November 2, 2024

Kolumne 21.10.2024 Nr. 843

    

      BuchKolumne 21.10.2024 Nr. 843

Viveca Sten – Blutbuße
Mai Corland – Five Broken Blades
Davide Longo – Am Samstag wird abgerechnet
Tibor Rode – Lupus
Andreas Kaplony (HG.) – Geschichte der arabischen Welt

Hörbuch der Woche:

Jan Weiler – Munk

Viveca Sten – Blutbuße

Das Bergdorf Åre hoch im Norden Schwedens wimmelt von Skiurlaubern, als die Stockholmer Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind in ihrem Hotelzimmer brutal erstochen aufgefunden wird – das Bett klebrig von Blut. Panik breitet sich in der Gegend aus, Hanna Ahlander und ihr Kollege Daniel Lindskog übernehmen sofort den Fall. Die Spuren führen in ein verlassenes Hochgebirgshotel, das seinen früheren Glanz schon lange verloren hat: Charlotte kannte den Ort seit ihrer Kindheit und wollte das Gebäude abreißen lassen, um es durch ein spektakuläres Luxushotel zu ersetzen. Die Anwohner begegneten ihr mit erbittertem Widerstand. Doch Hanna muss feststellen, dass in diesem Fall nichts so ist, wie es scheint. Und dann geschieht ein zweiter Mord.

Wow! Ein Kriminalroman wie ein Wintersturm. Mitreißend, spannend, unberechenbar! Nach „Kalt und still“ und „Tief im Schatten“ ist „Blutbuße“ der 3. Fall für Hanna Ahlander aus der Polarkreis-Krimi-Reihe. Der Fall bietet viel Undurchsichtiges. Warum musste Charlotte Wretlind sterben? Die Reihe der Verdächtigen ist lang. Es geht um das große Geld, um Investitionen in ein Hotelbau-Projekt, das die einen wollen und die anderen nicht, um Bestechung, um psychische und physische Gewalt, um Wünsche und Träume, die sich nicht erfüllen. Diese Wünsche und Träume kann man auch auf das Privatleben des Ermittler-Duos übertragen. Hanna ist Single und freut sich über die Anwesenheit eines zugelaufenen Katers; Daniel hat die Familie, die Hanna gerne hätte, aber er hat auch innerliche Dämonen und die Beziehung zu Ida ist schon nach drei Jahren nicht mehr das, was sie eigentlich sein sollte. Ida will auch ausbrechen. So bietet nicht nur der Fall viel Spannung, sondern auch das Privatleben des Ermittler-Duos. Beides ist der Autorin sehr gut gelungen. Viveca Sten ist die schwedische Agatha Christie!

dtv, 523 Seiten; 22,00 Euro

  Mai Corland – Five Broken Blades

Der König von Yusan muss sterben. Die gefährlichsten Attentäter des Reiches werden zusammengerufen, um gemeinsam einen einzigen Auftrag zu erfüllen: Den Gottkönig Joon zu töten, unter dessen unbarmherziger, unsterblicher Hand die Reichen immer reicher werden, während die Armen eingesperrt oder als Sklaven verkauft werden. Fünf Klingen sollen ihn zur Strecke bringen: ein Leibwächter, eine Diebin, eine Meuchelmörderin, ein Fürst ohne Königreich und der Geheimdienstchef des Königs selbst. Den Mördern wird schnell klar, dass sie sich nicht nur miteinander verbünden müssen, um zu überleben. Sie müssen auch lernen, einander zu vertrauen. Doch können sie das? Was, wenn es einen Verräter unter den Verrätern gibt?

„Five Broken Blades“ ist der Auftakt einer großen Fantasy-Trilogie. Ein mörderisch guter Auftakt. Das Buch liest sich so, als ob Quentin Tarantino sich gesagt hätte, ich stecke jetzt Fantasy, Thriller und Action in eine Geschichte und mache daraus genau diese wilde, spannende und blutige Story! „Five Broken Blades“ kennt keine Ruhepausen. Mai Corland treibt die LeserInnen mit Peitschenhieben durch das Buch. Die Autorin gibt den Charakteren jeweils einzelne Kapitel und man bekommt so ein Einblick in die Gedanken und den Werdegang der Figuren. Jedes Kapitel schreit förmlich vor Spannung. Und Schreie kann man auch sonst aus dem Buch hören. Schmerzensschreie, denn die Autorin kennt keine Gnade. Mord und Totschlag, und das meist auf gnadenlos grausame Art. Die zarten Momente sind selten, aber sie kommen auch vor. Mai Corland hat einen rockigen Sound für ihre Geschichte gefunden, die das Lesen zu einem Festival macht!

TOR, 492 Seiten; 25,00 Euro

 Davide Longo – Am Samstag wird abgerechnet

In einem verlassenen Alpendorf wird ein Filmproduzent und Bruder eines ehemaligen Democrazia-Cristiana-Politikers tot in seinem Jaguar aufgefunden. Seine Frau, eine frühere Schauspielerin, in die eine ganze Generation verliebt war, ist spurlos verschwunden. Für die Ermittlungen muss sich Commissario Arcadipane, eigentlich Turiner, in dem einsamen Bergdorf, das aus einer Handvoll Häuser besteht, niederlassen. Dort warten misstrauische Bewohner und ein Rätsel auf ihn, das ihm Kopfzerbrechen bereitet. Ein zu komplizierter Fall, um nicht seinen alten Freund und Mentor Corso Bramard um Hilfe zu bitten sowie die ebenso undisziplinierte wie unverzichtbare Isa Mancini. Beide befinden sich gerade in einer schwierigen Phase ihres Lebens. Möchten sie gemeinsam die Wahrheit ans Licht bringen, wird es nötig sein, in alten Geheimnissen und neuen Machenschaften zu wühlen und ein komplexes Geflecht aus politischen Intrigen zu entwirren. Und am Samstag wird abgerechnet.

Der Italiener Davide Longo hat mit seiner Krimi-Reihe um die Commissari Bramard und Arcadipane in seiner Heimat Bestseller gelandet und auch bei uns Freunde für seine Reihe gefunden. Alles begann mit „Der Fall Bramard“, zuletzt erschien „Schlichte Wut“, nun erscheint mit „Am Samstag wird abgerechnet“ der 4. Fall der Reihe. Große Teile der Presse feiern seine Romane, die LeserInnen sehen das nicht ganz so euphorisch. Dazu zähle ich mich auch, denn Davide Longo hat Talent, keine Frage. Er schildert das Zwischenmenschliche mit dem nötigen Einfühlungsvermögen und auch gewisse Szenen detailliert. Auch sind seine Hauptfiguren, und alles, was sie umgibt, besondere Typen. Davide Longo schaut genau hin, mal zur Freude der LeserInnen, mal eher weniger, dem im Detail kann man sich auch verrennen. Und auf dem Cover steht ja immer noch Kriminalroman, und hier sollte ein absolut spannender Fall doch im Mittelpunkt stehen. Das tut er in „Am Samstag wird abgerechnet“ nicht so sehr, wie er sollte. Es gibt spannende Momente, mysteriöse Szenen und Figuren, aber über die 550 Seiten hat er mich nicht gepackt, so dass ich auf jede neue Seite hin gefiebert hätte. Eher zogen nach und nach Kopfschmerzen auf, wegen den vielen Nebensächlichkeiten die Davide Longo in die Geschichte packt, und die nicht hätten sein müssen. „Am Samstag wird abgerechnet“ – mache die Rechnung aber nie ohne die LeserInnen, an keinem der sieben Wochentage!

Rowohlt, 560 Seiten; 26,00 Euro

 Tibor Rode – Lupus

Ohne jede Spur verschwinden nachts Jäger auf der Pirsch – so auch der Vater von Tierärztin Jenny Rausch. Zeitgleich häufen sich Angriffe scheinbar wild gewordener Wölfe in deutschen Wäldern. Die Kameras auf einem eigens eingerichteten und von KI gesteuerten Schutzzaun zeichnen seltsame Daten auf, was Staatsanwalt Frederik Bach auf den Plan ruft. Sind die vermissten Jäger tatsächlich Wölfen zum Opfer gefallen oder hat man es mit Mord zu tun? Staatsanwalt Bach und Jenny geraten in einen Strudel aus Ereignissen, die Verbrechen während der Nazi-Zeit, eines der bestgehüteten Geheimnisse der DDR-Diktatur und ein Familiendrama miteinander verknüpfen. Antworten finden die beiden schließlich in Jennys eigener Vergangenheit – und auf der gefährlichsten Insel der Welt.

Tibor Rode hat zuletzt mit „Der Wald“ einen Bestseller geschrieben und auch mich begeistert. Und wie begeistert! Nur ein Satz aus meiner Rezension von damals: „Der Wald“ ist der perfekte Stoff für einen ökologischen Katastrophen-Thriller, wie sie einst Hollywood-Legende Roland Emmerich verfilmt hat. Nach „Der Wald“ folgt nun „Lupus“. Und wieder greift Tibor Rode ein aktuelles Umweltthema auf, und noch so viel mehr. Diesmal sind es keine Pflanzen, sondern der böse und wahrlich schreckliche Wolf! Doch damit nicht genug, Tibor Rode spinnt um den bösen Wolf eine Geschichte mit vielen Abbiegungen, die alle spannend sind. Ob das nun die Nazi- oder DDR-Zeit ist, in der undurchsichtige Dinge passieren, oder ein KI gesteuerte Zaun, der nicht nur Wölfen gefährlich werden kann, oder noch manch anderes, alles bietet Spannung auf hohem Niveau. Er verrennt sich nicht in der Geschichte, sondern bietet den LeserInnen starke Charaktere, die in einem starken Setting agieren. Tibor Rode ist die deutsche Antwort auf das amerikanische Bestseller-Duo Preston & Child!

Droemer, 480 Seiten; 18,00 Euro

  Andreas Kaplony (HG.) – Geschichte der arabischen Welt

Die arabische Welt ist mehr als die Summe der Länder, in denen überwiegend Arabisch gesprochen wird. Seit der Expansion des Islams bildet sie einen religiösen und kulturellen Resonanzraum mit immer wieder neuen Ansätzen zur politischen Einheit. In dieser neuen Geschichte der arabischen Welt beschreiben international renommierte Experten, wie sich diese „Welt“ seit der Spätantike formiert hat, wie die arabische Kultur weit über diesen Raum hinaus – bis nach Europa und Amerika – verbreitet wurde und welche Besonderheiten die einzelnen Regionen bis heute prägen. So ist das Buch zugleich ein Beitrag zur Globalgeschichte der letzten zweitausend Jahre aus arabischer Sicht.

Mit der Arabischen Halbinsel, Ägypten, Syrien-Palästina, dem Irak und dem nordafrikanischen Maghreb prägen fünf große Regionen die arabische Welt. In diesem Buch beschreiben rund vierzig renommierte Experten aus Deutschland, Frankreich, den USA und anderen Ländern die Geschichte dieser Regionen von der Spätantike über die Ausbreitung des Islams seit dem 7. Jahrhundert und die Besatzung durch europäische Staaten im 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. „Geschichte der arabischen Welt“ ist ein überwältigendes Werk! Die Geschichte, die Kultur, die Menschen, alles bekommt in diesem über 900 Seiten umfassenden Buch viel Raum zur Entfaltung. Die arabische Welt und die arabische Geschichte ist so lebendig und vielfältig dargestellt, das man nach der Lektüre vielleicht manches ganz anders sieht, als man es zuvor gedacht hat. Die Hauptkapitel sind: „Arabien und die Araber in Altertum und Spätantike 2500 v. Chr. – 632 n. Chr.“, „Das arabisch-islamische Imperium als Teil der Spätantike 632 – 800“, „Die Zeit der Arabisierung und Islamisierung“, „Arabische Kultur in der Vormoderne 1200 – 1800“ und „Arabische Kultur als Teil der Globalkultur seit 1800“.

C. H. Beck, 904 Seiten; 68,00 Euro

Das Kurz-und-Knapp-Trio

Lisa Marie Presley / Riley Keough
From Here to The Great Unknown –
Von hier ins Ungewisse


Elvis Presleys Tochter Lisa Marie (1968 – 2023) lässt tief blicken. Intensive Biografie! Aufgeschrieben wiederum mit Hilfe von ihrer Tochter Riley Keough.

Penguin, 240 Seiten,
28,00 Euro

 
Fran Baily / Zia Allaway


Das große Buch der Zimmerpflanzen



Über 330 Pflanzen für Ihr Zuhause. Lassen Sie Ihre Wohnung, Ihr Haus grün werden.

Dorling Kindersley, 368 Seiten,
24,95 Euro

Thomas Gottschalk

Ungefiltert



Der große Thomas Gottschalk lässt uns wieder an seinem Leben und seinen Gedanken teilhaben. Ein Buch, über das alle sprechen!

Heyne, 319 Seiten,
24,00 Euro