September 14, 2024

Kolumne 19.08.2024 Nr. 835

     BuchKolumne 19.08.2024 Nr. 835

John Ajvide Lindqvist – Signum
Richard Coles – Der Priester und das schwarze Schaf
Nicolas Barreau – Die Freundin der Braut
Kimberly McCreight – Die perfekte Mutter
Verschiedene AutorInnen – Infused Water, Eistee & Co.

Hörbuch der Woche:

Miriam Georg – Im Nordwind

 John Ajvide Lindqvist – Signum

Kim Ribbing hat den „Schockdoktor“ Martin Rudbeck gekidnappt und hält ihn im Keller seiner Villa fest. Er will verstehen, was es ist, das einen Menschen dazu bringt, unter dem Vorwand der Wissenschaft junge Menschen zu quälen. Derweil recherchiert die Ex-Polizistin Julia Malmros im Milieu der „Wahren Schweden“, einer rechtsextremen Partei mit Kontakten in die kriminelle Szene. Und plötzlich steht Julia vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens: Muss sie Kim, der zu einem Teil von ihr geworden ist, verraten?

Kurz ein persönlicher Einschub, bevor ich zu diesem Buch komme. Mein erster Roman (ein Spionage-Thriller), den ich bereits im Jahr 2000 geschrieben habe (und der seitdem in der berühmten Schublade schlummert), bevor ich mich Jahre später schriftstellerisch anders entwickelt habe, trug auch den Titel „Signum“. Aber nun zu John Ajvide Lindqvists „Signum“. Es ist nach „Refugium“ der zweite Teil der „Mittsommer“-Trilogie. Über den ersten Teil urteilte ich „Genial. Was für eine Story! Ich war vollkommen in den Bann gezogen. Aber mal ehrlich, was soll man von einem Lindqvist schon anderes erwarten? Der Autor ist ein Story-Magier! Und so geht es weiter. Auch in „Signum“ spielt Lindqvist wieder seine schriftstellerischen Stärken aus. Zudem hat er die beiden Hauptfiguren Kim Ribbing und Julia Malmros konsequent weiterentwickelt. Ebenso ihre spezielle Beziehung zueinander. Kim, der nicht so ganz allein agiert, muss in diesem Teil einiges bewältigen. Dass er den „Schockdoktor“ Martin Rudbeck entführt, ist für seine Psyche nach und nach besser. Doch man soll nie daran glauben, dass nicht das Unerwartete passiert, so gut man einen Plan auch ausgearbeitet hat. Aber Kim wäre nicht Kim, wenn er nicht auch in der Not eine Lösung finden würde. Vielleicht mit „übernatürlicher“ Hilfe? Und natürlich mit Hilfe von Julia. Überraschend, clever, psychologisch austangiert. John Ajvide Lindqvist schlägt eine Finte nach der anderen. Ein wenig „Mission: Impossible“ lässt grüßen. „Signum“ ist ein starker zweiter Band einer sagenhaft guten Trilogie!

dtv, 494 Seiten; 22,00 Euro

Richard Coles – Der Priester und das schwarze Schaf

Es ist einige Monate her, seit ein Mord die Gemeinde von Pfarrer Daniel Clement in Aufruhr versetzte. Er selbst konnte den Fall aufklären, nun hofft er auf ruhigere Zeiten im beschaulichen Champton. Doch da naht bereits die nächste Krise in Gestalt eines Geistlichen, der im Nachbarort seinen Dienst antritt. Er teilt sich die Betreuung seiner Schäfchen mit Daniel, doch die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Der milde, verständnisvolle Daniel trifft in Chris Biddle auf einen strengen Verfechter von Ordnung und Regeln – nicht immer zur Freude seiner Frau und beide Kindern. Dann geraten ausgerechnet die Biddles in den Mittelpunkt eines schrecklichen Verbrechens: Ihr Sohn wird tot aufgefunden, offenbar wurde er das Opfer eines Ritualmords. Und Daniel muss den Täter finden, bevor das Böse Kreise zieht.

Das schrieb ich über „Der Tote in der Dorfkirche“, dem ersten Fall für Pfarrer Daniel Clement: „Die Briten haben ja zuweilen einen eigenwilligen Humor. Vielleicht ist es so zu erklären, dass „Der Tote in der Dorfkirche“ dort ein Nr.-1-Bestseller war. Ein sympathischer Kriminalroman! Ja, das kann ich unterschreiben, aber mehr ist er dann auch nicht. Und nein, ich habe über „Der Priester und das schwarze Schaf“ wenig anderes zu berichten. Entzückend, vor Freude sprudelt, das weckt bei mir nur das Cover. Doch über die Geschichte kann ich das nicht sagen. Man erwartet über 300 Seiten lang einen Kriminalroman und sucht in vergebens. Richard Coles hat eigenwillige Charaktere in das Buch gepackt, die auch hin und wieder zum Schmunzeln anregen, auch seine Erfahrungen als Pfarrer fließen natürlich sehr ausführlich in die Geschichte mit ein, aber das alles ist vieles, aber eben kein spannender Kriminalroman.

Goldmann, 331 Seiten; 18,00 Euro

   Nicolas Barreau – Die Freundin der Braut

An einem regnerischen Tag im April erhält Jean-Pierre Morel eine Einladung, die sein Leben verändern wird. Überraschend lädt ihn Paul, sein ehemals bester Freund, zu seiner Hochzeit auf einem Schloss in Südfrankreich ein. Doch am Tag des Festes läuft alles schief und in der Aufregung vergisst Jean-Pierre bei seinem Aufbruch die Einladung. Den Namen des Chateaus hat er so halbwegs im Kopf, aber als er unterwegs auch noch eine Panne hat, würde er am liebsten aufgeben. Auf dem malerischen Anwesen angekommen, ist das Fest bereits in vollem Gange. Jean-Pierre trifft die junge, rothaarige Frau wieder, die ihm zuvor an der Tankstelle waghalsig die Vorfahrt genommen hatte. Juliette, die stets zu sagen scheint, was ihr durch den Kopf schießt, erweist sich indes als eine ganz bezaubernde Gesellschaft. Es wird eine rauschhafte Nacht, an deren Ende das Schicksal eine gänzlich unerwartete Wendung bereithält.

Nicolas Barreau entführt in wundervolle Welten – in die Welten der Liebe! Sein Roman „Das Lächeln der Frauen“ erschien in 36 Ländern und wurde bei uns „Jahresbestseller“. Und Nicolas Barreau ist kein französischer Autor, sondern das Pseudonym einer deutschen Autorin. Nicolas Barreau beließ es aber nicht bei einem erfolgreichen Buch, es folgten weitere, und nun ist der neue Roman „Die Freundin der Braut“ erschienen. Schwungvoll, träumerisch schön, umschmeichelnd und mit dem Hauch Melancholie versehen, das sind die Romane von Nicolas Barreau! So auch „Die Freundin der Braut“. Oui, die Seiten fliegen nur so dahin. Die Geschichte entwickelt sich rasch, man ist sofort an Jean-Pierres Seite, geht mit ihm durch die Gefühlsbäder, die er durchlebt, mit den Frauen und seinem Freund, ähm, Ex-Freund Paul, dem Womanizer. Eine Freundschaft zerbricht, das Leben geht weiter. Jahre vergehen, und Nicolas Barreau schreibt immer so voller Elan weiter, mit der einen oder anderen kleinen Wendung. Bis dann der Titel des Buches im letzten Drittel des Buches auch zum Tragen kommt. „Die Freundin der Braut“ ist feinsinnig-schöne und romantisch-schwungvolle Literatur, die wie ein leckeres Stück Kuchen auf der Zunge zergeht! Und zum Ende, da ich ja durch und durch romantisch veranlagt bin, hätte ich JA! gesagt. Wenn Sie die Geschichte gelesen haben, werden Sie es verstehen.

Kindler, 271 Seiten; 23,00 Euro

 Kimberly McCreight – Die perfekte Mutter

Für Molly Sanderson ist es nicht leicht, Mutter zu sein – vor allem seit sie ihr zweites Kind auf tragische Weise verloren hat. Trotzdem scheint der Neuanfang geglückt, den sie und ihr Ehemann Justin sich mit der kleinen Ella im idyllischen Universitätsstädtchen Ridgedale erhofft haben. Bis in einer abgelegenen Gegend am Fluss ein totes Baby entdeckt wird und Molly als freie Journalistin den Auftrag erhält, über den Fall zu berichten. Mollys Recherchen konfrontieren sie nicht nur mit ihren eigenen inneren Dämonen: Hinter den weiß getünchten Gartenzäunen und blitzsauberen Vorgärten von Ridgedale verbirgt sich so manches dunkle Geheimnis. Das wissen auch Barbara Carlson, die Frau des Polizeichefs, und die 16-jährige Highschool-Abbrecherin Sandy Mendelson viel zu gut.

Die ehemalige amerikanische Anwältin Kimberly McCreight, die nun Bestsellerautorin ist, hat gleich mit ihrem ersten Thriller „Eine perfekte Ehe“ auch in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Auch bei mir. Ich schrieb damals: „Ein Thriller, der einem gehörig den Kopf verdreht! Kimberly McCreight spart nicht mit Überraschungen und einem bis ins Detail ausgeklügelten Plot. „Eine perfekte Ehe“ – ein perfekter Thriller!“ Und das Buch wurde sogar mein BuchTipp des Monats im Juli 2021. Auch ihr zweites Buch „Freunde. Für immer“ konnte nicht überzeugen. Nun folgt mit „Die perfekte Mutter“ ihr dritter Thriller. Hier steht Molly im Mittelpunkt, aber es kommen auch andere Frauen zu Wort. Durch den abwechselnden Blick auf die Figuren bekommt man einen guten Bezug zu diesen und der Geschichte. Dabei erfährt man dann nach und nach, dass das idyllisch scheinende Universitätsstädtchen Ridgedale gar nicht so idyllisch ist. Auch zeigt die Autorin, wie sich online die Menschen gegenseitig hochschaukeln. „Die perfekte Mutter“ ist ein perfekter Thriller, der tief in die Psyche der Menschen blicken lässt!

Droemer, 414 Seiten; 16,99 Euro

Verschiedene AutorInnen – Infused Water, Eistee & Co.

Wer ausreichend trinkt, ist gesünder und fitter. Doch viele Menschen schaffen das nicht oder greifen zu stark gesüßten Getränken. Dieses Buch macht Schluss damit: Es enthält über 80 Rezepte für Infused Waters, Eistees und viele weitere köstliche Drinks, die ganz leicht selbst gemacht werden können. Einfach Obst, Gemüse, Kräuter oder Gewürze vorbereiten, mit Wasser übergießen und ziehen lassen – fertig ist die gesunde und aromatische Erfrischung. Und das Beste: Die Zutaten geben nicht nur Aroma, sie liefern auch viele wertvolle Vitamine und Nährstoffe. So wird das Wassertrinken zum puren Genuss – fast ohne Zucker und Kalorien!

Als langjähriger Grüntee-Trinker war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Eistee & Co., in ansprechender Form dargeboten, kann das dieses Buch erfüllen? Und wie! Eistee & Co. werden hier wie Getränke-Stars präsentiert. Da bekommt man gleich Lust, viele der über 80 Getränkezusammenstellung selbst auszuprobieren. Hier nur ein paar der Rezepte: „Chiasamen, Heidelbeere & Aloe Vera“, „Gurke, Maracuja & Minze“, „Himbeere & Rose“, „Banane, Ingwer & Zimt“ und „Grüner Tee, Minze & Limette“, „Schwarzer Tee, Cranberry & Traube“, „Rooibos, Himbeere & Hibiskus“, „Grüner Tee, Granatapfel & Heidelbeere“, „Kamille, Kokos, Acai & Apfel“, „Matcha, Birne & Fenchel“ und noch so viele mehr. Ein tolles Buch, jetzt für den Sommer, aber auch für die kalte Jahreszeit!

Dorling Kindersley, 192 Seiten; 16,95 Euro