BuchKolumne 20.07.2020 Nr. 622
Patricia Koelle – Die Zeit der Glühwürmchen
Dori Mellina – Dorf ist Mord
Bart Van Loo – Burgund
Claudia & Nadja Beinert – Das Julius-Spital – Ärztin aus Leidenschaft
Dr. Rainer Wohlfarth / Bettina Mutschler – Die Heilkraft der Tiere
Patricia Koelle – Die Zeit der Glühwürmchen
Es sind Bilder von Glühwürmchen, Schmetterlingen, Bienen und Libellen auf einem alten, wunderschön gearbeiteten Sekretär, die Journalistin Taru und die junge Studentin Remy dazu inspirieren, ihren Traum zu verwirklichen. Da diese zarten Insekten in der heutigen Zeit bedroht sind, wollen die beiden Frauen einen Garten bauen, um all den selten gewordenen Lebewesen ein Zuhause zu geben. Auf der Insel Rügen planen sie einen magischen Ort, der seinen Zauber entfaltet und Kraft spendet. Aber wird es ihnen gelingen, andere Menschen mit ihrer Idee zu berühren?
Bestseller-Autorin Patricia Koelle startet nach ihrer „Nordsee“- und „Ostsee“-Trilogie nun die „Inselgärten-Reihe“, bei der die Insel Rügen eine zentrale Rolle spielt. Man verliebt sich sofort in die Geschichte und ihre Figuren! Die erfahrene Journalistin Taru und die noch ganz am Anfang stehende Journalistin Remy sind Frauenfiguren aus ganz unterschiedlichen Jahrzehnten, die aber beide einen Traum haben – eine eigene Zeitschrift. Und die Idee dazu ist ein magischer Garten. Herzerwärmend! Um die beiden Frauen versammeln sich noch zahlreiche andere Charaktere, die die Geschichte noch lebendiger machen. Die Geschichte wird abwechselnd erzählt, einmal Taru, dann Remy, und dazu gibt es noch Rückblicke in die Vergangenheit. Langeweile kommt hier nicht auf. „Die Zeit der Glühwürmchen“ ist ein großer Strauß Glückseligkeit! „Das Lächeln der Libellen“ und „Die Träume der Bienen“ werden als Band zwei und drei der „Inselgärten“-Reihe erscheinen.
Fischer, 476 Seiten; 10,99 Euro
Dori Mellina – Dorf ist Mord
Stella hat sich nach Jahren in Deutschland einen Traum erfüllt: ein Ferienhaus in ihrer Heimat Italien. Ein kleines Dorf im Norden des Landes soll ab sofort ihr zweites Zuhause sein. Zu sehr hat sie den italienischen Lebensstil und die Sonne vermisst. Die Uhren schlagen in Pelati langsamer, und alles, was man wissen muss, erfährt man im Café von Franco. Stella freundet sich mit Marta an, einer Frau aus dem Nachbardorf. Doch plötzlich kehrt diese nicht von ihrer täglichen Bootsfahrt auf dem See zurück. Während einige fest überzeugt sind, dass sie der Seehexe zum Opfer fiel, glaubt Stella an ein Verbrechen. Sie überredet den Dorf-Carabiniere, der einer schönen Frau keinen Wunsch abschlagen kann, mit ihr in diesem geheimnisvollen Fall zu ermitteln.
Dori Mellina ist Italienerin, lebt aber seit Jahren in Süddeutschland. Aus ihrer Heimat weiß sie so einiges zu berichten, denn das hat sie augenscheinlich in diesem Roman verarbeitet. Auf dem Cover steht wohl Kriminalroman, aber es handelt sich dann doch eher um leichte Sommerlektüre mit einem Schuss Spannung. Prägend sind die Italienkenntnisse der Autorin, so dass die Atmosphäre besonders überzeugen kann, aber weniger der Kriminalfall und die nicht gerade einfallsreich gestaltete Hauptfigur Stella. Zudem kommt Dori Mellina zu oft vom Weg ab und verheddert sich in Nebenhandlungen, die wenig zur eigentlichen Geschichte beitragen. Die Autorin schreibt bereits an ihrem nächsten Buch. Bleibt zu hoffen, dass sie die zahlreichen Fehler des Erstlings dann vermeidet.
HarperCollins, 320 Seiten; 15,00 Euro
Bart Van Loo – Burgund
Burgund ist ein Wunder. Das mächtige Reich, das sich im 14. und 15. Jahrhundert zwischen Deutschland und Frankreich schob, vereinte spätmittelalterliche Hochkultur mit einer Blüte von Renaissance und Humanismus. Die Geschichte Burgunds reichte vom antiken Königreich Burgund bis zum mittelalterlichen Herzogtum, das durch seine Burgen und Klöster – nicht zuletzt Cluny und Cîteaux – weit über seine Grenzen hinaus ausstrahlte. Im „burgundischen Jahrhundert“ entstand ein glanzvolles Reich von Dijon im Süden bis nach Brügge, Antwerpen und Amsterdam im Norden, das in einem „verhängnisvollen Jahrzehnt“ beinahe zum Königreich wurde und bald darauf unterging. Mit dem letzten burgundischen Herzog Karl begann bereits eine neue Zeit: Als Kaiser Karl V. machte er die Habsburger zur Großmacht und beherrschte ein Weltreich.
„Burgund“ von Bart Van Loo liest sich wie ein prächtiger und spannender historischer Roman! Man erfährt nicht nur unglaublich viel, sondern man atmet auch die Zeit von damals ein, so lebendig erzählt Bart Van Loo vom dramatischen, tragischen und abenteuerlichen Leben und Wirken im Königreich Burgund. Die Hauptthemen sind: „Das vergessene Jahrtausend 406 – 1369“, „Das burgundische Jahrhundert 1369 – 1467“, „Das verhängnisvolle Jahrzehnt 1467 – 1477“, „Ein entscheidendes Jahr 1482“, „Ein denkwürdiger Tag, 20. Oktober 1496“ und „Der letzte Burgunder“.
C. H. Beck, 656 Seiten; 32,00 Euro
Würzburg im 19. Jahrhundert. Bankierstochter Viviana Winkelmann träumt davon, Ärztin zu werden – obwohl Frauen seit 1800 nicht mehr studieren dürfen. Als die junge Frau sich unstandesgemäß verliebt und schwanger wird, wirft ihre Familie sie aus dem Stadtpalais. Um sich und ihre kleine Tochter Ella über Wasser zu halten, verdingt sich die einst vornehme Viviana als Gehilfin in der Apotheke des renommierten Würzburger Juliusspitals. Doch soll das wirklich alles sein, was sie als Frau im Leben erreichen kann? Sie belauscht Vorlesungen berühmter Ärzte am Spital und lernt Professor Virchow kennen, der einer Weltsensation auf der Spur ist. Ihre Zukunft, das spürt sie, liegt als Ärztin im Spital – auch wenn ihr dadurch nicht nur der eigene Bruder zum erbitterten Feind wird.
Die Zwillingsschwestern Claudia und Nadja Beinert haben gemeinsam bereits fünf historische Romane geschrieben. Mit „Das Juliusspital“ um mehrere Generationen von Ärztinnen wenden sie sich nun dem Thema „Frauen in der Medizin“ zu. Und das machen sie ausgesprochen gut. „Das Juliusspital“ ist eine spannende und detailreiche historische Familiensaga mit starken Frauenfiguren, die ihren Weg gehen! Auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet. Zudem erfährt man viel über die Entwicklung der Medizin. Der erste Band „Ärztin aus Leidenschaft“ ist ein großartiger Beginn. Der zweite Band „Ärztin in stürmischen Zeiten“ erzählt dann die Geschichte von Viviana Winkelmanns Enkelin Henrike, die darum kämpft, Psychologie studieren und im Juliusspital als Irren-Ärztin arbeiten zu dürfen. Dieser erscheint im August 2020.
Knaur, 572 Seiten; 9,99 Euro
Dr. Rainer Wohlfarth / Bettina Mutschler – Die Heilkraft der Tiere
Wie unterstützen Tiere unsere Kinder beim Erwachsenwerden? Warum Tierbesitzer weniger gestresst sind? Wie schützen Tiere uns vor einem Herzinfarkt? Wie gelingt es Ziegen, einem apathischen Kind, das unter der Trennung seiner Eltern leidet, wieder zu mehr Fröhlichkeit zu verhelfen? Warum öffnen sich depressive Menschen, wenn ein quicklebendiger Hund neben ihnen auftaucht? Oder auch: Was kann ein Manager von Eseln lernen? Solche und viele weitere Fragen beantworten die beiden Autoren mit einer Mischung aus wissenschaftlichen Fakten und konkreten Beispielen aus dem Praxisalltag.
Dr. Rainer Wohlfarth und Bettina Mutschler beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit den enormen Auswirkungen, die Tiere auf uns Menschen haben. In ihrer täglichen Arbeit geht es um die gesamte Bandbreite menschlichen Verhaltens – und wie uns Tiere dabei helfen können, uns selbst besser zu verstehen. Hund, Katze, Pferd, Esel, Tiere sind anders, die Menschen, die sie besitzen oder mit ihnen Zeit verbringen dürfen auch. Jedes Tier hat Auswirkung auf die Seele des Menschen. Die Autoren gehen verständnisvoll und informativ mit den Themen um. Man lernt und will danach eigentlich kein Leben mehr ohne tierischen Begleiter führen. Was ich schon seit gut 30 Jahren auch nicht tue. „Die Heilkraft der Tiere“ – ein Buch für die Gesundung der Seele! Die Hauptthemen sind: „Entwicklungshelfer auf vier Pfoten“, „Mit „Tier(en) lebt es sich gesünder“, „Hunde als Lebenshelfer“, „Tiere und Therapie“, „Lebensretter Delfine“, „Bauernhoftiere öffnen Welten“ und „Voraussetzungen für eine tierisch gute Therapie“.
btb, 318 Seiten; 20,00 Euro