Kolumne vom 15.01.2018 – Nr.491
Bradley Beaulieu
Die Zwölf Könige – Die Legenden der Bernsteinstadt 1
Auf Kufen gleiten stolze Handelsschiffe über das Sandmeer nach Sharakhai, Wiege der Zivilisation und Heimat der Zwölf Könige. Vor Jahrhunderten haben die Götter selbst ihnen unvorstellbare Macht verliehen, seither beherrschen sie die wundersame Stadt mit eiserner Hand. Die Waise Çeda hat es mit ihren 19 Jahren zu einer gerissenen Diebin und gefeierten Arenakämpferin gebracht. Doch nie wird sie jene Nacht vergessen, als ihre Mutter im Namen der Zwölf Könige hingerichtet wurde. Auf der Suche nach Rache verbündet Çeda sich mit allerlei zwielichtigen Gestalten und gerät mitten hinein in eine Verschwörung, in der der Tod ihrer Mutter eine viel größere Rolle spielt, als sie je hätte ahnen können.
Moderne, selbstbewusste Fantasy in einer Wüstenwelt, die dem Leser schnell gefällt. Die Wüstenwelt um Sharakhai mit ihren vielen Geheimnissen hat Bradley Beaulieu mit vielen Details großartig dargestellt. Çeda ist eine verletzliche und zugleich starke Heldin, die von einer dunklen Vergangenheit gequält wird. Sie muss sich in einer Welt zurechtfinden, in der auch Frauen große Kämpferinnen sein können und müssen, um zu überleben. Bradely Beaulieu führt den Leser langsam zu den großen Geheimnissen von Sharakhai und den Zwölf Königen hin, und was Çeda und ihr Vergangenheit alles damit zu tun hat. Er hat schon im ersten Band so viele aufgebaut, dass das alles für mehr als fünf Bände reichen könnte, wenn er es geschickt ausbauen würde, es soll aber wohl eine Trilogie werden. Die Wüstenwelt um Sharakhai und ihre Herrscher bietet einfach so viel Stoff, man darf gespannt sein, wie viele Jahre Bradley Beaulieu die Leser mit dieser Welt erfreuen wird.
Knaur, 681 Seiten; 16,00 Euro
Paul Erickson
War was? – Das geheime Krieg-der-Sterne-Tagebuch
Auf einer Convention in Chicago findet Paul Erickson im Mülleimer ein altes, aber gut erhaltenes Notizbuch. Als er hineinblättert, traut er seinen Augen nicht: Ein geheimnisvoller „G.L. erzählt dort von dem Top-Secret-Filmprojekt „Star Wars“, dass er im Jahr 1973 entwickeln will. Das Buch liest sich wie ein Krimi: Welchen Plot hätte „Star Wars“ um ein Haar gehabt? Woher stammte die Idee für Darth Vaders Helm? Warum tragen alle Sturmtruppen Weiß? Und weshalb gibt es sie doch, die Geräusche im Weltall? In diesem erstmals öffentlich gemachten Tagebuch erfährt man endlich alles über die wahre Entstehungsgeschichte von „Star Wars“. Und wir alle können froh sein, dass nur aufgrund winziger Zufälle nicht alles ganz anders gekommen ist.
Für Buchfans der Sternensaga hat sich der amerikanischen Autor Paul Erickson was ganz Besonderes ausgedacht: Er veralbert mal fast alles, was man vom Krieg der Sterne so kennt. Das hat er schon in „War was? – Die Krieg-der-Sterne-Parodie“ getan und tut es nun in „War was? – Das geheime Krieg-der-Sterne-Tagebuch“ wieder. Das erste Buch war schon ein kompletter Reinfall und eine Ohrfeige für jeden echten „Star-Wars“-Fan, und bei der zweiten Veralberung der Kultreihe wiederholt sich das erneut. Wenn man sich über „Star Wars“ lustig macht, dann sollte man das mit Stil tun, aber nicht auf so lächerlich billige Art, wie Paul Erickson das in seinen zwei Büchern bisher getan hat.
Piper, 287 Seiten; 14,00 Euro
Håkan Nesser
Der Fall Kallmann
Wer war Eugen Kallmann? Warum musste der beliebte Gesamtschullehrer in der beschaulichen schwedischen Kleinstadt sterben? Wirklich nur ein Unglücksfall, wie die Polizei behauptet? Als sein Nachfolger im Schwedischunterricht, Leon Berger, nach der langen Sommerpause seinen Dienst antritt, findet er im Pult unter Kallmanns Sachen eine Reihe von Tagebüchern, die ihn schon bald daran zweifeln lassen, dass sein Vorgänger tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben ist. Denn in seinen Einträgen behauptet Kallmann schier Unglaubliches. Und er scheint in den letzten Monaten seines Lebens einem nie entdeckten und nie gesühnten Verbrechen auf der Spur gewesen zu sein.
Håkan Nessers „Der Fall Kallmann“ bietet Krimikunst der ganz feinen Feder! Der schwedische Bestsellerautor beweist auch lange nach seinen Van-Veeteren-und-Barbarotti-Krimis, dass er es noch gewaltig draufhat. „Der Fall Kallmann“ bietet eine undurchsichtige Geschichte, starkes Personal, ein verwobenes Schul- und Kleinstadtleben und bringt den Leser so spannende Lesestunden. Was vor allem auch an Nessers Erzählweise liegt, er lässt sein Personal kapitelweise auftreten. Vorrangig Leon, Andrea, Igor und Ludmilla. Dadurch bekommt die Geschichte eine ungeahnte Geschwindigkeit und lässt ein tief in die Seelen der einzelnen Personen blicken. Auch die Spannung wird dadurch erhöht, auch wenn der Kriminalfall nicht vorrangig in der Geschichte ist. Håkan Nesser – setzen – Note eins!
btb, 572 Seiten; 20,00 Euro
Nils Straatmann
Auf Jesu Spuren
Wandern, wo Jesus von Nazareth wandelte: Der Autor reist mit einem alten Schulfreund den Lebensweg des historischen Jesus nach – vom vermeintlichen Geburtsort Bethlehem, den heute eine riesige Mauer dominiert, durch den Golan bis zum Hermon, auf dem im Winter der Skitourismus boomt. Mit Neugier erkundet der junge Theologe, was von den Ideen des einstigen Erlösers im Heiligen Land geblieben ist. Trifft in einem Beduinen-Camp auf Harry Potter, fährt mit einem der letzten Fischer auf den See Genezareth und wird bei einem palästinensischen Barbier als Spion verdächtigt. Dabei nähert er sich fundiert und ebenso skeptisch wie selbstironisch den drei Weltreligionen an.
Ein immer aktuelles Buch, da einem auf eine andere Art und Weise einen der größten Konfliktherde der Welt und deren Menschen näherbringt – Israel und Palästina. In 29 Episoden, mal sehr bewegend, mal zum schmunzeln, dann wieder zum nachdenken, erzählt Bestellerautor Nils Straatmann in „Auf Jesus Spuren“ von einer Wanderung die einem zum bereits erwähnten auch noch die Religionen leicht und verständlich vermittelt. Dieses Buch begleitet einen auch nach der Lektüre noch weiter.
Malik, 303 Seiten; 16,00 Euro
Deborah Crombie
Beklage deine Sünden
Notting Hill im Mai: In Cornwall Gardens, einem von exklusiven Stadthäusern gesäumten Park in bester Lage, wird die Leiche einer 24-jährigen Frau entdeckt. Wie sich herausstellt, hat Reagan Keating als Kindermädchen in einer der angrenzenden Villen gearbeitet. Und schon bald erfährt Inspector Gemma James von einem weiteren mysteriösen Todesfall in dem Park: Vor einigen Monaten starb der kleine Henry Su unter mysteriösen Umständen. Hinter den schönen Fassaden der noblen Wohnanlage scheint so manches abgründige Geheimnis zu lauern, und Gemma könnte bei den Ermittlungen die Hilfe ihres Mannes Superintendent Duncan Kincaid gebrauchen. Doch der muss sich derweil den Geistern seiner Vergangenheit stellen.
Deborah Crombie ist im Krimigenre seit Jahrzehnten eine Ausnahmeerscheinung! Ihre Reihe um Gemma James und Duncan Kincaid hat schon lange Kultcharakter. Nun liegt mit „Beklage deine Sünde“ der 17. Fall vor. Und man bekommt eigentlich gleich zwei Fälle geliefert. Gemma Jones ermittelt in einem Fall und Duncan Kincaid geht alten Fällen nach. Jeder Strang bietet ausreichend Spannung. Und wie man es von Deborah Crombie gewohnt ist, beschreibt sie ihre Charaktere wieder sehr lebensnah. Deborah Crombie enttäuscht auch mit ihrem 17. Fall nicht.
Goldmann, 512 Seiten; 9,99 Euro
Hörbuch der Woche
G. F. Unger
Die Gun-Sisters / Flucht durch den Blizzard / Pferdejäger
Sally und Sue McNall sind fünfzehn, als sie bei einem Indianerüberfall die Eltern verlieren und selbst von zwei Revolvermännern in letzter Minute gerettet werden. Joe Scarlock und Ben Savage stehen nicht in dem Ruf, Ehrenmänner zu sein, doch die schönen Zwillinge sehen in ihnen ihre Retter und verlieben sich unsterblich in sie. Gemeinsam mit den beiden verlassen sie die verwüstete Farm in den Hügeln und reiten in die große Welt. Ein Leben, wie sie es nie zu erträumen wagten, beginnt für sie. Sally und Sue sind glücklich. Bis sie eines Tages erkennen müssen, welch niederträchtige und brutale Schufte ihre Retter sind, und ihre Liebe sich in tödlichen Hass verwandelt… Hörprobe
Ben Crown ist Hunderte von Meilen geritten, um die schöne Lucy Galloway zu ihrem Vater zurückzuholen, doch dann hat er sie dennoch weiterziehen lassen. Mit einem Spieler und Halunken. Gegen den ausdrücklichen Befehl seines Ranchers und obwohl er Lucy liebt. Aber Lucy erklärte ihm, dass sie mit Jim Cogburn freiwillig von zu Hause fortlief, dass sie dessen Frau wurde und ein Kind von ihm erwartet. Und Ben akzeptierte ihre Entscheidung, versprach Lucy sogar seine Hilfe. Ja, Ben wird die geliebte Frau niemals im Stich lassen. Ein Zeichen von ihr, und er wird zur Stelle sein. Selbst wenn er sie dem Schlund der Hölle entreißen müsste! Hörprobe
Die Fährte der Banditenhorde, die unsere Ranch niedergebrannt und Rosalyn, meine Schwester, geraubt hatte, war leicht zu verfolgen. Sie führte in eine kleine Stadt am Rande des Mesalandes. Hier aber brach sie ab, und die Chance, die Mordbrenner und Frauenräuber jemals aufzuspüren, war gleich null. Im Mesaland hausten die Gesetzlosen. Ein Fremder, der sich hier Zutritt verschaffte, hatte sein Leben verwirkt. Was also sollte ich tun? Aufgeben? Rosalyn ihrem grausamen Schicksal überlassen? Fieberhaft suchte ich nach einer Möglichkeit. Ich glaubte sie gefunden zu haben, als mir die Idee kam, die Verfolgung der Bande als Pferdejäger getarnt fortzusetzen… Hörprobe
Lübbe Audio setzt die sehr gelungen ersten drei G.-F.-Unger-Hörbücher mit Armin Rhode als Sprecher mit drei weiteren Folgen fort. Und wieder drei Hörspiele die einen Höllenritt in den Wilden Westen versprechen! Armin Rhode ist auch hier eine Klasse für sich. Die knurrige Bärenstimme ist einfach perfekt für diese Romane. Und die drei Folgen versprechen wieder viel Spannung und Abwechslung. Von Rache getriebene Schwestern, bis über einen Wilden Westen in Eis und Schnee und einer Folge, in der Wildpferde, vor allem ein Hengst, die eigentliche Hauptrolle spielen. G. F. Unger zeigt alle wilden und urwüchsigen Aspekte des Wilden Westens.
Lübbe Audio, je 2 CDs, 123/157/140 Minuten; je 7,90 Euro
Denglers-buchkritik.de