Dezember 3, 2024

Kolumne 10.07.2023 Nr. 777

 

      BuchKolumne 10.07.2023 Nr. 777

Sophie Oliver – Das Haus am Walchensee – Neuanfang in Traumlage
Max Reiter – Erinnere dich!
Caroline Säfstrand – Strandhaus Meeresrauschen
Kevin Sands – Shadow Thieves – Die Zwillingsschwerter
Anna Husen – Das Glück am Horizont

Sophie Oliver – Das Haus am Walchensee – Neuanfang in Traumlage

Sophie Oliver - Das Haus am Walchensee – Neuanfang in Traumlage

Es ist viele Jahre her, seitdem Freya Siebert zuletzt am Walchensee war. Es überrascht sie, wie der Anblick des türkisfarbenen Gewässers und der Berge ihr Herz freudig höherschlagen lässt. Denn die Erinnerung an das malerische Voralpenland in Oberbayern ist auch schmerzlich. Das alte Gasthaus der Familie mit eigener Fischerei war der ganze Stolz ihres Vaters. Jetzt steht sie gemeinsam mit ihrem Bruder Niklas an seinem Grab. Wenn ihr Traditionshaus am See eine Zukunft haben soll, müssen sie die Vergangenheit loslassen. Wird Freya hier wirklich wieder eine Heimat finden?

Sophie Oliver kann es! Berührende, mitreißende und elegante Geschichten erzählen. Ihre Trilogie um das „Grandhotel Schwarzenberg“ (im Lübbe Verlag erschienen) konnte mich schon begeistern. Nun startet im Fischer Verlag eine neue Trilogie von ihr. Eine ganz wunderschöne Trilogie! Schauplatz und Sehnsuchtsort ist der Walchensee. Den Anfang macht „Neuanfang in Traumlage“. Sophie Oliver lässt die LeserInnen abwechselnd in die Köpfe der beide Hauptcharaktere blicken. Freya und Niklas, die zu Anfang eine ganz andere Sicht auf die Dinge haben, aber das ändert sich. Und aus den unterschiedlichen Geschwistern wird nach und nach ein Team, das sich allen Widerständen entgegensetzt. Freya möchte für das traditionelle Gasthaus ein neues, hippes Konzept umsetzen, ohne das Alte zu verdrängen. Dazu im Buch: „Champagner zum Räuchersaibling und Hummer zum Bier. Bayern meets Saint-Tropez.“ „Das Haus am Walchensee“ muss man einfach lieben! Und die Trilogie von „Das Haus am Walchensee“ geht weiter. Im Dezember 2023 erscheint „Glück ist Familiensache“.

Fischer, 369 Seiten; 12,00 Euro

Max Reiter – Erinnere dich!

20 Jahre ist es her, dass die Abiturientin Maja bei einer Wanderung spurlos verschwand. 20 Jahre, in denen ihr Freund Arno Seitz jede Erinnerung an das traumatische Ereignis verdrängt hat. Jetzt kommt beim Abiturtreffen vieles wieder hoch – Bilder, Gefühle, längst Vergessenes. Die Freunde von damals beschließen, den Wanderweg noch einmal gemeinsam zu gehen. Und jemand, der sich nicht zu erkennen gibt, zwingt Arno, sich endlich seinen Erinnerungen zu stellen. Er hat Maja als Letzter gesehen. Er weiß genau, wo sie an jenem Morgen waren. Er hat sie in die Höhle gelockt. Aber was ist dann passiert?
 
Wenn Thriller-Bestseller-Autor Arno Strobel einen anderen Thriller lobt, dann muss man hinhören. Das habe ich getan und „Erinnere dich!“ von Max Reiter gelesen. Max Reiter, der unter seinem richtigen Namen bereits die erfolgreiche „Karl-Wieners“-Reihe geschrieben hat. Der Autor versteht also sein Handwerk. Doch ein eher langsamer Kriminalroman ist etwas anderes als ein rasant angedachter Thriller. „Erinnere dich!“ hat sehr spannende Passagen. Da habe ich richtig mitgefiebert. Doch waren das viel zu wenige, um mich wirklich durchgehend fesseln zu können. Die Geschichte wird bestimmt von wenigen Spannungshöhepunkten und oft unnötig langatmigen Passagen. Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Die Story hätte sehr viel Potenzial gehabt, aber Max Reiter reizt das Thema nicht aus, er kratzt es nur an.
 

Scherz, 334 Seiten; 16,00 Euro

 

    Caroline Säfstrand – Strandhaus Meeresrauschen

Die Autorin Inez lebt zurückgezogen in einem kleinen Strandhaus an der schwedischen Küste, sie umgibt sich lieber mit Büchern als mit Menschen. Als ihre Nachbarin stirbt, beschließt sie, mit ihrem Leben aufzuräumen: Sie möchte vorsorgen, ihr Haus ausmisten und ihr letztes, alles offenbarendes Buch schreiben. Als Inez kurz darauf stürzt, ist sie gezwungen, das Dienstmädchen Meja einzustellen. Sie soll ihr beim Entrümpeln des Strandhauses helfen. Die einzige Regel: Unter keinen Umständen darf der blaue Ordner mit dem Buchskript geöffnet werden! Doch Meja sieht die geheimen Worte eines Tages. Das Treffen zwischen Inez, die im hohen Alter mit ihrer Vergangenheit versöhnt werden muss, und der hoffnungslosen Meja, die nach einer Zukunft sucht, hat für die beiden ungleichen Frauen unvorhergesehene Folgen.

Die Schwedin Caroline Säfstrand möchte mit ihren Romanen ihre LeserInnen ermutigen, wegweisende Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen. Denn die Kraft einer Geschichte ist größer, als man denkt. Da stimme ich der Autorin vollkommen zu! Mit ihrem ersten Roman „Strandhotel Meeresbrise“ hat sie ihre LeserInnen schon erreicht. Nun liegt ihr zweiter Roman „Strandhaus Meeresrauschen“ vor. Eine Geschichte, die Mut macht, die Hoffnung schenkt, die einem das Leben als großes Geschenk begreifen lässt! Abwechselnd lässt sie die 70-jährige Inez und die viel jüngere Meja zu Wort kommen. So bekommt man von den so unterschiedlichen Charakteren einen tiefen Einblick. Man fühlt mit ihnen und stellt sich für das eigene Leben Fragen? Was würde man selbst in dieser oder jener Situation tun? Zwischen den Blicken auf die beiden Hauptfiguren gibt es noch einige Überraschungen, mit einem Blick 50 Jahre zurück. „Strandhaus Meeresrauschen“ wird auch Sie berauschen und viel Leseglück schenken!

Blanvalet, 510 Seiten; 12,00 Euro

 Kevin Sands – Shadow Thieves – Die Zwillingsschwerter

Callan und seinen Freunden ist es gelungen, den Schatz des Magiers zu stehlen. Doch das bringt sie in größte Gefahr, denn sein Freund Lachlan wird dabei schwer verwundet. Callan weiß, dass es eine Regel gibt, die man niemals missachten sollte: Leg dich nicht mit Magie an! Doch genau das muss er tun, um Lachlan zu retten. Das einzige Heilmittel sind, die sagen umwobenen Drachenzähne, zwei Schwerter mit außergewöhnlichen Kräften. Und die sind leider alles andere als leicht zu finden. Die Suche nach ihnen führt Callan tief unter die Meeresoberfläche und an die Grenze seiner Welt.

Starten Sie, startet Ihr mit Kevin Sands und seinen „Shadow Thieves“ in magisch-turbulente Abenteuer! Nach „Der Schatz des Magiers“ geht es nun mit „Die Zwillingsschwerter“ weiter. Der zweite Band schließt praktisch nahtlos an den ersten an. Kevin Sands ist mit den „Shadow Thieves“ eine bunte und schlagkräftige Jugendtruppe gelungen. Die fünf mischen die Großen ganz schön auf und lassen diese ganz alt aussehen. „Die Zwillingsschwerter“ sind superspannend und ereignisreich!

dtv, 397 Seiten; 18,00 Euro

Anna Husen – Das Glück am Horizont

Ein unerwartetes Erbe führt Henriette Hohnhold und ihre Familie 1903 nach Timmendorfer Strand: Die Villa Sommerwind, die nun den Hohnholds gehört, soll nach dem Willen von Vater Eberhart ein exquisites Hotel werden. Vom ersten Tag an ist Henriette die rechte Hand ihres Vaters und stürzt sich begeistert in die vielfältigen Aufgaben. Doch eines Morgens macht sie eine Beobachtung, die zu einem heftigen Streit zwischen Vater und Tochter führt. Aufgelöst läuft die junge Frau davon und findet sich schließlich in Niendorf wieder, wo sich Ole, der Sohn eines Fischers, um sie kümmert. Trotz des Standesunterschieds ist es Liebe auf den ersten Blick – Henriettes Vater hat allerdings längst ihre Verlobung mit einem anderen arrangiert.

Anna Husen hat einen farbenprächtigen Roman mit sympathischem Personal geschrieben! Die Zeit, in der die Geschichte angesiedelt ist, Anfang des 20. Jahrhunderts, ist seit „Downton Abbey“ auch in der Literatur gerne gesehen. Und die deutschen LeserInnnen lieben Geschichten, die an Nord- oder Ostsee spielen. Daher hat Anna Husen die richtigen Hebel betätigt, um mit ihrer Geschichte überzeugen zu können. Das tut sie. „Das Glück am Horizont“, der erste Band von „Die Frauen der Villa Sommerwind“ hat mich vielfältig und charmant unterhalten!

Knaur, 472 Seiten; 11,99 Euro