Dezember 3, 2024

Kolumne 04.01.2016

Kolumne vom 04.01.2016 – Nr. 385


Preston & Childdaumen rauf

Labyrinth – Elexier des Todes

Elixier des Todes

Sein neuester Fall führt FBI Special Agent Pendergast tief in die eigene Familiengeschichte. Alles beginnt Ende des 19. Jahrhunderts, als Hezekiah Pendergast, ebenso genial wie niederträchtig, ein Elixier entwickelt, das seine teuflische Wirkung über Generationen entfaltet, bis in die Gegenwart. Und das bekommt Agent Pendergast nun am eigenen Leib zu spüren. In der Gegenwart liegt plötzlich Pendergasts illegitimer, gewalttätiger Sohn Alban tot vor seiner Haustür. Ohne Hinweis auf den Täter. Einziger Anhaltspunkt ist ein Türkis, den man in Albans Magen findet. Der Edelstein führt Pendergast zu einer verlassenen Mine in Kalifornien. Dort erwartet Pendergast eine böse Überraschung …

Halleluja, was Preston & Child zwischen die Buchdeckel zaubern ist ein hochexplosives Gemischt aus Thriller, Mystik, Wissenschaft und Drama! Viele Verwicklungen, Wendungen und Action erwarten einen in „Labyrinth – Elexier des Todes“. Es bleibt kaum Zeit zum Luftholen. Aloysius Pendergast ist wieder in Hochform! Auch wenn er diesmal nicht die Hauptrolle in dem Roman innehat. Dafür dürfen sich Constance Greene, Lieutenant Vincent D’Agosta und Margo Green auf viel Platz in dem Buch freuen. Das tut der Qualität aber keinen Abbruch. Eine Story, die so nur Prestion & Child schreiben können.

Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Fast 12 Stunden lang liest Detlef Bierstedt, die deutsche Stimme von Hollywood-Star George Clooney, wieder so wie immer: großartig! 19,95 Euro

Knaur, 520 Seiten; 19,99 Euro


Donna Leondaumen runter

Endlich mein

Endlich meinFlavia Petrelli ist zurück in Venedig. In der Titelrolle von ›Tosca‹ tritt die Sopranistin im venezianischen Opernhaus La Fenice auf. Am Ende der Aufführung regnet es Rosen. Rosen über Rosen. Gelbe Rosen. Die Theatergarderobe ist voll davon. Und sogar hinter verschlossener Tür im Palazzo ist der Boden vor Flavias Wohnung mit Blumen übersät. Kann man zu sehr bewundert werden? Als eine junge Sängerin aus dem Kollegenkreis die Treppe einer Brücke hinuntergestoßen wird, beginnt Flavia um ihr eigenes Leben zu fürchten. Brunetti ermittelt in den Kulissen der Oper.

Commissario Brunetti ist zurück! Schon wieder, wird mancher sagen. Andere werden sagen: Gott sei dank! An Donna Leons Brunetti-Romane scheiden sich die Geister. Die, die einen guten Krimi erwarten sind mittlerweile mit den Brunetti-Romanen vollkommen falsch bedient, die, die viel Brunetti und Venedig lesen wollen, die liegen auch mit dem vierundzwanzigsten Fall genau richtig. Mir schreibt Donna Leon weiter viel zu selbstverliebt. Sie verliert sich, wie so oft, in belanglosen Nebensächlichkeiten und würgt die Spannung nahezu komplett ab. „Endlich mein“ – lieber nein!

Auch als Hörbuch erhältlich bei Diogenes Hörbuch. Joachim Schönfeld tut sein Bestes, um der Geschichte wenigstens mit seiner Stimme Stimmung und Spannung zu verleihen. 24,99 Euro.

Diogenes, 307 Seiten; 24,00 Euro


Bryan Stevensondaumen rauf

Ohne Gnade

Ohne Gnade 13-jährige Kinder, die Jahre in Isolationshaft verbringen müssen, willkürliche Verhaftungen und rassistische Vorurteile durch Polizei und Justiz: Diese Geschichten sind Alltag in den USA. Der Anwalt Bryan Stevenson gibt diesen erschütternden Fällen aus Amerikas Gerichtssälen und Todeszellen eine Stimme und kämpft für sie. Ein Buch, das den Rassismus einer Gesellschaft und das Versagen eines Strafsystems anprangert – und Einblicke in die amerikanische Gesellschaft gibt.

Das Buch des schwarzen Anwalts Bryan Stevenson über echte, schier unglaubliche Fälle der US-Justiz ist spannender als mancher John-Grisham-Roman. Und wenn diese Geschichten ein Thriller-Autor geschrieben hätte, würde man sagen, er übertreibt. Das macht das Ganze noch viel dramatischer und trauriger. Die Fälle beginnen Ende der 1980er und ab da kommen noch einige bis ins Jahr 2010 hinzu. Bryan Stevenson zeigt, wie das Recht der Schwarzen, vor allem der Schwarzen, in Amerika weiter mit Füßen getreten wird. Schon in den 1980ern, vorher und danach war es genauso wie jetzt, ist eines klar: ein Schwarzer ist schuld. Ein Weißer kann doch dies und das gar nicht tun. Macht ein Schwarzer nur eine falsche Bewegung, wird er von Polizisten erschossen. Davon gab es 2014 und 2015 ja schon wieder so viele Fälle in den USA. Das Buch macht einen wütend und traurig. Und es lässt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten in einem ganz schlechten Licht dastehen. Nach der Lektüre dieses Buches hätte ich Angst dort zu leben. Denn es kann jeden treffen, von der US-Justiz unschuldig in die Todeszelle geschickt zu werden.

Piper, 413 Seiten; 20,00 Euro


Stuart MacBridedaumen rauf

Die Stimmen der Toten

Die Stimmen der TotenVor acht Jahren hat der „Inside Man“ vier Frauen ermordet, drei weitere Opfer überlebten schwer verletzt. Allen wurde der Unterleib aufgeschlitzt und eine Puppe eingenäht. Dann brach die Serie ab. Ash Henderson war als Detective Inspector bei den Ermittlungen dabei, doch der Killer entkam. Mittlerweile sind Hendersons Familie und seine Karriere zerstört. Als nun erneut eine Frau nach der gleichen Methode tot aufgefunden wird bekommt Henderson die Chance, den Mörder doch noch zu fassen. Und sich zu rächen.

 

Stuart MacBride ist ein Garant für hochwertige Thriller-Literatur! Und das beweist er nun schon über viele Jahre hinweg. Die Liste seiner Bestseller ist lang. „Die Stimmen der Toten“ ist, nach Stuart MacBrides erster Thriller-Serie, nun der zweite Fall für DC Ash Henderson. Ein mächtiger Thriller mit mächtig viel Spannung! Die Story, die Charaktere, nichts ist so wie in einem alltäglichen Thriller.

Goldmann, 635 Seiten; 9,99 Euro


Katherine Webbdaumen rauf

Italienische Nächte

Italienische Nächte

Clare folgt ihrem Mann, als sie 1921 von England in die Hitze Apuliens reist. Boyd arbeitet dort als Architekt für den reichen Grundbesitzer Leandro Cardetta, und möchte, dass Clare den Sommer bei ihm verbringt. Doch Boyd empfängt sie abweisend und scheint etwas zu verbergen. Clare erkundet die fremde Umgebung und lernt dabei Ettore kennen, den Neffen des Grundbesitzers. Clare fühlt sich zu ihm hingezogen – zu einer Welt, in die sie nicht gehört und die droht, für beide zum Verhängnis zu werden …

Die Engländerin Katherine Webb schreib reihenweise Bestseller! Angefangen mit „Das geheime Vermächtnis“ und zuletzt „Das fremde Mädchen“. Nun ihr neuer Roman „Italienische Nächte“, der anders ist als die vier Vorgänger. Doch Katherine Webb wäre nicht Katherine Webb wenn sie einen nicht auch mit dieser Geschichte bestens unterhalten würde. Eine dramatische, spannende und düstere Geschichte!

Auch als Hörbuch erhältlich bei Random House Audio. Die bekannten Sprecher Anna Thalbach und Sascha Rotermund ergänzen sich prächtig. Ihre Stimmen entführen einen. 19,99 Euro.

Diana, 544 Seiten; 19,99 Euroo


Hörbuch der Wochedaumen rauf

Michael Punke

Der Totgeglaubte

Der Totgeglaubte

South Dakota, zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Der Pelztierjäger Hugh Glass wird am Grand River von einem Grizzly angefallen und schwer verletzt. Seine beiden Begleiter geben ihm keine großen Überlebenschancen. Als sie Indianer in der Nähe ihres Lagers sichten, nehmen sie dem Schwerverwundeten Gewehr, Messer und den Rest seiner Ausrüstung ab und lassen ihn neben einem bereits ausgehobenen Grab zurück. Doch Glass überlebt und schwört Rache. Mit einem gebrochenen Bein schleppt er sich durch die endlos weite Prärie auf der Suche nach denen, die ihn zurückgelassen haben.

Ein echter Western! Es gibt Trapper, Indianer, Soldaten, Duelle, Kämpfe, Tote. Und dann gibt es noch den großen Plan der Rache. Der ist der Aufhänger des Romans, die fürchterliche Rache, die Hugh Glass nehmen wird. Aber am Ende gibt es leider nur eine Rache light. Von der packenden Spannung, die in den Roman oft herrscht, ist am Ende, das eigentlich der Höhepunkt sein sollte, nichts mehr zu spüren. Den Gesamteindruck schmälert das zwar, aber trotzdem bleibt „Der Totgeglaubte“ ein richtig guter Western, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Story wurde verfilmt und kommt mit Hollywood-Schwergewicht Leonard DiCaprio in der Hauptrolle am 06.01.16 in die deutschen Kinos. Das Buch ist gut zu lesen, doch das Hörbuch ist besser. Das macht Gerrit Schmidt-Foß, die deutsche Stimme von Leonard DiCaprio, aus. Er liest die Story so lebendig und mit dem Flair von Hollywood in der Stimme.

Auch als Hardcover erhältlich bei Malik, 20,00 Euro.

Osterwold Audio, 2 MP3 CDs, 532 Minuten; 22,99 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 11.01.2016 – Nr. 386


Tim Wintondaumen rauf

Schwindel

Schwindel

Tom Keely hat mehr als nur eine Midlife-Crisis: Einst bekannter und überzeugter Umweltaktivist, hat er nun, mit Mitte vierzig, durch einen Skandal seinen Job verloren, nebenbei seine Ehe zerstört und will mit der Welt nichts mehr zu tun haben. Alkohol und Tabletten helfen ihm zu vergessen. Er lebt in einem Apartmenthochhaus in Fremantle, einer schäbigen Hafenstadt in der Nähe von Perth, Westaustralien. Als plötzlich Gemma Buck, eine alte Bekannte aus seiner Kindheit, in das Hochhaus einzieht, wird Tom aus seiner Abwärtsspirale gerissen; vor allem Gemmas sechsjähriger Enkel Kai, den Gemma aufzieht, weil seine Mutter im Gefängnis sitzt, weckt Gefühle und Kräfte in Tom, die er längst verloren glaubte. Um jeden Preis versucht er, Gemma und Kai vor weiteren Katastrophen in ihrem prekären Leben zu beschützen.

Ein literarisches Leseerlebnis! Der Stil des Australiers Tim Winton ist schwindelerregend schön. In „Schwindel“ geht um das Finden von sich selbst; das Leben anzunehmen, egal in welcher Situation man sich befindet; die Liebe, die Gesellschaft, die Globalisierung, aber alles aus dem kleinen Blickwinkel von Tom Keely betrachtet. So fühlt man noch mehr mit, was die Figur alles durchläuft. Tim Winton beschreibt das in lauten, und leisen und vielen Zwischentönen. Jeden Satz saugt man in sich auf. Nur ein kleiner Auszug von Tim Wintons‘ sprudelnder Erzählkunst: „… die Kampfmütter mit ihren Kinder-SUVs und dem Jogging-Lycra, die ganze Cafés besetzen, und die sich nicht damit zufrieden gaben attraktiv und gesund zu sein, sondern sie mussten grausam hinreißend sein.“ Tim Winton hat schon mit „Der singende Baum“ und „Weite Welt“ begeistert. Mit „Schwindel“ tut er das nun wieder.

Luchterhand, 478 Seiten; 19,99 Euro


Wolfgang Burgerdaumen runter

Drei Tage im Mai

Drei Tage im MaiKripochef Alexander Gerlach wird zu einer Geiselnahme gerufen. Ein bewaffneter Mann hat den Chef einer Immobilienfirma in seine Gewalt gebracht. Streit war zu hören, ein Schuss, seitdem nichts mehr. Der Tag verstreicht, ohne dass der Geiselnehmer Forderungen stellt. Alle Versuche, mit ihm in Kontakt zu treten, laufen ins Leere. Welches Motiv steckt hinter der Tat? Feinde des erfolgreichen Geschäftsmannes finden sich zuhauf, denn vor Kollateralschäden zugunsten seiner Karriere war er nie zurückgeschreckt. Schließlich gibt Gerlach den Befehl zur Stürmung. Doch von den beiden Männern fehlt plötzlich jede Spur …

Wolfgang Burger ist ein Krimi-Autor, der sein Handwerk versteht! Nur in seinem aktuellen Krimi „Drei Tage im Mai“, der zwölfte Fall für Alexander Gerlach, vergisst er sein Handwerk etwas und schnitzt eine Story mit zu vielen Leerläufen zusammen. Die Grundstory klingt nicht nach großer Spannung, welche sie dann auch nicht hat. Sicher, man hätte daraus viel machen können, doch was Wolfgang Burger daraus macht ist mehr von Langeweile geprägt als von spritzigen Krimiideen. Auch das Privatleben des Ermittlers kommt zu kurz, doch das liebt man doch als langjähriger Leser der Serie. „Drei Tage im Mai“ gehört zu den schlechtesten Werken von Wolfgang Berger.

Piper, 394 Seiten; 14,99 Euro


Tanja Kinkeldaumen rauf

Schlaf der Vernunft

Schlaf der VernunftNach 20 Jahren Gefängnis wird die RAF-Terroristin Martina Müller, 48, begnadigt. Ihre Tochter Angelika, die ihre Entschlossenheit nie verstanden hat, will ihrer Mutter beistehen, obwohl diese die Verbindung zu ihrer Tochter abgebrochen hatte. Martina muss erkennen, dass nichts erreicht wurde, jeder Mord umsonst gewesen war. Um herauszufinden, ob sich ihre Mutter geändert hat, muss Angelika Martinas Spuren folgen. Von der Sympathisantin, über die Illegalität und dem Gängelband der Stasi, bis hin zum großen Attentat. Aber nicht nur sie. Durch die Begnadigungen gibt es zwar Ex-Terroristen, aber Ex-Opfer gibt es nicht, denn deren Leid verjährt nie.

Eines von Tanja Kinkels besten Büchern! Da die Bestsellerautorin nun schon seit zwei Jahrzehnten regelmäßig starke Werke vorlegt, hat das viel zu bedeuten. Das Aufarbeiten des RAF-Terrors aus unterschiedlichen Perspektiven. Wahrheit und Fiktion laufen hier in perfektem Einklang. Tanja Kinkel erzählt in zwei Strängen. Einer spielt im Jahr 1998 (er stellte die Gegenwart des Romans dar), der andere beginnt 1967 und setzt sich bis 1977 fort. Wer bisher nur oberflächlich über den RAF-Terror Bescheid weiß, kann hier, durch den Detailreichtum und nicht zuletzt wegen der geschickte Erzählweise, schnell viel dazulernen. Ein Roman, der elektrisiert und für anhaltende Hochspannung sorgt!

Droemer, 448 Seiten; 19,99 Euro


Peter Jamesdaumen rauf

Die Zeit läuft

Die Zeit läuftNew York, 1922: Ein Zettel mit vier Namen, 11 Zahlen und eine wertvolle Uhr sind das Einzige, was dem fünfjährigen Gavin Daly und seiner kleinen Schwester von ihrem Vater bleiben. Nur eine Nacht zuvor wurde seine Mutter vor ihren Augen ermordet, sein Vater entführt. Der kleine Junge schwört Rache, auch wenn es ein Leben dauern sollte. Brighton, 2012: Eine alte Dame öffnet die Tür, wird brutal niedergeschlagen und ausgeraubt. Doch ihr Bruder will nur einen Gegenstand zurück: Die Uhr. Für sie würde er auch einen Mord begehen. Kann Roy Grace einen Mann stoppen, der sein ganzes Leben lang auf den großen Tag der Abrechnung gewartet hat?

Ein neuer Fall für Roy Grace, in England wieder ein Nr. 1 Bestseller. Das liegt vor allem daran, dass Peter James mit seinem Ermittler Roy Grace schon so eine treue Fangemeinde hat. Der aktuelle Thriller „Die Zeit läuft“ reicht nicht ganz an viele andere aus der Reihe heran. Zu behäbig geht es voran. Doch Peter James schafft es trotzdem, dass man dran bleibt. Ein spannender Thriller, den sich kein Roy-Grace-Fan entgehen lassen sollte! Denn man möchte ja wissen, wie es mit dem Ermittler weitergeht, beruflich wie privat..

Scherz, 393 Seiten; 14,99 Euro


Stefan Bauerdaumen rauf

Der mit dem Scheich tanzt

Der mit dem Scheich tanzt

Der Autor weiß nicht viel über den Wüstenstaat, als er seinen Dienst als Rettungssanitäter in Riad aufnimmt. Er trifft Beamte, die ihm arglos den Hitlergruß zeigen, junge Saudis, die Nacht für Nacht ihr Leben in illegalen Autorennen aufs Spiel setzen, und einen Gefängnisdirektor, der mit ihm lieber über die touristischen Attraktionen Deutschlands plaudern will, anstatt ihn zum Patienten vorzulassen. Stefan Bauers Erfahrungen sind fesselnd, zwiespältig, manchmal verstörend. Und sie ermöglichen einen einzigartigen Blick in eine Gesellschaft, die uns fremd ist und doch mehr mit uns zu tun hat, als wir glauben.

Wie tickt Saudi-Arabien? Was macht Land und Leute aus? „Der mit dem Scheich tanzt“ gibt Einblicke in ein Land, von dem wir immer nur mal was aus den Nachrichten hören. Stefan Bauers Erlebnisse gehen tiefer, lassen in die Seele der Menschen und der Kultur des Landes blicken. Das ist teils schockierend und hart, aber es gibt auch die freundlichen Momente. Wie viele muslimische Länder ist auch Saudi-Arabien ein Land der krassen Gegensätze. Nach der Lektüre wird einem Saudi-Arabien nicht mehr wie ein Buch mit sieben Siegeln erscheinen..

Lübbe, 302 Seiten; 16,99 Euro


Hörbuch der Wochedaumen rauf

Luke Delaney

Für immer mein

Für immer mein

Als Louise am helllichten Tag verschwindet, weiß DI Sean Corrigan vom Morddezernat South London sofort, dass es sich um ein Verbrechen handelt. Obwohl Corrigan nicht eine Sekunde daran zweifelt, dass Louise gegen ihren Willen aus ihrer Wohnung verschleppt wurde, glaubt er, dass sie noch am Leben ist. Die Suche nach ihr läuft auf Hochtouren. Dann wird die Leiche einer Frau gefunden, die Louise zum Verwechseln ähnlich sieht. Ein Opfer von Louises Entführer? Die Zeit läuft Corrigan und seinem Team davon …

Der Brite Luke Delaney hat schon mit seinem Debüt-Thriller „Mein bist du“ für viel Spannung gesorgt. Nun der zweite Fall für DI Sean Corrigan „Für immer mein“. Neu ist die Story nicht: Mann entführt Frauen und hält sie in Käfigen um sie zu missbrauchen. Doch die Herangehensweise an die Story hat neue Elemente. Die Spannung bleibt immer auf dem gleich hohen Level. Und die Charaktere sind ganz stark, daher lässt das Buch einen nicht mehr los. Ein Thriller zum Nägelkauen! Sprecher-Gott Martin Kessler, die deutsche Stimme von den Hollywood-Stars Nicolas Cage und Vin Diesel, liest wieder beängstigend gut. Martin Keßler hat eine Stimme mit Wow-Effekt!

Auch als Taschenbuch erhältlich bei Bastei Lübbe, 9,99 Euro.

Lübbe Audio, 6 CDs, 365 Minuten; 10,99 Euro


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Kolumne vom 18.01.2016 – Nr. 387


Eric-Emmanuel Schmitt daumen rauf

Die Liebenden vom Place d’Arezzo

Die Liebenden vom Place dArezzo

Ein anonymer Liebesbrief bringt Unruhe in das elegante Brüsseler Viertel rund um den Place d’Arezzo. Alle haben ihn erhalten: Der Banker, der seiner Familie verheimlicht, dass er sich von anderen Männern angezogen fühlt. Der hochrangige Politiker, der notorisch jede halbwegs attraktive Frau anmacht. Die sexsüchtige Diane, die sich mit Unbekannten zu sadomasochistischen Sitzungen trifft und einmal, gut geknebelt und verpackt, von ihrem Liebhaber zurückgelassen wird, um Stunden später von ihrem Ehemann erlöst zu werden. Aber es gibt auch die verschrobene alternde Dame, die ein telepathisches Verhältnis zu ihrem Papagei unterhält, oder die glücklich Liebenden, die einander bereits gefunden haben, oder sich noch finden werden,

„Ich wollte Dir nur sagen, dass ich Dich liebe. Unterzeichnet: Du weißt schon, wer.“ Das ist der Liebesbrief, der alles in Gang bringt. „Die Liebenden vom Place d’Arezzo“ ist eine Geschichte über die Liebe, die Leidenschaft, die Erotik in all ihren wunderschönen und verrückten Spielarten. Treue, Zärtlichkeit, Sehnsucht, Untreue, der einfach Liebesakt, der verspielte, der schmutzige, gleichgeschlechtlich, oder auch überhaupt keine Liebe. Doch die Sehnsucht nach der Liebe ist immer da, auch wenn man es sich nicht eingestehen will. Der französische Bestsellerautor Eric-Emmanuel Schmitt hat für diesen Roman viele Figuren entworfen, und trotzdem hat jede von ihnen einen starken Ausdruck, Tiefe und das gewisse Etwas. Ein literarischer Roman über die Liebe, der das Knistern nicht sein lassen kann – zur Freude des Lesers. „Die Liebenden vom Place d’Arezzo“ hat etwas von dem weltweiten Kinoerfolg „Tatsächlich Liebe“ – weniger lustig, dafür umso dramatischer und ein Stück radikaler.

S. Fischer, 768 Seiten; 24,99 Euroo


Tom Clancy / Mark Greaneydaumen runter

Der Campus

Der CampusDominic Caruso, Neffe von Präsident Jack Ryan, ist Agent bei der Geheimorganisation Campus, die gänzlich inoffiziell operiert. Der Mordanschlag auf seinen israelischen Freund und dessen Familie deutet auf eine undichte Stelle bei den Geheimdiensten hin. Die Suche nach Hintermännern führt ihn zu Ethan Ross, einem Mitarbeiter im Weißen Haus mit Zugang zu hochsensiblen Daten. Ross wähnt sich zwar einen Whistleblower mit hehren Absichten, aber die von ihm weitergegebene Festplatte enthält Daten, um sämtliche am Geheimdienstoperationen zunichtezumachen und die westliche Welt ins Chaos zu stürzen. Wer hat die Daten schon in Händen? Weltverbesserer? Terroristen? Die Russen? Die Iraner?

Der große Tom Clancy verstarb im Oktober 2013, aber sein Name auf dem Buchcover lebt weiter, auch wenn der Roman von Mark Greaney verfasst wurde. Auch Clancys Figuren leben weiter, aber leider nicht so, wie man das von einem Tom Clancy gewohnt war. Bei „Der Campus“ dreht es sich nicht um einen Campus, das ist schon mal etwas fragwürdiger Titel, sondern um eine Geheimorganisation. Der Roman ist vom Thema her absolut aktuell, nur kann er voll auch nur damit überzeugen. Große Spannung, zahlreiche Wendungen, starke Charaktere, nein, das gibt es in „Der Campus“ alles nicht. Es ist gefällig geschrieben, ja, aber das war es dann auch schon.

Heyne, 557 Seiten; 22,99 Euro


Richard Pricedaumen rauf

Die Unantastbaren

Die UnantastbarenBilly Graves ist ein ruheloser Cop in New York City. Energy-Drinks und Zigaretten halten ihn wach, während er in den frühen Morgenstunden die Blocks abfährt. Ihn erwarten menschliche Schicksale Tag ein Tag aus. Kleine und große Kriminelle, jeder fordert ihn heraus. Wie seine vier Kollegen hat auch er einen »Unantastbaren«, einen skrupellosen Mörder, den er nie dingfest machen konnte. Als einer der Unantastbaren tot aufgefunden wird, beginnt Billy, seine engsten Vertrauten zu verdächtigen.

Richard Price verfügt über die literarische Coolness. Klar, kompromisslos, dramatisch, so schreibt er. Er schildert alles in so nüchternen Bildern, weit weg von der Detective-Romantik. Nicht jeden Tag wartet ein großer Fall auf den Ermittler. Da gibt es die ganz kleinen Fälle, und die richtig großen. Von der fehlenden Olympiamedaille bis hin zum blutüberströmten Mordopfer ist alles dabei. Von reihenweise Cops die rausgeworfen werden, weil sie betrügen oder Unschuldigen etwas antun, oder von denen, die den Job einfach nicht mehr schaffen, weil sie das ganze Elend selbst in die absolute Leere treibt. Die arbeiten dann später in ganz normalen Jobs. Richard Price schildert den Polizeialltag auf New Yorks Straßen mit dreckiger Ehrlichkeit.

Auch als Hörbuch erhältlich bei DAV. David Nathan und Oliver Rohrbeck unterstreichen die schmutzige Coolness des Romans. Eine kraftvolle Lesung. 24,99 Euro

S. Fischer, 426 Seiten; 24,99 Euro


Neal Stephensondaumen rauf

Amalthea

AmaltheaNach der Explosion des Mondes wütet über Jahrtausende ein Meteoritensturm, der die Erdoberfläche in eine unbewohnbare Wüstenei verwandelt. Um die Menschheit vor der Auslöschung zu bewahren, schickten die Nationen der Erde eine Flotte von Archen ins All. Doch das Leben im Weltraum fordert einen hohen Tribut, und die meisten Menschen sterben, bis schließlich nur noch sieben Frauen übrig sind, um eine neue Zivilisation zu begründen. 5000 Jahre später existieren zwei Völker: die Nachfahren derer, die die Katastrophe auf der Erde überlebt haben, sind primitive Siedler; die sieben Stämme der Nachkommen der Sieben Urmütter von der Raumstation hingegen hochkultiviert ― und sie machen sich auf, die Erde zu kolonialisieren …

Neal Stephenson ist bekannt für seine wuchtige Erzählweise. Diese kommt auch in seinem neuen Roman wieder voll zum tragen. „Amalthea“ schlägt ein wie ein Asteroid! Sagenhaft, wie Neal Stephenson einen über 1.000 Seiten so faszinieren kann, mit seinem Einfallsreichtum und seiner unbändigen Erzählkunst.

Manhattan, 1056 Seiten; 29,99 Euro


Peter Henningdaumen rauf

Die Chronik des verpassten Glücks

Die Chronik des verpassten Glücks

Richard Warlo hatte seinen Ziehvater Pawel Król geliebt. Fasziniert von dessen Stärke und Verwegenheit genoss er es, wenn in der Hanauer Ankergasse die Polen zu Besuch kamen und geredet, gesungen und getrunken wurde. 25 Jahre nach Pawels Tod stößt Richard auf alte Fotos, die Pawel als jungen Mann in SS-Uniform zeigen. Sein polnischer Ziehvater ein Nazi? Wer war der Mann, der ihn wie einen Sohn erzog und ihn die Poesie des Wagnisses lehrte? Richard macht sich auf den Weg nach Polen – in die Vergangenheit seines Vaters.

Die Lektüre von „Die Chronik des verpassten Glücks“ ist ein großes Glück für den Leser! Eine Geschichte voller großer Geheimnisse, Gefühle, Erwartungen. Eine deutsch-polnische Familiengeschichte, die einen mitreißt und in eine dunkle Vergangenheit führt. Der Roman arbeitet auf und will den gut dargestellten Figuren ihre Fragen beantworten. Ob das gelingt? Ein Roman, der einem viel zu bieten hat.

Luchterhand, 444 Seiten; 19,99 Euro


Hörbuch der Wochedaumen rauf

Ethan Cross

Ich bin der Schmerz

Ich bin der Schmerz

Die Medien nennen ihn den „Anstifter“, und das Spiel, das er spielt, ist besonders perfide: Zuerst entführt er die Familie eines unbescholtenen Mannes, bevor er diesem befiehlt, einen anderen unbescholtenen Mann zu töten. Weigert sich der Erpresste, werden seine Lieben zerstückelt. Auf der Jagd nach dem Killer erhalten Marcus Williams und sein Team Hilfe von Marcus‘ Bruder, dem Serienkiller Francis Ackerman jr. Denn dieser weiß, wer hinter dem Anstifter steckt: sein Vater. Der, der ihn zu dem gemacht hat, was er ist: dem absolut Bösen … .

Nach „Ich bin die Nacht“ und „Ich bin die Angst“ ist „Ich bin der Schmerz“ nun der dritte Band um den Serienkiller Francis Ackerman jr. Schon die ersten beiden Bände des Amerikaners bereiteten einem schlaflose Nächte. Doch mit dem dritten Band übertrifft er sich nochmals selbst. Ein psychologisch intensiver und wendungsreicher Thriller, der einem bis zum Ende den Hals zudrückt! Der aus Fernsehproduktionen bekannte Thomas Balou Martin liefert erneut eine erschreckend intensive Lesung ab. So fiebert man noch mehr bei der psychisch aufreibenden Story mit.

Auch als Taschenbuch erhältlich bei Bastei Lübbe, 10,99 Euro.

Lübbe Audio, 6 CDs, 444 Minuten; 16,99 Euro


Denglers-buchkritik.de

Kolumne vom 25.01.2016 – Nr. 388


Margaret MacMillandaumen rauf

Die Friedensmacher

Die Friedensmacher

Wie der Kriegsausbruch 1914 war auch das Kriegsende 1918 ein Schlüsselereignis des 20. Jahrhunderts. Der Zusammenbruch der vier größten Reiche Europas führte zur folgenreichen Neuordnung des Kontinents im Versailler Friedensvertrag von 1919. In dem Buch geht es um das Geschehen rund um die Vertragsverhandlungen: die Differenzen der Siegermächte, die Rachegelüste der Franzosen, die Annexionswünsche der Engländer, die missachteten Erwartungen der Kolonialvölker, die demütigende Behandlung der Deutschen, das Geschacher um den Nachlass der Verlierer, schließlich der »Diktatfrieden«, der Deutschland die Alleinschuld am Kriegsausbruch aufbürdete.

Ein beachtliches und aufschlussreiches Werk! Margaret MacMillan hat ein ausführliches Buch über den Versailler Friedensvertrag verfasst. Es zeigt am Ende, wie ein Friedensvertrag der Vorbote für einen weiteren Krieg sein kann. Bei dem Vertrag ging es aber um noch so viel mehr als um einen Friedensvertrag, ein schier unglaubliches Spektrum an Themen wurde in diesen sechs entscheidenden Monaten verhandelt, dessen Entscheidungen tatsächlich bis zum heutigen Tag reichen. Es ging um Armeen, Kriegsflotten, Eisenbahnen, Wirtschaft, Reparationszahlungen, Ideologien, Ländergrenzen, Geschichte und um viele Länder und Einzelpersonen und deren Interessen. Margaret MacMillan porträtiert die handelten Personen sehr fein, so dass man ein gute Vorstellung von ihnen, ihrem Denken und Handeln bekommt. Trotz der Dicke des Buches wird es nie langweilig und es bleibt immer spannend, weil Margaret MacMillan Geschichte sehr anschaulich darbietet. Das Buch ist in England bereits 2001 erschienen und gilt als Standardwerk zu dem Thema.

Propyläen, 733 Seiten; 34,00 Euro


Barbara Vinedaumen runter

Kindes Kind

KindeskindUm sich teure Londoner Mieten zu sparen, ziehen die Geschwister Grace und Andrew kurzerhand zusammen, als sie das Stadthaus ihrer Großmutter erben. Doch im Erwachsenenalter sind enge Geschwisterbeziehungen nicht mehr so einfach. Als Andrews Lover einzieht, gerät alles durcheinander. Grace flüchtet sich in die Welt der Literatur – und stößt dabei auf ein eigenartiges Geschwisterpaar. Fasziniert liest sie ein Manuskript, das noch in den 1950er Jahren niemand zu publizieren wagte. Ein Schwuler gibt sich als Ehemann seiner Schwester aus, die mit fünfzehn ein Kind erwartet.

Ruth Rendell, alias Barbara Vine, war über Jahrzehnte eine der englischen Ikonen der Kriminalliteratur. Leider verstarb sie, Jahrgang 1930, 2015. Dieser Roman erschien noch 2013 vor ihrem Tod in England. Leider hat Barbara Vine mit „Kindes Kind“ keinen letzten großen Wurf gelandet. Die Geschichte ist sehr zäh, langweilig und uninspiriert. Sie ist aufgeteilt in zwei Geschichten. Einmal die reale, die in 2011 spielt, und einmal die Geschichte in der Geschichte, die 1929 spielt. Doch keine von den beiden Geschichten reißen das Ruder herum.

Diogenes, 363 Seiten; 24,00 Euro


Tilmann Lahmedaumen rauf

Die Manns – Geschichte einer Familie

Die Manns  Geschichte einer FamilieThomas Manns literarisches Werk beherrscht die Familie. Seine Frau Katia hält ihm den Rücken frei und die Kinder vom Hals. Der schöne Sohn Klaus will als Schriftsteller so berühmt sein wie der Vater. Erika, die älteste Tochter, liebt so leidenschaftlich, wie sie hasst. Der scheue Golo sucht sein Glück fern der Familie. Michael will ein großer Musiker werden und kämpft gegen seinen Jähzorn und die hohen Ansprüche der Familie. Der Liebling des Vaters, Elisabeth, redet mit Tieren und rettet die Welt. Und alle lästern über Monika. Die Geschwister experimentieren in der Liebe und mit Drogen, verschleudern das Geld der Eltern – und werden zu ernsthaften Gegnern Hitlers. Wohin das Schicksal sie auch trägt: Die Manns halten zusammen. Und sie verraten einander.

Tilmann Lahme erzählt sehr lebendig und voller kleiner und großer Momente von der Familie Mann. Man bekommt von jedem der Personen ein deutliches Charakterbild. Von den widerspenstigen Kindern, von der Wirtschaftskrise und dem Geldverdienen, von der Literatur und den Erfolgen, von den Möglichkeiten der Liebe und dem grausamen Krieg, der aus der Ferne wahrgenommen wird, vom Leben in Amerika und vom Leben nach Hitler. Der Zeitrahmen des Buchs behandelt hauptsächlich die Jahre von 1922 bis 1952. Das Buch über die „Manns“ hat so viele Facetten wie das Meer. Mal ist es ruhig und einladend, dann wird es stürmischer und ungemütlich bis der tosende Sturm aufzieht und einen mit einer großen Welle übermannt. Und dann ist es wieder ruhig. „Die Manns“ von Tilmann Lahme zeigen ein Stück deutsche Geschichte – lebendig, düster, spannend, literarisch.

S. Fischer, 479 Seiten; 24,99 Euro


Jennifer Donnellydaumen rauf

Straße der Schatten

Straße der Schatten1890, New York City. Für Josephine Montfort, die aus einer wohlhabenden New Yorker Handelsfamilie stammt, scheint das Leben vorgezeichnet: Nach der Schule eine arrangierte Ehe, Kinder und ein ruhiges, häusliches Leben. Aber Josephine hat andere Pläne: Sie möchte als Journalistin auf das Leben der weniger Privilegierten aufmerksam machen. Dann stirbt ihr Vater durch seine eigene Waffe. Josephine glaubt nicht an einen Unfall. Mit dem Journalist Eddie Gallagher geht sie auf eine gefährliche Spurensuche.

Jennifer Donnelly ist eine ganz großartige Geschichtenerzählerin! Bei Werken wie ihrer „Rosentrilogie“ klebte man an jeder Seite. Historischer Erzählstoff der besten Sorte! Das ist auch ihr neuer Roman „Straße der Schatten“. Spätestens auf der zweiten Seite hat Jennifer Donnelly einen gefangen und lässt einen bis zur letzten Seite nicht mehr los. Story, Figuren, Dialoge, sie kann mit allem außerordentlich überzeugen.

Pendo, 446 Seiten; 19,99 Euro


Johann Haridaumen rauf

Drogen – Die Geschichte eines langen Krieges

Drogen  Die Geschichte eines langen Krieges

Der Krieg gegen die Drogen gilt inzwischen als gescheitert, der Handel mit Drogen ist ein blühendes Geschäft, alle Maßnahmen gegen den Konsum sind weitgehend erfolglos. Woran liegt das? Der Autor erzählt die Geschichten derjenigen, deren Leben vom immerwährenden Kampf gegen Drogen geprägt ist: von Dealern, Süchtigen, Kartellmitgliedern, den Verlierern und Profiteuren.

Ein beeindruckendes und erschreckendes Werk! Es zeigt, wie die Drogen in die Welt gesetzt wurden, wie der Kampf gegen dieses große Übel Millionen Menschen das Leben gekostet hat und wie der Kampf geführt wird. Die Opfer sind vielfältig: Drogenkonsumenten, die, die bei der Polizei und in der Politik gegen die Verbreitung der Drogen kämpfen, die, die die Drogen verbreiten und verkaufen und Unschuldige auf allen Seiten. Der britische Autor Johann Hari erzählt kleine Geschichten aus der großen Welt der Drogen. Jede hat es in sich!

S. Fischer, 438 Seiten; 24,99 Euro


Hörbuch der Wochedaumen rauf

Wolfgang Hohlbein

Mörderhotel

Mörderhotel

230 Menschen gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett, Jahrgang 1860, den unglaublichsten Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer gibt. Seine Opfer erleichtert er um ihr Geld und verkauft ihre Leichen an Mediziner. Niemand weiß, was im Kopf dieses Menschen vor sich geht. Bis die Polizei ihm auf die Spur kommt und eine gnadenlose Jagd beginnt …

Wolfgang Hohlbein ist immer noch der erfolgreichste Autor der Gegenwart. Das ist auch seinem unbändigen Schreibaustoß geschuldet. In der Zeit, in der andere Autoren ein Buch mit 400 Seiten schreiben, schreibt Wolfgang Hohlbein drei Bücher mit 600 Seiten. Doch er kann natürlich auch etwas. Wolfgang Hohlbein ist ein begnadeter Geschichtenerzähler! Mit „Mörderhotel“ weicht er wieder von seinem Standardgenre, der Fantasy, ab. Die Story verspricht etwas mehr als sie hält. Man denkt, man bekommt einen harten Serienkillerroman zu lesen und zu hören, aber es ist dann doch nur zu einem Drittel solch ein Roman. Mehr ist es ein Entwicklungsroman, aber ein teuflischer. Blutige Unterhaltung ist einem trotzdem sicher. Der gefragte Synchron- und Hörbuchsprecher Volker Niederfahrenhorst schafft Theateratmosphäre. Seine Lesung ist abwechslungsreich und stimmungsvoll. So hilft er über manch Länge in der Geschichte hinweg.

Auch als Hardcover erhältlich bei Lübbe, 22,00 Euro.

Lübbe Audio, 6 CDs, 443 Minuten; 19,99 Euro


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