BuchKolumne 30.09.2024 Nr. 841
Santiago Posteguillo – Rom bin ich: Cäsar. Der Aufstieg
Paul Grote – Verbrannte Reben
John Guy / Julia Fox – Jagd auf den Falken – Anne Boleyn & Heinrich VIII.
Gillian Anderson – Want
Yotam Ottolenghi – Comfort
Hörbuch der Woche:
Jörg Maurer – Leergut
Santiago Posteguillo – Rom bin ich: Cäsar. Der Aufstieg
Rom, 77 v. Chr. Dolabella, rechte Hand des einstigen Diktators Sulla, wird von den Makedoniern der Korruption, Erpressung und des Mordes beschuldigt. Der allmächtige Konsul wähnt sich sicher. Die besten Anwälte werden ihn verteidigen. Die 52 Senatoren des Gerichts sind allesamt korrupt und von ihm bestochen. Und zudem weiß er jeden aus dem Weg zu räumen, der sich ihm entgegenstellt. In Rom glaubt daher niemand, dass Dolabella verurteilt wird. Bis ein unbekannter Patrizier von gerade einmal 23 Jahren sich bereit erklärt, die Anklage zu übernehmen und der römischen Elite die Stirn zu bieten. Sein Name: Gaius. Als Julius Cäsar wird er in die Geschichte eingehen.
Rom erleben … und sterben. Das galt zu Zeiten des Römischen Reichs für die, die unten war soundso, aber vor allem auch für die, die ganz oben etwas zu sagen hatten. Der Senat & Co. waren sozusagen ein Killer-Kommando. Jeder kennt die Geschichte von Julius Cäsar (und nach ihm folgten noch viele weitere ermordete Herrscher), zumindest Teile seiner Geschichte und der, wieder einmal der Senat, für sein Ende sorgte. Aber bis dahin gibt es viel zu erleben. Ganz viel Leben des Gaius Julius Cäsar. Und das hat der Spanier Santiago Posteguillo so gut beschrieben, dass er damit in Spanien einen Nr.-1-Bestseller landete. Alles beginnt mit seiner Kindheit und Jugend, bevor es zum großen Prozess gegen Dolabella kommt. Santiago Posteguillo schildert spannend und voller Detailfülle das Leben von Julius Cäsar! Alles, was mit dem Prozess zu tun hat, hat mich unweigerlich an Romane von John Grisham und Robert Harris erinnert. Der Autor schildert aber in Rückblicken immer wieder auch andere Ereignisse (sehr spannende und aufwändig dargestellte) aus der Vergangenheit, bevor es zu dem großen Prozess kommt. So bekommt man ein Gesamtbild, das so viel Geschichte enthält, dass man nur so staunt. Von der Wucht und der Fülle an Details und spannender Geschichte erinnert dieser Roman an die großen Hollywood-Epen „Kleopatra“ und „Gladiator“. Ein historischer Roman der Extraklasse!
dtv, 703 Seiten; 26,00 Euro
Zum Thema auch zu empfehlen: Michael Sommer – Mordsache Caesar – Die letzten Tage des Diktators. Ein sehr spannender Einblick in die Geschehnisse, in die Mordsache Caesar! Doch ich schreibe ganz groß: SPOILER! Wenn Sie die Reihe über Cäsar von Santiago Posteguillo unvoreingenommen weiterlesen möchten, dann sollten Sie mit diesem Buch vielleicht noch etwas warten. Aber das dauert halt noch Jahre, das ist das Dumme daran.
C. H. Beck, 316 Seiten; 26,00 Euro.
Paul Grote – Verbrannte Reben
Der Einbruch in die Galerie seiner Frau Verena ist nur das Vorspiel. Die nächsten Schläge gegen die Winzerfamilie von Philipp Achenbach treffen das Leittier seiner Schafherde und die Bewässerungsanlage. Während Sohn Thomas und sein Kompagnon Manuel versuchen, das Weingut auf den Klimawandel vorzubereiten, erfolgen weitere Angriffe. Richten sie sich nur gegen die Winzer? Oder steckt etwas anderes, viel Größeres dahinter?
Die Wein-Krimis von Paul Grote sind erlesene Krimis eines besonderen Autors! 20 Jahren durften wir ihn nun begleiten bei seinen Ausflügen ins Krimi-Genre verbunden mit Wein, Wein und noch mehr Wein. Zuletzt erschien 2020 „Die Weinprobe von Lissabon“, und nun 2024 legt Paul Grote mit „Verbrannte Reben“ das Finale seiner Wein-Krimis vor. Der 17. Band. Seit 2004 haben ich seine Buch-Reihe verfolgt, die mit „Tod in Bordeaux“ ihren Anfang nahm. Aber zurück zu „Verbrannte Reben“. Wie bei einigen anderen Büchern der Reihe so bleibt bei mir auch hier ein gemischtes Gefühl zurück. Einerseits hat die Geschichte spannende Momente, einige eingängige Figuren und natürlich viel Weinwissen, aber anderseits atmet das Buch auch immer wieder ganz schön durch. Viele Seiten muss man sich dann schöntrinken. „Verbrannte Reben“ – ein Abschluss, der irgendwie zur kompletten Reihe passt.
dtv, 445 Seiten; 13,00 Euro
John Guy/Julia Fox – Jagd auf den Falken – Anne Boleyn & Heinrich VIII.
London 1533: Anne geht auf die dreißig zu und hat es ganz nach oben geschafft: Sie ist die Königin von England, gekrönt in der Westminster Abbey. Ihre Geschichte ist der Stoff für opulente Hollywoodfilme und historische Romane. Das echte Leben der Anne Boleyn war kein Märchen, denn die unperfekte Heldin war zu klug, zu emanzipiert, zu wortgewandt, zu weltläufig und in entscheidenden Momenten unvorsichtig selbstsicher. Der schockverliebte Traumprinz, König Heinrich VIII., entpuppte sich als narzisstischer Machtmensch – und statt Happy End findet diese Ehe ihr erbarmungsloses Ende in der Hinrichtung Annes.
Es sind viele Bücher und Romane, Filme und Serien über die tragische und zerstörerische Liebe zwischen Anne Boleyn und Heinrichs VIII. geschrieben und gedreht worden. Man kennt die Geschichte, und auch wieder nicht, denn wenn man ins Detail gehen und auf dem neuesten Stand sein möchte, dann kommt man an der Biografie dieser Ehe vom Autoren-Ehepaar John Guy und Julia Fox nicht vorbei. Detailliert und frisch präsentieren sie den LeserInnen diese so einzigartige und tragische Liebesgeschichte, die Weltgeschichte geschrieben hat! Man erfährt zuerst aus der Jugend der beiden Hauptfiguren einiges, und auch das politische Geschehen in dieser Zeit wird klar beschrieben, sodass man sich den politischen Gefilden und den beiden Hauptakteuren immer weiter annähern kann. Bevor es dann zur ersten Begegnung kommt und Anne sich verliebt. Anne gewinnt immer mehr an Profil, und dann kommt die Hochzeit. Doch die Zeiten werden immer gefährlicher! Ein Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man den wahren Kern dieser so geschichtsträchtigen Beziehung erfahren möchte!
C. H. Beck, 603 Seiten; 34,00 Euro
Gillian Anderson – Want
Viele Themen drängen sich auf, wenn wir über weiblichen Sex sprechen: Verantwortung und Mutterschaft, Untreue und Ausbeutung, Zustimmung und Respekt, Fairness und Gleichberechtigung, Liebe und Hass, Lust und Schmerz. Über die intimsten Wünsche, Sehnsüchte und Fantasien sprechen viele von uns aus verschiedenen Gründen nicht. Angst vor Verurteilung, Hemmungen oder schlicht der falsche Gesprächsrahmen können die Ursache sein. Dieses Buch gibt Frauen den Raum, das zu erzählen, was sie sonst verschweigen – was sie vielleicht sogar sich selbst gegenüber nur mühevoll eingestehen. Es geht um konkrete Fantasien, sexuelles Verlangen, aber auch um Beziehungen und Macht.
Die Schauspielerin und Aktivistin Gillian Anderson (bekannt z. B. aus „Akte X“ und dem Netflix-Hit „Sex Education“) hat aus tausenden Zusendungen eine Sammlung erstellt – und der weiblichen Sexualität damit viele Stimmen gegeben. Ein lustvolles Buch für Frauen (und Männer), das zeigt, weibliche sexuelle Fantasie sind unglaublich vielfältig und sehr intensiv! Dies Buch schreit einem ganz laut zu: Sex! Jede Seite in diesem Buch ist voll davon. Und das ist genau richtig so. Die vielen weiblichen Stimmen in diesem Buch verraten so viel über die geheimsten sexuellen Wünsche ihrer Schreiberinnen. Echt und intim, berührend, wild und erotisch und feinfühlig zugleich. Ein Buch, das auch Mut macht, selbst aktiv zu werden, und aus gewissen Fantasien Realität werden zu lassen. Dieses Buch ist eine Einladung! Die Hauptkapitel sind: „Über Fantasien“, „Hart und bereit“, „Angebetet werden“, „Über Grenzen“, „Die Gefangene“, „Kink“, „Fremde“, „Macht und Unterwerfung“, „Erkundungen“, „Mehr, mehr, mehr“, „Beobachtende und Beobachtete“, „Ich hatte schon immer ein Faible für“ und „Sicher und geborgen“.
dtv, 384 Seiten; 25,00 Euro
Blick ins Buch nicht verfügbar
Yotam Ottolenghi widmet sich in seinem neuen Buch ganz der Comfort Küche. Mit seiner unverwechselbaren Handschrift erschafft er für die LeserInnen neue Gerichte, die nach zuhause und Geborgenheit schmecken. Eine Schüssel Pasta wird so im Handumdrehen zu Orecchiette mit karamellisierten Zwiebeln, Haselnüssen und knusprigem Salbei, eine wärmende Suppe zu Käse-Brot-Suppe mit Wirsing und Cavolo Nero, und ein Teller Püree verwandelt sich in knusprige Aligot-Kartoffeln mit Lauch und Thymian.
Yotam Ottolenghi ist Küchen-Kult! Sein Kochbuch „Simple“ ist ein großer Bestseller. Nun kehrt er mit „Comfort“ auf den Buchmarkt zurück. Und wieder schickt er sich an, seine LeserInnen mit seinen einfachen und zugleich inspirierenden Gerichten zu begeistern. „Comfort“ verwebt Kindheitserinnerungen und Reiseeindrücke mit über 100 Rezepten und ist eine Feier des guten Essens und jener Orte, die wir zuhause nennen. Die Hauptkategorien sind: „Eier, Crêpes, Pfannkuchen“, „Suppen, Dips, Aufstriche“, „Frittiertes und Gebratenes“, „Wohlfühlgemüse“, „Brathähnchen und anderes vom Blech“, „Dals, Eintöpfe, Currys“, „Nudeln, Reis, Tofu“, „Pasta, Polenta, Kartoffeln“, Pies, Pasteten, Brot“ und „Süße Sachen“.
Dorling Kindersley, 320 Seiten; 38,00 Euro