BuchKolumne 06.09.2021 Nr. 681
Stephen King – Billy Summers
Ali Smith – Sommer
Daniela Krien – Der Brand
Fritz Wepper – Ein ewiger Augenblick
Willi Weber – Benzin im Blut
Stephen King – Billy Summers
Billy ist Kriegsveteran und verdingt sich als Auftragskiller. Sein neuester Job ist so lukrativ, dass es sein letzter sein soll. Danach will er ein neues Leben beginnen. Aber er hat sich mit mächtigen Hintermännern eingelassen und steht schließlich selbst im Fadenkreuz. Auf der Flucht rettet er die junge Alice, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. Billy muss sich entscheiden. Geht er den Weg der Rache oder der Gerechtigkeit? Gibt es da einen Unterschied? So oder so, die Antwort liegt am Ende des Wegs.
Stephen King – wie immer herausragend! Mit „Billy Summers“ ist Stephen King eine fein gezeichnete Geschichte gelungen, die zwischen Thriller, Drama und einem Hauch Lovestory hin- und herschwingt. Wie Stephen King Billy, den netten Auftragskiller von nebenan, darstellt ist fabelhaft. Sein Leben und sein Treiben laden gerade dazu ein, sich als LeserIn ihm anzuschließen. Als dann eine nachts die 21-jährige Alice in sein Leben stößt, bekommt die Story einen ganz besonderen Drive. „Billy Summers“ kommt ganz ohne Horror aus und zeigt wieder einmal die Bandbreite des Schriftstellers Stephen King. Möge er mindestens 100 Jahre alt werden und auch so lange so herausragende Romane schreiben. Denn niemand wird jemals wieder so schreiben können wie er.
Heyne, 717 Seiten; 26,00 Euro
Ali Smith – Sommer
Eine Geschichte über Menschen, denen große Veränderungen bevorstehen. Sie sind eine Familie und glauben doch, Fremde zu sein. Was verbindet diese Menschen? – Der Sommer. Da ist zum Beispiel Sacha, 16, die Probleme mit ihrem kleinen Bruder hat, einem hochbegabten, die Schule schwänzenden Einstein-Fan; und eigentlich will sie die Welt retten, aber ihre Eltern sind ihr da auch keine Hilfe. Soweit die Gegenwart. In der Vergangenheit verbringen ein anderer Bruder und eine andere Schwester einen wunderschönen Sommer, obwohl sie wissen, dass die Zeit gegen sie arbeitet.
Die britische Bestsellerautorin Ali Smith hat mit ihrer Jahreszeiten-Tetralogie vor allem im Feuilleton für wahre Begeisterungsstürme gesorgt. Ganz anders sah es da bei den LeserInnen aus. Hier war das Echo eher geteilt. Die einen liebten „Herbst“, „Winter“, „Frühling“ und „Sommer“, die anderen hielten die Tetralogie größtenteils für schwer lesbar. Was Ali Smith gesellschaftspolitisch darin behandelt ist große Klasse. Nur die literarische Umsetzung ist leider meist sehr zäh und wirr. Die Kernthemen der Bücher hätten bei einer besseren Umsetzung wahre Schätze werden können, so sind sie leider nur literarische Holpersteine, die nur in Zügen wirklich ihre wahre Größe ausdrücken können.
Luchterhand, 380 Seiten; 22,00 Euro
Daniela Krien – Der Brand
Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise und unbemerkt, dann mit einem großen Knall hat sich die Liebe aus ihrer Ehe verabschiedet. Ein Sommerurlaub soll bergen, was noch zwischen ihnen geblieben ist, und die Frage beantworten, wie und mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen.
Ein Roman über eine Ehe, der so voller Wahrheiten steckt, auch wenn sie traurig und bitter sind, der am Ende aber doch die Hoffnung nicht sterben lässt. Rahel, 49, Peter, 55, sie sehnt sich nach mehr Aufmerksamkeit, er ist zufrieden mit dem Ist-Zustand. Vor allem auch jetzt in den „Ferienwochen“. Er ist beschäftigt, weiß immer etwas zu tun, sie weiß nichts mit sich anzufangen, ihre Gedanken kreisen immer nur um Peter, und warum ihre Ehe nicht mehr das ist, was sie einmal war. Und um ihre Tochter Selma, die in Rahels Augen ein mittlerer Katastrophenfall ist. Sprunghaft, launenhaft, wenig nach Erfolg strebend, ihren Sohn Simon findet sie da schon besser. Daniela Krien ist mit „Der Brand“ eine ausgezeichnete Bestandsaufnahme einer langjährigen Ehe gelungen, die mit wenigen Worten viel bittere Klarheit aufzeigt.
Diogenes, 271 Seiten; 22,00 Euro
Fritz Wepper ist ein echtes Urgestein unter den deutschen Schauspielern. Ganze Generationen sind mit ihm groß geworden. Schon mit elf Jahren war er Teil der Münchner Theater‐ und bald auch Filmszene, in weit über einem halben Jahrhundert Schauspielkarriere baute er ein überwältigendes Lebenswerk auf. Jetzt erzählt Fritz Wepper von seiner frühen Liebe zum Schauspiel, der Kindheit im zerbombten München, seinen Begegnungen mit den Größen der Filmwelt, dem Leben hinter den Kulissen. Aber auch von Höhen und Tiefen, Glücksmomenten und Rückschlägen, die ihn bis heute beschäftigen. Große Leistungen und auch Fehler: Fritz Wepper liefert ein persönliches Zeugnis eines nicht perfekten Menschen, der sich immer und absolut der Liebe zum Schauspiel und der Liebe zu den Menschen in seinem Leben verschrieben hat.
Fritz Wepper prägte über Jahrzehnte die deutsche Fernsehlandschaft! Wie habe ich mit ihm gefiebert in den Krimiserien „Der Kommissar“ und „Derrick“. Wie erfolgreich spielt er 20 Jahre lang den Bürgermeister in der Erfolgsserie „Um Himmels Willen“. Und auch sonst war er aus Schauspieler sehr erfolgreich. Wie spannend ist es, von solch einem deutschen Schauspielstar die Autobiographie zu lesen. In „Ein ewiger Augenblick“ gewährt er intime Einblicke in sein Leben und seine Arbeit. Diese Autobiographie sollte sich kein Fan entgehen lassen! Zudem gibt es eine Reihe bisher unveröffentlichter Fotos. Hier sind vor allem die des junge Fritz Wepper ein echter Augenschmaus.
Heyne, 304 Seiten; 20,00 Euro
Willi Weber – Benzin im Blut
Zwanzig Jahre war Willi Weber der Manager von Michael Schumacher. Er hat ihn entdeckt, gefördert und zum Rekordweltmeister gemacht. Doch bis Weber sein Vermögen in das junge Rennfahrertalent stecken konnte, kassierte er so manche verrückte Niederlage. Hier schreibt er über seine einzigartige Karriere vom Losverkäufer und Cognac-Vertreter zum millionenschweren Unternehmer. Und er erzählt von zwei Träumern – einem grünen Jungen aus Kerpen und einem Gastronom aus Regensburg -, die zusammen zum erfolgreichsten Formel-1-Gespann der Welt aufstiegen.
Wer Michael Schumacher kennt, kennt auch Willi Weber. Über ein Jahrzehnt war er im TV und den Medien immer präsent. Doch wer ist der Mann hinter dem erfolgreichen Manager? Das erfährt man in „Benzin im Blut“. Im ersten Teil des Buches geht es um die Anfänge des Willi Weber und wie er sich hochgekämpft hat bis zu dem Tag, als er Michael Schumacher traf und ab dann wird es für Schumi-Fans dann so richtig interessant. Auch wenn vieles natürlich schon bekannt ist, ist ein Rückblick auf diese bewegenden Zeiten richtig toll. Mit „Benzin im Blut“ liest man auf der Überholspur!
Lübbe, 299 Seiten; 20,00 Euro