BuchKolumne 13.09.2021 Nr. 682
Dora Heldt – Drei Frauen, vier Leben
Dr. Caroline Draeger / Nico Fried – Angela Merkel – Die großen Reden
Ralph Bollmann– Angela Merkel – Die Kanzlerin und ihre Zeit
Jamie Oliver – Together
Jeff Montrose – In der Wüste des Wahnsinns
Dora Heldt – Drei Frauen, vier Leben
Ein tiefes Zerwürfnis hatte die drei Freundinnen Jule, Alexandra und Friederike seit Kindertagen über Jahre getrennt. Erst der Tod der Vierten im Bunde, Marie, ein Jahr zuvor hatte sie schließlich wieder zusammengebracht. Jetzt steht das nächste Pfingsttreffen an. Seit ihrem Wiedersehen ist viel passiert: Alexandra hat gerade ihren Job als Verlegerin verloren. Jules Tochter Pia ist ungewollt schwanger. Und Friederike muss sich nun wohl endgültig von ihrem Lebenstraum verabschieden. Doch ihr Treffen im Haus am See setzt Kräfte frei, die ihrer aller Leben in gänzlich unerwartete Richtungen lenken.
Was war ich 2018 begeistert von „Drei Frauen am See“! Dora Heldt hat mit diesem Roman ein ganz exzellentes emotionales Drama geschrieben. Und dieses Buch setzt sie nun mit „Drei Frauen, vier Leben“ fort. So schön, den Charakteren aus dem Vorgängerbuch wieder zu begegnen. Jeder der Frauen hat einen Umbruch in ihrem Leben zu tragen. Entweder schon geschehen oder gerade mittendrin. Auch mit Mitte Fünfzig gilt es den Veränderungen im Leben zu trotzen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Auch geht es um den Wunsch nach einer neuen Partnerschaft, mit all seinen schönen Dingen, aber auch der Menge an Dingen, die man gar nicht mehr will nach über einem halben Jahrhundert Leben. Der Wunsch des Singledaseins ist nicht kleiner. Die Aufbruchstimmung einer neuen Generation kommt auch zum Tragen, in Person von Pia, der Tochter von Jule, mit allem was da auf einem zukommt, wenn man gerade ein Praktikum begonnen hat, die richtig erste Liebe hat und feststellt, das war gar nichts, und dann auch noch schwanger von diesem Mann wird. Die ernste Dora Heldt ist noch besser als die lustige Dora Heldt. Ein ganz wunderbares Buch über Beziehungen, Freundschaften, über Familie, das Älterwerden, über das neue Leben und die Vergänglichkeit des Lebens. Dora Heldt at its best!
dtv, 607 Seiten; 17,90 Euro
Dr. Caroline Draeger / Nico Fried – Angela Merkel – Die großen Reden
Die Kanzlerin prägte unsere Zeit, unser Leben und unsere Demokratie über eineinhalb Jahrzehnte. In den hier versammelten großen Reden zeigt Angela Merkel, wie Worte wirken können und warum die erste Kanzlerin der Bundesrepublik in mehr als einer Hinsicht Maßstäbe setzt. Selten genug, dann aber besonders eindrucksvoll greift sie auch auf persönliche Erfahrungen zurück. Welche entscheidende Rolle ihre Reden spielen, wurde uns während der Bankenkrise 2008, in der Flüchtlingsdebatte 2015 und in besonderem Maße bewusst, als es um unser aller Engagement in der Corona-Krise ging. Aus den geschätzt tausend Reden sind hier die bedeutendsten herausgefiltert. Seit dem 22. November 2005 war die 1954 geborene Angela Merkel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie gab im Oktober 2018 bekannt, nicht mehr zur Bundestagswahl 2021 zu kandidieren.
Angela Merkel ist auf ihre Art eine faszinierende Politikerin! Ihr Leben und ihre Arbeit werden auch in der von mir besprochenen Biographie von Ralph Bollmann ausführlich dargestellt. Wer nun nicht ein totaler Merkel-Fan oder politischer Feingeist ist, der wird sich mit diesem Buch „Angela Merkel – Die großen Reden“ schwertun. Lebendig ist an diesem Buch recht wenig. Natürlich haben die Reden Gewicht und auch Aussagekraft, aber wenn man dieses Buch mit der Biographie vergleicht, dann fällt dieses doch sehr ab und ist auch verzichtbar. Die einzelnen Reden sind: „Rede beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit, 3.10.2006 in Kiel“, „Rede vor der Knesset, 18.03.2008 in Jerusalem“, „Regierungserklärung, 15.10.2008 in Berlin“, „Vor dem Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika, 03.11.2009 in Washington, D. C.“, „Zur Verleihung des Medienpreises, 08.09. 2010“, „Regierungserklärung, 09.06.2011 in Berlin“, „Gedenkveranstaltung, 23.02.2012 in Berlin“, „Neujahrsansprache, 31.12.2014 in Berlin“, „Beim Sommerempfang, 05.07.2016 in Berlin“, „Trauerakt zu Ehren Helmut Kohls, 01.07.2017“, „Bei der UN-Klimakonferenz, 15.11.2017“, „500. Jahrestag der Reformation, 31.10.2017“, „Regierungserklärung, 21.03.2018 in Berlin“, „Fernsehansprache, 18.03.2020“, „Zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft, 08.07.2020“ und „Rede in der Haushaltsdebatte, 09.12.2020 in Berlin“.
Droemer, 187 Seiten; 16,00 Euro
Ralph Bollmann – Angela Merkel – Die Kanzlerin und ihre Zeit
Mit Angela Merkel zog 2005 erstmals eine Frau und ehemalige Bürgerin der DDR ins Kanzleramt ein. Aus „Kohls Mädchen“, der Ministerin und Generalsekretärin der CDU, wurde nun die beliebteste deutsche Politikerin und eine der mächtigsten Frauen der Welt. In der Regierungszeit von Angela Merkel begannen sich Gewissheiten aufzulösen. Die vertraute Weltordnung der Nachkriegszeit verschwand, eine neue Unsicherheit trat an ihre Stelle, zuletzt in der Corona-Krise sogar bis in den Alltag der Menschen hinein. Durch die Erfahrung des Systembruchs von 1989/90 war die ostdeutsche Politikerin darauf besser vorbereitet als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. Sie wurde nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil sie von den veränderungsunlustigen Deutschen alle Zumutungen konsequent fernhielt. Doch mit der Flüchtlingsdebatte endete diese Harmonie. Merkel konnte und wollte Deutschland nicht länger von den Weltläufen abschirmen und polarisierte selbst im Konflikt zwischen nationaler Abwehr und Weltoffenheit.
In gut zwei Wochen ist Bundestagswahl. Ein guter Zeitpunkt zurückzublicken auf die Kanzlerschaft der Angela Merkel, die auf dem Höhepunkt ihrer politischen Karriere für immer aus dem Amt ausscheidet. Sie ist die beliebteste Politikerin im Land, keiner der neuen Kandidaten oder die Kandidatin können ihr das Wasser reichen. Da ist der Blick zurück noch einmal um einiges interessanter. Was ist alles geschehen während der Kanzlerschaft Merkel? Das und noch viel mehr erzählt uns Ralph Bollmann in einer launigen und detailreichen Biographie. Die Hauptthemen sind: „Herkunft (1954 – 1961)“, „Schule im Sozialismus (1961 – 1973)“, „Studium in Leipzig (1973 – 1978)“, „Berliner Boheme (1978 – 1989)“, „Wende (1989/90)“, „Ministerin in Bonn (1991 – 1998)“, „Opposition (1998 -2005)“, „Kanzlerin auf Probe (2005 – 2008)“, „Finanzkrise (2008 – 2009)“, „Euro (2010 – 2013)“, Ukraine (2013 – 2015)“, „Flüchtlinge (2015 – 2016)“, „Annus horribilis (2016 – 2017)“, „Dämmerung (2017 – 2020)“ und „Corona (2020 – 2021)“.
C. H. Beck, 800 Seiten; 29,95 Euro
Noch nie war es wichtiger, zusammenzukommen und eine Mahlzeit mit seinen Lieben zu teilen. Jamie Oliver will ein Fest des guten Essens machen, welches man mit Familie und Freunden genießt. Dabei hat Jamie alles perfekt durchdacht und geplant, damit Sie bestens vorbereitet besonders viel Zeit mit Ihren Lieben verbringen können. Für dieses Kochbuch hat er köstliche Gerichte kreiert, die für 2 bis 14 Personen serviert werden können. Vom Sommer-Lunch bis zur Curry Night – in 18 kreativen Menü-Ideen bildet je ein Hauptgericht den Mittelpunkt, das von passenden Beilagen, Drinks und kleinen Gerichten flankiert wird. Das ergibt über 120 geniale Rezepte, die zum gemeinsamen Genießen einladen.
Da ist er wieder, der so beliebte Jamie Oliver. Sein neuestes Kochbuch ist wieder ein Fest für alle Koch-Fans! In „Together“ wird man garantiert fündig, wenn man für seine Lieben und sich etwas Schönes auf den Teller zaubern will. Über 120 Rezepte erwarten einen: Ob Dukkah- Brathähnchen bei der Garten-Party oder Boeuf Bourguignon Jamie-Style beim französisch inspirierten Soul-Food-Abend – die Rezepte funktionieren auch solo oder anders kombiniert. Mit dem praktischen Rezept-Baukasten bleiben Sie flexibel und können sich für jede Gelegenheit und Personenanzahl das Passende herauspicken. Die Hauptthemen sind: „Brunch-Party“, „Entspanntes Festessen“, „Curry-Abend“, „Taco-Party“, „Sonniges Beisammensein“, „Last-Minute-Fest“, „Steak-Abend“, „Fröhliches Familienessen“, „Sommerfest“, „Mittags im Garten“, „Echt exotisch“, „Picknick-Lust“, „Schlichte Eleganz“, „Erntedank“, „Tisch für zwei“, „Herbstliche Gaben“, „Genüsslich schwelgen“, „Festtagsbraten“ und „Wundervolle Cocktails“.
Dorling Kindersley, 359 Seiten; 29,95 Euro
Jeff Montrose – In der Wüste des Wahnsinns
Als der US-Soldat Jeff Montrose am 11. September 2001 den Terroranschlag auf das World Trade Center im Fernsehen verfolgt, weiß er, dass es für die USA nur eine Antwort darauf geben kann: Krieg. In diesem Moment ahnt er noch nicht, was ihn erwartet: dass er innerhalb weniger Jahre von einem planlos wirkenden Einsatz verschlungen, zum Kompaniechef befördert, letztendlich aus Gewissensgründen die Army verlassen und schließlich in Deutschland ein neues Leben beginnen wird.
Der Afghanistan-Einsatz der US-Armee ist vorbei, aber es gab ja auch noch den im Irak, der sich aus den Schlagzeilen schon lange verabschiedet hat. Doch mit Jeff Montroses Buch „In der Wüste des Wahnsinns“ kehrt man wieder an diesen Ort des kriegerischen Schreckens zurück. Jeff Montrose gibt für den Normalsterblichen, der in seinem Alltag aufgeht, monströse Einblicke in das Leben eines US-Soldaten. Schockierend, beängstigend und reflektierend. Ein Bericht, der einem oft den Atem stocken lässt!
Econ, 277 Seiten; 21,99 Euro