Dezember 3, 2024

Kolumne 27.02.2023 Nr. 758


BuchKolumne 27.02.2023 Nr.758

Dora Heldt – Drei Frauen und ein falsches Leben
Meik Wiking – Mein Hygge Home
Janice Hadlow – Miss Bennet
Leigh Bardugo & Dani Pendergast – Demon in the Wood
Holger Gzella – Aramäisch – Weltsprache des Altertums

 Dora Heldt – Drei Frauen und ein falsches Leben

Über ein Projekt im Pflegeheim ihrer Mutter ist Friederike zum ersten Mal gezwungen, sich mit Esthers Leben auseinanderzusetzen. Vieles erscheint in einem anderen Licht … Alex recherchiert für ein Buchprojekt über die Industriellenfamilie Hohnstein, deren weiße Weste angesichts der Verstrickungen in das Nazi-Regime immer mehr Risse bekommt. Jule, deren Tochter Pia – wie sie selbst einst – ihren Alltag als alleinerziehende Mutter stemmt, muss lernen, dass sie jetzt, mit Mitte Fünfzig, die vielleicht letzte Chance hat, ihr Leben noch einmal zu ändern. Frauenleben: Nur mit der Kraft der Erinnerung kann der Weg in die Zukunft gelingen.

Dora Heldt ist Deutschlands Bestseller-Queen! Und sie macht mit ihrem neuen Roman „Drei Frauen und ein falsches Leben“ da weiter, wo sie mit „Drei Frauen am See“ und „Drei Frauen, vier Leben“ aufgehört hat. Die „Drei-Frau“-Buchreihe ist fulminant! Denn Dora Heldt geht dabei dem Leben ihrer Hauptfiguren so tief auf den Grund, so tief wie der See, der in den Büchern eine zentrale Rolle spielt. Sie lotet Gefühle, Worte, Geschehnisse ganz genau aus, um die LeserInnen ganz nah teilhaben zu lassen am Leben der Frauen. „Drei Frauen und ein falsches Leben“ erzählt gleich zwei fesselnden und emotionale Geschichten. Die Rückblicke in die Vergangenheit bereichern die Geschichte und vermittelt ein gutes Bild der damaligen Zeit. Dora Heldt liefert ein Lese-Highlight nach dem anderen ab!

dtv, 512 Seiten; 17,95 Euro

 Meik Wiking – Mein Hygge Home

Meik Wiking, der Glücksexperte aus Dänemark, weiß, wie sehr unser Zuhause das Wohlbefinden beeinflusst und wie wir es am besten gestalten, damit wir darin nicht nur leben, sondern es uns auch möglichst guttut. In diesem Buch zeigt er, wie wir mit elementaren Designregeln die einzelnen Innenräume so einrichten, dass wir gern darin zusammenkommen, uns kreativ entfalten und unsere Lebensqualität verbessern. Denn eines ist klar: Hygge ist hausgemacht.

Im April 2017 habe ich das erste „Hygge“-Buch von Meik Wiking besprochen. Damals schrieb ich: „Hygge ist ein Heilmittel für die Seele! Setzt man Hygge in seinem Leben um, führt man ein ausgeglichenes Leben, bleibt erdverbunden, freut sich über die kleinen Dinge im Leben, die definitiv nichts mit Geld und Macht zu tun haben. Ja, Hygge ist ein Lebensgefühl, das einfach glücklich macht. Hygge ist Atmosphäre, Gegenwart, Vergnügen, Gleichheit, Dankbarkeit, Harmonie, Bequemlichkeit, Frieden, Zusammensein und Schutz. Würden alle Menschen Hygge ausleben, die Welt wäre ein Paradies. Dieses Buch ist ein Schatz, halten Sie es ganz fest und geben Sie es nicht wieder her!“ Heute, 2023, ist die Welt eine ganz andere. Leider! Wenn man Hygge heute betrachtet, wäre es so schön, wenn nach diesen Grundsätzen die ganze Welt leben würden. Wohl für immer nur ein Traum. Aber weg vom Weltgeschehen, hin zum neuen „Hygge“-Buch von Meik Wiking. Wenn man das Buch einzeln betrachtet, dann ist der Untertitel des Buches durchaus Programm „Ein Wohnbuch mit Herz und Seele“. Doch wenn man auch das erste Buch heranzieht, ist dieses doch nur eine kleine Erweiterung und Aufhübschen des ersten Buches. Es lebe Hygge, aber dieses Buch muss man nicht unbedingt haben. Die Hauptkapitel sind: „Dänisches Design und das Hygge-Hauptquartier“, „Hygge, ein perfekter Abend zu Hause“, „Rücke die Dinge ins richtige Licht“, „Raum für Hygge“, „Gemeinschaft gestalten“, „Work Hygge, play Hygge“, „Der Cézanne-Effekt“, „Hygge ist hausgemacht“ und „Ein heilsamer Ort für die Seele“.

Lübbe, 271 Seiten; 22,00 Euro

  Janice Hadlow – Miss Bennet

Mary Bennet weiß von klein auf, dass sie keine Schönheit ist – besonders im Vergleich zu ihren vier Schwestern, die mittlerweile alle verheiratet sind. Sie selbst sucht noch nach ihrem Platz im Leben, als sie nach dem Tod des Vaters zusammen mit ihrer Mutter den Familiensitz Longbourn verlassen muss. Mary zieht zunächst von einer Schwester zur anderen, bevor sie bei ihrer Tante in London unterkommt. Dort blüht sie förmlich auf und findet erstmals Gefallen an Bällen und Abendeinladungen. Schon bald macht ihr der reiche Erbe Will Ryder den Hof. Doch Mary ist fest entschlossen, ihrem Herzen zu folgen – und das schlägt für den stillen Anwalt Tom Hayward.

Was für ein wunderbarer Roman! Schon das erste Kapitel ist ein wahres Gedicht. Dieser Rhythmus, diese Eleganz, die Klarheit, sprachlich ein schönes kleines Wunder. Dazu spürt man auf jeder Seite, das Hintersinnige, die Wärme, aber auch das Kalte. Schönheit über alles. Geistreiche, intelligente und voller Wortwitz angereicherte Dialoge. Die Figuren, mit ihren so steifen, engstirnigen und eigenwilligen Charakterzügen, springen einem aus dem Buch geradezu an. Marys eisernen und oft steinigen Weg zu verfolgen ist äußerst faszinierend. Und ein Satz ist sehr zutreffend, der Mary zugetragen wird für ihr Leben: „Sehne dich nicht nach dem Unmöglichen, sondern lerne, das Mögliche zu erkennen, und dann greif mit beiden Händen zu“. Es ist immer etwas los in „Miss Bennet“. Janice Hadlow sprüht nur so vor Erzählfreude. Ich liebe dieses Buch!

Goldmann, 700 Seiten; 15,00 Euro

    Leigh Bardugo & Dani Pendergast – Demon in the Wood

Bevor er Ravkas Zweite Armee anführte, bevor er die Schattenflur schuf und lange bevor er zum Dunklen wurde, war er nur ein einsamer Junge, der mit einer außergewöhnlichen Macht belastet war. Eryk und seine Mutter haben ihr Leben auf der Flucht verbracht. Aber sie werden nie einen sicheren Hafen finden. Denn sie sind nicht nur Grisha – sie sind die tödlichsten und seltensten ihrer Art. Gefürchtet von denen, die sie vernichten wollen, und gejagt von denen, die ihre Gabe ausnutzen wollen, müssen sie ihre wahren Fähigkeiten verstecken, wohin sie auch gehen. Doch manchmal haben tödliche Geheimnisse einen Weg, sich selbst zu enthüllen.

Fantasy-Fans aufgepasst! Mit diesem Buch bekommen Sie die Hintergrundgeschichte des Serien-Lieblings Aleksander Kirigan aus der erfolgreichen Netflix-Serie „Shadow and Bone“ erstmals auf Deutsch in einer Graphic Novel geboten. In dieser Vorgeschichte zur Grisha-Reihe führt Leigh Bardugo Sie in die geheimnisvolle Vergangenheit Ravkas ein, als die Grisha auf der Flucht waren und der Dunkle seine ersten Schritte auf dem Weg zur Macht unternahm. Wer die Serie liebt und eine fleißige Leserin oder ein fleißiger Leser ist, der darf sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Ein tolles und schön gestaltetes Buch! Diese Graphic Novel hat sich einen Ehrenplatz im Fantasy-Bücherregal verdient.

Knaur, 206 Seiten; 18,00 Euro

Wer die Hölle kennt Leigh Bardugo


Auch bei Knaur erhältlich ist der neue Band um Geisterseherin Alex Stern. Nach „Das neunte Haus“ folgt nun „Wer die Hölle kennt“. Höllisch gute Unterhaltung! Leigh- Barduco-Fans kommen dabei voll auf ihre Kosten. Die Autorin überzeugt mit Spannung, Düsternis, Witz und unheimlichem Drive!

Knaur, 206 Seiten; 19,00 Euro

  Holger Gzella – Aramäisch – Weltsprache des Altertums

Das Aramäische war über tausend Jahre lang die Lingua franca zwischen Indus und Nil, ja mehr noch: Durch mächtige Netzwerke von Beamten und Schreibern prägte es Politik, Recht, Literatur und Religion der Alten Welt. Wichtige Teile des Alten Testaments sind auf Aramäisch geschrieben, Jesu Muttersprache war Aramäisch, das rabbinische Judentum war zum großen Teil aramäisch sprachig, und die orientalischen Kirchen sind (teils bis heute) ohne das Aramäische als Literatur- und Liturgiesprache nicht zu denken. Im 7. Jahrhundert schließlich wurde das Aramäische vom Arabischen, der Sprache des Korans, als Leitsprache des Orients abgelöst.

Die aramäische Sprache ist in Forschung und öffentlicher Wahrnehmung zu Unrecht ins Abseits geraten. Holger Gzellas Gesamtdarstellung bringt ein „vergessenes Weltreich“ zum Vorschein, das in den Weltreligionen bis heute weiterlebt. Mich hat diese Reise durch dieses „vergessene Weltreich“ ungemein angesprochen! Holger Gzella schreibt lebendig und knüpft Zusammenhänge, die überraschen. Die Hauptkapitel sind: „Ein unsichtbares Weltreich“, „Die Wiege der aramäischen Schrift (9. – 8. Jahrhundert)“, „Assyrien und Babylonien: Alphabet Schreiber erobern die Welt (7. – 6. Jahrhundert)“, „Das Perserreich: Die Herrschaft des Buchstabens (5. – 4. Jahrhundert)“, „Israel: Vom Buchhalter zum Seher (4. Jhr. v. Chr. – 1. Jhr. n. Chr.)“, „Syrien und Mesopotamien: Staatsdiener als Träger der Tradition (3. Jhr. v. Chr. – 3. Jhr. n. Chr.)“, „Das Schrifttum als geistiger Raum der Religionen (ab 4. Jahrhundert n. Chr.)“, „Von der aramäischen zur arabischen Weltsprache (1. Jhr. v. Chr. – 2. Jhr. n. Chr.)“ und „Alte Sprache, neues Leben“.

C. H. Beck, 480 Seiten; 36,00 Euro