BuchKolumne 23.01.2023 Nr. 753
Amie Kaufman / Meagan Spooner – The other Side of the Sky – Die Göttin und der Prinz
Oliver Clements – Im Dienst der Königin
Anna Benning – Dark Sigils – Was die Magie verlangt
Daphne Geismar – Unsichtbare Jahre
Olivie Blake – The Atlas Six – Wissen ist tödlich
Amie Kaufman / Meagan Spooner – The other Side of the Sky
Die Göttin und der Prinz
Über den Wolken von Alciel schweben glänzende Himmelsstädte. In den Schatten darunter aber existiert eine dunklere Welt mit uralten Tempeln und dem Glauben an Magie. Doch keines der beiden Reiche weiß von dem anderen. Als Prinz North mit seinem Flugzeug abstürzt, ist das für Nimh kein technisches Versagen, sondern die Bestätigung einer Prophezeiung. Nimh ist die wiedergeborene Göttin ihrer Welt, die ihr darbendes Volk retten will. North glaubt nicht an Zauber, aber er muss einen Weg zurück finden zu seiner Seite des Himmels. Zögernd gehen die beiden ein Bündnis ein, das schnell zu mehr wird. Ihre Schicksale sind miteinander verwoben, aber ihre Nähe ist verboten, denn als lebende Göttin darf Nimh von keinem Menschen berührt werden.
Amie Kaufmann ist eine überaus erfolgreiche Autorin von Science-Fiction- und Fantasy-Romanen! Zu ihren Büchern zählen u. a. auch die „Aurora-Rising“-Reihe. Sie ist gerne mit einer Co-Autorin oder einem Co-Autor unterwegs. So auch bei ihrem neuen Werk „Die Göttin und der Prinz“, bei dem sie sich Megan Spooner an ihre Seite geholt hat. Und die Autorinnen haben sich richtig ins Zeug gelegt. „Die Göttin und der Prinz“ ist eine himmlisch-höllisch-magisch gute Fantasy-Oper! Die erschaffenen Welten von Nimh und North haben mich gleich gepackt, genauso wie die beiden Hauptfiguren. Schnell habe ich zu den Welten und den Figuren Zugang bekommen und war auf jeder Seite aufs Neue gespannt, was mit ihnen geschieht, was ihnen abverlangt wird, was in den Welten geschieht. Daher erwarte ich mit Freude die Fortsetzung von „Die Göttin und der Prinz“ mit „Beyound the End of the World“, die im Herbst 2023 erscheinen wird.
dtv, 459 Seiten; 20,00 Euro
Oliver Clements – Im Dienst der Königin
England 1577: Elizabeth I. gerät in einen Hinterhalt, den sie nur mit Glück überlebt. Während ihr Privatsekretär Sir Francis Walsingham die unbekannten Attentäter jagt, stößt Elizabeth auf eine legendäre Waffe, die ihre Macht sichern könnte: das griechische Feuer. Sie beauftragt den Spion und Wissenschaftler John Dee, die Rezeptur aufzutreiben, die seit dem Untergang des Byzantinischen Reichs verschollen ist. In einer Welt voller skrupelloser Feinde und tödlicher Intrigen scheint diese Mission unmöglich. Doch John Dee verfügt über die mächtigste Waffe überhaupt: Intelligenz.
Oliver Clements hat mit seinem ersten Fall für seinen Spion und Wissenschaftler John Dee „Der Spion der Königin“ mit der Story durchaus meine Aufmerksamkeit erregt. Nach der Lektüre allerdings hatte ich viele Fragezeichen im Kopf. Ich bewerte ja seit über zwei Jahrzehnten auch viele historische Romane, aber selten hatte ich so einen langweiligen gelesen, wie den von Oliver Clements. Doch jeder hat eine zweite Chance verdient, also auf zu „Im Dienst der Königin“, dem zweiten Fall für John Dee. Und was soll ich sagen, die zweite Chance hat der Autor nicht genutzt. Der zweite Fall ist genauso langweilig, wie der erste. Über 500 Seiten werden den LeserInnen geboten, bei denen man gut und gerne 200 Seiten hätte kürzen können, ohne den Hauptkern der Story auch nur im Ansatz zu berühren. Kein gutes Zeugnis für einen historischen Roman. Wenn ich da nur an die großartigen Werke einer Rebecca Gablé, einer Iny Lorentz oder vielen anderen AutorInnen des Genres denke, dann hat „Im Dienst der Königin“ die Wirkung von Zahnschmerzen im Mittelalter.
Goldmann, 555 Seiten; 12,00 Euro
Anna Benning – Dark Sigils – Was die Magie verlangt
Früher existierte Magie nur in Träumen. Sie war eine geheimnisvolle Kraft, die Wunder vollbringt. Aber so ist Magie nicht. Das weiß Rayne besser als jede andere. Wahre Magie ist düster und gefährlich – und dennoch Raynes einzige Chance, in den Armenvierteln Londons zu überleben. Mittels besonderer Artefakte, den Sigils, hat sie gelernt, die blau schimmernde Flüssigkeit zu nutzen, und mit ihr zu kämpfen. Doch als die Magie außer Kontrolle gerät, kann Rayne nur ein einziger Junge helfen. Er herrscht über die mächtigsten Sigils der Welt und stellt sie vor die Wahl: Entweder die Magie in Raynes Adern wird sie töten – oder sie bindet ihr Leben an die Dark Sigils. Für immer.
Wie Amie Kaufman ist auch Anna Benning sehr erfolgreich im jungen Fantasy-Genre unterwegs. Mit ihrer „Vortex“-Trilogie hat sie viele LeserInnen begeistert. Nun startet sie mit „Dark Sigils“ eine neue Trilogie. Und was für eine! Hier ist die Magie das alles beherrschende Thema. Ohne ihr geht nichts. Und sie bestimmt über Leben und Sterben. „Dark Sigils“ ist futuristisch angelegt und mixt Bekanntes mit Unbekanntem. Rayne bewegt sich in dieser neuen Erdenzeit kämpferisch, zerbrechlich und zugleich selbstsicher vorwärts. Ich wurde magisch spannend unterhalten! Bereits im Mai 2023 erscheint „Dark Sigils – Wie die Dunkelheit befiehlt“. Wie bei „Die Göttin und der Prinz“ ist die Vorfreude groß.
KJB, 492 Seiten; 19,00 Euro
Während die Nazis ihren Griff um die jüdische Bevölkerung in den besetzten Niederlanden immer fester spannten, wurde Daphne Geismars Familie allmählich vom öffentlichen Leben ausgeschlossen – alles war verboten, vom Besitz eines Fahrrads bis hin zur Ausübung eines Berufs. Sie ahnten die mörderischen Folgen einer Deportation und beschlossen, sich zu trennen und zu verstecken. Eltern und Kinder wurden auseinandergerissen, die einen lebten jahrelang von der Außenwelt abgeschnitten hinter einer Kirchenorgel, die anderen unter Holzdielen oder sogar in aller Öffentlichkeit.
„Unsichtbare Jahre – Die Geschichte einer niederländischen Familie während des Holocaust“ ist ein sehr schön gestalteter Prachtband, mit spannenden und schmerzlichen Texten, dazu gibt es viele Fotografien und Abbildung alter Dokumente und Briefe. Das Buch ist eine weitere Stimme, diesmal aus den Niederlanden, die zeigt, wie Nazi-Deutschland jedes einzelne Leben beeinflusst und oft zerstört hat. Aber es zeigt auch den Kampfeswillen jedes Einzelnen und gibt auch ein Stück Hoffnung. „Unsichtbare Jahre“ ist ein Zeitdokument, das Bleiben wird!
btb, 258 Seiten; 26,00 Euro
Olivie Blake – The Atlas Six – Wissen ist tödlich
Die Bibliothek von Alexandria ist niemals untergegangen, sie verwahrt im Verborgenen seit Jahrtausenden die dunkelsten Geheimnisse der Menschheit. Alle zehn Jahre bekommen die talentiertesten MagierInnen ihrer Generation die Möglichkeit, das uralte Wissen zu studieren: Jene, die die Initiation überstehen, erwarten ungeheurer Reichtum, Macht und Weisheit. Doch von den sechs Auserwählten werden nur fünf überleben. Dieses Mal sind mit dabei: Libby Rhodes und Nico de Varona, zwei begnadete Physiomagier von der New York University of Magical Arts, die einander nicht ausstehen können. Die Telepathin Parisa Kamali und der Empath Callum Nova, beide Meister der Manipulation. Tristan Caine, der zynische Sohn eines Londoner Gangsters, der jede Illusion durchschauen kann, und Reina Mori, eine mysteriöse Naturmagierin aus Japan. Zwischen den mächtigen Adepten beginnt ein Spiel auf Leben und Tod.
Aller guten Dinge sind drei. Wer sich bei „Die Göttin und der Prinz – The other Side of Sky“ und „Dark Sigils – Was die Macht verlangt“ gut unterhalten hat und nach weiterer guter und fantastischer Literatur verlangt, der sollte sich „The Atlas Six – Wissen ist tödlich“ zuwenden. Spektakulär, wortgewandt, fesselnd – „The Atlas Six“ bringt einen ins Schwitzen und hält das Lesefieber hoch!
TOR, 541 Seiten; 22,00 Euro