BuchKolumne 15.01.2024 Nr. 804
Tim Leach – Der Winterkrieg – Die Chronik der Sarmaten
Rose Wilding – Wer vom Teufel spricht
Alex Gough – Das Schwert des Kaisers
James Hynes – Ich, Sperling
Markus Schauer – Triumvirat – Das Kampf um das Imperium Romanum
Hörbuch der Woche:
Ellen Barksdale: Tee? Kaffee? Mord! –
Ein Fall für Nathalie Ames : Fall 17 – 20
Tim Leach – Der Winterkrieg – Die Chronik der Sarmaten
173 n. Chr. An den Ufern der zugefrorenen Donau versammeln sich die Clans der Sarmaten. Der Winter in der kargen Ebene war hart, und um zu überleben müssen sie den gefrorenen Fluss überqueren. Doch auf der anderen Seite des Eises liegt das Römische Reich, und vor ihnen steht eine ganze Legion. Die Sarmaten sind mit einer starken Kavallerie angerückt, darunter der junge Krieger Kai. Nach Jahren des Krieges ist das stolze sarmatische Volk der einzige Stamm, der den Römern noch die Stirn bietet. Doch diesmal haben sie keine Chance. Nach heftigen Kämpfen erwacht Kai auf einem blutigen Schlachtfeld. Verletzt und gezeichnet von der Schmach der Niederlage begibt er sich auf eine beschwerliche Reise in sein Heimatdorf. Doch dort erwartet ihn die bittere Erkenntnis, dass sich die Römer nicht mit dem Sieg zufriedengeben.
Diese Woche steht meine Kolumne ganz im Zeichen von Geschichten und Geschichte des Römischen Reichs. Den Anfang macht Tim Leach mit seiner „Chronik der Sarmaten“. Wer Schlachtgetümmel, stolze Krieger, heldenhafte Taten und spannungsgeladene Szenen schätzt, der wird „Die Chronik der Sarmaten“ verschlingen. Der Beginn der Trilogie ist „Der Winterkrieg“. Und man spürt auf jeder Seite die Kälte, die Entbehrungen, den Kampf gegen die Natur und den Gegner. Und die Geschichte geht weiter. Gerade ist der zweite Band „Der eiserne Weg“ erschienen.
Goldmann, 427 Seiten; 13,00 Euro
Rose Wilding – Wer vom Teufel spricht
Sieben Frauen starren am Silvesterabend 1999 in einem heruntergekommenen Hotel auf den abgetrennten Kopf von Jamie Spellman. Alle sieben haben ihn gekannt, alle beteuern ihre Unschuld – und alle hatten einen mehr als guten Grund, Jamie zu ermorden: seine betrogene Ehefrau; die Teenagerin, die von ihm schwanger ist; die beiden Ex-Geliebten; seine beste Freundin, die er nur ausgenutzt hat; die Frau, die er zu Uni-Zeiten vergewaltigt hat; und selbst die Tante, die ihn großgezogen hat. Detective Nova Stokoe weiß nichts von den Frauen, als sie die Ermittlungen aufnimmt. Doch auf einem Überwachungsvideo erkennt sie ihre ehemalige Geliebte Kaysha.
Rose Wilding ist stinkwütend, lässt sie uns gleich zu Anfang wissen, deswegen habe sie diesen Roman geschrieben. Stopp! Roman? Auf dem Cover steht Thriller. Und Rose Wilding hat recht, ihr Buch ist kein Thriller, sondern ein Roman mit spannenden Elementen. Aus der Spannungsecke gibt es dazu nicht mehr zu sagen. Leider! Denn die Geschichte klingt sehr vielversprechend und man hätte daraus unglaublich viel machen können. Ich denke da an eine Joy Fielding, die hätte aus dieser Geschichte einen äußerst spannenden Weltbestseller gezaubert. Bei Rose Wilding verharrt die Geschichte oft im Stillstand. Auch hat sie für die etwas über 300 Seiten viel zu viele Hauptfiguren eingewoben. Und wenn schon so viele Figuren, dann muss man diese viel spannender und nicht oft tödlich langweilig in die Geschichte einflechten. Das Thema hinter dem Roman ist natürlich ein sehr ernstes, dass Frauen in der Gesellschaft immer wieder, wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden und wie Beziehungen sehr gefährliche Züge annehmen können. Aber es ist natürlich auch sehr fraglich, warum sich diese brillanten Frauen, wie Rose Wilding sie beschreibt, sich auf solch einen Arsch wie Jamie Spellman einlassen konnten. Da kann ich mich über diese Frauen doch nur sehr wundern. Rose Wilding gibt hierauf keine ausreichende Antwort.
Droemer, 364 Seiten; 16,99 Euro
Alex Gough – Das Schwert des Kaisers
210 n. Chr.: Die Römer haben Britannien fest in der Hand. Als der einfache Spion Silus auf einer seiner Missionen den Stammesführer der Maeatae köpft, übt dessen Sohn Maglorix grausame Rache. Während Maglorix und Silus einander nach dem Leben trachten, möchte Kaiser Caracalla Silus’ Heldentat belohnen und nimmt ihn in den Bund der Arcani, einen Geheimbund von Attentätern und Spionen, auf. Fortan muss sich Silus als Assassine inmitten brutaler Konflikte unter Beweis stellen. Doch schon bald beginnt seine uneingeschränkte Loyalität zum Kaiser zu bröckeln.
Während wir in „Der Winterkrieger“ die Sarmaten beobachten konnten, die gegen die Römer in den Kampf ziehen, spielt in „Das Schwert des Kaisers“ nun ein Römer die Hauptrolle. Silus ist ein tapferer und geschickter römischer Assassine und Spion. Er hat eine Frau und eine Tochter, seine Familie ist ihm heilig. Doch diese Liebe wird mit Blut getränkt. So wird auch er immer mehr in den Strudel der Kämpfe um die Verteidigung des Römischen Reichs hineingezogen. Auch wird immer wieder der Blick auf die Gegner der Römer gerichtet, die auch interne Machtkämpfe durchführen. Alex Goughs „Assassine“-Reihe erinnert an die erfolgreiche Netflix-Serie „Barbaren“. Es geht zur Sache, ohne Wenn und Aber. Ein historischer Roman, der mit spannender Geschichte und prägnanten Figuren überzeugt. Alex Gough ist ein Name, den man sich merken muss!
dtv, 463 Seiten; 13,00 Euro
Das 4. Jahrhundert n. Chr.: Ein alter Mann blickt zurück auf seine oft unmenschliche Kindheit: Als namenloser Waise wächst er in einem Bordell inmitten der sogenannten „Wölfinnen“ im spanischen Carthago Nova auf. Eine von ihnen, Euterpe, wird seine Ziehmutter: „Sperling“ nennt sie ihn liebevoll. Sperling weiß nicht viel von der Welt: Anfangs hilft er Euterpes geheimer Geliebten in der Küche, später schuftet er in der Taverne, bis er schließlich in das ominöse Obergeschoss geführt wird, wo die Prostituierten ihre Betten haben. Ein furchtbares Schicksal erwartet ihn dort. Doch wie ein kleiner Sperling entfliegt, er in seiner Vorstellung der brutalen Realität immer wieder und vermag es, mit seinem Lied auch anderen Hoffnung zu geben.
173 n. Chr., 210 n. Chr., nun sind wir im 4. Jahrhundert n. Chr. angekommen, im spätrömischen Reich. Dort erwartet uns eine ganz andere Geschichte als die beiden zuvor. „Ich, Sperling“ ist ein virtuoser Roman, eine Geschichte, die unter die Haut geht! Dieses Buch war ein „Sunday-Times“-Bestseller. James Hynes hat mit Sperling eine Figur geschaffen, die man so schnell nicht wieder vergisst. Auch beschreibt er die Zeit von damals ungeheuer klar. Die LeserInnen leben dort, wenn sie das Buch aufschlagen. Das Ende wünscht man sich so gar nicht herbei, aber es kommt leider unausweichlich
dtv, 590 Seiten; 28,00 Euro
Markus Schauer – Triumvirat – Das Kampf um das Imperium Romanum
Im Jahr 60 v. Chr. erhebt sich über Rom ein dreiköpfiges Ungeheuer und bringt den Staat in seine Gewalt. Damals beginnt die Geschichte eines Geheimbündnisses dreier Männer, die beschlossen haben, dass nichts im Staat geschehen solle, was einem von ihnen missfalle. Das Buch schlägt einen großen Bogen von den sozialen Unruhen in der Gesellschaft und den Spannungen in der Aristokratie während der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts bis zu den blutigen Bürgerkriegen des 1. Jahrhunderts v. Chr. In dieser Zeit eröffnen sich mächtigen Einzelpersönlichkeiten ungeahnte Handlungsmöglichkeiten, die sie skrupellos nutzen und dabei all ihre Machtmittel einsetzen. Schließlich gelingt es Pompeius, Crassus und Caesar, alle politischen Gegenspieler auszumanövrieren und selbst das Zentrum römischer Herrschaft – den traditionsreichen römischen Senat – auszuschalten. Aber am Ende liegen die Totengräber der Republik in ihrem eigenen Blut, der römische Staat, so wie er im Laufe der Jahrhunderte zum Herrn der antiken Welt aufgestiegen war, ist nicht mehr zu retten.
Zum Ende unserer Reise in das Römische Reich kehren wir ganz an den Anfang zurück. Welche Motive bewegen Pompeius, Crassus und Caesar, wie finden sie zueinander und beherrschen am Ende Rom? Das und noch viel mehr erzählt Markus Schauer spannend wie einen Roman. „Triumvirat – Der Kampf um das Imperium Romanum“ ist spannungsgeladen und äußerst informativ. Man ist gebannt und lernt gleichzeitig viel über diese Zeit. Die Hauptkapitel sind: „Dreifacher Zorn (Crassus, der Finanzmagnat – Pompeius, der Feldherr – Caesar, der Politiker)“, „Auf dem Spielfeld der Geschichte“, „Die römische Republik zwischen Reform und Ruin 133 bis 78 v. Chr.“, „Jugend im Bürgerkrieg bis 78 v. Chr.“, „Im Schatten des Großen 78 bis 60 v. Chr.“, „Das dreiköpfige Ungeheuer 60 bis 52 v. Chr.“ und „Zweikampf der Giganten 52 bis 46 v. Chr.“.
C. H. Beck, 429 Seiten; 32,00 Euro
Auch zu empfehlen: „Rom und der Orient – Reiche, Götter, Könige“ von Christian Marek. C. H. Beck, 720 Seiten, 48,00 Euro.