BuchKolumne 26.06.2023 Nr. 775
Rebecca Yarros – Fourth Wing – Flammengeküsst
Ulrike Draesner – Die Verwandelten
Pankaj Mishra – Goldschakal
Robin G. Hunter – Im Namen des Ordens – Die Asche des Lazarus
Karen Swan – Sommernächte in Paris
Rebecca Yarros – Fourth Wing – Flammengeküsst
Violets Traum, Schriftgelehrte am renommierten Basgiath War College zu werden, zerplatzt jäh, da sie als Tochter der Generalin am Auswahlverfahren der Drachenreiter teilnehmen muss. Das erste Jahr wird nicht einmal die Hälfte aller Bewerber überleben, denn Drachen binden sich nicht an schwache Menschen, sie fackeln sie nieder. Die meisten Kadetten wollen Violet allein aufgrund ihrer Herkunft niederstrecken – besonders Xaden, der mächtigste und skrupelloseste unter den Geschwaderführern. Und ohne Frage auch der attraktivste. Ausgerechnet ihm wird Violet unterstellt. Sie wird jeden Vorteil nutzen müssen, wenn sie überleben will. Denn am Basgiath War College haben alle eine Agenda und es gibt nur zwei Wege hinaus: den Abschluss machen oder sterben.
Rebecca Yarros hat mit „Fourth Wing – Flammengeküsst“ in den USA einen großen Bestseller gelandet und dazu noch viele hymnische Bewertungen von LeserInnen erhalten. Gerechtfertigt? Oh ja! Ich kann nur sagen: WOW! WOW! WOW! Ein Fantasy-Epos, das heiß, heißer, am heißesten ist! Eine Mischung aus „Eragon“, „Herr der Ringe“ und „Game of Thrones“. Aus jedem dieser großen Fantasy-Epen ist in der „Flammengeküsst“-Saga etwas zu finden. Mit Violet die Reise zu diesem großen Abenteuer anzutreten ist eine große Lese-Ehre. Mit ihr, ihre Entwicklung von einer Schriftgelehrten zu einer mutigen und starken Drachenkämpferin zu erleben, ist enorm spannend und man möchte keine Seite der fast 800 missen. Rebecca Yarros hält bis zum Ende die Spannung auf sehr hohem Niveau und weiß zum Schluss hin mit einigen Überraschungen zu überzeugen. Vieles ist anders als man denkt. Ich bin begeistert und kann es kaum erwarten, wenn es in „Iron Flame“ im Dezember 2023 weitergeht!
dtv, 762 Seiten; 24,00 Euro
Ulrike Draesner – Die Verwandelten
Eine nationalsozialistische Vorzeigemutter, die anderen beibringt, wie Kinder zu erziehen sind, doch über das Wichtigste, was sie verloren hat, niemals spricht. Eine Köchin, die lieber Frauen geliebt hätte als den Dienstherrn, unterwegs durch das zerstörte Deutschland im Sommer 1945. Ein Mädchen in München Solln, geboren in einem Lebensbornheim der SS. Eine alleinerziehende Anwältin von heute, die nach dem Tod ihrer Mutter unverhofft eine Wohnung in Wrocław erbt – und einen polnischen Zweig der Familie entdeckt. Alle Figuren verbindet ein Jahrhundert von Krieg und Nachkrieg, Flucht und Vertreibung, von Gewalt. Was bedeutet es, in einem Staat zu leben, der Menschenzucht betreibt? Und wie darüber schreiben, was den Frauen im Krieg geschieht? Was ihnen die Sprache nimmt. Was sie für immer verwandelt. Und wie über die unsichtbare Kraft, die verhindert, dass sie daran zerbrechen?
Wow, was für eine Geschichte! Dachte ich, als ich las, in was es in Ulrike Draesners „Die Verwandelten“ geht. Ein Roman, der von nicht wenigen Seiten hymnisch besprochen wurde. Da kann doch nichts schief gehen, dachte ich erneut, ein literarisches Großereignis würde mich erwarten. Literarisch ist es explosiver Lesestoff, aber Literatur hat auch leider oft nichts mit Vergnügen der Lektüre gemein. Ulrike Draesner hat mit „Die Verwandelten“ durchaus etwas Kunstvolles erschaffen, holt dabei die LeserInnen aber nur bedingt ab. Es ist oft eine Qual, sich durch diese Geschichte zu arbeiten. Wirr und zusammenhanglos fallen mir auch noch ein, wenn ich dieses Buch zusammenfassen muss. Hätte man diese Grundstory einem Peter Prange gegeben, der hätte daraus einen dramatischen Bestseller gemacht, der sicher erfolgreich verfilmt worden wäre.
Penguin, 602 Seiten; 26,00 Euro
Pankaj Mishra – Goldschakal
Während Arun in einer kleinen Hütte neben den Eisenbahnschienen aufwächst, träumt er davon, den ärmlichen Verhältnissen seiner Familie zu entfliehen. Als er trotz seiner niedrigen Kaste am Indian Institute of Technology angenommen wird, scheint er endlich aus dem ewigen Kreislauf der Armut ausbrechen zu können. Auf dem Campus trifft er auf zwei Studenten aus ähnlichen Verhältnissen. Im Gegensatz zu dem verunsicherten Arun verfügen sie über den schieren Willen und das Selbstvertrauen, die gnadenlosen sozialen Schranken zu durchbrechen. Die Absolventen des IIT werden schließlich zu den Finanzgenies ihrer Generation, die von East Hampton bis in die Toskana ebenso hart arbeiten, wie sie ausgelassen leben. Während seine Freunde einer nie dagewesenen finanziellen und sexuellen Freiheit hinterherjagen, beschließt Arun, ein Leben als Schriftsteller zu führen, und zieht sich mit seiner alternden Mutter in ein kleines Dorf im Himalaya zurück. Doch dort wird er nicht bleiben …
Ein Roman, der das aufstrebende Indien aus der Perspektive der drei Hauptfiguren zeigt. Wie sie ihren Weg gehen, welche Wege ihnen offenstehen oder auch verwehrt bleiben. „Goldschakal“ zeigt, dass durch Bildung und etwas Glück den Hauptfiguren kaum Grenzen gesetzt sind. Aber auch ein nahezu grenzenloses Leben kann in einem Unglück enden. Indische Literatur gibt es nicht so viel auf dem deutschen Markt, daher gewährt „Goldschakal“ einen sehr interessanten Einblick. Pankaj Mishra schreibt packend und intensiv. „Goldschakal“ ist ein aktueller Gesellschaftsroman über das heutige Indien und weit darüber hinaus. Zugleich ist er ein intimer und feinfühliger Roman, der voller bewegender Momente und Trauer steckt!
S. Fischer, 414 Seiten; 26,00 Euro
London: Die Magier des Hermetischen Ordens wachen über den zerbrechlichen Frieden, der zwischen den Menschen und den paranormalen Wesen herrscht. Caleb ist einer von ihnen – als frisch ausgebildeter Vigilant ermittelt er in der magischen Unterwelt der Stadt. Als er zum Schauplatz eines Mordes gerufen wird, trifft er dort auf die 25-jährige Tatortreinigerin Sally. Die junge Frau hegt einen brisanten Verdacht: Wird im Orden schwarze Magie praktiziert? Zusammen mit der Ordensbibliothekarin Lady Kaitlin werden die beiden in einen Strudel aus Intrigen und Verrat, Schein und Verbrechen hineingezogen.
Sie lieben spannende Fantasy? Dann werden Sie Robin G. Hunter lieben! Hinter Robin G. Hunter verbergen sich gleich mehrere Autorinnen, die die große Fantasy-Story „Im Namen des Ordens“ konzipiert und geschrieben haben. Die Story beruht auf einer Audible-Original-Produktion. Der erste Band der Reihe „Die Asche des Lazarus“ bietet dann auch gleich eine rasante Story voller Magie, Düsternis, Spannung und Dramatik. Die Charaktere haben einen schnell eingefangen und man folgt ihnen gerne in jeden Winkel. „Im Namem des Ordens“ sollte man sich nicht entgehen lassen! Und auf den zweiten Band „Der magische Foliant“ muss man nicht lange warten, er erscheint in wenigen Tagen.
Lübbe, 544 Seiten; 16,99 Euro
Karen Swan – Sommernächte in Paris
Die Kunstagentin Flora Sykes ist ständig in der Welt unterwegs. Für ein Privatleben oder eine ernsthafte Beziehung bleibt da keine Zeit. Nun führt sie ein geheimnisvoller Auftrag nach Paris, wo die wohlhabende Familie Vermeil ein Apartment voller Kunstschätze geerbt hat, das seit über siebzig Jahren niemand mehr betreten hat. Warum war es so lange verschlossen? Und woher stammen die Bilder? Statt Antworten zu finden, stößt Flora bei ihren Nachforschungen auf immer mehr Geheimnisse. Und zu allem Überfluss lenkt Xavier Vermeil, der unverschämt gutaussehende Sohn der Erben, sie immer wieder von der Arbeit ab.
Die englische Bestseller-Autorin Karen Swan ist bekannt für ihre zauberhaften Plots, die sie einmal zur Sommer- und einmal zur Winterzeit in genauso zauberhafte Bücher verwandelt. Nach zuletzt „Sommer im Paradies“ und „Winterträume im Schnee“ erscheint nun wieder ein Sommer-Roman. Die LeserInnen dürfen „Sommernächte in Paris“ verbringen. Was sich so verheißungsvoll anhört ist es dann auch. Sommer-Feeling in der Stadt der Liebe und der Kunst. Und wieder bestätigt die so erfolgreiche Autorin, was ihre Bücher ausmachen. Karen Swan lesen heißt: abschalten, genießen, sich treiben lassen und träumen!
Goldmann, 519 Seiten; 11,00 Euro