugleich nahen und doch hoffentlich sehr weit entfernten Zukunft (Corona lässt grausam grüßen). Die Geschichte hat drei Hauptfiguren Hannah, Carter und Meg und zugleich drei Erzählstränge, dazu noch zahlreiche weitere Figuren in den einzelnen Erzählsträngen. Was schnell im Figuren-Blizzard enden könnte, meistert C. J. Tudor, ihr gelingt gar ein kleines Kunststück und sie gibt den Hauptfiguren und auch den Nebenfiguren eine eigene klare Zeichnung. Wie hängen die drei Geschichten zusammen? Was ist in dieser beschriebenen Zukunft geschehen? Vor wem muss man sich wirklich fürchten? Das alles und noch so viel mehr wird Sie in „Survivor“ in Atem halten. Ein Gänsehaut-Thriller, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt! Und zum Schluss noch ein Satz, der sich mir besonders eingeprägt hat: „Das Hirn ist ein Messie. Es kann einfach nichts wegwerfen.“

Goldmann, 447 Seiten; 16,00 Euro

Brooke Robinson – Die Dolmetscherin

Revelle Lee spricht 11 Sprachen und dolmetscht am Old Bailey in London – für Zeugen, Opfer, Angeklagte. Als sie bei einem Mord-Prozess mitbekommt, wie sich der Angeklagte erfolgversprechend verteidigt, verstößt sie gegen ihren eigenen Codex und verfälscht seine Aussage, damit der vermeintlich Schuldige verurteilt wird. Bald stellt sich heraus: Revelle hat versehentlich einen Unschuldigen ins Gefängnis gebracht. Und nicht nur das. Zudem ist jemand hinter ihr und ihrem Pflegesohn Elliot her. Sowohl das laufende Adoptionsverfahren als auch Revelle und Elliot geraten immer weiter in Gefahr, denn jemand weiß, was sie getan hat, und will Gerechtigkeit. Revelle versucht alles, ihren Fehler wiedergutzumachen. Doch die unsichtbare Bedrohung kommt immer näher.

Die britische Autorin Brooke Robinson legt mit „Die Dolmetscherin“ ihr Thriller-Debüt vor. Das Cover des Buches wirkt geheimnisvoll, der Satz darauf (Ihre Übersetzung entscheidet über das Urteil) verspricht eine ultra-spannende Story. Ich habe einen Thriller im Stile früherer John-Grisham-Bücher erwartet. Doch weit gefehlt. Auch das Genre Thriller trifft auf dieses Buch so gar nicht zu. So gute Vorzeichen und dann musste ich eine träge und sich dahinschleppende Story lesen, die fast jegliche Spannung vermissen lässt. „Die Dolmetscherin“ verspricht den LeserInnen einen Thriller, doch am Ende kommt etwas ganz anderes dabei heraus.

Knaur, 361 Seiten; 16,99 Euro

  Cleo Konrad – Tödlicher Podcast

Nina ist überglücklich, als die berühmte Podcasterin Malu M. sie als Reinigungskraft engagiert. Seit Monaten verfolgt sie gebannt deren True-Crime-Sendung, die die ganze Stadt in Atem hält. Doch schon bald häufen sich in dem auf Hochglanz polierten Haus rätselhafte Vorkommnisse, und Nina hat den Verdacht, dass sich hinter der makellosen Fassade dunkle Abgründe auftun. Warum schirmt Malu ihre Familie hermetisch von der Außenwelt ab? Was versucht sie zu verbergen? Als im Netz ein anonymer Podcast veröffentlicht wird, beginnt Nina zu ahnen, wie entsetzlich Malus Geheimnisse wirklich sind – und wie tief sie selbst schon darin verstrickt ist.

Cleo Konrad feiert mit „Tödlicher Podcast“ ihr Thriller-Debüt. Die Autorin, die auch Soziologin ist, bringt ihre Stärken in ihrem ersten Buch mit ein. Sie hält sich strikt an ihre Figuren, und lässt sie die Geschichte, ihre Geschichten erzählen. Nina und Manu. Und noch eine weitere Figur spielt eine Rolle (dieser Teil ist aber etwas zu lange geraten). Cleo Konrad versteht es Spannung aufzubauen und die Story sehr geheimnisvoll zu halten. Man liest den „Podcast“ und möchte wissen, was hinter den Figuren steckt und welche Geheimnisse sie mit sich herumtragen. Daher fliegen die Seiten immer schneller dahin. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und die LeserInnen erwarten einige Überraschungen. „Tödlicher Podcast“ ist ein ausgefeiltes Thriller-Kammerspiel im modernem Podcast-Gewand!

Lübbe, 508 Seiten; 18,00 Euro

  Frank Goldammer – Tod auf der Elbe

Als Gustav Heller, Kriminalrat der Königlichen Polizei in Dresden, den Sommertag 1879 mit einem Ausritt an der Elbe beginnen will, explodiert auf dem Fluss der Kessel eines Frachtdampfers. Tote und Verletzte treiben im Wasser. Heller reitet in den Fluss und zieht einen Schwerverletzten an Land. Der mutige Retter wird wenig später zum Ermittler in einem diffizilen Fall von Sabotage, Erpressung und Mord. Zwei Dampfschiffreedereien kämpfen erbittert um die königliche Schifffahrtslizenz auf der Elbe. Hellers hartnäckigen Nachforschungen erregen den Unwillen seines Vorgesetzten. Als auch seine Familie in Gefahr gerät, sucht Heller kurzerhand Hilfe beim sächsischen König.

Heller ist wieder da! Aber nicht Max, sondern Gustav. Kriminalrat Gustav Heller, der Großvater von Kommissar Max Heller. Bestseller-Autor Frank Goldammer startet mit „Tod auf der Elbe“ eine neue Krimi-Reihe, im Mittelpunkt steht Kriminalrat Gustav Heller und natürlich wieder Dresden. Denn wer die Bücher von Frank Goldammer kennt, weiß, dass man darin nicht nur einen spannenden Kriminalfall geboten bekommt, sondern auch ganz viel Geschichte, deutsche Geschichte. „Tod auf der Elbe“ ist der perfekte Beginn einer hoffentlich lange andauernden Krimi-Reihe!

dtv, 399 Seiten; 17,00 Euro

  Jos Versteegen – Hans Keilson

Hans Keilson war Arzt und Dichter, Sportlehrer und Musiker. 1933 erschien sein erster Roman „Das Leben geht weiter“ bei S. Fischer. Die Flucht in die Niederlande 1936 rettete ihm das Leben. Nach dem Krieg kümmerte sich Hans Keilson um die Traumata von Kriegswaisen – er, dessen Eltern in Auschwitz ermordet wurden. Eine euphorische Kritik in der „New York Times“ machte Hans Keilson 2010 weltberühmt, seine Bücher wurden in über 20 Sprachen übersetzt.

Hans Keilson, geboren 1909 in Bad Freienwalde, er verstarb 2011 in den Niederlanden. Jos Versteegen vermittelt in seiner Biografie ein differenziertes Bild dieses charismatischen Menschen und seines bewegten Lebens. Ein Jahrhundertleben, eine Jahrhundertbiografie! Ein Buch wie ein verschlungenes Gemälde, mit vielen Schatten und Grautönen, aber auch mit gemütlichen Plätzen und freudigen Sonnenstrahlen. Eine Auswahl der Hauptkapitel: „Das Studium und der Roman, 1928 – 1933“; „Exil, 1936 – 1940“; „Liebe und Grauen, 1940 – 1945“; „Die Zukunft beginnt, 1945 – 1951“; „Das Buch über Hitler, 1958 – 1962“; Dynamik mit sechzig, 1970 -1986“ und „Enttäuschung und Ruhm, 2000 – 2011“.

S. Fischer, 716 Seiten; 34,00 Euro