









BuchKolumne 10.03.2025 Nr. 853
Liz Moore – Der Gott des Waldes
Alan Murrin – Coast Road
Christoph Ransmayr – Egal wohin, Baby
Guadalupe Nettel – Die Tochter
Megan Miranda – Sieben Stunden
Hörbuch der Woche:
Verschiedene Autoren – Professor Zamorra – Folge 9 bis Folge 12
Liz Moore – Der Gott des Waldes

Es ist August 1975, ein Sommer, der das Leben vieler Menschen in den Adirondack Mountains für immer verändern wird. Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje im Sommercamp liegt, beginnt eine panische und groß angelegte Suche nach der 13-Jährigen. Das Verschwinden einer Jugendlichen im Naturreservat ist unter allen Umständen eine Katastrophe, aber Barbara ist keine gewöhnliche Camperin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Und sie ist die Schwester von Bear, dem Jungen, der seit 14 Jahren vermisst wird. Kann das Zufall sein? Was wissen die anderen Kinder im Camp über Barbaras Verschwinden, und was verheimlichen die Angestellten, die im Schatten der Van Laars ihr Dasein fristen? Was hat der aus dem Gefängnis entflohene „Schlitzer“ mit all dem zu tun und welche Geheimnisse hütet die Familie selbst?
„Der Gott des Waldes“ ist ein „New-York-Times“-Bestseller und hat viele hymnische Besprechungen bekommen. Liz Moore versteht es, große Romane zu schreiben. Mit „Der Gott des Waldes“ ist ihr das nun wieder gelungen. Ein atemberaubender und geheimnisvoller Roman, der zugleich Drama, Kriminalroman und Gesellschaftsroman ist! Liz Moore wechselt in raschem Tempo die Perspektiven. So kommen unterschiedliche Charaktere immer wieder zu Wort. Die Einsicht in die Geschichte ist so vielseitig und spannend. Literarisch klar schreitet die Geschichte voran bis zum spannenden Ende. Ein Roman von großer Wucht!
C. H. Beck, 590 Seiten; 26,00 Euro
Alan Murrin – Coast Road

Herbst 1994. Die Bewohner des irischen Küstenstädtchens Ardglas beschäftigt nur ein Thema: Colette Crowley – Dichterin, Bohemienne, die Frau, die ihre Familie verlassen hat, um in Dublin ihr Glück zu finden – ist zurück und wohnt in einem kleinen Cottage an der Coast Road. Jeder ihrer Schritte wird von der Gemeinde argwöhnisch beäugt. Hat sie es verdient, dass ihr Mann ihr den Zugang zu den Kindern verwehrt? In ihrer Verzweiflung bittet Colette eine Bekannte um Hilfe, Izzy Keaveney, Hausfrau und Mutter, unglücklich verheiratet mit einem Lokalpolitiker, der sich ausgerechnet für die Legalisierung der Scheidung im Land einsetzt. Und so entsteht zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen eine Bindung, die ihre Leben in ungeahnte Bahnen lenkt.
Der Ire Alan Murrin versteht etwas von Literatur, aber kann er auch selbst diese gut verfassen? Er kann! Sein Debütroman „Coast Road“ fand viele begeisterte Stimmen, und wurde in Irland ausgezeichnet – „Newcomer oft the Year“. Ein feinfühliger Roman, ein Gesellschaftsroman im Kleinen, aber mit den ganz großen Fragen des Lebens. Leben, lieben, entzweien, zusammenfinden und sterben. Der ewige Kreislauf. Man erlebt den Alltag der Menschen in „Coast Road“ wie man das Leben der Menschen in der eigenen Nachbarschaft miterlebt. Alan Murrin schafft hier schnell eine Verbindung zwischen LeserIn und den Figuren. Ein Roman, den man lieben muss, und zugleich ein Roman, der einen fordert!
dtv, 381 Seiten; 24,00 Euro
Christoph Ransmayr – Egal wohin, Baby
In Erinnerung an das klassische Fotoalbum, in dem unter oft unscharfen Bildern die Abenteuer des Augenblicks in Stichworten dokumentiert wurden, erzählt Christoph Ransmayr in „Egal wohin, Baby“ siebzig zu Mikroromanen kondensierte Geschichten zu siebzig seiner Fotografien in Schwarz-Weiß. Jedes Foto eine optische Notiz, geschuldet der Zufälligkeit der Anwesenheit und im Vorübergehen aufgezeichnet mit einem Smartphone oder einer Digitalkamera. Jeder Text zum Bild wird zu einem in sich geschlossenen, ausgefeilten Stück Prosa: zu einem Mikroroman. Von Expeditionen in die Augenblicke der Wirklichkeit und in die Grenzenlosigkeit der Phantasie.
„Siebzig Bilder, siebzig Geschichten, siebzig literarische Meisterstücke“, schreibt der Verlag zu Christoph Ransmayrs neuem Buch. „Literarische Meisterstücke“, nein, davon ist dieses Buch weit entfernt! Und Mikroroman hört sich auch so süß an, aber in Wahrheit handelt es sich um siebzig kurz, sehr kurze Kurzgeschichten. Und auch das Wort Geschichte ist auch schon wieder viel zu groß gewählt. Es handelt sich tatsächlich um literarische Aufnahmen, mit einem Smartphone fotografiert, ja, das trifft es am besten. Diese siebzig „Aufnahmen“ würden perfekt in einen literarischen Abreißkalender passen, den man für € 2,99 im Discounter erwerben kann, mehr Werthaltigkeit bieten diese „Aufnahmen“ nicht. Oft schöne Sätze, zweifellos, wie man es von einem Christoph Ransmayr kennt, aber nichts was in Erinnerung bleibt. Lesen, abreißen, vergessen.
S. Fischer, 256 Seiten; 28,00 Euro
Guadalupe Nettel – Die Tochter

Die beiden Freundinnen hatten sich ge-schworen, niemals Mutter zu werden. Unvorstellbar, ihre Freiheit für ein Kind aufzugeben. Und doch ist eines Tages alles anders. Alina wird schwanger. Lau-ra, die sich die Eileiter durchtrennen ließ, empfindet dies als Verrat. Weshalb die Fehler der eigenen Mütter wiederholen und sich in Abhängigkeit begeben? Dann aber stellen die Ärzte fest, dass etwas mit Alinas Baby nicht stimmt. Ihr Leben nimmt einen ganz anderen Lauf, als sie es sich gedacht hatte. Zu selben Zeit freundet sich Laura mit einem kleinen Jungen in der Nachbarschaft an, dessen Mutter ihn vernachlässigt. Die neuen Erfahrungen wecken Ungeahntes im Inneren der beiden Freundinnen. Auf zwei sehr unterschiedlichen Arten lernen sie kennen, was es auch heißen kann, Frau zu sein.
Der Roman „Die Tochter“ von der mexikanischen Autorin Guadalupe Nettel hat schon für viel Aufsehen gesorgt. Er war für den Internationalen Booker Prize nominiert, vom „New Yorker“ wurde es zu einem der besten Bücher 2023 gewählt, und die Rechte wurden in 23 Länder verkauft. „Die Tochter“ ist in einem klaren und berauschenden Stil erzählt! Die Seiten fliegen nur so dahin. Die Geschichte ist intim und zugleich so offen. Wie sieht eine Frau sich selbst im Bezug Mutter zu sein oder das eben nicht zu wollen? Wie sehr werden die Gedanken von Frauen in Bezug auf Kinder von der Gesellschaft beeinflusst? Nur zwei Fragen, die die Autorin ihren beiden Heldinnen des Buches stellen lässt, und dann in ihren jeweiligen Leben versucht, Antworten zu finden. Und dann natürlich Alinas Umgang mit ihrer Tochter Inés, von den Ärzten totgesagt, findet sie doch zu einem Leben, einem Leben, das von allen viel abverlangt. Lauras Blick von den entstehenden Gedanken auf Alinas zukünftiges Leben als Mutter sind mit literarisch scharfer Klinge verfasst: „Alina … wollte sich der Mütter-Sekte anschließen, diesen lebelosen Kreaturen, die wie Zombies mit dunklen Augenringen Kinderwagen durch die Straßen schoben! In weniger als einem Jahr würde sie sich in einen Erziehungsautomaten verwandelt haben.“ Aber Blickwinkel und Gefühle ändern sich im Leben. So auch bei Laura. „Die Tochter“ ist ein intimes, unvergessliches literarisches Lese-Erlebnis!
Luchterhand, 284 Seiten; 22,00 Euro
Megan Miranda – Sieben Stunden

Blick ins Buch nicht verfügbar
10 Jahre ist es her, dass in Tennessee zwei Schulbusse in eine Schlucht stürzten. Nur neun Jugendliche konnten sich retten. Als sich eine von ihnen wenig später das Leben nimmt, schließen die übrigen einen Pakt: Jedes Jahr wollen sie sich treffen, um jener schrecklichen Nacht zu gedenken. Um einander zu schützen. Um sich gegenseitig in Schach zu halten. Nun, am zehnten Jahrestag, der Schock: Ein weiterer Überlebender ist tot – seine Leiche wurde in eben dem Strandhaus in den Outer Banks gefunden, das ihnen bei ihren Treffen zum Zufluchtsort geworden ist. Der Rückhalt in der Gruppe bröckelt. Dann droht ein aufkommender Sturm, das Haus von der Außenwelt abzuschneiden. Können sie noch darauf vertrauen, dass sie einander schützen werden?
Penguin, 416 Seiten; 16,00 Euro
Das Kurz-und-Knapp-Trio
Adi Denner
Kiss of the Nightingale
Cleodora ist ein Niemand in der glanzvollen Stadt Lutéce, bis sie Madame Dahlia begegnet. Dahlia macht sie zu einer gefeierten Oper-Sängerin, die nun das Talent des Vicomte Lenoir stehlen soll. Romantisch-dunkle Fantasy mit einer verflucht heißen Story und einem tollen Setting!
Fischer Sauerländer,
494 Seiten, 19,90 Euro
Dr. Kati Ernst / Kristine Zeller
Lifestyle of Longevity
Die Autorinnen habe die Lebensweise für ein langes, gesundes und energetisches Leben für sich entdeckt. Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, körperliche Erholung und emotionale Gesundheit. Ein Buch mit einem hohen Mehrwert für alle LeserInnen! Erleben Sie Ihr Leben neu mit diesem Buch.
dtv, 302 Seiten, 24,00 Euro
Frank Goldammer
Haus der Geister
Nach „Tod auf der Elbe“ ist Kriminalrat Gustav Heller wieder aktiv. Im Sommer 1881 ist bei einer Séance ein Teilnehmer zu Tode gekommen. Frank Goldammer enttäuscht auch mit dem 2. Fall für Kriminalrat Gustav Heller nicht. „Haus der Geister“ bietet handfeste Spannung – ganz ohne Hokuspokus!
dtv, 382 Seiten, 17,90 Euro