BuchKolumne 14.02.2022 Nr. 704
Anna Schneider – Grenzfall – Ihr Schrei in der Nacht
Romy Hausmann – Perfect Day
Dani Atkins – Bis zum Mond und zurück
Aaron Sahr – Die monetäre Maschine
Karin Slaughter – Die falsche Zeugin
Anna Schneider – Grenzfall – Ihr Schrei in der Nacht
In der Grenzregion Karwendel verursachen heftige Schneefälle ein mittleres Chaos. Genau jetzt verschwindet in der Jachenau eine junge Frau auf dem Weg zu ihrem Elternhaus. In Innsbruck kommt es zu einem Zwischenfall in einem Studentenwohnheim, zwei Studentinnen werden seither vermisst. Alexa Jahn und Bernhard Krammer haben alle Mühe, unter den erschwerten Bedingungen grenzübergreifend zusammenarbeiten, als zwei weitere Vermisstenmeldungen eingehen. Ein Zufall ist nun ausgeschlossen, die Fälle müssen zusammenhängen. Bald beschleicht Bernhard Krammer eine ungute Ahnung, er fühlt sich an einen alten Fall erinnert …
Anna Schneider ist ein neuer Star am deutschen Krimi-Himmel! Schon der erste Fall des Ermittlerduos Alexa Jahn und Bernhard Krammer „Der Tod in ihren Augen“ hat mir überaus gut gefallen. Und er endet mit einem Cliffhanger par excellence. Nun liegt der zweite Fall für das Ermittlerduo „Grenzfall – Ihr Schrei in der Nacht“ vor. Und wieder nimmt einen Anna Schneider gleich von Anfang mit in einen eiskalten und düsteren Fall. Wie schon im ersten Buch lebt die Geschichte von ihren schnellen Szenenwechseln. Einmal Alexa Jahn, dann Bernhard Krammer. So verfolgt man als LeserIn zwei überaus spannende Stränge. Langeweile kommt hier nicht auf! Und das Motiv des Mörders, mehr als verstörend. Die „Grenzfall“-Reihe ist auf jeden Fall ein Fall für alle Krimi-LeserInnen!
Fischer, 413 Seiten; 10,99 Euro
Romy Hausmann – Perfect Day
Romy Hausmann ist das neue Wunderkind unter den deutschen Thriller-Autorinnen! Ihr Debüt „Liebes Kind“ schlug ein wie eine Bombe, und auch ihr zweiter Thriller „Martha schläft“ war von der Storyline her spektakulär. Romy Hausmann hat also die Erwartungshaltung für ihren dritten Thriller auf ein sehr hohes Niveau gehoben. „Perfect Day“, ihr nun dritter Thriller, kann das Niveau der beiden Vorgänger aber nie erreichen. Schon zu Anfang verzettelt sich die Bestseller-Autorin vollkommen. Konfus und unübersichtlich geht es los und bleibt es auch. Zur Hauptfigur der Ann konnte ich nie so recht ein Verhältnis aufbauen. So war es mir dann nach einer gewissen Zeit auch egal, was Ann macht, wo ihre Geschichte hinführt. Auch erreicht „Perfect Day“ nie das Spannungslevel ihrer Vorgänger. Hoffentlich hat Romy Hausmann ihr Thriller-Talentpulver nicht schon nach zwei herausragenden Büchern verschossen! Das nächste Buch wird es zeigen.
dtv, 414 Seiten; 16,95 Euro
Dani Atkins – Bis zum Mond und zurück
Für Alex bricht die Welt zusammen, als seine Frau Lisa bei einem tragischen Zugunfall ums Leben kommt. Sie war nicht nur seine große Liebe, sondern auch die Mutter ihres gemeinsamen sechsjährigen Sohnes Connor. Dass etwas von Lisa noch immer da ist, spürt Alex plötzlich ganz deutlich, als sich die herzkranke Molly mit einem sehr emotionalen Brief an ihn wendet: Lisa war Organ-Spenderin, und ihr Herz hat Molly ein neues Leben geschenkt. Nach und nach melden sich drei weitere Organ-Empfänger bei Alex. Von Beginn an besteht eine starke Verbindung zwischen den so unterschiedlichen Menschen. Als der kleine Connor von zu Hause fortläuft, um seine Mutter zu suchen, und dabei in Lebensgefahr gerät, werden die neuen Freundschaften auf eine harte Probe gestellt.
Eine Geschichte, die einen in eine Gefühlsachterbahn stürzt! Auf die Trauer, folgt die Hoffnung, die Freude, dann ist man wieder betrübt, dann wieder glücklich. Mein Puls hat beim Lesen schneller geschlagen und Tränen sind gekullert, denn Dani Atkins hat diese Gabe, genau das zu verursachen. Dani Atkins Bücher sind Wärmflaschen für die Seele! Und es gilt natürlich auch noch meine Aussage, die ich zuvor schon über Dani Atkins getroffen habe: „Dani Atkins – große Gefühle, große Dramen, großartige Unterhaltungsliteratur!“ Das trifft auch auf „Bis zum Mond und zurück“ zu.
Knaur, 423 Seiten; 10,99 Euro
Seit Jahrzehnten wachsen die Geldvorräte viel schneller als die Wirtschaft. Trotz dieser eigendynamischen Expansion mangelt es an Mitteln für produktive Investitionen und öffentliche Güter, für den Ausbau digitaler und analoger Infrastrukturen, für die Vorbereitung auf den Klimawandel und die Überwindung ökonomischer und pandemischer Krisen. Könnte es sein, dass diese Zahlungsschwierigkeiten kein Schicksal sind, sondern auf einem eklatanten Missverständnis beruhen? Indem der Autor Wirtschaft als legitimen Verschuldungszusammenhang begreift, kann er die Betriebsprobleme der monetären Maschine benennen: Vollständig privatisiert, produziert unser Geld Reichtum für wenige statt Wohlstand für alle, destabilisiert sich selbst und die ökologischen und sozialen Gefüge.
Der Wirtschaftssoziologe Aaron Sahr unterwirft unsere finanzielle Vernunft einer Kritik. Er zeigt, dass Geld keine unschuldige Technologie für den Betrieb von Märkten ist, sondern eine politische Institution. Er meint: eine Vergesellschaftung der modernen Geldmaschine ist der einzige Ausweg aus den vielfältigen Krisen der Gegenwart. Während der Corona-Pandemie hat sich erneut gezeigt, wie der Geldfluss und das Geldwachstum funktionierten. Die, die viel haben, werden sehr viel reicher, die, die wenig haben, haben gar nicht die Chance, Vermögen aufzubauen, und die Mittelschicht traut sich oft nicht, Vermögen aufzubauen. Mit dem Geldleihen sieht es ja nicht anders aus, die, die viel haben, bekommen noch mehr, die, die es bräuchten, bekommen keinen Kredit bei der Bank. Die Geldmaschine ist unsozial. War sie, ist sie, wird sie bleiben. Der Ansatz von Aaron Sahr ist sicher streitbar, aber natürlich auch eine Möglichkeit. Ein Buch, das für Diskussionen sorgen wird! Die Hauptthemen sind: „Das Tauschparadigma“, „Der Nexus von Geld und Politik“, „Gebende und nehmende Hände“, „Soll und Haben“, „Über Infrastrukturen“, „Die monetäre Maschine“, „Zahlungsfähigkeit als kollektives Angebot“, „Zur Privatisierung monetärer Souveränität“, „Betriebsprobleme der Maschine“ und „Geldpolitik als Infrastrukturpolitik“.
C. H. Beck, 447 Seiten; 28,00 Euro
Karin Slaughter – Die falsche Zeugin
Anwältin Leigh musste schon immer härter kämpfen als andere. Denn ihre Kindheit war geprägt von Gewalt und wurde vor Jahrzehnten durch ein brutales Verbrechen abrupt beendet. Seitdem sucht sie Schutz hinter der unauffälligen Fassade ihres gutbürgerlichen Lebens. Bis sie den Auftrag bekommt, die Verteidigung eines mutmaßlichen Vergewaltigers zu übernehmen. Der Fall könnte Leighs Karriere einen mächtigen Schub verpassen. Doch als sie dem Angeklagten gegenübersteht, wird ihr klar, warum er ausgerechnet sie als seine Anwältin auserkoren hat. Sie kennt ihn. Und er kennt sie. Und er weiß genau, wovor Leigh seit zwanzig Jahren davonläuft.
Karin Slaughter ist bekannt für ihr detaillierten Thriller, die nichts für Zartbesaitete sind. Neben ihrer sehr erfolgreichen Reihe um Will Trent und Sara Linton schreibt sie auch weiter Einzelromane. Dazu gehört auch ihr neuer Thriller „Die falsche Zeugin“, bei dem es wieder gehörig zur Sache geht. Es geht um die Schwestern Leigh und Callie und das, was sie in der Vergangenheit erleiden mussten. Ganz unterschiedlich waren danach ihre Lebenswege. Karin Slaughter erzählt die Geschichte auch mit Rückblicken in das Jahr 1998, dort wo sich das Leben der Schwestern grundlegend änderte. „Die falsche Zeugin“ ist ein psychologischer Schocker, der unter die Haut geht!
Harper Collins, 590 Seiten; 22,00 Euro