BuchKolumne 04.11.2024 Nr. 828
Sebastian Fitzek – Das Kalendermädchen
Peter Prange – Die Himmelsstürmer – Herrliche Zeiten
Elizabeth Hand – Die Geheimnisse von Hill House
Isabella Hammad – Enter Ghost
Sophie White – Hot Mess
Hörbuch der Woche:
Ken Follett – Die vollständige Kingsbridge-Saga
Sebastian Fitzek – Das Kalendermädchen
Vor elf Jahren wurde Alma als Baby unter mysteriösen Umständen zur Adoption freigegeben. In ihrer streng unter Verschluss gehaltenen Adoptionsakte steht der Vermerk: „Identität der Eltern darf unter keinen Umständen ans Licht kommen! Mutter droht Todesgefahr!!!“ Doch nun ist Alma lebensgefährlich erkrankt und braucht dringend einen Knochenmarkspender. Um das Leben ihrer Adoptivtochter zu retten, startet Olivia Rauch eine verzweifelte Suche nach den biologischen Eltern. Dabei stößt die auf Gewaltverbrechen spezialisierte Psychologin auf die Legende vom „Kalendermädchen“: einer jungen Frau, die sich einst zur Weihnachtszeit in ein abgeschiedenes Häuschen im Frankenwald zurückgezogen hatte. Und die dort von einem Psychopathen heimgesucht wurde, der sie zwang, einen Adventskalender des Grauens zu öffnen.
Eins, zwei, drei, „Das Kalendermädchen“ eilt herbei, bringt Sie um Ihren Schlaf und allerlei, lässt Sie bibbern und mitfiebern, das macht Sebastian Fitzek zum Weihnachtsmann einer bösen Thriller-Leckerei! Nach „Die Einladung“, spektakulär und mit einem famosen Ende, lässt DER deutsche Bestseller-Autor Sebastian Fitzek „Das Kalendermädchen“ auf die LeserInnen los. Fesselnd und dramatisch mit einem sehr ernsten Anstrich, aber ausreichend psychologisch ausgefeilten Gruselelementen treibt einen Sebastian Fitzek durch gut 400 Seiten. Und er tut es wieder, er belässt es nicht bei einem Ende. Man denkt, das war’s, der perfekte Showdown, nein, nicht mit Sebastian Fitzek. Warte, warte, bis es kommt „Das Kalendermädchen“, und es dir mit Glaube, Blut und bösen Kalendertürchen keine Zeit zum Luftholen lässt, komm, komm, das Buch wird dich verfolgen, bis zum bitteren Ende und darüber hinaus, warte, warte aber nicht darauf, denn Sebastian Fitzek setzt noch ein Ende obendrauf!
Droemer, 394 Seiten; 25,00 Euro
Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch, Euro 22,00. Sebastian-Fitzek-Stammvorleser Simon Jäger liefert wieder eine gruselig-gute Performance ab!
Sebastian Fitzek – Das Kalendermädchen – Hörprobe 5:58Min.
Peter Prange – Die Himmelsstürmer – Herrliche Zeiten
Karlsbad, 1871. Die Zeit der Kriege scheint für immer vorbei, im böhmischen Kurort treffen sich Gäste aus ganz Europa. So auch Vicky, Tochter einer Londoner Industriellenfamilie, die den Ärmelkanal untertunneln will, um England mit dem Kontinent zu verbinden; Paul, ein Berliner Ingenieur, der hofft, am Bau einer Prachtstraße namens Kurfürstendamm mitzuwirken; und Auguste Escoffier, angehender Meisterkoch aus Paris, dessen Name weltweit zum Inbegriff der französischen Kochkunst werden soll. Vereint im Glauben, dass herrliche Zeiten anbrechen, werfen die drei sich ins Leben und in die Liebe. Von großen Träumen beseelt ahnen sie nicht, dass Europa schon bald von Erschütterungen heimgesucht wird, die nicht nur den Frieden bedrohen, sondern auch ihr persönliches Lebensglück.
Peter Prange hat ein neues Buch geschrieben. Für den deutschen Literaturmarkt kann das nur Gutes bedeuten! So wie der Buchtitel seiner neuen Duologie ist Peter Prange auch für mich einer der Himmelsstürmer auf dem deutschen Buchmarkt. Und das seit drei Jahrzehnten. Nach den Bestsellern „Eine Familie in Deutschland“ und „Der Traumpalast“ (die Rezensionen zu den Büchern können Sie auf denglers-buchkritik.de nachlesen) lässt er nun wieder deutsche Geschichte in „Die Himmelsstürmer“ lebendig werden. Diese Duologie handelt von der Gründung des Deutschen Reiches 1871 bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914. „Herrliche Zeiten“ ist nun der erste Band. Und wie soll es anders sein, Peter Prange legt gleich wieder richtig los! Die Geschichte strotzt nur so vor pulsierender Geschichte, gewandten Charakteren, verschlungener Geschichte und detailliertem Flair. Liebe LeserInnen, werden auch Sie zu Himmelsstürmern und gehen Sie mit Vicky, Auguste und Paul auf eine wilde deutsche Geschichtsreise!
Scherz, 669 Seiten; 25,00 Euro
Peter Prange – Die Himmelsstürmer – Herrliche Zeiten – Hörprobe 5:00 Min.
Elizabeth Hand – Die Geheimnisse von Hill House
Hill House ist der perfekte Ort für ihr Projekt, davon ist Holly Sherwin überzeugt. Das Herrenhaus, hoch in den Wäldern von Upstate New York, soll für einige Wochen ihr Zuhause werden. Hier will die Autorin zusammen mit drei weiteren Künstlern ihr Theaterstück über einen Hexenprozess proben, das ihr den Durchbruch bringen soll. Sie fragt sich nicht, warum die Besitzerin selbst sich von ihrem Anwesen fernhält, oder weshalb das Paar, das hier nach dem Rechten sieht, nie über Nacht bleibt. Holly weiß, dass die Atmosphäre von Hill House sie inspirieren wird. Bei den Proben ist die Energie mit Händen zu greifen. Oder ist hier noch etwas anderes am Werk? Woher kommen die Blutflecke auf dem Tischtuch, die seltsamen Stimmen? Die schwarzen Hasen, die immer wieder auftauchen? Etwas Unheimliches geht vor in Hill House.
Halloween ist vorbei, was gibt es Passenderes als den Grusel mit einem Buch fortzusetzen. „Willkommen in Hill House. Eure schlimmsten Ängste erwarten Euch bereits …“ steht hinten auf dem Cover. Das lässt Großes erwarten. Einen Grusel-Thriller, wie ein Kino-Blockbuster! Das dachte ich, erwartet mich mit „Die Geheimnisse von Hill House“. Doch weit gefehlt! Die LeserInnen werden sich gruseln, ja, sogar mit Sicherheit, aber nicht von der Story, die von Elizabeth Hard ersonnen wurde, sondern vor dem Buch im Allgemeinen. Das Spannendste am Buch war, wenn im Text die Wörter „Hill House“ vorkamen, denn dann können sich die LeserInnen ihre eigene Gruselgeschichte zum alten Herrenhaus ausdenken, die sehr wahrscheinlich immer noch besser sein wird, wie das, was die Autorin dazu geschrieben hat. Es dauert ewig bis zumindest etwas Spannung aufkommt, dazu noch die Charaktere, die wenig sympathisch waren, und die wenig ansprechenden geheimnisvollen Rätsel, nein, diese Geheimnisse sollen in Hill House bleiben. Halloween ade!
Goldmann, 463 Seiten; 13,00 Euro
Nach vielen Jahren in London und einer schmerzhaft gescheiterten Beziehung reist Schauspielerin Sonia zu ihrer älteren Schwester Haneen nach Haifa. Dort lernt sie die charismatische Mariam kennen, die im Westjordanland eine palästinensische Theaterproduktion des „Hamlet“ auf die Beine zu stellen versucht. Nach anfänglichem Zögern willigt Sonia ein, die Rolle der Gertrude zu übernehmen. Doch je weiter die Proben voranschreiten, desto mehr wird Sonia von den Geistern eines Konflikts heimgesucht, der ihre entwurzelte und in alle Richtungen verstreute Familie genauso wie die gesamte Region nicht zur Ruhe kommen lässt. Als in Jerusalem ein Attentat auf israelisches Wachpersonal verübt wird, droht die Lage auch für die Theatergruppe zu eskalieren. Und doch entdeckt Sonia etwas sehr Unvorhergesehenes: die Möglichkeit, dass es gerade dieses leidgeprüfte Palästina sein könnte, das ihrem Leben einen Halt gibt.
Isabella Hammad sorgte mit ihrem Debütroman „Der Fremde aus Paris“ für Aufsehen. Auch ich war begeistert. Ich habe diesen Roman in meiner Kolumne vom 21.09.2020 (Nr. 631) besprochen. Nun legt die gefeierte und ausgezeichnete junge Autorin mit „Enter Ghost“ nach. Ein Roman, der passend zur aktuellen Lage im Nahen Osten erscheint. Die LeserInnen bekommen einen modernen und unverklärten Blick auf Palästina, den Konflikt zwischen Palästina und Israel, auf die Geschichte Palästinas, auf die Menschen auf beiden Seiten der Grenze, und noch viel mehr. „Enter Ghost“ wurde 2023 und zuvor geschrieben, also vor dem 7. Oktober 2023, der so vieles verändert hat. Das Westjordanland ist bisher nahezu unberührt von dem Konflikt. Noch. Hoffentlich kehr bald Frieden für alle ein. Ich weiß, ein frommer Wunsch. Zurück zum Buch. „Enter Ghost“ hat nicht nur einen starken geschichtlichen Hintergrund, sondern auch sehr lebendige Charaktere, an denen man diese unendliche Geschichte aus Verlust und Leid, aber auch Hoffnung auf Frieden und dem Leben spüren kann. Zum Abschluss noch ein Zitat von Haneen: „Haneen hatte Palästina mit dem Teil eines Elektrosystems verglichen, dessen Kabel und Drähte bloß lagen.“
Luchterhand, 478 Seiten; 24,00 Euro
Sophie White – Hot Mess
Für Lexi könnte es nicht besser laufen. Der Podcast, den sie zusammen mit ihrer besten Freundin moderiert, geht durch die Decke, ihr Freund hat ihr einen Antrag gemacht. Doch passt dieses Leben überhaupt noch zu ihr? Joanne ist einsam. Sie hat gerade ein Baby bekommen, und ihre Freundinnen verstehen nicht, dass die langen Partynächte nun vorbei sind. Claire fühlt sich ausgeschlossen. Im WhatsApp-Chat mit ihren alten Schulfreundinnen ist es seltsam ruhig. Was nur eines bedeuten kann: Es gibt eine neue Gruppe, ohne sie. Als sich die Wege der drei Frauen kreuzen, müssen sie entscheiden: Um welche Freundschaft lohnt es sich zu kämpfen? Und welche lassen sie für immer los?
Die vielseitige Irin Sophie White packt ihr schriftstellerisches Können und ihre Podcast-Erfahrungen in einen Roman über die modernen Frauen von heute, Freundschaften, Familie, Abhängigkeiten. Ein Roman, der gefährlich abhängig machen kann, denn man ist ganz bei Claire, Lexi und Joanne, und den zahlreichen anderen Charakteren, die diese Geschichte so lebendig, so prachtvoll, und auch so normal machen. Und in gewissen Bereichen sehr ernst, wo man dann richtig schlucken muss, um das zu verdauen (dazu gehören auch die privaten Worte der Autorin am Ende). Dabei hat Sophie White es geschafft, auch die Nebenfiguren wie Hauptfiguren auftreten zu lassen. Mädels wie Jungs. Besonders sticht da Lexis Podcast-Partnerin Amanda heraus, bei der so Aussagen wie „Medienschlampen“, „verklemmte Bitches“, „ficken“ und „blasen“ zum guten Ton gehören. Man fühlt mit den Figuren, lebt und leidet mit ihnen, versteht sie, und auch wieder nicht, denkt, ah, das kenne ich doch auch aus meinem Leben, und wieder nicht. Die Geschichte ist nah, wie ihre Figuren. „Hot Mess“ ist „Hot Lit“!
Pola, 574 Seiten; 18,00 Euro
Das Kurz-und-Knapp-Trio
Kate Conger & Ryan Mac
Elon Musk und die Zerstörung von Twitter
Twitter und die Demokratie, das war mal ein gutes Paar mit immer wieder aufkeimenden Eheproblemen. Doch dann kam Elon Musk und zerstörte diese Ehe. Aus Twitter wurde X und fortan radikalisierte sich die Plattform immer mehr. Dieses Buch liest sich wie ein Wirtschafts-Thriller, der aber noch so viel mehr ist als das!
Rowohlt, 839 Seiten,
38,00 Euro Euro
Thomas Knüwer
Das Haus in dem Gudelia stirbt
Eine Sturmflut sucht das kleine Dorf Unterlingen heim. Gudelia will ihr Haus nicht verlassen, nicht einmal, als die beiden gefesselten Leichen an ihrem Fenster vorbeitreiben. Ihr Haus verbirgt ein dunkles Geheimnis. Ein Kriminalroman wie ein Tsunami! Er kündigt sich langsam an, dann Stille, bevor er mit Wucht über die LeserInnen hereinbricht.
Pendragon, 292 Seiten,
20,00 Euro
Eckart Lohse
Die Täuschung
Angela Merkel und ihre Deutschen. Die Bilanz der Ära Merkel. War die Zeit der Bundeskanzlerin eine große Täuschung? Ein Bestseller, passend zur bald erscheinenden Biographie von Angela Merkel. Ein Buch mit Sprengstoffcharakter!
dtv, 335 Seiten,
25,00 Euro