Kolumne vom 06.01.2020 – Nr.594
Cecelia Ahern
Postscript
Vor sieben Jahren ist Holly Kennedys geliebter Mann Gerry viel zu jung an Krebs gestorben. Er hat ihr ein wunderbares Geschenk hinterlassen: eine Reihe von Briefen, die sie durch die Trauer begleitet haben. Holly ist stolz darauf, dass sie sich inzwischen ein neues Leben aufgebaut hat. Da wird sie von einer kleinen Gruppe von Menschen angesprochen, die alle unheilbar krank sind. Inspiriert von Gerrys Geschichte, möchten sie ihren Lieben ebenfalls Botschaften hinterlassen. Holly will nicht in die Vergangenheit zurückgezogen werden. Doch als sie beginnt, den Mitgliedern des „P.S. Ich liebe Dich“-Clubs zu helfen, wird klar: Jeder von uns kann seinen ganz eigenen Lebenssinn finden. Und die Liebe weitertragen. Wenn wir uns nur auf die Frage einlassen: Was will ich heute noch sagen und tun, falls ich morgen nicht mehr da bin?
Die Fortsetzung des Millionen-Bestsellers „P.S. Ich liebe Dich“ – aber auch ganz unabhängig davon zu lesen. Man ist zu Tränen gerührt und glücklich zugleich. „Postscript“ ist ein ganz besonderes Buch! Wohin mit den eigenen Gefühlen, das fragte ich mich beim Lesen von „Postscript“ sehr oft. So viel Schmerz und Trauer erfährt man, aber auch so viel Glück und tiefgehende Gedanken über das Leben und wie schön es war und ist, hierzu sein, auf der Erde, umgeben von Menschen, die einen verstehen und lieben. Cecelia Ahern gelingt es erneut ganz große Gefühle über die Liebe und das Leben zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. Nach dem Lesen des Buches ist man ein anderer als zuvor. „Postscript“ ist wie eine Wärmflasche für die Seele!
Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Merete Brettschneider haucht dem Stoff genau das Leben ein, das es passt. Nicht zu viel und nicht zu wenig in der Intensität. 19,95 Euro. Hörprobe 3:07 Min.
Krüger, 430 Seiten; 20,00 Euro
Marc Friedrich / Matthias Weik
Der größte Crash aller Zeiten
Die Finanzkrise 2008 erschütterte die Grundfesten unseres Finanzsystems. Die monetären, die sozialen und die politischen Auswirkungen spüren wir bis heute. Die beispiellosen Rettungsorgien von EZB & Co. sowie ein historisch einmaliges Notenbankexperiment dauerhafter Nullzinsen enteignen Sparer, Kleinanleger und Versicherungsnehmer. Eine gigantische Steuer- und Abgabenlast raubt der Mittelschicht jeden finanziellen Spielraum. Parallel wird neuerdings noch über Enteignungen nachgedacht – und diese werden kommen. Seit 2008 ist ein Vertrauensverlust in die Finanzwelt, in die Politik, in die Medien und in das bestehende Geldsystem zu verzeichnen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird kontinuierlich größer und sorgt für sozialen Sprengstoff. Wir stehen vor einer einmaligen Zeitenwende mit heftigsten Verwerfungen.
Marc Friedrich und Matthias Weik sind charismatische Persönlichkeiten! Doch ihrem Buch fehlt dieses Charisma. Einen Crash zu prophezeien ist das einfachste was man in der Finanzwelt tun kann. Denn einen Crash wird es immer wieder geben, doch sich festzulegen, da wird es dann schon schwieriger. Die Autoren schreiben manch Interessantes über Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, doch das täuscht nicht über die vielen Banalitäten des Buches hinweg. Für einen kleinen Sparer, was die meisten nun mal sind, bleibt eigentlich nur ein Tagesgeldkonto oder ein passender Fondssparplan, alles andere ist für den Normalbürger schlicht nicht umsetzbar. Mal ausgenommen die unwirtschaftlichen Lebensversicherungen & Co. Wenn man aber nur darauf eingehen würde, würde das Buch sehr kurz werden. Eine Immobilie zu erwerben ist schön, aber auch für viele nicht machbar, und wenn, dann mit enormen Kosten verbunden. Und der vom Autorenduo geliebte Bitcoin wird ebenso implodieren, wenn es an den Börsen abwärtsgeht. „Der größte Crash aller Zeiten“ hat einige interessante Themen, die auch gut behandelt werden, aber ansonsten bietet es nicht viel Neues.
Eichborn, 400 Seiten; 20,00 Euro
Sabine Thiesler
Der Keller
Hannah und Heiko sind glücklich verheiratet und freuen sich auf ihr erstes Kind. Da erreicht Hannah der Hilferuf ihres Vaters: Ihre Mutter sei depressiv und selbstmordgefährdet, Hannah möge doch bitte kommen. Trotz ihrer Schwangerschaft fliegt sie in die Toskana, wo ihre Eltern ein Ferienhaus besitzen. Im Flugzeug lernt sie einen charmanten Herrn kennen, und da der Flieger erst am späten Abend in Florenz landet, nimmt sie die Einladung des sympathischen Fremden zu einem Abendessen in seinem Palazzo gerne an. Seitdem gibt es von Hannah kein Lebenszeichen mehr. Ihre Familie ist vollkommen verzweifelt, und auch die Polizei ist ratlos. Denn Hannah ist nicht die letzte junge Frau, die in der Toskana spurlos verschwindet.
Sabine Thiesler = Nägelkauen garantiert! Das trifft auch zu 100 % auf ihren neuen Thriller „Der Keller“ zu. Sabine Thiesler gelingt es von Seite eins an den Leser mitzunehmen auf eine extrem unheimliche Reise in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche. In der Geschichte passieren eigentlich viele Grausamkeiten, doch Sabine Thiesler versteht es, fast alles nur anzudeuten oder nur ganz kurz darauf einzugehen, ansonsten überlässt sie es dem Leser, das Angedeutete mit Bildern zu füllen. Das Buch ist gut aufgebaut. Der Mittelteil, in dem Octavia und Daniel ausführlich vorgestellt werden, ist überraschend und spannend. Mit diesem Leben von beiden, ihrem Kennenlernen, und ihrer Ehe war so nicht zu rechnen. Und Thiesler-Leser wissen, dass die Toskana erneut eine Hauptrolle in der Geschichte spielt, und auch der bekannte Commissario Neri ist wieder im Einsatz. Dieser Fall berührt ihn auch privat bis an die Schmerzgrenze.
Heyne, 479 Seiten; 20,00 Euro
Johannes Willms
Der General – Charles de Gaulle und sein Jahrhundert
Im Sommer 1940 liegt Frankreich am Boden. Hitlers Armeen haben das Land überrannt, die Mehrheit der Franzosen arrangiert sich mit der Besatzungsmacht und dem Vichy-Regime unter Marschall Pétain. Doch in seinem Londoner Exil arbeitet ein Mann völlig unbeeindruckt für die Auferstehung Frankreichs, der so gut wie nichts vorzuweisen hat: kein Land, kein Geld und keine Truppen. Charles de Gaulle wird der „Retter“ Frankreichs werden – und der Schöpfer eines Mythos, den die meisten Franzosen bis heute für die historische Wahrheit halten.
Charles de Gaulle hat die Geschichte Frankreichs stärker geprägt als jeder andere. Laut Umfragen sehen ihn 70 Prozent seiner Landsleute als größten Franzosen aller Zeiten. Johannes Willms setzt seine Geschichte in „Der General – Charles de Gaulle und sein Jahrhundert“ ins rechte Licht. Ein extrem aufschlussreiches und spannendes Buch! Das Leben des Charles de Gaulle liest sich wie ein politischer und gesellschaftlicher Abenteuerroman! Ein gelebtes Leben voller historischer Ereignisse. Die Hauptthemen sind: „Der Soldat“ Seite 15 bis 74, „Der Präsident“ Seite 75 bis 246, „Der Komtur“ Seite 247 bis 402 und „Der Präsident“ Seite 403 bis 580.
C. H. Beck, 640 Seiten; 32,00 Euro
Sally Green
Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant
Prinzessin Catherine bereitet sich in Brigant auf ihre Hochzeit mit einem Mann vor, den sie nie getroffen hat. Ambrose, dem Leibgardisten, der heimlich in die Prinzessin verliebt ist, droht unterdessen das Henkersschwert. In Calidor ist der Diener March auf Rache an dem Mann aus, der für den Untergang seines Volkes verantwortlich ist. Edyon wird in Pitoria von seiner unbekannten Vergangenheit eingeholt. Und auf dem Nördlichen Plateau macht die junge Dämonenjägerin Tash eine mysteriöse Entdeckung. Die Leben dieser fünf jungen Menschen werden untrennbar miteinander verknüpft. Ihren Ländern droht Schlimmeres als der nahende Krieg und in ihren Händen ruht das Schicksal ihrer Welt.
Die Engländerin Sally Green hat eine fantastische Geschichte erdacht. „Kingdoms of Smoke“ bietet eine spektakuläre Story und vielschichtige Charaktere! Auf jeden einzelnen Weg der Figuren ist man gespannt. Fantasy mit bekannten Motiven, aber wie man sie sich wünscht. Mehr davon! Daher wird der zweite Teil auch schon mit Freude erwartet.
dtv, 540 Seiten; 18,95 Euro
Hörbuch der Woche
Oliver Pötzsch
Der Lehrmeister
Der goldene Herbst 1518 neigt sich dem Ende. Sechs Jahre sind vergangen, seitdem der berühmte Magier Johann Georg Faustus aus Nürnberg geflohen ist. Sein Ruhm ist gewachsen, selbst an den Höfen von Herzögen, Grafen und Bischöfen sucht man seinen Rat. So als würde der Herrgott – oder sein böser Gegenspieler? – eine schützende Hand über ihn halten. Gemeinsam mit seinem neuen Gefährten Karl Wagner und der jungen Gauklerin Greta, seiner Ziehtochter, reist er als Quacksalber und Astrologe durch die Lande. Doch Johann spürt, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Sein Erzfeind Tonio ist noch nicht besiegt. Tief im Inneren weiß Johann, dass das Böse zurückkehren und erneut seine Hand nach ihm ausstrecken wird …
Oliver Pötzsch ist der König des historischen Romans! Er schafft es als einer der wenigen deutschen Autoren in die Sphären der deutschen Grand Dames des historischen Romans vorzustoßen. Sein neues Spitzenwerk sind die beiden Bände um die Abenteuer des Doktor Faustus, wo nach „Der Spielmann“ nun „Der Lehrmeister“ erschienen ist. Ein Werk, das mich wieder komplett fasziniert hat. Mit der hohen Spannungsdichte, den tollen Charakteren und der beschriebenen historischen Zeit. Das Buch kann man nur steigern, wenn man es als Hörbuch hört, denn: Tobias Kluckerts Stimme ist ein Erlebnis! Er gehört zu den Topmännerstimmen, die wir in Deutschland haben. Er leiht auch dem Owen Hunt aus „Greys Anatomy“ und Hollywoodstars seine Stimme. Wie Tobias Kluckert Oliver Pötzschs „Der Lehrmeister“ interpretiert, das ist einfach nur hörbuchgöttlich! Hörprobe 4:49 Min.
Auch als Hardcover erhältlich bei List, 22,00 Euro.
Hörbuch Hamburg, 3 MPCDs, 1.300 Minuten; 22,00 Euro
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