Kolumne vom 01.07.2019 – Nr.567
Sissel-Jo Gazan
Was du von mir wissen sollst
Rosa wächst in den 80er Jahren in Aarhus auf und versteht sich prächtig mit ihrer unkonventionellen Mutter Helle. Nur die Frage nach Rosas leiblichem Vater will Helle ihrer Tochter nicht beantworten. Zum Glück hat sie einen wunderbaren Ersatzvater, den homosexuellen Künstler Kalle Krudt. Doch die Frage nach ihrem wirklichen Vater treibt Rosa weiter um. Als Erwachsene macht sie sich schließlich auf nach Berlin, um das Geheimnis zu lüften.
Sissel-Jo Gazan, Mutter von drei Kindern, perfektes Aussehen und eine große literarische Begabung. Die Autorin, in Aarhaus geboren, lebt seit 2005 in Berlin. „Was du von mir wissen solltest“ ist ein Roman, der so viel umfasst. Er bietet einem eine echte literarische Entdeckungsreise. Das Lebensgefühl der 1980er vermittelt in einem spannenden Entwicklungs-, Familien- und Gesellschaftsroman! Und nicht nur das. Man bekommt auch einen Einblick über die Street-Art-Szene der damaligen Zeit, sowie das politische Geschehen. Rosas Weg vom neugierigen Kind zur umtriebigen Erwachsenen hat Sissel-Jo Gazan perfekt ausgearbeitet.
dtv, 587 Seiten; 17,90 Euro
Thomas Harris
Cari Mora
Die Schreie einer Frau sind Musik in seinen Ohren. Er ist groß, blass, haarlos, und wie ein Reptil liebt er die Wärme. Menschen begegnen ihm mit Angst und Ekel. Er ist daran gewöhnt. Denn wenn sie das Monster in ihm erkennen, ist es meist zu spät. Bis der Killer sich Cari Mora aussucht. Die junge Frau hat keine Angst vor dem Grauen und wagt es, dem Dämon ins Auge zu blicken.
Thomas Harris hat einen neuen Thriller geschrieben! Als ich diese Nachricht vor ein paar Monaten las, war die Vorfreude groß. Doch was der einstige Großmeister des Thrillers, der mit „Das Schweigen der Lämmer“ Weltliteratur erschaffen hat, mit „Cari Mora“ abgeliefert hat, ist zum größten Teil ein einziges Trauerspiel von einem Thriller. Die Grundidee hätte vielleicht noch etwas, aber die Umsetzung, in der Belanglosigkeiten so viel Platz einnehmen, ist eines Thomas Harris’ nicht würdig. Noch dazu ist das Buch gar nicht 335 Seiten dick, wobei man da schon nicht von dick sprechen kann. Sondern „Cari Mora“ umfasst nur 275 Seiten, der Rest ist eine Leseprobe von „Das Schweigen der Lämmer“, dass wohl jeder geneigte Thrillerleser schon mindestens einmal gelesen hat.
Heyne, 335 Seiten; 22,00 Euro
Heidi Rehn
Das Lichtspielhaus – Zeit der Entscheidung
München, 1926. Die Goldenen Zwanziger Jahre funkeln auf Hochglanz, München ist nach Berlin die Metropole des deutschen Films und Kinos. Die Donaubauers sind eine der großen Kino-Betreiberfamilien an der Isar. Mit ihrem mondänen Lichtspielpalast sorgen die heiß umschwärmte Theater-Schauspielerin Elsa und ihr charmanter Ehemann Karl landesweit für Furore. Alfred Hitchcock bietet Elsa sogar die Hauptrolle in seinem nächsten Film an. Dann aber brennt Karl mit einer Revue-Tänzerin durch. Statt als Star auf der Leinwand muss Elsa sich von einem auf den anderen Tag als Kino-Besitzerin im realen Leben behaupten – keine leichte Aufgabe für die junge Frau, die sich zudem gegenüber ihrer gestrengen Schwiegermutter behaupten muss. Als durch Hitlers Machtergreifung Film und Kino zum begehrten Propagandainstrument werden, droht Elsa ihre Lizenz zu verlieren …
Heidi Rehn gehört zu Deutschlands profiliertesten Autorinnen historischer Stoffe! Die „Lichtspielhaus“-Saga kann man mit einem Wort beschreiben: genial! Das kann man schon nach dem ersten Band sagen. Heidi Rehn erschafft ein lebendiges Bild der 1920er Jahre in München und darüber hinaus. Sie erzählt interessant und informativ über das Kino, über die Wichtigkeit des Films zur damaligen Zeit. Doch die Geschichte bietet noch viel mehr. Es ist zugleich ein Gesellschafts- und Eheroman. Und als Hitler an die Macht kommt ändert sich noch mal einiges. Dem „Lichtspielhaus“ fehlt es nicht an Spannung und Abwechslung! Die Fortsetzung wird sehnlichst erwartet.
Knaur, 511 Seiten; 10,99 Euro
András Forgách
Akte geschlossen
Nach dem Tod der Mutter erhält András Forgách Akten vom Geheimdienst, die sein Leben auf den Kopf stellen. Er hing zärtlich an seiner Mutter und hatte ihre Lebensgeschichte rekonstruiert: eine ungarische Jüdin, die aus Tel Aviv nach Budapest zurückkehrte, weil sie Lenin über alles liebte und dem Werben eines Journalisten erlag. Sie lebten in London, Paris, in Budapest. Stets war sie der Mittelpunkt des turbulenten Freundeskreises, der Anker der Familie. Und doch hatte sie alle, sogar die Söhne, bespitzelt und verraten. So steht es in den Akten. Wohin jetzt mit der Liebe, wo nichts im Leben mehr stimmt?
Eine spannende Spurensuche! Ein Buch, das einen des Öfteren sprachlos macht. Der ungarische Autor András Forgách schreibt ein literarisch ansprechendes Buch über ein System der Bespitzelung, das nicht einmal vor der eigenen Familie halt macht. „Akte geschlossen“ öffnet einem die Augen!
S. Fischer, 349 Seiten; 24,00 Euro
Prof. Stefan Kölsch
Good Vibrations
Musik ist nicht nur schön ‒ sie bewahrt auch unsere Gesundheit, hält jung und verbessert den Spracherwerb. Sie hilft bei Schlaganfall, chronischen Krankheiten und Demenz. Sie wirkt geradezu Wunder bei Wachkomapatienten. Die Bedeutung von Klängen und Melodien für unsere Psyche und unseren Körper findet immer mehr Beachtung und ist inzwischen unumstritten. Der Autor zeigt uns anhand vieler Beispiele aus seinem Forschungsbereich, weshalb Musik in allen Formen eine immer größere Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung ganz unterschiedlicher Krankheiten einnimmt, sodass sie inzwischen einen neuen Wissenschaftszweig in der Gesundheitsforschung fundiert.
Musik bedeutet Leben, Musik, bedeutet Wohlbefinden, Musik ist wie Urlaub für unsere Seele und unseren Körper! In diesem Buch erfahren wir den neusten Stand zur Forschung zu diesem Thema und der Leser erhält wertvolle Vorschläge, wir er mit Musik in seinem täglichen Leben dieses verbessern kann. Die vier Schwerpunkte des Buches sind: „Eine Welt ohne Musik wäre eine Welt ohne Menschen“, „Musik und Emotion: Ein Leben mit Musik ist ein längeres Leben“, „Was geschieht im Gehirn, wenn Musik Emotionen hervorruft?“ und „Wie Musik bei Krankheiten hilft“.
Ullstein, 384 Seiten; 22,00 Euro
Hörbuch der Woche
Chip Cheek
Tage in Cape May
September 1957: Henry und Effie fahren für die Flitterwochen nach Cape May, ein Ferienort an der Ostküste. Doch das Städtchen ist verlassen, die Saison ist zu Ende. Die beiden jungen Leute aus Georgia fühlen sich fremd, isoliert und in ihrer Schüchternheit gefangen. Gerade als sie beschließen, den Urlaub zu verkürzen, treffen sie zufällig auf Clara, eine Ferienbekanntschaft Effies aus Kindertagen, die eine glamouröse Gruppe von New Yorkern um sich versammelt. Darunter Max, ein reicher Playboy und ihr Liebhaber, und dessen unnahbare und rätselhafte Schwester Alma. Der verlassene Ort wird zu ihrem Spielplatz, und während sie in leerstehende Ferienhäuser einsteigen, Segeln gehen, nackt unter dem Sternenhimmel herumwandern, sich lieben und sich betrinken, geraten Henry und Effie in eine Situation, die den Rest ihres Lebens prägen wird.
„Tage in Cape May“ verzaubert einen, hat den richtigen Groove, ist voller kleiner und großer Gefühle, gespickt mit hingebungsvoller Leidenschaft, spielt in einer spannenden gesellschaftlichen Ära und ist am Ende ein großes Melodram einer Ehe mit all ihren tückischen Fahrwassern! Chip Cheek schafft es spielerisch, dass man als Leser und Hörer die Zeit mit in Cape May ist und die Stunden und Tage nur so an einem vorbeirauschen. Random House Audio hätte keinen besseren Sprecher als Marius Clarén für diese Geschichte engagieren können. Marius Clarén ist die deutsche Stimme von Hollywoodstar Tobey Maguire. Und in Henry, der die zentrale Figur des Romans ist, sieht man den jungen Tobey Maguire. Das Hörbuch „Tage in Cape May“ wird so zum Hollywood-Movie mit Oscar Avancen für die Ohren. Hörprobe 2:45 Min.
Auch als Hardcover erhältlich bei Blessing, 22,00 Euro
Random House Audio, 8 CDs, 577 Minuten; 22,00 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 08.07.2019 – Nr.568
Sarah Stovell
Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.
Bo und Alice: Bestseller-Autorin die eine, höchst talentiert und noch ganz am Anfang ihrer Schriftsteller-Laufbahn die andere. Auf einem Schreibworkshop lernen sie sich kennen, und Bo beschließt sofort, Alice unter ihre Fittiche zu nehmen. Aber da ist noch mehr zwischen den beiden, prickelnd, knisternd – oder doch nicht? Wird Bo tatsächlich ihre Ehe und das Glück ihrer geliebten kleinen Töchter riskieren? Würde Alice ohne guten Grund ihr Leben zerschlagen, nur um in Bos Nähe sein zu können?
„Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht“ ist ein durch und durch fesselnder Spannungsroman! Sarah Stovell beschreibt die beiden Frauenfiguren abwechselnd. Man bekommt aus der Sicht von Bo und Alice jeweils einen anderen Blick auf das Geschehen. Die Gefühlswelten der beiden Hauptakteurinnen sind gegebenermaßen komplett unterschiedlich. Da die erfolgreiche, sich im Leben eingerichtete Starautorin, dort die erfolglose Jungautorin, die noch nicht richtig im Leben angekommen ist. Es entwickelt sich ein spannendes Hin und Her. Der Aufbau einer Freundschaft und dann einer Beziehung mit vielen Gefühlen, bevor dann alles aus dem Ruder läuft. Eine Geschichte, bei der man lange nicht weiß, wer denn nun die Böse und wer die Gute ist. Allerdings hatte ich von Anfang an ein Gefühl und das wurde am Ende auch bestätigt. Obwohl die letzte Seite dann doch noch einmal eine faustdicke Überraschung bietet.
Knaur, 344 Seiten; 14,99 Euro
J. Jefferson Farjeon
Dreizehn Gäste
Zwölf Gäste hat Lord Aveling zu einer Party auf sein Landgut Bragley Court geladen. Darunter befinden sich eine Schauspielerin, ein Journalist, eine Krimiautorin sowie die schöne und mysteriöse Witwe Nadine Leveridge. Da diese am örtlichen Bahnhof einen Verletzten aufliest und kurzerhand mit nach Bragley Court nimmt, erhöht sich die Zahl der Anwesenden unvorhergesehen auf die unglückbringende Dreizehn. Und tatsächlich lässt das Verhängnis nicht lange auf sich warten. Als erst ein Gemälde zerstört und dann ein Mann ermordet aufgefunden wird, ruft man die Polizei. Doch kann Kriminalinspektor Kendall ans Licht bringen, welcher der Gäste ein dunkles Geheimnis birgt?
Klett-Cotta bringt seit einiger Zeit Klassiker der Kriminalliteratur neu heraus. „Dreizehn Gäste“ (Erstauflage 1936) von J. Jefferson Farjeon (1883 – 1955) fügt sich nun in diese Reihe ein. Das Cover des Buches ist klasse! Es hat Stil und Eleganz. Die Geschichte selbst ist nur zu einem kleinen Teil mit dem Prädikat „klasse“ zu bezeichnen. Vor allem wenn es um die Beschreibung und die Atmosphäre der Zeit geht taucht man darin ab. Die Charaktere selbst haben auch etwas, was einen zu Anfang an das Buch bindet. Doch schon bald merkt man eins: Wo ist die Spannung? Und die zähen Dialoge der Charaktere machen es auch nicht besser. „Dreizehn Gäste“ ist in den Stilen der Krimis von Agatha Christie verfasst, doch an das Original kommt J. Jefferson Farjeon nur selten heran.
Klett-Cotta, 348 Seiten; 15,00 Euro
Geir Gulliksen
Geschichte einer Ehe
Dies ist die Geschichte einer Ehe. Und einer großen Liebe. Es geht um eine Frau und einen Mann, die sich ein Leben teilen, es ist ein gutes. Sie führen eine moderne Beziehung. Sie sind glücklich miteinander. Jedenfalls für lange Zeit. Dann plötzlich bricht alles auseinander. Warum? Was ist geschehen? Der Mann in diesem Roman sucht Antworten. Was muss passieren, dass zwei, die einander liebten, nicht mehr miteinander reden, leben, schlafen können? Was ist schiefgelaufen, vor allem aber: wie hat sie es, die Frau gesehen?
„Ein Eheroman, der stilistisch funkelt wie ein Diamant! Wie entschwinden aus einer einst glücklichen Ehe nach und nach die leidenschaftlichen Gefühle für den anderen und dann gar auch noch die rein freundschaftlichen? Wie kommt es, dass Frau und Mann die Beziehung nicht dauerhaft glücklich leben können? Davon erzählt „Geschichte einer Ehe“. Sowie noch von einigem mehr. Was alles passieren kann, dass einer Ehe so einen Schiffbruch zugefügt, erfährt man hier hautnah. Es bewahrheitet sich einmal mehr: Eine Ehe ist eine zarte Pflanze, die man richtig düngen und gießen muss. Tut man das nicht, stirbt die Pflanze ab. Geir Gulliksen ist in Norwegen eine große Persönlichkeit im Literaturbetrieb. „Geschichte einer Ehe“ stand auf der Shortlist des Nordischen Literaturpreises.
Luchterhand, 222 Seiten; 22,00 Euro
Charles Baudelaire
Der Spleen von Paris
Die gefeierte Neuübersetzung von Fleurs du Mal wird hier ergänzt durch Le Spleen de Paris, ein weiteres Hauptwerk Baudelaires, das seinen Weltruf als scharfsinniger, bitterböser poetischer Chronist des Pariser Lebensgefühls in der frühen Moderne mitbegründete. In diesem Band tritt Baudelaire mit den Petits Poèmes en Prose und frühen Dichtungen nicht nur als Lyriker, sondern in der Novelle La Fanfarlo auch als Erzähler auf. Zahlreiche der früheren Gedichte des Autors erscheinen hier erstmals in deutscher Sprache, ebenso wie das Fragment gebliebene Versdrama Idéolus.
Charles Baudelaire (1821 – 1867) führte ein Bohemeleben und hatte den Ruf eines Dandys. Seine Arbeiten sind weltbekannt. „Der Spleen von Paris“ ist ein Klassiker der Weltliteratur und zugleich ein Buch zum verlieben! Gedichte so schön, so vielseitig, so voller Leben und Emotionen, das es das Herz erfreut! Enthalten sind: „Jungenddichtungen“, „In Zusammenarbeit entstandene Gedichte“, Baudelaire zugeschriebene Gedichte“, „Wiederentdeckte Gedichte“, „Der Spleen von Paris – Gedichte in Prosa“ und „Entwürfe aus dem Nachlass“.
Rowohlt, 510 Seiten; 40,00 Euro
Matthias Waechter
Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert
Ausgehend von der dritten französischen Republik, die sich als Avantgarde in einem Europa der Monarchien verstand, einem Land, das demographisch stagnierte und kolonial expandierte, schildert das Buch Frankreichs 20. Jahrhundert: den Ersten Weltkrieg mit dem anschließend „verlorenen““ Frieden und der turbulenten Zwischenkriegszeit; den „seltsamen Krieg“ von 1939/40 gegen NS-Deutschland, gefolgt von der Besatzung des Landes sowie Kollaboration und Widerstand unter dem Vichy-Regime; das Drama der Dekolonisierung mit Kriegen in Vietnam und Algerien und dem Schlüsseljahr 1958, aus dem die bis heute gültige politische Verfassung Frankreichs hervorging, die Machtübernahme der Sozialisten unter Mitterrand 1981, der die Zeitenwende von 1989/90 mitgestaltete, und der Weg zur verunsicherten Nation der Gegenwart.
Ein spannendes und sehr informatives Buch über unseren Nachbarn Frankreich! Das Buch ist eine Fundgrube an großen und kleinen Geschichten. Nach der Lektüre kennt man die Geschichte Frankreichs so viel besser! Das Buch hat für Themenschwerpunkte: „Republik der Widersprüche 1880 – 1914“, Gewonnener Krieg, Verlorener Krieg 1914 – 1940“, Vom Zusammenbruch zur Dekolonisierung 1940 – 1962“, „Vom Boom zur Krise 1962 – 1981“ und „Die verunsicherte Nation 1981 – 2002“.
C. H. Beck, 608 Seiten; 34,00 Euro
Hörbuch der Woche
Martin Walker
Menu surprise
Bruno steht vor einer ungewohnten Herausforderung: Er soll in Pamelas Kochschule Feriengästen lokale Geheimrezepte beibringen. Die Messer sind gewetzt, die frischen Zutaten bereit, doch die prominenteste Kursteilnehmerin fehlt: die junge Frau eines britischen Geheimdienstoffiziers, die sich auf Empfehlung ihrer Familie im Périgord erholen wollte. Bruno spürt sie auf – in einem vermeintlichen Liebesnest, das jedoch bald zum Schauplatz eines Doppelmords wird.
Die Krimis von Martin Walker sind wie ein Urlaub in Frankreich! Sie versprühen ganz viel Charme und Lebensfreude und sind trotzdem noch angereichert mit einem spannenden Kriminalfall. Meistens zumindest. „Menu surprise“ ist mittlerweile der elfte Fall für Bruno, Chef de police, und es befanden sich bisher auch ein paar richtig langweilige darunter. Doch „Menu surprise“ hat genau die richtige Mischung von dem, was Martin Walkers Bücher ausmachen. Es gibt aber etwas, was die Geschichten von Martin Walker noch besser macht, und das ist Johannes Steck. Er ist die Stimme für die großen Geschichten und für Bruno. Und bei diesem Hörbuch beweist er, dass er auch sehr gut singen kann. Hörprobe 13:24 Min.
Auch als Hardcover erhältlich bei Diogenes, 24,00 Euro.
Diogenes Hörbuch, 8 CDs, 663 Minuten; 26,00 Euro
Denglers-buchkritik.de
Aktuelle Kolumne vom 15.07.2019 – Nr.569
Tommy Jaud
Der Löwe büllt
Es läuft nicht gut für Nico Schnös, 47, den überforderten Controller mit der kaputten Brille. Warum gibt ihm seine Mutter seit dem Tod des Vaters täglich durch, was sie kocht und wie sie putzt? Was genau treibt Nicos Frau in dieser seltsamen Kuschelsekte? Doch es kommt noch dicker. Als er bei einem Wutanfall eine Kaffeetasse auf den Finanzvorstand wirft, schickt sein Chef ihn in den Zwangsurlaub: Entweder Nico kommt entspannt zurück, oder er ist seinen Job los. Der kanarische Ferienclub ist paradiesisch schön – doch sämtliche Entspannungsversuche gehen nach hinten los. Vielleicht hätte Nico nicht ausgerechnet seine hyperaktive Mutter mitnehmen sollen.
Tommy Jaud ist zurück – lustiger und besser denn je! Wenn Sie nicht durch lautes Lachen auffallen wollen, dann sollten Sie den neuen Roman von Tommy Jaud auf keinen Fall in der Öffentlichkeit lesen! Tommy Jaud schafft es, dass man sogar dem Tod noch etwas Lustiges abgewinnen kann. Seine Gags sind bissig und zünden fast durchgehend. Nicht nur zum Thema Tod und Trauer, was schon ein kleines Kunststück ist, sondern auch bei den Themen Mutter, Urlaub, Chef, Ehefrau und Eifersucht. Tommy Jaud ist ein Garant für genialen Humor!
Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Tommy Jaud liest selbst und das voller Witz und Elan. 19,95 Euro.. Hörprobe 4:58 Min.
Scherz, 313 Seiten; 16,99 Euro
Martha Grimes
Inspector Jury und der Weg des Mörders
Robbie Parsons kennt als Taxifahrer jeden Winkel Londons. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Bis eines Tages zwei seiner Fahrgäste, David und Rebecca Moffit, beim Aussteigen wie aus dem Nichts erschossen werden – und der Mörder prompt in Robbies Taxi springt, um sich durch die Stadt chauffieren zu lassen. Doch zum Glück steigt der bewaffnete Fahrgast am Bahnhof Waterloo aus und verschwindet. Inspektor Jury ist schockiert, als er davon erfährt, denn er hat kurz zuvor Bekanntschaft mit dem sympathischen David gemacht. Eine erste Spur führt ihn in einen exklusiven Londoner Club. Und was er dort erfährt, stellt ihn vor ein Rätsel …
Endlich ist er zurück! Kultinspektor Jury gibt sich literarisch wieder die Ehre. Meine Freude darüber, dass Weltbestsellerautorin Martha Grimes ihren Helden wieder ermitteln lässt, wehrte aber nur kurz. Leider setzt Martha Grimes eher an die zuletzt erschienen Jury-Romane an, und die waren alle sehr durchwachsen. So auch „Inspector Jury und der Weg des Mörders“. Vom charmanten Inspektor Jury zu lesen ist noch das Beste, denn die Geschichte selbst bietet nur ein sehr dürftiges Spannungspotenzial und einzelnen Szenen und Handlungsstränge sind unnötig in die Länge gezogen. Inspektor Jury hat den Höhepunkt seiner literarischen Karriere schon länger hinter sich!
Goldmann, 509 Seiten; 20,00 Euro
Agustin Martinez
Das Dorf der toten Herzen
Staubig und unwirtlich ist es in Portocarrero, dem Dorf in der südspanischen Wüstengegend. Spröde und verschlagen sind seine Bewohner. Doch Jacobo und Irene müssen mit ihrer vierzehnjährigen Tochter Miriam hierherziehen, als Jacobo seinen Job verliert. Da geschieht in einer stockdunklen Nacht der Überfall: Zwei Männer dringen in ihr abgelegenes Landhaus ein und töten Irene. Als Jacobo im Krankenhaus aus dem Koma erwacht, fragt er verzweifelt nach seiner Tochter. Aber man lässt sie nicht zu ihm – und ein furchtbarer Verdacht keimt auf: Hat Miriam den Mord an ihren Eltern in Auftrag gegeben? Und was verbergen die Bewohner von Portocarrero?
Der Spanier Agustin Martinez hat mit seinem Krimidebüt „Monteperdido – Das Dorf der verschwundenen Mädchen“, aus dem auch eine sehr gut inszenierte Fernsehserie hervorging, einen Bestseller gelandet. Nun ist sein zweiter Kriminalroman erschienen. „Das Dorf der toten Herzen“ ist ein Krimi mit großer Anziehungskraft und einer unheimlichen Atmosphäre! Die gut gezeichneten Figuren runden diese Story ab. Man fragt sich immerzu, kann eine 14-jährige wirklich solch eine Tat in Auftrag geben? Oder hatten die Eltern doch irgendetwas zu verbergen? Waren ganz andere Kräfte am Werk? Agustin Martinez wechselt in seiner Erzählung zwischen Gegenwart und Vergangenheit ab. Dieser erzählerische Kniff bringt zusätzlich Spannung in die Geschichte.
Fischer, 400 Seiten; 14,99 Euro
David Baldacci
Ausgezählt
Als Atlee Pine sechs Jahre alt ist, dringt ein Mann in ihr Kinderzimmer ein und entführt ihre eineiige Zwillingsschwester Mercy. Mercy taucht nie wieder auf, Atlee bleibt traumatisiert zurück. Knapp dreißig Jahre später ist sie zur einzelgängerischen FBI-Agentin geworden, die sich ein möglichst einsames Büro nahe des Grand Canyon gewählt hat. Eines Tages wird am Boden der Schlucht ein grausam aufgeschlitztes Maultier gefunden. Ein scheinbar harmloser Provinzfall. Doch dann stößt Atlee auf Spuren einer mörderischen Verschwörung, die bis in die obersten politischen Kreise reicht. Kann sie höchste Gefahr für Amerika und die Welt abwenden – und zugleich dem Entführer ihrer Schwester näherkommen?
David Baldacci gehört seit mehr als zwei Jahrzehnten zu Amerikas erfolgreichsten Thrillerautoren! Mit der charismatischen Figur der Atleen Pine legt er eine neue Thrillerreihe vor, die schon mit dem ersten Band zu überzeugen weiß. „Ausgezählt“ hat garantiert nicht ausgezählt! Atleen Pine, bitte kommen Sie schnell zurück!
Heyne, 479 Seiten; 22,00 Euro
Ray Celestin
Todesblues in Chicago
Sommer 1928. Aus den Flüsterkneipen dringen neue Jazzklänge, während die Bewohner Chicagos vor Hitze fast wahnsinnig werden. Gleich drei Verbrechen halten die Stadt in Atem: die Entführung einer Fabrikantenerbin, der Gifttod mehrerer Mitglieder der High Society und ein Mord im Rotlichtviertel, dessen Opfer die Augen aus den Höhlen entfernt wurden. Die Pinkerton-Detektive Ida Davis und Michael Talbot ermitteln – und folgen einer gefährlichen Spur, die sie direkt in die Kreise des größten Mafiabosses aller Zeiten führt: Al Capone.
„Todesblues in Chicago“ ist nach „Höllenjazz in New Orleans“ der zweite Band aus dem „City-Blues-Quartett“. Ray Celestin beschreibt die Zeit von damals nahezu filmisch. Man wandelt mit den Figuren durch diese Zeit. „Todesblues in Chicago“ überzeugt mit einer gelungenen Atmosphäre und einem hohen Maß an Spannung!
Piper, 590 Seiten; 16,00 Euro
Hörbuch der Woche
Jason Dark
John Sinclair Folge 83 bis 87 – Tonstudio Braun
In „Maringo, der Höllenreiter“ hat der Schwarze Tod hatte einen neuen Plan ausgeheckt, um John Sinclair zu vernichten. Er erweckte den Höllenreiter aus seinem 1000-jährigen Schlaf. Mit ihm zusammen, stellte er dem Geisterjäger eine raffinierte Falle. Hörprobe 5:34Min
In den Tiefen des Loch Morar hauste Ogur, ein gewaltiges Ungeheuer, die Seelen der Menschen waren seine Nahrung. Und wer über den See fuhr, riskierte sein Leben. Schon viele waren spurlos verschwunden. John Sinclair sollte dem Spuk in „Das Ungeheuer von Loch Morar“ ein Ende bereiten, doch Unerwartetes geschieht. Hörprobe 2:34 Min
Überall waren Zombies. Plötzlich fiel es John Sinclair wie Schuppen von den Augen: Myxin und der Schwarze Tod. Hier wollten sie ihre Entscheidungsschlacht austragen. Keiner der hier wohnenden Menschen würde das überleben. In wenigen Minuten würde der Kampf in „Die Zombies“ beginnen. Hörprobe 7:12 Min
In „Maringo, der Höllenreiter“ hat der Schwarze Tod hatte einen neuen Plan ausgeheckt, um John Sinclair zu vernichten. Er erweckte den Höllenreiter aus seinem 1000-jährigen Schlaf. Mit ihm zusammen, stellte er dem Geisterjäger eine raffinierte Falle.Sandra war tot. Daran gab es keinen Zweifel. John Sinclair hatte ihre Leiche selbst gesehen. Und nun stand sie vor ihm. Betörend schön und höllisch gefährlich. Wie gefährlich, sollte er schnell erfahren. Und noch viel mehr, denn Sandra war in „Sandra und ihr zweites Ich“ nicht die Einzige … keine Hörprobe
Was Glenda Perkins John Sinclair in „Die Teufelssekte“ gestand, verschlug ihm die Sprache. Wochenlang hatte er seine dämonischen Gegner beobachtet, und trotzdem war ihnen seine Sekretärin in die Falle gegangen. Ihr Geständnis kam zu spät. Auch er lief ins offene Messer, das einen gläsernen Sarg darstellte. Keine Hörprobe
Lübbe Audio setzte das John-Sinclair-Original aus dem Tonstudio Braun digital überarbeitet fort. Und wieder erwartet den Hörer ein gruseliger Spaß! Die unfreiwillige Komik, die auch Charme hatte, aus den frühen Episoden ist nun praktisch nicht mehr vorhanden. Nun, wo man sich in den 80er-Folgen befindet, denkt man schon fast an die neuen Folgen, die Lübbe Audio dann Jahre später gestartet hatte. Aus diesen fünf Folgen sticht die Doppelfolge „Das Ungeheuer von Loch Morar“ (84) und „Die Zombies (85) absolut heraus. Große Gruselaction! Aber auch „Sandra und ihr zweites Ich“ (86) weiß mit einer überraschenden Geschichte zu überzeugen. Auch diese Kult-Klassiker-Folgen sollte man nicht verpassen!
Lübbe Audio, je 1 CD, je ca. 60 Minuten; je 6,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 22.07.2019 – Nr.570
Harlan Coben
Suche mich nicht
Für Simon wird ein Alptraum wahr, als seine Tochter Paige von einem Tag auf den anderen verschwindet. Hinterlassen hat sie eine Botschaft, in der sie klar macht, dass sie nicht gefunden werden will. Panisch begibt sich Simon auf die Suche, und als er Paige im Central Park tatsächlich entdeckt, erkennt er seine Tochter nicht wieder. Denn diese junge Frau ist völlig verstört und voller Angst. Sie flieht vor ihm, und Simon hat nur eine Chance, wenn er sie retten will: Er muss ihr in die dunkle und gefährliche Welt folgen, in deren Sog sie verloren ging. Und was er dort entdeckt, reißt ihn und seine gesamte Familie in einen Abgrund …
Wenn man einen Thrillerautor mit dem Prädikat „Weltklasse“ auszeichnen kann, dann ist das Harlan Coben! Seinen Thrillern wohnt eine Magie inne, denn die Spannung ist nicht von dieser Welt. So auch in seinem neuen Thriller „Suche mich nicht“. Was von der Story viele Coben-Thriller auszeichnet ist, dass man niemals weiß, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Eine feste Thrillerschablone gibt es bei ihm nicht. Simons Suche nach seiner Tochter Paige wartet mit vielen Wendungen auf, die einen wie die Hauptfigur Simon nicht ruhen lassen. Und am Ende ist vieles wieder ganz anders, als man sich das zuvor gedacht hatte.
Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Harlan-Coben-Stammvorleser Detlef Bierstedt, die deutsche Stimme von George Clooney, weiß wieder in allen Belangen zu überzeugen. 14,99 Euro. Hörprobe 3 :23 Min.
Goldmann, 457 Seiten; 15,00 Euro
Katarzyna Bonda
Der Rat der Gerechten
Die Einwohner von Hajnówka, einer Kleinstadt an der polnisch-weißrussischen Grenze, bereiten sich auf die Hochzeit des Jahres vor: Iwona Bejnar heiratet Piotr Bondaruk. Die junge Iwona stammt aus einer armen polnischen Familie, während der wesentlich ältere Bondaruk, Weißrusse und Besitzer einer Holzfirma, zu den reichsten Geschäftsleuten der Stadt gehört. Während der Hochzeit verschwindet Iwona plötzlich und bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Besteht ein Zusammenhang mit dem Verschwinden früherer Partnerinnen von Piotr Bondaruk? Die Profilerin Sasza Załuska, die zu den Ermittlungen hinzugezogen wird, gräbt tief in der Vergangenheit des Ortes und stößt auf ein ungesühntes Verbrechen, über dem jahrzehntelang ein Mantel des Schweigens lag.
Katarzyna Bonda gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen Polens. Nach „Mädchen aus dem Norden“ ist „Der Rat der Gerechten“ nun der zweite Fall um Profilerin Sasza Zaluska. „Mädchen aus dem Norden“ war auch in Deutschland ein viel beachteter Krimi. Ich war angetan vom ersten Fall von Sasza Zaluska, daher war ich gespannt auf ihren zweiten. Die Geschichte hörte sich vielversprechend und ausladend an. Was sie auch war, also ausladend, denn der Roman, auf dem Cover steht zur Vorsicht schon mal nichts von einem Krimi, umfasst 700 Seiten. Und da muss man schon eine Autorin der Klasse einer Elizabeth Georg sein, um diese mit einem spannenden Kriminalroman zu füllen. Katarzyna Bonda schafft das über weite Strecken nicht. Wenn es 300 Seiten weniger gewesen wären, ich hätte nichts vermisst an diesem Roman. Zu unübersichtlich, zu kompliziert aufgebaut, zu viele Charaktere, die nicht wirklich etwas Nachhaltiges zur Geschichte beitragen.
Heyne, 700 Seiten; 17,00 Euro
Katrine Engberg
Blutmond
Es ist ein klirrend kalter Januar. In den prunkvollen Sälen des Geologischen Museums trinken sich die Größen der Modewelt warm für die Copenhagen Fashion Week, als draußen im Schnee der Designer Bartholdy unter Qualen zusammenbricht. Jeppe Kørner und Anette Werner ermitteln in dem Fall. Jeppe ist zurück von einem längeren Urlaub in Australien, doch die Erholung hält nicht lange an. Denn Jeppes bester Freund ist seit dem grausamen Mord an Bartholdy unauffindbar.
Nach „Krokodilwächter“ ist „Blutmond“ der zweite Fall für das Ermittlerpaar Jeppe Kørner und Anette Werner. Die Dänin Katrine Engberg hat mit ihrer Kopenhagen-Thriller-Reihe auch schnell in Deutschland viele begeisterte Leserinnen und Leser gefunden. Das Ermittlerpaar Jeppe Kørner und Anette Werner alleine sind es schon wert diesen Krimi zu lesen! Für mich mehr ein sich langsam entwickelnder Krimi als ein rasanter Thriller. Thriller steht auf dem Cover. Der Qualität tut das aber keinen Abbruch. Mir hat es besonders Anette Werner mit ihrer unkonventionellen Art angetan. Katrine Engberg hat mit ihrem Ermittlerpaar zwei charakterstarke Figuren erschaffen, deren Ermittlungsarbeit spannend zu verfolgen ist. „Blutmond“ wird jeden begeistern, der hochkarätige Spannungsliteratur liebt!
Diogenes, 472 Seiten; 24,00 Euro
Katharina Fuchs
Zwei Handvoll Leben
Deutschland 1914: Charlotte wächst auf dem archaischen Landgut ihres mächtigen Vaters in Sachsen auf. Die Welt scheint ihr zu Füßen zu liegen, als sie von ihrer Tante und deren jüdischem Ehemann in die Leipziger Ballsaison eingeführt werden soll. Sie begegnet ihrer ersten Liebe. Doch der Beginn des ersten Weltkriegs zerstört ihre Pläne. Und ihr Leben verändert sich für immer. Gleichzeitig gelingt es Anna, zwischen den Wasserstraßen des Spreewalds, wo Verzicht und harte Arbeit erfinderisch machen, dem Schicksal immer wieder ein Schnippchen zu schlagen. Doch sie verkennt die tiefe Liebe ihres besten Freundes, bevor er an die Westfront zieht. An einem eiskalten Tag im Februar 1919 steigt die neunzehnjährige Schneiderin alleine in den Zug nach Berlin. In den engen Hinterhöfen des Wedding prallen Hunger und Armut auf den ungezügelten Lebensdurst der beginnenden zwanziger Jahre. Und im Konsumtempel KaDeWe sucht man Verkäuferinnen.
Ein epischer Roman über zwei deutsche Frauenschicksale in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – fesselnd und faszinierend! Katharina Fuchs ist mit „Zwei Handvoll Leben“ ein echtes Juwel von einem Roman gelungen. Die Leben von Charlotte und Anna entführen den Leser in eine stürmische Zeit. Beiden Frauenfiguren bringt man große Sympathien entgegen.
Droemer, 541 Seiten; 19,99 Euro
Dinah Jefferies
Die Saphirtochter
Ceylon, 1935. Louisa Reeve, Tochter eines erfolgreichen Edelsteinhändlers, ist glücklich verheiratet mit dem Geschäftsmann Elliot. Als dieser tödlich verunglückt, erfährt sie nach und nach, dass er ein Doppelleben führte. Eines Tages besucht Louisa die koloniale Zimtplantage Cinnamon Hills, an der ihr Mann Anteile besaß, und lernt den raubeinigen Naturburschen Leo kennen, der mehr über Elliot zu wissen scheint, als er vorgibt. Und während die herrliche Plantage mit Blick auf den Indischen Ozean ihren magischen Zauber entfaltet, gerät Louisas Herz nicht nur wegen Elliots schockierendem Verrat zunehmend in Aufruhr …
Dinah Jefferies ist ein Garant für spannende Unterhaltungsliteratur! Schon mit „Die Frau des Teehändlers“, „Die Tochter des Seidenhändlers“ und „Die englische Fotografien“ konnte sie die Leserinnen und Leser begeistern. Das gelingt ihr auch mit ihrem neuen Werk „Die Saphirtochter“.
Lübbe, 398 Seiten; 15,00 Euro
Hörbuch der Woche
Minette Walters
In der Mitte der Nacht
September 1348: Seit Monaten wütet die Pest in Südengland. Lady Anne of Develish ist es gelungen, ihre Schutzbefohlenen in Sicherheit zu bringen. Doch die Versorgung wird mit der Zeit immer schwieriger. Ihr geliebter Verwalter Thaddeus ist losgezogen, um Vorräte zu beschaffen und weitere Überlebende zu retten. Da er als Bastard eines Leibeigenen über keinerlei Einfluss verfügt, nennt er sich mit Lady Annes Billigung „Milord of Athelstan“. Eine hochgefährliche Strategie: Auf eine derartige Titelanmaßung steht nichts anderes als der Tod. Der Plan geht gut, bis Hugh de Courtesmain auftaucht, der neidzerfressene ehemalige Verwalter von Develish. Thaddeus wird gefangengenommen und verhört. Wird Lady Anne ihn retten können, bevor er – und mit ihm die Gesellschaft von Develish – verloren ist?
Nach „Die letzte Stunde“ setzt die englische Weltbestsellerautorin Minette Walters ihr großes Historienepos mit „In der Mitte der Nacht“ fort. Ein würdiger Abschluss, der zu fesseln weiß mit den einnehmenden Charakteren, dem geschichtlichen Hintergrund und Walters Erzählkunst! Minette Walters, einst gefeierte Krimiautorin, hat mit diesen beiden Romanen bewiesen, dass sie auch im historischen Roman zu bestehen weiß. Wie schon der Vorgänger wird auch „In der Mitte der Nacht“ von Gabriele Blum gelesen. Sie veredelt mit ihrer Lesung Minette Walters Geschichte! Hörprobe 4:00 Min.
Auch als Hardcover erhältlich bei Heyne, 22,00 Euro.
Random House Audio, 2 MP3 CDs, 718 Minuten; 22,00 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 29.07.2019 – Nr.571
Andreas Gößling
Drosselbrut
Hochsommer in Berlin. Innerhalb kurzer Zeit verschwinden zwölf junge Frauen – verlockt von einer Social-Media-Kampagne namens „Befrei dich!“. Mit effektvollen Videos von kleinen Vögeln, die sich in Nestern aus Plastikmüll strangulieren, werden die Teenager motiviert, ihr soziales „Netz“ zu zerreißen und sich in einsamen Wäldern auf Selbsterfahrungstrip zu begeben – auf Nimmerwiedersehen. Was für die Beamten vom Vermisstendezernat zunächst wie reine Routine aussieht, lässt bei Kriminalhauptkommissarin Kira Hallstein sämtliche Alarmglocken schrillen. Und dann taucht die erste Leiche auf.
Ein True-Crime-Thriller, der einem den Atem raubt! Der Autor hat den „Jahrhundertfall“ Dutroux, in den tatsächlich auch Berliner Teenager verwickelt waren, zu einem True-Crime-Thriller adaptiert. Andreas Gößling setzt seine True-Crime-Thriller-Reihe spektakulär fort! Nach „Wolfswut“ lässt er nun „Drosselbrut“ folgen. Der steht seinem Vorgänger in nichts nach. Ein Thriller, in dem viel passiert. Andras Gößling versteht es die Spannung durch seine schnellen Szenenwechsel hoch zu halten. Mit Kriminalhauptkommissarin Kira Hallstein hat er eine moderne, zupackende und eigenwillige Frauenfigur erschaffen, der man als Leser garantiert immer auf den Fersen bleiben will.
Knaur, 525 Seiten; 14,99 Euro
Gard Sveen
Die stille Tochter
Oslo, 1982: An einem eiskalten Dezembertag verschwindet die ehemalige DDR-Bürgerin und KGB-Agentin Christel Heinze. Hat ihre große Liebe Arvid Storholt, ein berühmt berüchtigter Doppelagent, damit zu tun? War es wirklich wahre Liebe oder nur eine Gelegenheit zum Verrat? Oslo, 2016: In einem See werden die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Kurz darauf wird Arvid Storholt ermordet. Tommy Bergmann, selbstzerstörerischer Ex-Polizist, ermittelt für den norwegischen Geheimdienst. Gibt es eine Verbindung zwischen der toten Unbekannten und dem ermordeten Sowjetagenten? Tommy Bergmann stößt auf einen alten Skandal, der auch ihm selbst gefährlich werden kann.
Der Norweger Gard Sveen hat mit Tommy Bergmann eine Figur mit vielen Ecken und Kanten geschaffen! Augetreten ist er bisher in „Der letzte Pilger“, „Teufelskälte“ und „Der einsame Bote“. Nun ermittelt er in „Die stille Tochter“ zum vierten Mal. Gard Sveen schreibt keine Thriller vom Reißbrett, das kann gut sein, aber auch schlecht. Bei Gard Sveen schwanke ich da hin und her, denn der Story fehlt es an durchgängiger Spannung und einem erzählerischen Plan. Zu oft springt Gard Sveen von einer Zeitebene und wieder zurück. Praktisch von Kapitel zu Kapitel. Ein richtiger Lesefluss kann so kaum aufkommen. Dagegen hätte die Spionagestory Potenzial für mehr, und die Charaktere sind gut ausgearbeitet.
List, 367 Seiten; 14,99 Euro
Charlotte Lucas
Fünf Sterne für dich
Für ein gutes Leben gibt es ein simples Rezept: Man muss nur alles Schlechte vermeiden. Davon ist Konrad fest überzeugt, denn er hat schon genug Schlimmes erlebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er, indem er bezahlte Rezensionen nach Kundenwunsch schreibt. Auch privat versieht er alles mit Sternen: die flinke Kassiererin, den lauwarmen Kaffee … und Pia, die neue Klassenlehrerin seiner Tochter. Zu hübsch, zu unsicher, nicht geeignet für den Lehrberuf. Gerade mal zwei knappe Sterne von fünf. Als Pia davon Wind bekommt, will sie Konrad eine Lehre erteilen. Dass er zum neuen Elternvertreter gewählt wird, passt ihr da bestens ins Konzept. So kann sie ihn mit lästigen Aufgaben ordentlich ins Schwitzen bringen. Doch als einer ihrer Schüler gemobbt wird, erweist sich ausgerechnet Konrad als Hilfe …
So charmant, so ehrlich und so mitreißend! „Fünf Sterne für dich“ hat sich seine fünf Sterne auf jeden Fall verdient. Wie ist es als Alleinerziehender, was passiert in der Schule, wie ist es für die Lehrer und wie im Leben der Teenager, was für Abenteuer birgt die Liebe im meist nicht einfach zu meisternden Alltagsleben? Diese und noch mehr Themen geht Charlotte Lucas in ihrem Roman „Fünf Sterne für dich“ nach. Sie versteht es etwas Drama, Komödie und Romantik mit viel Alltagsleben zu würzen. Die Charaktere sind gut getroffen, allen voran natürlich Pia, Konrad und Mathilda, auch wenn einige andere etwas überzeichnet sind.
Lübbe, 573 Seiten; 18,00 Euro
Ian McEwan
Maschinen wie ich
Charlie ist ein sympathischer Lebenskünstler Anfang 30. Miranda eine clevere Studentin, die mit einem dunklen Geheimnis leben muss. Sie verlieben sich, gerade als Charlie seinen „Adam“ geliefert bekommt, einen der ersten lebensechten Androiden. In ihrer Liebesgeschichte gibt es also von Anfang an einen Dritten: Adam. Kann eine Maschine denken, leiden, lieben? Adams Gefühle und seine moralischen Prinzipien bringen Charlie und Miranda in ungeahnte – und verhängnisvolle – Situationen.
Weltbestsellerautor Ian McEwan zeigt mit „Maschinen wie ich“ wieder sein ganzes literarisches Können verknüpft mit großem Einfallsreichtum! Wie er dem Leser in seinem fiktiven Jahr 1982 nahe bringt, wie die Künstliche Intelligenz unser normales Alltagsleben in Zukunft durcheinanderbringen wird, ist erstaunlich leicht, anschaulich und spannend zugleich geschildert.
Diogenes, 405 Seiten; 25,00 Euro
Aimee Molloy
Die Mütter
Sie treffen sich jede Woche. Sie teilen Freuden, Sorgen und Nöte. Eine Gruppe Frauen, die nur eines verbindet: Sie sind alle frischgebackene Mütter, und das schweißt zusammen. Freundschaften entstehen. Und ein Plan – einmal eine winzige Auszeit vom Babyalltag zu nehmen, abends in einer Bar. Die alleinerziehende Winnie lässt ihren kleinen Sohn Midas für den Abend bei einer Babysitterin. Als Winnie nach Hause kommt, ist ihr Kind spurlos verschwunden, niemand hat etwas bemerkt. Es folgen Tage, in denen jede der Mütter durch die Hölle geht: Sarah will Antworten. Collette weiß zu viel. Nell hat etwas zu verbergen. Und eine Mutter hat etwas Unaussprechliches getan …
Ein Drama-Thriller, der aufzeigt, wie Mütter denken, fühlen und handeln im Angesicht einer schicksalhaften Katastrophe! Aimee Molloy ist als Sachbuchautorin in den USA sehr erfolgreich, mit „Die Mütter“ hat sie nun ihr Romandebüt vorgelegt. Und was für eins. „Die Mütter“ fesselt auf vielen verschiedenen Ebenen, durch den geschickten Aufbau der Story, die Charaktere, die alle ein Geheimnis haben, und der nie nachlassenden, subtilen Spannung.
Rowohlt Polaris, 347 Seiten; 12,99 Euro
Hörbuch der Woche
Guillaume Musso
Die junge Frau und die Nacht
Nur auf Drängen seines besten Freundes Maxime kehrt der erfolgreiche Schriftsteller Thomas anlässlich einer Jubiläumsfeier ihrer alten Schule aus den USA in seine französische Heimatstadt Antibes zurück – an den Ort, an dem vor fünfundzwanzig Jahren Vinca, seine große Liebe, spurlos verschwand. Damals beging Thomas mit Maximes Hilfe aus Liebe und Verzweiflung ein grausames Verbrechen. Nun droht die Vergangenheit sie einzuholen, denn jemand ist hinter ihr Geheimnis gekommen und will nur eines: Rache. Um sich und ihre Familien zu schützen, müssen Thomas und Maxime herausfinden, warum Vinca damals das Internatsgelände verließ. Doch je näher sie der Wahrheit kommen, desto größer wird die Gefahr …
Der französische Bestsellerautor Guillaume Musso ist ein literarisches Phänomen! Jeder neue Roman überzeugt mit einer überraschenden Geschichte und faszinierenden Charakteren. Es gibt kaum eine Möglichkeit, Guillaume Musso zu entkommen! Das trifft auch auf sein neuestes Werk „Die junge Frau und die Nacht“ zu. Eine wahrlich überraschende Story, die mit den abwechselnden Erzählsträngen für zusätzliche Spannung sorgt. Und der große Knall, Guillaume Musso weiß wie man es macht, kommt ganz zum Schluss! Gelesen wird der neue Musso von Richard Barenberg. Mit Stil und stimmlicher Präsenz präsentiert Richard Barenberg den Roman von Guillaume Musso. Hörprobe 5:00 Min.
Auch als Paperback erhältlich bei Pendo, 16,99 Euro.
Osterwold Audio, 2 MP3 CDs, 526 Minuten; 19,99 Euro
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