BuchKolumne 11.09.2023 Nr. 786
Thomas von Steinaecker – Die Privilegierten
Ferdinand von Schirach – Regen
Frida Skybäck – Schwarzvogel
Lisa Jackson – Pray
Alexander Huber – Dahoam – Bayerische Wohlfühlküche
Thomas von Steinaecker – Die Privilegierten
In Norwegen beginnt der Winter. Der erste seit vielen Jahren. In einer abgelegenen Hütte muss sich Bastian eingestehen, dass er zu alt ist, um dort zu überleben. Anstatt zur weit entfernten Siedlung aufzubrechen, beginnt er sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Mit seiner Kindheit in den 90ern zwischen Star Wars, Magnum-Eis und Lichterketten gegen Rechts. Der Herausforderung als junger Vater, Familie, Karriere und eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Und mit den Jahren in der geschützten Wohnsiedlung in der Nähe Münchens, in denen die Welt immer bedrohlicher wurde.
Thomas von Steinaecker ist ein vielseitiger Autor. Er überzeugte mit Büchern wie „Die Verteidigung des Paradieses“ und „Ende offen – Das Buch der gescheiterten Kunstwerke“. Sein neuer Roman trägt den Titel „Die Privilegierten“. Es ist ein literarisches Privileg, diesen Roman lesen zu dürfen. Thomas von Steinäcker beobachtet genau und macht aus kleinen Beobachtungen einen ganz großen Roman! Bastians Lebensweg zu verfolgen ist ungeheuer spannend und sorgt für viele Aha-Momente. So vieles erkennt man aus seinem eigenen Leben wieder. Bis zu einem gewissen Punkt, denn wenn die Zukunft ins Spiel kommt, denkt man eher: Wie geht es bei mir wohl weiter? Jeder Lebensabschnitt von Bastian bietet so viele eigene kleine Geschichten. Es gibt die schönen Momente, die traurigen, die dramatischen, die vernichtenden. Auch wenn Thomas von Steinäcker manche Lebensabschnitte sehr rasch abarbeitet – da wäre noch mehr drin gewesen – ändert das nichts an der Lesefreude. Der Roman wäre sonst sicher auf über 1.000 Seiten gekommen, doch bei der Erzähllust des Autors hätte ich auch diese gerne gelesen. Ein genialer Gesellschaftsroman, der unendlich viel zu bieten hat!
S. Fischer, 623 Seiten; 26,00 Euro
Ferdinand von Schirach – Regen
Ferdinand von Schirachs neues Buch „Regen“ ist eine Erzählung in Form eines Theatermonologs, den Ferdinand von Schirach ab Herbst 2023 im Rahmen einer großen Premierentournee auf zahlreichen deutschen Bühnen selbst sprechen und aufführen wird: Ein Mann kommt durchnässt aus dem Regen in eine Bar – auf die Bühne – und denkt über Verbrechen und Strafen nach, über das Großartige und das Schreckliche unserer Zeit, über die Würde des Menschen, die Einsamkeit, die Liebe, den Verlust und das Scheitern.
Ferdinand von Schirach ist ein grandioser Autor! Oder soll ich nun eher sagen, er war ein grandioser Autor. Denn das, was er in den letzten Jahren abliefert, ist mehr als fragwürdig. Nach so grandiosen Büchern wie „Schuld“ und „Verbrechen“ folgten so Katastrophen wie „Nachmittage“ und „Trotzdem“. Und nun „Regen“. Das Buch hat 110 Seiten, aber liebe LeserInnen, denken Sie nun nicht, dass das eh schon schmale Büchlein komplett vom dem handelt, was der Inhalt oben verspricht. Denn das sind in Wirklichkeit nur 50 Seiten, und die noch groß gedruckt und großzügig gesetzt. Der Inhalt vom eigentlichen „Regen“ kann durchaus überzeugen, aber eben nur als kleiner Textbeitrag in einer Reihe von Texten, keinesfalls als eigenständiges Buch. Niemals! Einen anderen Autor hätte jeder Verleger für diesen schmalen Text aus dem Verlagsgebäude verwiesen. Aber das gilt natürlich nicht, wenn man Ferdinand von Schirach heißt. Denn da kann man auch mit ein paar literarischen Regentropfen einen großen Haufen Geld auf seinem Konto verbuchen. Das Buch ist natürlich Platz 1 der Bestsellerliste. Sie wollen sicher noch wissen, was auf den anderen 50 Seiten des Buches zu finden ist: ein Interview vom gefeierten Bestsellerautor. Mit diesem Buch werden Sie im Regen stehen gelassen. Ohne Schirm. Literarisch werden Sie nass bis auf die Knochen und danach werden Sie an einem literarischen Husten und Schnupfen leiden.
Luchterhand, 110 Seiten; 20,00 Euro
Frida Skybäck – Schwarzvogel
An einem dunklen Wintermorgen hetzt eine junge Frau über einen zugefrorenen See. Das Eis trägt nicht, die Frau versinkt binnen Sekunden im eiskalten schwarzen Wasser. Die junge Ermittlerin Fredrika Storm, in der Gegend aufgewachsen, stößt zum bunten Team der Mordkommission Lund. Gleich an ihrem ersten Tag wird sie mit dem verschrobenen Henry Calment auf den Fall der ertrunkenen Frau angesetzt. Dieser Fall rührt an Geschichten, über die in Fredrikas Heimatdorf Harlösa schon viel zu lang geschwiegen wird. Und er führt zurück in ihre eigene Familienvergangenheit, zum plötzlichen Verschwinden ihrer Mutter vor vielen Jahren. Bald muss sich Fredrika entscheiden: Ist sie ihrer Familie oder der Wahrheit verpflichtet?
Frida Skybäck – ein neuer Star am schwedischen Krimi-Himmel! Mit „Schwarzvogel“ erwartet die LeserInnen der erste Fall für Fredrika Storm. In Schweden ein Nr.-1-Bestseller. Eine intensive und ausgewogene Krimihandlung, das bietet gleich der erste Fall für Fredrika Storm. Die Arbeitsgruppe B bietet viele spannende Charaktere, vor allem natürlich die beiden Hauptfiguren Fredrika Storm und Henry Calment. Ein sehr gegensätzliches Duo, was natürlich für einige Reibungspunkte sorgt, sehr zur Freude der LeserInnen. „Schwarzvogel“ ist feinste skandinavische Krimi-Kunst! Von Frida Skybäck und ihrer Ermittlerin Fredrika Storm will man unbedingt mehr lesen.
dtv, 448 Seiten; 17,00 Euro
Keine leichten Zeiten für Rick Bentz: Seine Tochter Kristi überlebt nur knapp eine brutale Attacke. Gleichzeitig sind dunkle Tage in New Orleans angebrochen. Wieder werden Prostituierte mit einem Rosenkranz erwürgt, neben den Leichen liegt ein 100-Dollar-Schein mit Brandlöchern anstelle der Augen von Benjamin Franklin. Bentz und sein Kollege Reuben Montoya ermitteln unter Hochdruck. Alles deutet darauf hin, dass Vater John, der berüchtigte Rosenkranz-Killer, wieder in der Stadt ist. Aber steckt er auch hinter dem Angriff auf Kristi – oder treibt ein weiterer Killer sein Unwesen in New Orleans, der es gezielt auf die True-Crime-Autorin abgesehen hat?
Nach zuletzt „Guilty – Doppelte Rache“ ist „Pray – Meine Rache findet euch“ der 9. Fall für die Detectives Rick Bentz und Reuben Montoya. Wollen Sie reihenweise nervenaufreibende Thriller lesen? Dann greifen Sie zu den Büchern von Lisa Jackson! Ihre Thriller-Reihen begeistern durchweg alle. Die LeserInnen lieben ihre spannenden Thriller, bei denen auch immer der Schuss Romance nie fehlen darf. „Pray – Meine Rache findet euch“ erfüllt wieder alles, was man von den Büchern von Lisa Jackson erwartet.
Knaur, 445 Seiten; 16,99 Euro
Alexander Huber – Dahoam – Bayerische Wohlfühlküche
Die bayerische Küche ist eine wahre Wohlfühlküche – das weiß niemand besser als Sternekoch Alexander Huber. In diesem Kochbuch verrät er seine 90 Lieblingsrezepte: ob feine Erdäpfelsuppe mit geröstetem Brot, Spanferkelhaxerl in Malzbier geschmort oder Topfenknöderl mit Früchten. Diese bodenständigen Gerichte laden dazu ein, sich mit Freunden und Familie an einem großen Tisch zu versammeln und gemütlich miteinander zu schlemmen.
Am 16. September beginnt das Oktoberfest 2023 in München. Da ist dann die Welt wieder zu Gast in Bayern, auf der Wiesn. Da ist dann doch auch mal die Zeit, einen Blick auf die echte bayerische Küche zu werfen. Das können Sie mit „Dahoam – Bayerische Wohlfühlküche“ machen. Ein Genuss, die tollen Rezepte und ebenso die Aufmachung des Buches! Der Sternekoch Alexander Huber kocht in seinem beliebten Wirtshaus „Huberwirt“ im oberbayerischen Pleiskirchen in der 11. Generation. Das Buch ist eine Liebeserklärung an Bayern und seine Esskultur: Mit stimmungsvollen Anekdoten nimmt Sie Alexander Huber mit in seine bayerische Heimat. Die Hauptkapitel sind: „Brotzeit ist die scheenste Zeit“, „Suppen und Eintöpfe“, „Vegetarische Hauptgerichte“, „Hauptgerichte mit Fleisch und Fisch“, „Was Süsses“ und „Beilagen und Grundrezepte“. Und zum Ende ganz nach Alexander Huber: „Es war mir ein innerlicher Wiesnbesuch, dieses Buch zu schreiben!“.
Dorling Kindersley, 239 Seiten; 29,95 Euro