BuchKolumne 22.07.2024 Nr. 831
Florian Schwiecker / Michael Tsokos – Der 1. Patient Johanna Hedman – Das Trio
Stephanie Jana / Ursula Kollritsch – Sommerglück auf Sylt
Polly Morland – Ein glückliches Tal
Olivie Blake – The Atlas Complex
Hörbuch der Woche:
David Baldacci – Gefährliches Komplott
Florian Schwiecker / Michael Tsokos – Der 1. Patient
Eine Routine-Operation der Chefärztin Dr. Sasha Müller endet für den Patienten tödlich. Nach der Obduktion kommt Rechtsmediziner Justus Jarmer zu dem eindeutigen Schluss, dass ein Behandlungsfehler vorliegt. Die Staatsanwaltschaft klagt Dr. Müller daraufhin wegen fahrlässiger Tötung an. Doch die Ärztin wurde bei dem Eingriff von einem KI-System unterstützt. Während der Fall in der Öffentlichkeit immer weiter hochkocht, stellt Rocco Eberhardt, der Sasha Müller vor Gericht vertritt, eine berechtigte Frage: Gehört statt seiner Mandantin nicht eigentlich die KI auf die Anklagebank – oder gar der Entwickler?
Ex-Strafverteidiger Florian Schwiecker und Deutschlands Rechtsmediziner-Ass Michael Tsokos sind als Autoren-Team von der Bestsellerliste nicht mehr wegzudenken! „Die 7. Zeugin“, „Der 13. Mann“ und „Die letzte Lügnerin“ haben sie als Team dorthin gebracht. Und nun schlagen sie das nächste Kapitel auf: „Der 1. Patient“. Gibt es medial und gesellschaftlich derzeit ein heißeres Eisen als Künstliche Intelligenz? Wohl kaum. Alle sprechen darüber, jeder beschäftigt sich damit, obwohl sie oder er es vielleicht nicht einmal weiß, niemand kann ihr mittlerweile entrinnen, der KI. Das KI auch die Medizin verändern wird, und es schon tut, steht außer Frage. Also was liegt näher, dass sich das Bestseller-Duo Schwiecker & Tsokos diesem Thema annehmen. Und was machen die beiden daraus? Ein spektakulären Justiz-Krimi der Extraklasse, der zeigt, wie KI in der Medizin Leben retten, aber auch Leben nehmen kann! „Der 1. Patient“ wird Sie bis in Ihren Schlaf verfolgen, und zu Ihrem nächsten Krankenhausaufenthalt. Daher die Warnung: Lesen auf eigene Gefahr! Denn die KI ist schon da. Oder ist vielleicht doch alles ganz anders? Das Bestseller-Duo zeigt zudem, wie reißerischer Journalismus und die sozialen Medien eine Welle lostreten können, die dann nicht mehr einzufangen ist. Die Auswirkungen können am Ende auch tödlich sein. Nur auf eine andere Art.
Knaur, 344 Seiten; 12,99 Euro
Johanna Hedman – Das Trio
Thora, einzige Tochter einer charismatischen Stockholmer Industriellenfamilie. August, angehender Künstler, seit Jahren ihr bester Freund und manchmal auch mehr. Hugo, gleichermaßen fasziniert wie verängstigt von dieser neuen und privilegierten Welt, in die er unvermittelt als Untermieter von Thoras Eltern gestoßen wird. Bald sind die drei unzertrennlich und verbringen jede wache Minute miteinander: in Cafés, auf Radtouren, in Paris, London, Berlin. Unter der Oberfläche lauern starke Gefühle; Themen wie Identität, Klasse und Liebe brechen auf. Das fragile Gleichgewicht zwischen ihnen droht schon bald zu zerbrechen, aber noch ist alles in der Schwebe, noch ist alles möglich.
Die junge schwedische Autorin Johanna Hedman hat mit ihrem Debüt-Roman „Das Trio“ schon vor seinem Erscheinen in Schweden international für Furore gesorgt. Es folgten hymnische Besprechung. Da war ich natürlich sehr gespannt, auch weil ich solch eine Grundstory interessant finde und man daraus unheimlich viel machen kann. Doch nachdem ich mich in der Geschichte vorgearbeitet hatte, kam die Ernüchterung. Der Titel des Buches hätte auch „Das Trio, das um sich kreist“ lauten können. Es passiert nichts, was tatsächlich für Furore sorgen würde. Das, was passiert ist eher das Gegenteil, meist langweilig und nur wenig, was die Geschichte antreibt. Es fehlt der Esprit bei dieser Story und auch bei den Figuren. Manchmal zärtlich und manchmal forsch, manchmal laut und manchmal leise, das ist „Das Trio“! Aber eben nur in einzelnen Szenen des Romans.
Luchterhand, 448 Seiten; 22,00 Euro
Stephanie Jana / Ursula Kollritsch – Sommerglück auf Sylt
Als Lou der hektische Alltag als Modedesignerin in Berlin zu viel wird, haben sie und ihre besten Freundinnen Nette und Kati die rettende Idee: eine gemeinsame Auszeit auf Sylt. Die malerische Nordseeinsel ist der perfekte Ort, um zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu schöpfen. Doch die charmante Unterkunft, die sie auf die Schnelle gebucht haben, entpuppt sich bei der Anreise als heruntergekommenes Kapitänshaus, das es zu renovieren gilt. Und auch in Sachen Liebe wird das Leben der drei Freundinnen gehörig durcheinandergewirbelt. Nicht nur Lou muss am Ende des Sommers eine Entscheidung treffen, die ihr Leben für immer verändern wird.
Das nächste Autoren-Duo wartet auf Sie! Nach den beiden Männern folgen nun zwei Frauen. Erfolgreiche und schlagfertige Autorinnen sind Stephanie Jana und Ursula Kollritsch. Sylt ist ja – außer viraler Ausnahmen – eine Insel, die die Deutschen gerne besuchen. Und so werden Sylt-Romane auch gerne zu Sehnsuchts-Romanen. Wir befinden uns mitten im Sommer, also lassen Sie uns gemeinsam auf die sommerliche Insel Sylt reisen. Die Autorinnen haben das schon einmal getan mit „Sommerträume auf Sylt“. Nun folgt „Sommerglück auf Sylt“. Die beiden Romane hängen nicht zusammen. Ein Sylt-Roman, der zum Schwärmen einlädt! Das Freundinnen-Trio ist den Autorinnen gut gelungen. Alle sehr unterschiedlich und trotzdem mit gleichen Werten und Charakterzügen. Mit diesem Autorinnen-Duo macht eine Reise nach Sylt richtig Spaß! Und auch die Nebencharaktere sind ihnen gut gelungen. Ich sage da nur Jeff. Lassen Sie sich überraschen. Es passiert so viel. Langweilig wird Ihnen garantiert nicht werden.
Goldmann, 473 Seiten; 12,00 Euro
Polly Morland – Ein glückliches Tal
Als Polly Morland das Haus ihrer Mutter ausräumt, findet sie eine alte Ausgabe von John Bergers Buch „A Fortunate Man“, das von einem Landarzt erzählt, der in einem abgelegenen Tal arbeitete. Berührt von seiner Geschichte begibt sich Morland auf die Reise, die Frau kennenzulernen, die heute seine Praxis betreibt. Sie begegnet einer Ärztin, die eine Seltenheit ist in der modernen Medizin: Sie kennt ihre Patienten in- und auswendig, und ihre Geschichten sind eng mit ihren eigenen verwoben.
Eine so schöne, so menschliche, so lebensnahe Geschichte! Und das Schönste ist, es handelt sich dabei um keinen Roman, sondern um eine gelebte Geschichte. Das, was Polly Morland darin beschreibt, ist das Leben der Ärztin, wie sie ist, wie sie zu ihren Patientinnen und Patient ist, das gibt es heute so nur noch selten zu finden. Aber auch das Drumherum ist schön zu lesen. Das Kennenlernen der Landschaft und der Gemeinschaft. Aber es gibt natürlich auch sehr ernste Themen darin zu finden, wie es um das englische Gesundheitssystem bestellt ist oder wie die Zeit während der Pandemie zu bewältigen war. Zudem sind in dem Buch viele Schwarzweiß-Fotos zu finden, was alles noch lebendiger macht. Ein Fundstück eines Buches!
Fischer, 301 Seiten; 22,00 Euro
Olivie Blake – The Atlas Complex
Die talentiertesten Magier wurden auserwählt – aber nur die Klügsten werden überleben. Die Ereignisse in der Bibliothek von Alexandria spitzen sich zu, und jeder der sechs Auserwählten muss sich die Frage stellen, ob die Suche nach grenzenloser magischer Macht sie verändert. Wie sie sich selbst beschränken können, um menschlich zu bleiben. Oder wen sie verraten müssen, um ihre wahren Ziele zu erreichen.
Es ist vollbracht! Mit „The Atlas Comlex“ endet die Trilogie. Der erste Band „The Atlas Six“ von Olivie Blake hat hohen Wellen geschlagen. Ein Fantasy-Bestseller, der viele LeserInnen begeistert hat. Die Fortsetzung „The Atlas Paradox“ war ein harter Brocken. Zum ersten Teil urteilte ich: „Spektakulär, wortgewandt, fesselnd – ‘The Atlas Paradox’ bringt einen ins Schwitzen und hält das Lesefieber hoch!“ Was soll ich sagen, die ersten beiden Bände unterschiedlich in Ausführung und Qualität. Und der dritte? Kein Meisterwerk, nein, garantiert nicht! Und trotz schwieriger und langatmiger Phasen hat mich der finale Band auch immer wieder gepackt. „The Atlas Complex“ ist komplexe, literarische Fantasy der anderen Art!
TOR, 672 Seiten; 25,00 Euro
