April 19, 2024

Kolumne 26.04.2021 Nr. 662

BuchKolumne 26.04.2021 Nr. 662

Fjodor M. Dostojewski – Die Brüder Karamasow
Roland Schimmelpfennig – Die Linie zwischen Tag und Nacht
Stephen King – Später
Dr. med. Anne Fleck – Energy!
Ralph Knispel – Rechtsstaat am Ende

Fjodor M. Dostojewski – Die Brüder Karamasow

Wiederum als Kriminalgeschichte angelegt, diesmal jedoch bleibt der Täter für den Leser bis zum Schluss unbekannt, erzählt Dostojewskij die Geschichte der drei Brüder Karamasow, die als Erwachsene in ihr Elternhaus zurückkehren, wo sie ihrem Vater als einem alten lüsternen Trunkenbold begegnen. Ihre Verachtung ist so groß, dass sie seinen Tod herbeiwünschen. Als er dann wirklich ermordet aufgefunden wird, fällt der Verdacht auf den ältesten Bruder, Dmitrij. Er wird schuldig gesprochen und zu Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. Alle wissen jedoch: Ein anderer hat den greisen Unhold ermordet, und trotzdem nehmen die Brüder die Schuld auf sich.

„Die Brüder Karamasow“ – „Roman in vier Teilen, mit einem Epilog“ ist das letzte Werk der großen „Romantragödien“ von Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821 – 1881), erschienen 1879/80, ein Jahr vor dem Tod seines Autors. Ein Roman von ungeheurerer Wucht und Sprachgewalt! Familiengeschichte und Sittenbild des Russlands im 19. Jahrhundert. Wer sich bisher noch nicht mit Dostojewskijs Werk beschäftigt hat, kann jetzt in die Welt des russischen Ausnahmeautors einsteigen. Der S. Fischer Verlag hat im Taschenbuch 4 seiner Werke in schicken neuen Covern neu aufgelegt. Diese sind in der Neuübersetzung von Swetlana Geier (1923 – 2010) von 2003. Swetlana Geier hat für das Übersetzen gelebt. Man merkt es dieser frischen Neuübersetzung von Dostojewskijs Werken an. „Die Brüder Karamsow“ begeistert auf so vielen Ebenen. Ein Romanschwergewicht für die Ewigkeit! Darin sind viele kluge und sprachgewandte Gedanken und Zeilen zu finden. Nur eine davon: „Ich bedauere, dass ich Ihnen nichts Ermunterndes sagen kann, aber die tätige Liebe ist im Vergleich zu der schwärmerischen etwas Grausames und Einschüchterndes. … die schwärmerische Liebe lechzt nach einer augenblicklichen Tat … die tätige Liebe dagegen ist Arbeit und Ausdauer und für manche vielleicht eine ganze Wissenschaft“.

Fischer, 1.287 Seiten; 18,00 Euro

Auch als Taschenbuch in der Neuübersetzung erhältlich bei Fischer „Der Idiot“, 17,00 Euro.

Auch als Taschenbuch in der Neuübersetzung erhältlich bei Fischer „Verbrechen und Strafe“, 16,00 Euro.

Auch als Taschenbuch in der Neuübersetzung erhältlich bei Fischer „Ein grüner Junge“, 16,00 Euro.

 Roland Schimmelpfennig – Die Linie zwischen Tag und Nacht

Roland Schimmelpfennig - Die Linie zwischen Tag und Nacht

Berlin, Görlitzer Park: Im Landwehrkanal treibt eine tote junge Frau im weißen Brautkleid. Woher kommt sie? Wie heißt sie? Der suspendierte Drogenermittler Tommy sucht im Berlin der Clubs und kriminellen Clans nach der Geschichte der Frau. Auf seiner Odyssee durch die Stadt begegnet er Überlebenskünstlern und Kämpfern, Verlorenen und Gestrandeten aus aller Welt: vom japanischen Tattoo-Meister bis zur indischen Feuerspuckerin. Hellwach und todmüde, zwischen Traum und Wirklichkeit taucht Tommy immer tiefer in die Berliner Unterwelt und in die eigene Vergangenheit ein.

Roland Schimmelpfennig ist ein sehr erfolgreicher Autor von Theaterstücken. Doch auch als Romanautor machte er von sich reden mit den Büchern „An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ und „Die Sprache des Regens“. Vor allem „Die Sprache des Regens“ konnte mich überzeugen. Wie würde wohl sein neuer Berlin-Roman „Die Linie zwischen Tag und Nacht“ sein? Überzogen! Roland Schimmelpfennig packt in seinem Roman so viel über Berlin und seine Menschen, dass man immer wieder den Kopf schütteln muss. Er reißt vieles auch nur an, geht nicht in die Tiefe. Versinkt im schönen Schein, wie es Berlin ja auch hin und wieder tut. Auch konnten mich die Charaktere im Buch nicht wirklich an die Hand nehmen. Sie blieben mir fremd. „Die Linie zwischen Tag und Nacht“ fährt ins Nirgendwo!

S. Fischer, 206 Seiten; 22,00 Euro

    Stephen King – Später

Stephen King - Später

Jamie Conklin wächst in Manhattan auf und wirkt wie ein normaler neunjähriger Junge. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, aber er steht seiner Mutter Tia, einer Literaturagentin, sehr nahe. Die beiden haben ein Geheimnis: Jamie kann von klein auf die Geister kürzlich Verstorbener sehen und sogar mit ihnen reden. Und sie müssen alle seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Tia hat sich gerade aus großer finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner großen Bestsellersaga bleibt leider unvollendet – wäre da nicht Jamies Gabe … Die beiden treten eine Reihe von unabsehbaren Ereignissen los, und schließlich geht es um, nun ja, Leben und Tod.

„Später“ ist ein ganz unüblicher Stephen-King-Roman, da er für kingsche Verhältnisse relativ kurz ist. Aber die Qualität des Großmeisters des Horrors ist auch in „Später“ zu spüren. Stephen King unterhält in „Später“ mit knackigem, subtilem Horror! „Später“ ist zugleich ein Mutter-Sohn-Roman, ein Roman über den Buchbetrieb, ein Krimi und ein Geisterroman. Auch einen leisen Humor lässt Stephen King nicht vermissen. Nur ein Beispiel: „Bin tot, nicht taub.“ „Später“ ist ein guter Stephen King für zwischendurch!

Heyne, 304 Seiten; 22,00 Euro

Auch als Hörbuch erhältlich bei Random House Audio. David Nathan, die deutsche Stimme von Hollywood-Ikone Johnny Depp, liest wie immer großartig! 22,00 Euro.

Stephen King – Später – Hörprobe – 10:00 Min.

    Dr. med. Anne Fleck – Energy!

Dr. med. Anne Fleck - Energy!

Sie sind erschöpft und müde? Sie leiden unter einem seltsamen Strauß an Symptomen und haben das Gefühl, ein Leben auf Sparflamme zu führen? Angeblich fehlt Ihnen nichts, aber Sie spüren, dass etwas nicht stimmt? Dr. Anne Fleck, Ärztin für Präventiv- und Ernährungsmedizin, geht der Sache auf den Grund und erklärt, welche verborgenen Ursachen hinter ständiger Müdigkeit, Infektanfälligkeit und bisher unerklärlichen Beschwerden stecken können. So zehren etwa unentdeckte Entzündungen, Autoimmunerkrankungen, Umwelttoxine oder eine kranke Verdauung an unserer Leistungsfähigkeit.

Ein Buch wie ein Gesundheits-Booster! „Energy! – Der gesunde Weg aus dem Müdigkeitslabyrinth“ ist ein Buch mit hohem Mehrwert für Ihre Gesundheit. Lesen und danach ein besseres Leben führen. Das Buch zeigt auf, wie wir die Kraft der richtigen Ernährung nutzen, den zu uns passenden Rhythmus finden, Nährstoffmängel ausgleichen und unser Immunsystem stärken, finden wir zu einem gesünderen Leben und neuer Energie. Die Hauptthemen sind u. a.: „Wenn die Verdauung heimlich stottert“, „Autoimmunerkrankungen – Müdigkeit als Leitsymptom“, „Ausgebrannte Nebenniere – die schleichende Müdigkeit“, „Nahrungsmittelintoleranz – wenn der Milchkaffee einschläfert“, „Kranke Mitochondrien – der Zellcrash“, „Arzneimittel als Müdemacher und Nährstoffräuber“, „Chronisch vergiftet – wie Schadstoffe müde und krank machen“, „Die Kraft der Ernährung“ und „Gesunde Verdauung – Kleines Heil-ABC“.

dtv, 432 Seiten; 25,00 Euro

  Ralph Knispel – Rechtsstaat am Ende

Ralph Knispel - Rechtsstaat am Ende

Die Zustände sind besorgniserregend. Seit Jahren sind Polizei und Justiz dramatisch unterbesetzt. Tatverdächtige werden aus der Untersuchungshaft entlassen. Der Anteil aufgeklärter Straftaten geht zurück, Haftbefehle werden nicht vollstreckt. Die Folge: Immer mehr Menschen verlieren das Vertrauen in unser Rechtssystem. Ralph Knispel, der seit fast drei Jahrzehnten bei der Berliner Staatsanwaltschaft tätig ist, schlägt Alarm. Er berichtet von den eklatanten Fehlentwicklungen bei der Strafverfolgung, aber zeigt auch, dass es durchaus Lösungen gibt, damit der Rechtsstaat seine Pflichten gegenüber den Bürgern wieder erfüllen kann.

Deutschland – ein Rechtsstaat! Auf dem Papier sicher, doch die Gesetze können mit der Wirklichkeit nicht mehr mithalten. „Rechtsstaat am Ende“ lässt alle Alarmglocken schrillen! Die Politiker müssen endlich auf den richtigen Pfad zurückfinden, damit das Vertrauen in den Rechtsstaat wieder hergestellt werden kann. Die Hauptthemen sind: „Imageproblem“, „Wahrnehmungsproblem“, „Personalproblem“, „Ausstattungsproblem“, „Raumproblem“, „Zeitproblem“, „Ermessensproblem“, „Flaschenhalsproblem“, „Entkriminalisierung“, „Vollzugsproblem“ und „Abwägungsproblem“.

Ullstein, 238 Seiten; 22,99 Euro