April 27, 2024

Kolumne 11.03.2024 Nr. 812

     BuchKolumne 11.03.2024 Nr. 812

Samuel Bjork – Kräheninsel
Clare Mackintosh – Spiel der Lügner
Luna Ali – Da waren Tage
Daniel Etter – Feldversuch
Zacchary Bird – Veganes Vleisch selbst gemacht

Hörbuch der Woche:

Arno Strobel – Mörderfinder – Stimme der Angst

Samuel Bjork – Kräheninsel

Mia Krüger hat der Osloer Polizei den Rücken gekehrt und sich auf die kleine Insel Hitra zurückgezogen. Zu sehr haben sie die letzten Fälle aufgerieben. Doch auch auf der beschaulichen Fischerinsel lässt das Verbrechen Mia nicht los, und sie bittet ihren befreundeten Kollegen Holger Munch um Mithilfe: Drei Jahre nachdem der achtjährige Jonathan Holmen spurlos verschwand, erschüttern erneut rätselhafte Ereignisse die Inselgemeinschaft. Erst hängen am Altar der Kirche drei tote Krähen. Dann wird in einem alten Boot die grausam zugerichtete Leiche eines Mädchens gefunden – und in der Blutlache steht ein Name geschrieben: Jonathan.

Samuel Bjork bringt eine düstere Magie in den Kriminalroman! Er versteht es, Stimmungen und Schwingungen heraufzubeschwören, die einen wie ein dichter Nebel umhüllen und am Ende gibt es daraus kein Entkommen mehr. Nach „Bitterherz“ und „Dunkelschnee“ folgt nun mit „Kräheninsel“ der 5. Fall für Holger Munch und Mia Krüger. Die Bestseller-Reihe erlebt einen weiteren Höhepunkt! Die „Kräheninsel“ ist die Insel Hitra, so auch der norwegische Originaltitel des Buches. Wer bereits den 1. Fall „Engelskalt“ gelesen hat, der kennt Hitra bereits. Die Insel ist der geheime Hauptdarsteller des Buches. Samuel Bjork beschreibt sie magisch-verwunschen, düster und wunderschön zugleich. Auf dieser Insel erlebt man als LeserIn gerne einen Kriminalfall. Obwohl dieser nach und nach immer schauriger wird. Samuel Bjork hat auch ein großes Talent eingängig Charaktere zu beschreiben. Diese in Verbindung mit dem spannenden Fall und der schaurig-schönen Insel machen aus „Kräheninsel“ einen Kriminalroman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann!

Goldmann, 509 Seiten; 17,00 Euro

Clare Mackintosh – Spiel der Lügner

Großbritannien hat eine neue TV-Sensation: In der Reality-Show „Exposure“ stellen sich sieben völlig Fremde in den walisischen Bergen einem Wettbewerb. Auch Detective Ffion Morgan schaut zu, denn die Show wird ganz in der Nähe ihres Heimatdorfes aufgezeichnet, und ihre Postbotin ist eine der Kandidatinnen. Die Teilnehmer der Show erfahren allerdings erst jetzt, worauf sie sich eingelassen haben: Jeder von ihnen hütet ein Geheimnis, das sein oder ihr Leben verändert hat. In dem teuflischen „Spiel“ geht es darum, die Geheimnisse der Kontrahenten live in der Sendung ans Licht zu bringen. Schon in der ersten Nacht verschwindet ein Kandidat spurlos, offensichtlich in Panik. Als die Show immer weiter aus dem Ruder läuft und schließlich die erste Leiche auftaucht, steckt Ffion Morgan mitten in einer verzwickten Mord-Ermittlung: Jeder ihrer Verdächtigen hat ein Alibi – und ein Geheimnis, für das es sich zu töten lohnt. Nur gut, dass der Fall sich nach England ausweitet, wo Detective Leo Brady seine Hilfe anbietet.

Clare Mackintosh kann es – spannende und überraschende Kriminalromane schreiben! Bei uns erregte sie mit „Alleine bist du nie“ erste Aufmerksamkeit. Im letzten Jahr startete sie ihre erste Krimi-Reihe um das so unterschiedliche Ermittler-Duo Ffion Morgan und Leo Brady – er Engländer und schwarz, sie Waliserin und weiß. „Die letzte Party“ hatte mich nur in Teilen überzeugen können, aber ich habe in meiner Besprechung versprochen, dass ich dem zweiten Fall eine weitere Chance geben werde. Was ich hiermit tue. Wieder ist das Ermittler-Duo Ffion Morgan und Leo Brady eine tragende Säule in der Krimi-Reihe. Die beiden Charaktere bereiten Freude, was man aber nun auch vom zweiten Fall nicht sagen kann. Die Story hört sich frisch und knifflig an. Das wird sicher ein spannender Krimi werden, dachte ich. Falsch gedacht! Die Grundstory hat Potenzial und auch die teils undurchsichtigen Figuren im dem ganzen Spiel, aber Clare Mackintosh versteht es ausgezeichnet sich in belanglosen Nebensächlichkeiten zu verrennen und diese genüsslich den LeserInnen zu präsentieren. Das wirkt wie eine Werbepause in einer echten TV-Reality-Show, in der man ganz schnell umschalten will, um diese nicht sehen zu müssen. So auch in Buch. Es gibt zu viele „Werbepausen“ in diesem Krimi, bevor es wieder spannend wird. „Spiel der Lügner“ verspricht mehr, als es halten kann!

Knaur, 409 Seiten; 16,99 Euro

    Luna Ali – Da waren Tage

Aras nimmt die syrische Revolution zunächst aus der Entfernung wahr, geboren in Aleppo, aufgewachsen in Deutschland, ist er 2011 im ersten Semester seines Jurastudiums. Doch mit der Entgrenzung der Gewalt in Syrien wird der Konflikt mehr und mehr zum Teil seines Alltags. Im Hörsaal und in der Ausländerbehörde, beim Praktikum in Jordanien oder als Gast einer politischen Talkshow erlebt er den Jahrestag der Revolution jedes Jahr aufs Neue als Wechselspiel zwischen Realität und Imagination.

Luna Ali, 1993 in Syrien geboren, in Deutschland heimisch, liebt die deutsche Literatur. Umso passender ist es, dass sie mit „Da waren Tage“ ihr literarisches Debüt feiert. Und gleich vorweg, da darf gerne noch einiges nachkommen! „Da waren Tage“ ist ein sehr eindringlicher Text, aber auch einer mit viel Hoffnung und Mitgefühl, mit einem Lebensgefühl, das viele Deutsche mit Migrationshintergrund sicher gut kennen. Luna Ali erzählt ihre Geschichte in Jahresabständen von 2011 bis 2019. Jedes Kapitel wirft ein anderes Schlaglicht auf Aras Leben in Deutschland, mit den immerwährenden Blick nach Syrien. „Da waren Tage“ wird Sie sicher auch noch Tage und Wochen nach der Lektüre beschäftigen!

S. Fischer, 300 Seiten; 24,00 Euro

   Daniel Etter – Feldversuch

Wie schafft man es, Landwirtschaft mit der Natur zu betreiben, nicht gegen sie? Böden lebendig zu halten, Hitze und Dürre zu trotzen, die Artenvielfalt zu schützen und dabei gut zu ernten? Der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Fotograf und Autor Daniel Etter hat in Nordspanien einen kleinen Hof erworben und sich damit einen Traum erfüllt. Es soll ein Rückzugs- und Energieort für den Reporter sein, der oft in Krisengebieten unterwegs ist. Mit seiner Partnerin und Helfern und Helferinnen pflanzt er Olivenbäume und baut Obst und Gemüse an – nach Methoden der nachhaltigen, regenerativen Landwirtschaft. Auf der Suche nach Vorbildern macht sich Etter auf die Reise zu Menschen, die andernorts mit Alternativen zur industriellen Landwirtschaft experimentieren. In England lässt er sich von einem Pionier die Idee des Waldgartens erklären, er besucht Bäuerinnen und Bauern in Deutschland und Österreich, Schäfer in Frankreich und Viehzüchter im Schwarzwald. Wie ein roter Faden zieht sich daneben die Beschreibung eines Jahreslaufs auf seinem Hof durch das Buch.

Ein Buch auf der Höhe der Zeit! „Feldversuch“ ist ein wahrlich passender Titel für die Geschichte von Daniel Etter und auch die Geschichten der anderen Protagonisten in diesem Buch. Es zeigt was möglich ist, aber auch, wie groß der Kampf gegen Klimaerwärmung und Wetterschwankungen ist. Trotzdem kann man diesen gewinnen. Noch. Zu den spannenden Feld- und Naturgeschichten gibt es noch zahlreiche Fotos, die das Buch schön abrunden. Einige der der Hauptkapitel sind: „Unser spanischer Garten“, „La Junquera und der Anbau in permanenter Dürre“, „Wie wir unseren Garten sich selbst überlassen“, „Unser Garten verdorrt“, „Ursünde und Segen der industrialisierten Landwirtschaft“, „Ein österreichischer Landwirt und seine fünf Millionen Regenwürmer“, „Deutsche Ackerflächen in Brasilien“, „Wie ein Brite Bäume für den Acker wiederentdeckte“, „Wie mich unser Garten Demut lehrt“, „Mit Schäfern durch die französischen Alpen“, „Die Kuh als Klimaretter?“, „Glückliche Kühe im Schwarzwald“ und „Eine Vision für die Landwirtschaft der Zukunft“.

Penguin, 253 Seiten; 28,00 Euro

   Zacchary Bird – Veganes Vleisch selbst gemacht

100 % Fleischersatz – 100% Genuss. „Vegan Butcher“ Zacchary Bird zeigt in diesem Kochbuch, wie man im Handumdrehen Tofu, Seitan oder Jackfruit in Geflügelfleisch, Wurst oder Steaks verwandelt. Und das mit einer authentischen Textur und täuschend echtem Geschmack. Das Buch enthält einfache Techniken zur Herstellung von Fleischalternativen. 80 vegane Rezepte wie Chicken Wings aus Blumenkohl oder Carbonara mit Auberginen-Bacon laden zur Verarbeitung der selbstgemachten Veggie-Fleischwaren ein.

Ein Kochbuch, das alle VeganerInnen und VegetarierInnen, und für die, die einfach weniger Fleisch essen möchten im Küchenbücherregal stehen haben sollten! Instagrammer Zacchary Bird überzeugt. Sein Buch ist für alle erste Wahl, die gern mit Fleischersatzprodukten kochen, aber auf die darin enthaltenen Zusatzstoffe verzichten möchten Das Buch ist äußerst cool und schick gestaltet – mit currygelben Seiten und einem roten Buchschnitt! Ein echter Hingucker ist dieses Buch mit Inhalt und Optik. Die Hauptkapitel sind: „Veganes Geflügel“, „Veganes Seafood“, „Veganes Schwein“, „Veganer Aufschnitt & Wurst“, „Veganes Rind & Lamm“ und „Burger & Sandwiches“.

Dorling Kindersley, 304 Seiten; 34,95 Euro