BuchKolumne 02.09.2024 Nr. 837
Amy Neff – Warte auf mich am Meer
Jaime Lynn Hendricks – Deine dunkle Seite
Markus Heitz – Die Legenden der Albae – Dunkles Erbe
Anselm Schubert – Christus (m/w/d)
Jamie Oliver – Billy und das Rätsel um die rote Frau
Hörbuch der Woche:
Verschiedene Autoren –
Professor Zamorra – Folge 5 bis Folge 8
Amy Neff – Warte auf mich am Meer
Evelyn und Joseph begegnen sich im Sommer 1940. An der malerischen Küste New Englands, an der ihre Familien schon seit Generationen leben, verlieben sie sich ineinander. Gemeinsam übernehmen sie das Oyster Shell Inn von Josephs Eltern und ziehen dort, direkt am Meer, ihre drei Kinder groß. Nach 60 turbulenten Ehejahren versammeln Evelyn und Joseph ihre Familie in dem wunderschönen alten Haus am Strand. Denn Evelyn hat eine erschütternde Diagnose erhalten, und Joseph will nicht ohne sie sein. Während alle unter Schock stehen, lassen die beiden ihre Liebe Revue passieren – die glücklichen Anfänge, aber auch die schwierigen Zeiten. Doch als Evelyns Zustand sich verschlechtert, stehen die beiden vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens: Wie soll ihre Geschichte enden?
Was habe ich bei „Wie ein einziger Tag“ von Nicholas Sparks Ende der 1990er geweint, als ich das Buch das erste Mal las, und auch beim zweiten Mal lesen. Und als ich dann den Film sah, flossen wieder Tränen, die gar nicht mehr enden wollten. Warum ich das erwähne? Es gibt wieder eine Liebesgeschichte, bei der mir schon nach wenigen Seiten Tränen in die Augen schossen. „Warte auf mich am Meer“, der Debütroman, wie damals bei Nicholas Sparks (seitdem habe ich alle seine Bücher gelesen und natürlich besprochen), der Amerikanerin Amy Neff erfüllt wieder alles, was damals auch „Wie ein einziger Tag“ ausgemacht hat. Amy Neff hat eine sehr kluge Zeitspanne für Evelyns und Josephs Geschichte gewählt. Beginnend mit dem Jahr 1940 bis dann zum Jahr 2002 reichend. Man erlebt diese, im Rückblick, so besondere Zeit in Begleitung der beiden sooo sympathischen Hauptfiguren mit. Mit allen Höhen und Tiefen ihrer langen Ehe. Amy Neff schenkt dabei allen Figuren ein eigenes Kapitel. Evelny und Joseph am meisten, aber auch die erwachsenen Kinder der beiden, die mit dem Entschluss ihrer Eltern zu kämpfen haben und mit eigenen Problemen, bekommen Raum. Eine Packung Taschentücher wird Ihnen für diesen Roman nicht reichen. Mir ging es zumindest so! „Warte auf mich am Meer“ hat mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt, mich mitgerissen, durchgeschüttelt und am Ende mit der unsterblichen Liebe zurückgelassen!
Goldmann, 479 Seiten; 22,00 Euro
Jaime Lynn Hendricks – Deine dunkle Seite
„Du bist als Nächstes dran!“ – Diese Nachricht schockiert vier Teilnehmende einer New Yorker Thriller-Convention. Sie erhalten sie kurz nach dem tragischen Mord an einer berühmten Autorin, die für einen Preis nominiert war. Absender ist ein anonymer Twitteraccount, der die vier weiterhin bedroht. Um herauszufinden, wer sich dahinter verbirgt, sind die eigentlichen Konkurrierenden gezwungen, zusammenzuhalten. Doch können sie sich gegenseitig überhaupt trauen? Oder ist der Mörder bereits unter ihnen? Als nach und nach Fotos und Dokumente auf Twitter auftauchen und ihre dunkelsten Geheimnisse enthüllen, beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel.
Vier AutorInnen im Zentrum eines rasanten Thrillers, das durfte ich mir nicht entgehen lassen, dachte ich mir. Da kam mir gleich wieder „Friesenkrimi“ in Gedanken, mein Thriller, in dem ebenfalls AutorInnen die Hauptrolle spielen, und manch anderer Autor, der sich an einer ähnlichen Story versucht hat. Also hinein ins Autorengetümmel! Vicky Overton, Suzanne Shih, Davis Walton und Mike Brooks sind die vier Hauptfiguren, die die LeserInnen abwechselnd kennenlernen dürfen. Die vier sind nicht die allergrößten Sympathieträger, aber man kämpft sich so mit ihnen durch die Story. Anfangs mit viel Elan, auf Strecke mit immer weniger davon. Ich schleppte mich oft mühsam durch die 400 Seiten. Es gibt einige Spannungshöhepunkte zwischendurch, dabei bleibt es aber dann auch. Zum Ende hin holt die Geschichte noch einmal richtig auf, aber im Ganzen ist das zu wenig. „Deine dunkle Seite“ ist eine Seite, die ich kein zweites Mal erkunden möchte.
Lübbe, 411 Seiten; 13,00 Euro
Markus Heitz – Die Legenden der Albae – Dunkles Erbe
In den Ruinen des untergegangenen Dsôn Khamateion will Künstler Amânoras die toten Albae heimlich mit Denkmälern ehren und deren rastlose Geister beruhigen. Als Zwerge ihn entdecken, steht plötzlich nicht nur sein eigenes Leben auf dem Spiel. Bald muss er entscheiden: Was ist der Preis für Kunst? In Brandenwall leben Albae, die uralten Traditionen folgen, heimlich unter den Menschen und hegen eigene Pläne zur Zukunft des Geborgenen Landes. Als ein Zwerg aufkreuzt, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Dunkelelben aufzuspüren, müssen die Häuser der Albae gemeinsam eine Lösung finden. Doch sie sind in ihre Machtspiele verstrickt, und mittendrin steckt die junge Albin Sajùtoria. Gegen ihren Willen. Was vermag sie auszurichten? Dann gibt es noch den intriganten Elb Telìnâs, der seine eigenen Ziele verfolgt. Er scheint genau zu wissen, wie er das Erbe der Albae lenken kann. Aber dann laufen die Dinge überraschend aus dem Ruder. Wie kann er sich retten?
Juhu! Freudenschreie durchziehen die Fantasy-Gemeinde. Markus Heitz, der deutsche Großmeister der Fantasy, hat wieder zugeschlagen! Er setzt die Bestseller-Reihe „Die Legenden der Albae“ nach vielen Jahren endlich fort. „Dunkles Erbe“ heißt der sechste Band der Reihe. Die Geschichte folgt drei besonderen Figuren an drei sehr verschiedenen Orten bei ihren Abenteuern. Und diese Abenteuer haben es in sich. Es ist eine wahre Freude, wieder ins Land, ins zerstörte Land, der Albae zurückzukehren. „Dunkles Erbe“ hat alles, was ein guter Fantasy-Roman braucht. Starke und düster-coole Helden, eine faszinierende und von Heitz toll ausgestattete Welt, die die LeserInnen bereits kennen, oder mit diesem Roman nun neu erleben dürfen, und eine fesselnde, abenteuerliche Geschichte, die nicht mit Schauwerten geizt. Erleben Sie „Die Legenden der Albae“, es wird für Sie eine unvergessliche Begegnung werden!
Knaur, 510 Seiten; 18,00 Euro
Markus Heitz – Die Legenden der Albae–Dunkles Erbe – Hörprobe 6:17 Min.
Anselm Schubert – Christus (m/w/d)
In der Antike galt vollkommenes Mannsein als höchste Form des Menschseins und war gleichbedeutend mit vollkommener Selbstbeherrschung: Christus musste daher ein Mann sein, der sich, seinen Körper und seine Sexualität vollkommen beherrschte – und deshalb gänzlich keusch lebte. Im Mittelalter galten dagegen beide Geschlechter als göttliche Schöpfung: Theologen diskutierten, ob Christus auch als Frau hätte Mensch werden können. Die Mystik feierte Christus als männlichen Bräutigam oder weibliche Inkarnation Gottes. Kabbalisten, Alchemisten und Prophetinnen der Frühen Neuzeit erhofften sich von einem androgynen Christus die Vollendung beider Geschlechter. Erst im 19. Jahrhundert rückte die Frage in den Vordergrund, wie man sich Jesus als „echten“ Mann vorstellen kann. Gegen das betont männliche Bild vom Vater-Gott und seinem Sohn protestierte die feministische Theologie im 20. Jahrhundert mit einem weiblichen Christus. Queere TheologInnen verkünden einen schwulen, bisexuellen, transsexuellen, intersexuellen oder polyamoren Jesus. Die selbstverständliche Männlichkeit Christi gilt als der letzte blinde Fleck der Christentums Geschichte.
Schon alleine wegen des Buchcovers und des Buchtitels würde die Katholische Kirche die Tempelritter auf einen Kreuzzug gegen Autor und Verlag losschicken, wenn sie das denn noch könnte. Schon ein triftiger Grund, dieses Buch aufmerksam und mit wachem Geist zu lesen. Christus – männlich, weiblich oder doch divers? Die Hauptkapitel sind: „Jesus von Nazareth“, „Geschlecht und Erlösung“, „Das Geschlecht Christi“, „Gott und Geschlecht“, „Die Männlichkeit Christi“, „Die Weiblichkeit Christi“, „Funktion der Inkarnation“, „Reformation und Konfessionalismus“, „Die Männlichkeit Christi in der Querelle des Femmes“, „Weibliche Inkarnation Christi“, „Die Androgynität Christi“, „Die Ausdifferenzierung der Geschlechter“, „Normative Männlichkeit Jesu“, „Diskussionen um den verheirateten Jesu“, „Die Nachkommen Jesu“, „Die Dekonstruktion des Männlichkeit Jesu“ und „Geschlechtergeschichte und Heiligengeschichte“.
C. H. Beck, 396 Seiten; 32,00 Euro
Jamie Oliver – Billy und das Rätsel um die rote Frau
Billy und seine besten Freunde Anna, Jimmy und Andy freuen sich auf einen Sommer, in dem sie durch den geheimnisvollen Wald Waterfall Woods streifen, all die magischen Wesen dort kennenlernen und mehr erfahren über den Rhythmus der Natur, der ihre und unsere Welt im Gleichgewicht hält. Als der Wald von der geheimnisvollen roten Frau angegriffen wird und sowohl die Elfen als auch die Brüder Wilfred und BiIfred bedroht werden, eilen die Freunde zu ihrer Rettung. Aber was will die rote Frau wirklich? Könnte sie etwas mit Bilfreds Verschwinden vor all den Jahren zu tun haben? Und wenn ja, wie ist es möglich, dass sie Jahrzehnte später noch genauso aussieht wie damals? Können Billy und seine Freunde die Wahrheit herausfinden und die Pläne der roten Frau durchkreuzen, bevor der Rhythmus erneut in Gefahr gerät?
Im letzten Jahr schrieb ich zu Jamie Olivers erstem Ausflug ins Kinderbuch-Genre: „Star-Koch Jamie Oliver schreibt sein erstes Kinderbuch! Was für eine Nachricht auf dem Buchmarkt. Das kann doch nur schiefgehen, denkt man. Aber nein, es kommt ganz anders. „Billy und der geheimnisvolle Riese“ ist ein wunderschöner und spektakulärer Abenteuerroman für Klein und Groß! Die Geschichte ist spannend erzählt und liebevoll gestaltet. Um das Ganze noch schöner zu machen, hat Mónica Armino das Buch mit so vielen Zeichnungen ausgestattet, dass es nur so eine Freude ist. „Billy und der geheimnisvolle Riese“ macht richtig viel Spaß! Nun folgt die Fortsetzung mit „Billy und das Rätsel um die rote Frau“. Und Jamie Oliver macht da weiter, wo er mit dem ersten Band aufgehört hat. Die abenteuerliche Geschichte ist eine große Show! Den liebevoll gestalteten Charakteren folgt man sehr gerne auf Schritt und Tritt durch Waterfall Woods. Dazu wieder die kunstvollen Zeichnungen von Mónica Armino, sie machen aus dem Buch am Ende ganz großes Kino. Ein Buch zum immer wieder lesen. Und wer nur die Zeichnungen ansehen möchte, auch zum immer wieder durchblättern. Einfach eine große Show!
Dorling Kindersley, 417 Seiten; 16,95 Euro
