BuchKolumne 17.07.2023 Nr. 778
Claudia Winter – Sterne über Siena
Olivia Laing – Die einsame Stadt
Liz Fenwick – Der Himmel über Cornwall
Benjamin Cors – Flammenmeer
Karoline Klemke – Totmann Alarm
Claudia Winter – Sterne über Siena
Als Emilia Volani in den Ferien in ihre geliebte Heimatstadt Siena zurückkehrt, erwartet sie eine große Herausforderung. Das traditionelle Pferderennen auf der Piazza del Campo, das dem Sieger Ruhm und Ehre einbringt, steht unmittelbar bevor. Und ausgerechnet die Familie Graziotti hat hohe Chancen, zu gewinnen. Emilias Vater, der mit den Graziottis durch eine langjährige Fehde verbunden ist, fordert von seiner Tochter, den Sieg seiner Widersacher zu verhindern. Als Emilia aber erfährt, dass ihre Schwester und der jüngste Graziotti-Sohn unsterblich ineinander verliebt sind, gerät sie zwischen die Fronten. Und dann sind da noch eine kleine Stute, die ihr Herz berührt, ein Anwesen in den Hügeln, dass sich wie ein Zuhause anfühlt, und ein Mann, der alles in Frage stellt, was sie über die Liebe zu wissen glaubte.
Claudia Winter schreibt Romane, die ihre LeserInnen umschmeicheln! Claudia Winters Geschichten sind spritzig, romantisch, amüsant, melancholisch, dramatisch und fesselnd. Zuletzt erschien von ihr „Wie sagt man, ich liebe dich“ und „Ein Lied für Molly“. Nun liegt ihr neues Buch vor, und alles, was auf ihre bisherigen Romane zutraf, trifft auch auf „Sterne über Siena“ zu. Dazu wird es sportlich, familiär, und die Liebe, muss erkämpft werden. An allen Ecken und Enden, sozusagen. In „Sterne über Siena“ dürfen die LeserInnen das alles erleben. Claudia Winter lässt abwechselnd in die gegensätzlichen Leben von Emilia und Alessio blicken und natürlich in das Leben der noch anderen sehr tragenden Figuren in dieser Geschichte. Reisen Sie mit diesem Buch nach Siena und erleben eine Geschichte, die Sie noch lange in ihrem Herzen tragen werden!
Goldmann, 476 Seiten; 12,00 Euro
Olivia Laing – Die einsame Stadt
Mit Mitte dreißig zieht Olivia Laing nach New York City, weil dort der Mann lebt, den sie liebt. Kaum ist sie angekommen, geht die Beziehung in die Brüche und sie sitzt allein in ihrem kleinen Apartment – so einsam wie noch nie in ihrem Leben. Um sie herum feiern die Leute ausgelassen, hören Jazz und amüsieren sich. Doch bald entdeckt sie, dass sie mit ihrer Einsamkeit nicht allein ist. Vielen Kunstschaffenden vor ihr ist es in New York genauso ergangen. Hätte Edward Hopper sonst sein bekanntestes Bild malen können, die „Nachtschwärmer“? Jene drei Menschen, die allein am Tresen einer Bar hocken?
Alleinsein ist eine Kunst. Alleinsein ist Meditation. Alleinsein ist die Zeit, zu sich selbst zu finden. Ich könnte noch eine Weile so weitermachen, denn das Alleinsein hat sehr viele positive Aspekte. Genau das habe ich von diesem Buch erwartet. Das Alleinsein als großen Gewinn für das Leben zu betrachten, als Kunstform, wenn man so will. Doch „Die einsame Stadt“ macht literarisch wahrlich sehr einsam. Denn das eigentliche Hauptthema ist am Ende nur ein Randthema des Buches. Und Olivia Laing feiert das Alleinsein nicht, was man von solch einem Buch erwarten würde, sondern sie beschwert sich ein ums andere Mal. Olivia Laing kann einem wirklich leidtun. Muss man ein Buch über das Alleinsein schreiben, wenn man sich fast permanent darüber beschwert allein zu sein? Wie geschrieben, ist das Alleinsein der Autorin und der New Yorker heute nicht das Kernthema des Buches, denn es geht schon sehr prominent um die prominenten KünsterInnen aus verschiedenen Zeitsträngen des New Yorker Künstlerlebens. Meine Erwartung an das Buch war, das diese Geschichten über die KünsterInnen dezent beigemischt werden, aber Olivia Laing übertreibt hier und verliert sich selbst in ihrem Buch.
btb, 412 Seiten; 24,00 Euro
Liz Fenwick – Der Himmel über Cornwall
Theodora hat ein altes Haus im idyllischen Cornwall gekauft, um nach ihrer gescheiterten Ehe einen Neuanfang zu wagen. Doch als sie zum ersten Mal vor dem Boatman’s Cottage steht, muss sie feststellen, dass ihr neues Heim seine besten Zeiten hinter sich hat. Entschlossen krempelt Theo die Ärmel hoch, beginnt mit der Renovierung des Hauses und verhilft dem verwilderten Garten zu alter Pracht. Dabei stößt sie auf geheimnisvolle, hundert Jahre alte Briefe, die von einer tragischen Liebe erzählen. Während Theo immer tiefer in die Geschichte der Liebenden eintaucht, öffnet sich auch für sie selbst ein Weg zu neuem Glück.
Liz Fenwick = Rosamunde Pilcher 4.0! Frisch, modern und natürlich Cornwall. Wer Rosamunde Pilcher gelesen oder die ZDF-Verfilmungen gesehen hat, weiß, was ihn erwartet. Eine dramatische, spannende und weiche Story, mit ganz viel Cornwall-Flair. Liz Fenwick greift diese Grundtugenden auf und macht daraus frischere Unterhaltungsliteratur. Ihre Romane spielen ebenfalls alle in Cornwall. Zuletzt „Das Leuchten des Meers“ und „Sturm über Cornwall“. Nun geht es wieder an diesen Sehnsuchtsort in „Der Himmel über Cornwell“. Das Buch durchzieht eine gewisse romantische Leichtigkeit und gleichzeitig den forschen und düsteren Wind vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Die Hauptgeschichte spielt im Jahr 2019, eine zweite, die gut 1/3 des Buches einnimmt, im Jahr 1914. Zwei Geschichten, die man mit großer Spannung verfolgt. Und Liz Fenwick streut auch immer wieder etwas zum Schmunzeln ein, wie: „Wer braucht schon alternative Energien, wenn es Frauen in den Wechseljahren gab, die nächtliche Schweißausbrüche und jede Menge Hitzewallungen am Tag vorzuweisen hatten?“
Goldmann, 558 Seiten; 12,00 Euro
Die malerische Hafenstadt Barfleur ist berühmt für ihre Muscheln, die frisch aus dem Meer auf die Teller in ganz Frankreich gelangen. Jetzt aber kämpfen die Fischer um ihre Existenz: Denn die weltbekannten „Blondes de Barfleur“ sind spurlos verschwunden und niemand weiß warum. Immer öfter entlädt sich die Verzweiflung der Seeleute in blindem Hass. Hat auch der Anschlag auf einen örtlichen Kapitän damit zu tun? Als wenig später ein Mann an Land gespült wird, dessen Körper übersät ist mit Brandmalen, spitzt sich die Lage zu. Nicolas, der in dem beschaulichen Küstenstädtchen eigentlich Urlaub machen wollte, erkennt schnell, dass an der felsigen Küste des Cotentin ein brutaler Mörder sein Unwesen treibt.
Benjamin Cors schreibt Krimis, die man nicht mehr aus der Hand legen kann! Das hat bei Benjamin Cors zahlreiche Gründe. Seine Normandie-Krimis haben ganz viel Atmosphäre, mit Nicolas Guerlain einen ungewöhnlichen und anziehenden Helden, und dazu sind alle Fälle mit reichlich Spannung ausgestattet. Das ist beim siebten Band der beliebten Krimi-Reihe nicht anders. In „Flammenmeer“ geht es ganz schön zur Sache. Nichts für Zartbesaitete. Düster, aufreibend, fesselnd – Benjamin Cors macht es einem nicht einfach, seine Normandie-Krimis nicht lesen zu wollen.
dtv, 415 Seiten; 16,95 Euro
Karoline Klemke – Totmann Alarm
Herr Matzke vergewaltigt fünf Frauen, sitzt seit 30 Jahren in Haft, fühlt sich aber unschuldig. Herr Knieriemen missbraucht seine 10-jährige Nichte. Er genoss ihn, diesen Moment, in dem er endlich selbst ohne Angst sein konnte. Frau Krüger, die ihr Baby, den kleinen „Murkel“, totgeschlagen hat, will nie wieder Opfer sein – während des Therapiegesprächs zückt sie ein Messer und sticht zu.
Die Psychotherapeutin Karoline Klemke erzählt Fälle aus Therapiesitzungen im Maßregelvollzug. Bei der Betrachtung der Fälle muss man ganz schön schlucken. Karoline Klemke führt mit „Totmann Alarm – Begegnungen mit Straftätern“ in die Abgründe des Menschen. Sie legt aber auch Beweggründe der Täter dar, und als friedlicher Mensch ist man da einfach nur entsetzt. Hier handelt es sich eben um keinen Roman, sondern um echte Fälle. Die Autorin erzählt aber auch davon, wie sie um Kontrolle kämpft und um Fassung ringt. Sie will helfen, auch wenn dies kein leichtes Unterfangen ist. Das Buch ist starker Tobak!
dtv, 267 Seiten; 24,00 Euro