Juli 2, 2024

Kolumne 01.07.2024 Nr. 828

      BuchKolumne 01.07.2024 Nr. 828

Lynn Painter– Better Than the Movies
Iris Conrad – Der Glashund
Claire Douglas– Girls Night
R. G. Grant – Der Erste Weltkrieg – Die visuelle Geschichte
Carlos Alberto Haas / Lars Lehmann / Brigitte Reinwald / David Simo (Hrsg.)
Das Auswärtige Amt und die Kolonien

Hörbuch der Woche:

Susanne Fröhlich – Geparkt

Lynn Painter – Better Than the Movies

Liz träumt vom perfekten Prom-Date. Doch dafür müsste sie erst einmal ein Liebesleben haben. Als ihr Kindheits-Crush Michael zurück in die Stadt zieht, sieht sie ihr Glück in greifbarer Nähe. Zu dumm, dass Michael in ihr immer noch die niedliche kleine Liz von früher sieht. Damit sich das ändert, braucht sie die Hilfe von Wes: Der beliebte Bad Boy, der nebenan wohnt, raubt ihr zwar seit sie denken kann den letzten Nerv, ist aber mit Michael befreundet und damit ihr Türöffner. Wes tut alles, damit Liz und Michael zusammenfinden. Allerdings bringen seine Bemühungen auch ihn und Liz einander näher. Und Liz muss sich fragen, wem ihr Herz wirklich gehört.

Da ich ein hoffnungsloser Romantiker bin, dazu noch Highschool-Geschichten mag und romantische Komödie praktisch zu meiner DNA gehören, konnte ich diesem Roman nicht widerstehen! „Better Than the Movies“ ist nach „Mr Wrong Number“ und „Love Game“ der dritte Roman von Lynn Painter. Eine Autorin, die auch auf TikTok gefeiert wird. Lynn Painter schreibt schwungvoll, voller Witz und Emotionen, mit Hingabe und Leidenschaft. Sie schreibt spritzige und forsche Dialoge, die einen sofort abholen. Man ist auf jeden neuen Satz gespannt. Lynn Painters Bücher sind Feel-Good-Romane in Reinkultur! Ein besonderes Highlight des Romans ist, dass vor dem Beginn eines jedes neuen Kapitels ein Zitat aus einer romantischen Komödie zu lesen ist. Mein Favorit ist (weil es auch aus einem meiner Lieblingsfilme stammt -Notting Hill-): „Ich bin nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und bittet, es zu lieben.“ „Better Tham the Movies“ – schmacht-schön!

Goldmann, 380 Seiten; 16,00 Euro

Iris Conrad – Der Glashund

Berlin 1942. Es hämmert an der Tür, die jüdische Kunststudentin Henriette weiß: Sie soll als letzte ihrer Familie in den Osten transportiert werden und nutzt die wenigen Augenblicke, die ihr bleiben, um abzutauchen. Sie ist jetzt eine „Flitzerin“, schlägt sich ohne Adresse und ohne Namen im Untergrund durch. Als sie den ihr ehemals unsympathischen Kommilitonen Benjamin wiedertrifft, werden die beiden Freunde. Der Wille zu überleben, schweißt sie zusammen. Immer wieder reißt das unstete Leben sie auseinander und führt sie wieder zusammen, bis sie ihre Gefühle füreinander erkennen. Doch das bisschen Glück wird von den unzähligen Spitzeln bedroht – und von Rolf Reinhardt, dem Gestapo-Mann, der Jahre zuvor in Henriette verliebt war und seine ganz eigenen Gründe hat, sie zum Schweigen zu bringen.

Mit solch einem Thema in einem Roman kann man eigentlich gar nicht so viel falsch machen. Ein Roman, der zu dieser Zeit spielt, in der Deutschland die Welt begann in den Abgrund zu reißen, muss einfach nur eine mitreißende Geschichte und starke Charaktere bieten. Doch da beginnt der Mangel bei diesem Buch. Der Roman hat Momente, die tragen, aber wirklich durchgängig mitreißend ist er nicht. Auch kam bei mir immer das Gefühl auf, das etwas fehlt. Iris Conrad baut die eigentlich gute Geschichte nicht richtig aus. Was hätte ein Ken Follett daraus gemacht? 800 Seiten packende Spannung! Aber Iris Conrad gelingt das auf gut 330 Seiten nicht. Eine aufwühlende Geschichte, die spannende und tragische Momente enthält! Ja. Aber eben auch eine, die oft trocken und mit wenig Emotion transportiert wird und bei der die Charaktere oft blass bleiben.

Droemer, 352 Seiten; 22,00 Euro

Claire Douglas – Girls Night

20 Jahre ist es her, dass Olivia auf einer verlassenen Landstraße einen tragischen Verkehrsunfall verursacht hat. 20 Jahre seitdem ihre drei besten Freundinnen, die mit im Auto saßen, mitten in der Nacht spurlos vom Unfallort verschwanden. Noch immer muss sie sich den vorwurfsvollen Blicken der Angehörigen und den Gerüchten der Kleinstadt stellen. Dabei kann sie sich selbst an nichts erinnern. BBC-Journalistin Jenna Halliday scheint Olivias letzte Hoffnung auf die Wahrheit, denn sie soll über den Fall, der ganz Großbritannien in Atem gehalten hat, in einem True-Crime-Podcast berichten. Bei ihren Recherchen trägt Jenna immer neue Geheimnisse ans Licht. Ist es möglich, dass die verschwunden Mädchen Opfer eines grausamen Verbrechens wurden? Und was, wenn die Gefahr noch lange nicht gebannt ist?

Claire Douglas – DIE Autorin von Spannungsliteratur, die die Welt in Atem hält! Bestseller, Bestseller, Bestseller. Und so geht es immer weiter. Das ist die Vita der Engländerin Claire Douglas. Nun, wie soll es anders sein, steht ihr neuer Bestseller in den Startlöchern: „Girls Night – Nur eine kennt die ganze Wahrheit“. Die Grundstory klingt mysteriös und sehr vielversprechend. Kann sie die hohen Erwartungen auch erfüllen? Tut sie! „Girls Night“ hält einen von Seite 1 an bei der Stange. Es gibt keinen Abfall in der Story. Die aus der Sicht von Olivia und Jenna erzählt wird. Und ein dritter Erzählstrang schleicht sich auch in die Story ein. Einer der am Ende sehr wichtig wird. Die Schatten der Vergangenheit reichen bis weit in die Gegenwart. Geheimnisvoll, düster, psychologisch ausgefeilt. „Girls Night“ – eine Lesenacht, die Sie um Ihren Schlaf bringen wird!

Penguin, 411 Seiten; 16,00 Euro

R. G. Grant – Der Erste Weltkrieg – Die visuelle Geschichte

R. G. Grant-der_erste_Weltkrieg. Die visuelle Geschichte

Blick ins Buch nicht verfügbar

Der 1. Weltkrieg – hier ist die Dokumentation aller kriegsrelevanten Aspekte der Jahre 1870 – 1923. Es werden die Vorgeschichte, der Kriegsverlauf, der Kriegsalltag sowie die Nachkriegszeit und die politischen und sozialen Folgen des 1. Weltkrieges geschildert – detailliert dokumentiert und reich bebildert. Vom zermürbenden Stellungskrieg im Westen bis zu den Kämpfen im Nahen Osten, in Afrika und Ostasien: Alle Schauplätze und Schlachten werden beleuchtet und in einen weltgeschichtlichen Zusammenhang eingeordnet.

Ein Buch über den 1. Weltkrieg, das seinesgleichen sucht! Mit dieser Wucht und Bildhaftigkeit, mit dem einem hier die Schrecken des Krieges präsentiert werden, ist mit kaum einem anderen Buch zum Thema zu vergleichen. Mit über 700 Bildern, detaillierten Karten sowie historischen Dokumenten und Zeitzeugenberichten gelingt es diesem visuellen Nachschlagewerk, die Ausmaße des Ersten Weltkrieges eindringlich einzufangen. Der umfangreiche Bildband zeichnet die vollständige Geschichte des Krieges nach und berücksichtigt dabei sowohl die Vorgeschichte als auch die Auswirkungen des „Großen Krieges“. Die Hauptkapitel sind: „Der unruhige Kontinent 1870 – 1914“, „Nicht nur bis Weihnachten, 1914“, „Patt, 1915“, „Jahr der Schlachten, 1916“, „Revolution und Desillusionierung, 1917“, „Sieg und Niederlage, 1918“ und „Die Nachkriegszeit, 1919 – 1923“.

Dorling Kindersley, 372 Seiten; 39,95 Euro

Carlos Alberto Haas / Lars Lehmann / Brigitte Reinwald / David Simo (Hrsg.) – Das Auswärtige Amt und die Kolonien

Mit dem Versailler Vertrag von 1919 endete die formale deutsche Kolonialherrschaft. Doch koloniales Denken lebte in der Mitte der deutschen Gesellschaft fort – so auch im Auswärtigen Amt, dem eine Mitverantwortung für Gewalt und Verbrechen in den deutschen Kolonien zukommt. Die Folgen seines Handelns sind noch bis in unsere Gegenwart spürbar. In der Zeit der NS-Diktatur verbanden sich nationalkonservative, monarchistische und antirepublikanische Haltungen im Auswärtigen Amt mit den expansionistischen und rassistischen Zielen des Nationalsozialismus. Ab 1949 prägten Indifferenz und Ignoranz, Passivität und Relativierung die bundesdeutsche Politik gegenüber den ehemaligen Kolonien im globalen Süden. Heute ist das Amt maßgeblich an Verhandlungen über Restitution und Wiedergutmachung beteiligt.

Die eigene Zeit als Kolonialmacht sei im Vergleich mit Ländern wie Frankreich oder Großbritannien kurz und relativ unproblematisch gewesen: So sah man es hierzulande lange. Doch das war ein Irrtum. Heute steht die deutsche koloniale Vergangenheit zu Recht im Zentrum kontrovers geführter Debatten über das koloniale Erbe in einer globalen Welt. Dieses Buch beleuchtet mit dem Auswärtigen Amt einen zentralen Akteur des deutschen Kolonialismus und spannt den Bogen vom Deutschen Kaiserreich bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Deutschland und der Kolonialismus, in der Gegenwart ein Thema, das viele Generationen beschäftigt! Mit diesem Buch bekommt man einen genauen Blick auf die deutschen Vorgänge. Die Beiträge der unterschiedlichen Autoren sind bestechend formuliert und beleuchten transparent die Geschichte des Auswärtigen Amtes und den Kolonien. Einige Hauptkapitel sind: „Die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes und das Reichskolonialamt“, „Das Auswärtige Amt und die Frage der Verantwortung für die koloniale Gewalt in Deutsch-Ostafrika (1884 – 1907)“, „Auswirkung der deutschen Kolonialherrschaft in Togo, 1884 – 1914“, „Samoaner in der Kolonialverwaltung Deutsch-Samoas“, „Das Auswärtige Amt und die koloniale Frage in der Weimarer Republik“, „Kolonialpolitik und Kolonialismus im Nationalsozialismus“, „Das Auswärtige Amt im Spannungsfeld zwischen kolonialen Kontinuitäten und europäischen Transformationsprozessen in den 1950er Jahren“ und „Kolonialdenkmäler und -relikte: Ein belastendes Erbe des deutschen Kolonialismus“.

C. H. Beck, 592 Seiten; 36,00 Euro