Kolumne vom 02.02.2015 – Nr. 337
Kathy Reichs
Knochen lügen nie
Tempe Brennan überführt die Täter, mit forensischer Wissenschaft und weiblicher Intuition. Nur in einem einzigen Fall entkam ihr ein Killer: Anique Pomerleau, eine junge Frau, die selbst traumatische Misshandlungen hatte durchleben müssen. Und die sich an der Welt rächte, indem sie Mädchen entführte, quälte, tötete. Jetzt, zehn Jahre später, tauchen in Montreal die Leichen mehrerer vermisster Teenager auf. Tempe erkennt das Mordmuster, die Grauen erregende Handschrift: Anique ist zurück. Sie will ein letztes Mal Rache nehmen. Und sie kommt Tempe immer näher …
Kathy Reichs so gut wie eh und je. Halt! Noch besser. Sie knüpft mit „Knochen lügen nie“ an ihren Roman „Totenmontag“ an. Kathy Reichs präsentiert das was sie kann, und das außerordentlich gut. Sie lässt den Leser durch Tempe an der forensischen Arbeit teilhaben, wie auch an Tempes immer ereignisreichen Privatleben. Dazu noch ein wieder über die ganze Länge des Romans überzeugender, temporeicher und spannender Fall. So lieben ihrer Leserinnen und Leser Kathy Reichs. „Knochen lügen nie“ ist ein Versprechen auf gute Thriller-Unterhaltung!Auch als Hörbuch erhältlich bei Random House Audio. Britta Steffenhagen bringt den Thrill der Story stark rüber. Mehr davon! 19,99 Euro.
Blessing, 430 Seiten; 19,99 Euro
Sophie Hannah
Das Schweigen der Kinder
Als Fliss Benson eine rätselhafte Karte mit sechzehn Ziffern erhält, glaubt die Journalistin zunächst an einen missglückten Scherz. Am selben Tag erfährt sie, dass sie die Verantwortung für eine Dokumentation über Justizirrtümer übernehmen soll. Es geht um drei Frauen, die zu Unrecht des Mordes an ihren Kindern angeklagt wurden. Fliss hat größte Bedenken, das heikle Projekt zu übernehmen. Doch dann wird die Leiche einer der Frauen gefunden – in ihrer Rocktasche befindet sich eine Karte mit sechzehn Ziffern …
Ein perfekter Psychothriller wurde angekündigt. Die Story hört sich auch spannend an, doch die eigentlich erfahrende und erfolgreiche britische Autorin Sophie Hannah hat mit „Das Schweigen der Kinder“ keine überzeugende Vorstellung abgeliefert. Die Geschichte zieht sich wie ein Kaugummi. Über 520 Seiten lang, hätte sich die Story auch in 300 Seiten packen lassen. Das sagt viel aus. Auch konnten mich die Figuren nicht fesseln. Das sollte bei einem Psychothriller, und nicht nur da, unbedingt der Fall sein. Spannung wird hier nur light präsentiert. Über das Buch sollte man ab nun nur noch schweigen. Das tue ich.
Bastei Lübbe, 526 Seiten; 9,99 Euro
Keith Lowe
Der wilde Kontinent
Das Buch zeigt die Gewalteruption des 2. Weltkrieges als ein komplexes Geschehen über das Ende des Krieges hinaus. Im Europa der Nachkriegszeit stehen viele aufflammende, regionale Konflikte, die auch noch nach den klassischen Kriegshandlungen stattfanden: Bürgerkriege wüteten, ethnische Spannungen und Säuberungen dauerten an, Juden und Minderheiten wurden weiterhin verfolgt. Der Krieg hatte – trotz Hitlers Niederlage – eine Gewaltdynamik entfacht, die sich nicht mit der Kapitulation stoppen ließ.
Ein Krieg ist die absolute Katastrophe. Unschuldige Menschen sowie Soldaten werden getötet. Doch der Krieg zerstört noch viel mehr. Gebäude, Infrastruktur, Architektur- und Kulturschätze. Er hinterlässt ein großes Nichts. Wenn der Frieden ausgerufen wird und der Krieg beendet ist bleibt dieses Nichts bestehen. Die Menschen müssen leiden, werden gedemütigt, haben oft nur noch das, was sie am Leib tragen. Auch bleiben alte Feindschaften erstmal bestehen, diese werden nicht von einem auf dem anderen Tag beendet. Von diesem allem und noch mehr handelt „Der wilde Kontinent“. Das erste Buch, das Europa nach dem Krieg komplett betrachtet. Ein klares und aufwühlendes Buch über eine Zeit, die in Europa hoffentlich nie wieder kommt.
Klett-Cotta, 526 Seiten; 26,95 Euro
Thomas Suddendorf
Der Unterschied
Was den Menschen zum Menschen macht wird in diesem Buch erzählt. Der Autor verknüpft die Erkenntnisse aus Psychologie, Verhaltensbiologie, Evolutionsgeschichte und Neurowissenschaften. Nur die unbändige Imaginationskraft des Menschen und das Bedürfnis, unsere Gedanken mit anderen zu teilen, sind die zwei grundlegenden Besonderheiten.
Ein geniales Buch! Ein Buch, das zeigt wie wichtig der Affe für den Menschen ist. Der Affe zeigt uns, wer wir auf dem Planeten sind. Mit diesem Buch lernen wie detailliert das Wesen der Affen kennen. Der Schimpanse steht uns dabei am nächsten. Und wir lernen uns kennen. Was sind wir für eine Spezies? Was unterscheidet uns von den anderen auf dem Planeten?
Berlin Verlag, 464 Seiten; 22,99 Euro
Lucinda Riley
Der Engelsbaum
Greta Marchmont kehrt nach vielen Jahren nach Marchmont Hall in den verschneiten Bergen von Wales zurück. Doch sie leidet nach einem Unfall unter Amnesie, ihre Vergangenheit ist weg. Bei einem Spaziergang findet sie ein Grab – darin liegt ihr eigener Sohn. Greta will herausfinden, was sich in ihrem früheren Leben ereignet hat.
„Der Engelsbaum“ ist nach „Das italienische Mädchen“ erneut ein früherer Roman der Bestsellerautorin. Er erschien das erste Mal 1995, das ist nun eine überarbeitete Ausgabe von 2014. Auch diese Geschichte ist was man von einer Lucinda Riley erwartet: Eine spannende, dramatische und raffiniert verwobene Geschichte mit starken Charakteren!
Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Lucinda-Riley-Stammleserin Simone Kabst gibt wieder eine gute Hörvorstellung ab. 14,99 Euro.
Goldmann, 614 Seiten; 9,99 Euro
Hörbuch der Woche
Kai Meyer
Die Seiten der Welt
Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher. Der Landsitz ihrer Familie birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie und die Macht der Worte entfesseln. Doch dann wird ihr Bruder entführt, und Furia muss um sein Leben kämpfen. Ihr Weg führt sie nach Libropolis, die Stadt der verschwundenen Buchläden. Sie trifft auf Cat, die Diebin im Exil, und Finnian, den Rebellen. Gemeinsam ziehen sie in den Krieg – gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher.
Kai Meyer hat eine furiose, eine ganz fantastische Abenteuergeschichte geschrieben! Rund um die Buchstaben, die Bücher, um alles was uns Leser wichtig ist. Es geht um Geschichten. Und Geschichten entfesseln die Welt. Furia hat es faustdick hinter den Ohren! Mit ihr macht man jedes Abenteuer mit. Man kann gar nicht genug von ihr bekommen. Da steigt die Vorfreude auf Band 2. Simon Jäger sprüht förmlich vor Leselust. Er macht aus diesem furiosen Abenteuer auch ein solches für die Ohren.Auch als Hardcover erhältlich bei FJB, 19,99 Euro.
Argon Hörbuch, 2 MP3 CDs, 858 Minuten; 19,95 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 09.02.2015 – Nr. 338
Elisabeth Herrmann
Der Schneegänger
Ein kleiner Junge wird entführt – und alle Ermittlungen laufen ins Leere. Vier Jahre später wird sein Skelett im Wald gefunden. Polizeimeisterin Sanela Beara überbringt dem Vater die schlimme Nachricht. Die Begegnung mit Darko, der in den Wäldern Brandenburgs als Wolfsforscher arbeitet, löst Zweifel in ihr aus: War es wirklich eine Entführung? Oder wurde der Junge aus einfachen Verhältnissen etwa verwechselt? Doch alle Beteiligten schweigen. Daraufhin schleust sich Sanela undercover in die Villa der schwerreichen Familie Reinartz ein, bei der die Mutter des ermordeten Jungen damals gearbeitet hat – und wird hineingezogen in einen Strudel aus Hass, Gier und Verachtung.
Nach dem Bestseller „Das Dorf der Mörder“ nun der zweite Fall für die Polizeimeisterin Sanela Beara „Der Schneegänger“. Ein spannender und psychologisch fein ausgearbeiteter Kriminalroman. Ein verschachtelter Fall mit zahlreichen Wendungen und geschickt gelegten Fährten. Elisabeth Herrmann hat auch ihre Figuren wieder sehr lebendig und vielseitig dargestellt. Nicht nur die Hauptfigur Sanela Beara, sondern auch die Nebenfiguren können mit viel Charakter überzeugen. Elisabeth Herrmann gehört zu den erfolgreichsten und besten Krimi-Ladys des Landes. Mit ihr ist Hochspannung garantiert!Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Eva Mattes als Sprecherin spricht für eine qualitativ hochwertige Lesung. Die ist „Der Schneegänger“ auch geworden. 19,99 Euro.
Goldmann, 444 Seiten; 19,99 Euro
Sophie Kinsella
Shopaholic in Hollywood
Becky Brandon, geborene Bloomwood, ist endlich angekommen – nicht nur im Leben und in der Liebe, nein, in Hollywood. Der Rodeo Drive und die Stars: Becky ist in ihrem Element. Und wie kombiniert man seine Leidenschaft fürs Shoppen mit dem Wunsch, selbst einmal über den roten Teppich zu laufen? Ganz einfach – der Shopaholic wird Stylistin für die Stars. Leichter gesagt als getan, denn die Crème de la Crème von Hollywood ist nicht gerade für jedermann offen. Doch Becky wäre nicht Becky, wenn sie nicht durch verrückte Aktionen auffallen würde. Da hat Hollywood einiges vor sich.
Schade, ich habe mich so gefreut auf die Shopoholiac-Queen. Becky Brandon ist ja eine literarische Kultfigur geworden. Da hat man als Leser dann schon gewisse Ansprüche. Man erwartet witzige Abenteuer in der Liebes- und Chaoswelt der Becky Brandon. Und Hollywood wäre dazu ja ein ideales Pflaster. Leider war das Buch weder sonderlich witzig, noch abenteuerlich. Ganz im Gegenteil. Sophie Kinsella hat ihrer Kultfigur eine Story an die Wange geklatscht, die so lesenswert ist, wie ausgelatschte High Heels mit abgebrochenen Absätzen tragenswert sind. Was Becky in Hollywood erlebt ist mau, peinlich und albern. Den siebten Band der Reihe sollte man unter einem Hollywoodstern einbetonieren, da wäre er gut aufgehoben.
Goldmann, 504 Seiten; 9,99 Euro
Monika Czernin
Das letzte Fest des alten Europa
Ihre Gäste und ihr Gespür für die Wiener Gesellschaft haben sie berühmt gemacht: Anna Sacher, Alleinerbin und legendäre Chefin des Hotel Sacher zur Zeit der Jahrhundertwende. Sie inszenierte den Ort, an dem wechselvoll Geschichte geschrieben wurde, an dem sich alle begegneten: Hof und Hochadel, Macht, Geld und Industrie. Die Künstler der Sezession, die Musiker und Schriftsteller aus Wiens großer Epoche. Dazu gehörten Gustav Klimt, Gustav Mahler, Arthur Schnitzler und viele andere mehr. Das Buch bildet die Zeit von 1869 bis 1929 ab, dem Todesjahr von Anna Sacher.
Eintauchen in die Welt vor über einhundert Jahren. Ein Wien zur Kaiserzeit erleben. „Das letzte Fest des alten Europa“ macht diese Reise möglich. Ein Gemälde der damaligen Zeit und der Menschen. Man erfährt, wie Anna Sacher nach und nach das Ruder in die Hand nahm; wie Kaiserin Elisabeth im Sacher speiste; wie der Börsencrash im Mai 1873, dem ersten Schwarzen Freitag in der Geschichte, Österreich in eine wirtschaftliche Katastrophe stürzte; wie das berühmte Foto von Anna Sacher und ihren Hunden entstand; und wie sich noch viele andere Persönlichkeiten die Klinke in die Hand gaben und das Sacher zu einen waren Geschichtengarten machten. Monika Czernin gelingt der Spagat zwischen historischen Fakten und pulsierender Menschlichkeit. Man ist mit im Hotel Sacher, Gast in der Runde. Eine Zeitreise durch ein Europa im Aufbruch, im Wandel, Wirtschaftswachstum und wilden Spekulationen, ein Fest der herrschaftlichen Gewänder und unvergesslichen Menschen.
Knaus, 348 Seiten; 19,99 Euro
Don Winslow
Missing. New York
Die 7jährige Hailey ist verschwunden. Vom Täter keine Spur. Einzig der Cop Frank Decker glaubt, dass das Mädchen noch lebt. So macht sich Frank Decker auf die Suche nach Hailey. Er kündigt sogar und folgt einem vagen Hinweis, der ihn nach New York führt.
Don Winslow ist einer DER Thriller-Autoren der letzten Jahre! Seine Werke fanden große Beachtung, seine Lesegemeinde wächst unaufhörlich. Nun startet er mit „Missing. New York“ eine neue Reihe. Die Figur des Frank Decker ist eine vielschichtige Figur. Durch die große Balance, die Winslow seiner Hauptfigur verleiht, kann man sich auf weitere Fälle freuen. Der erste der Reihe hat es schon in sich. Fesselnd und voller Dramatik!
Droemer, 395 Seiten; 14,99 Euro
Thomas Finn
Aquarius
Egirsholm, einst Fischerdorf, wird von unerklärlichen Todesfällen heimgesucht. Menschen ertrinken unter ungeklärten Umständen – weit weg vom Wasser. Und es geht noch anderes vor sich. Berufstaucher Jens Ahrens gerät in einen Strudel aus Vertuschungen, Mythen und menschlichem Größenwahn.
Ein von Anfang an fesselnder Thriller! Er bietet reichlich Überraschungen und wartet mit einer Story auf, die wahrlich nicht alltäglich ist. Thomas Finn hat schon einige fantastische Romane geschrieben, aber „Aquarius“ gehört zu seinen besten.
Piper, 406 Seiten; 16,99 Euro
Hörbuch der Woche
Sandra Brown
Kalter Kuss
In einer stürmischen Mainacht wird ein 16-jähriges Mädchen in Austin brutal ermordet. Ein Mann wird verurteilt, doch seine Schuld konnte nie zweifelsfrei erwiesen werden. Achtzehn Jahre später sorgt ein Roman über den Mordfall für Furore. Hinter dem Pseudonym der Autorin steckt Bellamy Lyston, die Schwester der damals Ermordeten. Als ein sensationsgieriger Journalist die Identität der Autorin lüftet, erhält Bellamy anonyme Drohungen, und sie weiß: Der wahre Mörder ihrer Schwester ist noch auf freiem Fuß und hat nun sie im Visier.„Kalter Kuss“ ist eine heiße und fesselnde Thriller-Lektüre! Sandra Brown ist wieder voll in ihrem Element. Ein Thriller, der einen schnell packt und dann bis zum Ende hin nicht mehr loslässt. Was soll man auch anderes von einem Sandra-Brown-Thriller erwarten! Zudem wieder intensiv dargestellte Charaktere, die dem Leser schnell nah kommen und daher noch mehr bewegen. Martina Treger entführt den Hörer mit ihrer teuflisch guten Stimme gekonnt in die Thriller-Welt der Sandra Brown!
Auch als Hardcover erhältlich bei Blanvalet, 19,99 Euro.
Random House Audio, 6 CDs, 435 Minuten; 19,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 16.02.2015 – Nr. 339
Joan Schenkar
Die talentierte Miss Highsmith
„Der talentierte Mr. Ripley“ war der Kriminalroman, der „Die talentierte Miss Highsmith“ bis in die heutige Zeit bekannt macht. Doch es war nur einer von vielen außergewöhnlichen Kriminalromanen von Patricia Highsmith. Aber wer war der Mensch, der diese Krimis schrieb? Diese Biographie über das mysteriöse Leben und die phantastische Schöpferkraft von Patricia Highsmith löst das Rätsel. Und da gibt es viel zu lösen. Das Buch ist minutiös recherchiert und mit vielen zeitgenössischen Dokumenten im Anhang versehen.
Patricia Highsmith gehört sicher zu den größten Autorinnen von Kriminalliteratur des 20. Jahrhunderts! Dieser komplexen und eigenwilligen Frau nähr zu kommen ist eine Mammutaufgabe. Joan Schenkar ist das mit dieser Biographie eindrucksvoll gelungen. Patricia Highsmith war ein Feingeist, aber auch der Irrsinn war ihr ständiger Begleiter. Ihrer teuflisch guten schriftstellerischen Begabung stand ihr teuflisches Privatleben gegenüber, bei dem Patricia Highsmith immer der Teufel war. Pat brauchte das Schreiben um überleben zu können, sie hatte ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, zu eigentlich allen Menschen. Sie war ein sehr sexueller Mensch und eine ungewöhnliche Lesbierin. Schenkar beschreibt das so: „Sie näherte sich den Königinnen ihres Herzens mit einer Krone in der einen und einem Henkersbeil in der anderen Hand“. Dieser Satz trifft das Leben von Patricia Highsmith wie kaum ein anderer.Diogenes, 1069 Seiten; 29,90 Euro
Wolfgang Hohlbein
Der Ruf der Tiefen
Becky Brandon, geborene Bloomwood, ist endlich angekommen – nicht nur im Leben und in der Liebe, nein, in Hollywood. Der Rodeo Drive und die Stars: Becky ist in ihrem Element. Und wie kombiniert man seine Leidenschaft fürs Shoppen mit dem Wunsch, selbst einmal über den roten Teppich zu laufen? Ganz einfach – der Shopaholic wird Stylistin für die Stars. Leichter gesagt als getan, denn die Crème de la Crème von Hollywood ist nicht gerade für jedermann offen. Doch Becky wäre nicht Becky, wenn sie nicht durch verrückte Aktionen auffallen würde. Da hat Hollywood einiges vor sich.
Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Wolfgang Hohlbein. Die Story hört sich auch gut an. Doch leider kann das Endprodukt nicht überzeugen. Hohlbein schreibt seitenweise Unwichtiges, was für die Geschichte nichts bringt und was sie in Sachen Figuren und Spannung keinen Zentimeter voranbringt. Das raubt einem schon bald den letzten Nerv während des Lesens. Das Buch hat 558 Seiten, auf gut der Hälfte wäre die eigentliche Story auch erzählt gewesen. Zudem kopiert sich Hohlbein praktisch selbst. Wer seine älteren Romane kennt, dem wird hier so manches bekannt vorkommen.
Piper, 558 Seiten; 14,99 Euro
James Carol
Broken Dolls
Jefferson Winter ist Profiler. Und der Sohn eines berüchtigten amerikanischen Serienkillers. Nun bringt er grausame Täter, wie sein Vater einer war, zur Strecke. Für einen besonders verstörenden Fall wird er nach England gerufen: Bereits vier junge Frauen sind einem perfiden Täter in die Hände gefallen, der seine Opfer nicht tötet, sondern ihnen einen Teil des Gehirns entfernt – womit er ihr Leben faktisch vernichtet. Er raubt ihnen ihre Seele. Jetzt ist eine fünfte Frau verschwunden. Jefferson und die Polizei setzen alles daran den Täter zu finden, bevor auch ihre Seele zerstört wird.
Ein Thriller, der einen schnell gefangen nimmt. Eine Story, die an den Nerven zerrt. Ein Ermittler, der anders ist. Jefferson Winter sticht aus der Masse der literarischen Ermittler heraus. Als Vorbild der Figur des Jefferson Winter hat sicher die erfolgreiche Fernsehserie „Criminal Minds“ gedient. So gut wie das Team aus der Serie ist Winter noch nicht. Auch gab es im Roman doch auch einige zu viele Zufälle. Das hat Autor Carol sehr hingebogen. Am Ende waren es aber nur kleinere Störfaktoren, einer sonst überzeugenden Vorstellung. „Broken Dolls“ war ein guter Beginn. Man fiebert mit Spannung dem zweiten Fall von Jefferson Winter entgegen.
Auch als Hörbuch erhältlich bei DAV. Dietmar Wunder, die deutsche Stimme von „James Bond“ Daniel Craig, bringt das perfekte Thriller-Flair ins Hörbuch. 19,99 Euro.
dtv, 382 Seiten; 9,95 Euro
Elizabeth George
Whisper Island – Feuerbrandung
Seit Becca King weiß, dass ihr Stiefvater einen Mord begangen hat, schwebt sie in Lebensgefahr. Daher versteckt sie sich auf einer abgelegenen Insel. Zufällig kommt Becca dort auf ein Pressefoto, das nun im Internet ist und somit ihren Aufenthaltsort preisgibt. Die Schlinge um Becca zieht sich bedrohlich zu.
„Feuerbrandung“ ist der dritte Teil der „Whisper-Island“-Reihe von der Weltbestsellerautorin Elizabeth George. Hier stellt sie unter Beweis, dass sie außer hervorragender Krimiliteratur auch den Stoff der Jungendliteratur beherrscht. Die Reihe lässt sich großartig lesen.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Lübbe Audio. Laura Maire zu lauschen ist wie ein Märchen! 19,99 Euro.
INK Egmont, 444 Seiten; 19,99 Euro
Akram El-Bahay
Flammenwüste
Im Wüstenreich Nabija soll ein Drache Karawansereien und Dörfer niederbrennen. Dem Märchenerzähler Anur bescheren die Gerüchte ein großes Publikum. Er glaubt nicht an Drachen, bis er auf die Jagd nach dem Ungeheuer geschickt wird.
Ein Fantasy-Highlight aus deutscher Feder! Eine spektakuläre Mischung von Untergenres der Fantasy. Schon auf den ersten Seiten spürte man, hier kommt etwas Großartiges auf einen zu. Bitte mehr davon!
Bastei Lübbe, 525 Seiten; 9,99 Euro
Hörbuch der Woche
Jane Austen
Mansfield Park
In Mansfield Park, dem Herrenhaus des reichen Sir Thomas Bertram, leben nicht weniger als drei junge Ehekandidatinnen. Julia und Maria sind die beiden Töchter des Hauses und gefährden durch Arroganz und Eitelkeit ihr zukünftiges Glück. Zugleich machen sie ihrer armen Verwandten Fanny Price, die bei den Bertrams aufwächst, das Leben schwer. Fannys einziger Verbündeter ist ihr Cousin Edmund. Bis das reiche und schöne Geschwisterpaar Crawford auftaucht und allen Anwesenden den Kopf verdreht.„Mansfield Park“ gehört zu meinen Lieblinsromanen von Jane Austen! Hier geht es turbulent und heiter zu. Man genießt den Reigen unter den Geschlechtern in dieser so anderen Zeit. Obwohl Sitten und Bräuche damals anders waren, die Liebe bleibt doch immer gleich. Und so verlieren die Werke von Jane Austen auch nie an Frische und Eleganz. Eva Mattes setzte ihre außergewöhnlich gute Umsetzung der Jane-Austen-Romane fort. Ihr zuzuhören ist so entspannend und spannend wie ein Spaziergang in der Natur.
Argon Hörbuch, 14 CDs, 1036 Minuten; 39,95 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 23.02.2015 – Nr. 340
Cecelia Ahern
Das Jahr, in dem ich dich traf
Für Jasmine, 33, zählt nur der Job, sonst nichts. Sie ist sehr engagiert und erfolgreich, aber trotzdem wird sie vor die Tür gesetzt. Noch dazu darf sie wegen einer Regelung ein Jahr lang keinen Job annehmen. Ein Albtraum für Jasmine, denn nun sitzt sie planlos zu Hause in ihrer Straße voller Rentner. Wofür ist sie überhaupt gut? Interessiert sich noch irgendjemand für sie? Und dann tyrannisiert auch noch der Radiomoderator aus dem Haus gegenüber die gesamte Nachbarschaft. Mit diesem Kerl will Jasmine definitiv nichts zu tun haben, das weiß sie schon seit Jahren. Doch als dieser Matt selbst seinen Job verliert, beginnt für alle eine aufregende Reise nicht nur zu sich selbst …
Cecelia Ahern zaubert einem wieder ein Lächeln ins Gesicht. Ein Buch, das einem auf ganz besondere Weise Glück schenkt. Aber es lässt einem vor allem nachdenken, über sein eigenes Leben, über das, was wichtig ist im Leben, und was einem vordergründig nur wichtig erscheint. Es spricht einem Mut zu, auf andere, auf Neues zuzugehen, sich dem Leben zu öffnen. Cecelia Ahern ruft einem laut zu, das Leben ist viel zu kostbar um es einseitig zu leben. Nimm die Geschenke des Lebens an und mache das für dich beste daraus. „Das Jahr, in dem ich dich traf“ wird Sie voll ins Herz treffen!Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Die bekannte Schauspielerin Stefanie Stappenbeck gibt mit ihrer lieblichen und fröhlichen Stimme der Geschichte genau den richtigen Ton. 19,99 Euro.
Krüger, 382 Seiten; 14,99 Euro
Philippe Djian
Oh …
Michéle wurde von einem vermummten Mann in ihrem Haus etwas außerhalb von Paris überfallen. Verdrängen sei das beste Mittel, denkt sie. Sie stürzt sich mehr denn je in ihre Arbeit als Filmproduzentin. Auch familiäre Probleme halten sie auf Trab. Ihr Sohn, ihre Mutter und auch ihr Exmann brauchen ihre Hilfe. Sie soll für alle da sein, aber wer hilft ihr? Vielleicht der junge Banker, der sie umwirbt? Wird sie in seinen Armen die erlittene Untat vergessen können?
Der französische Bestsellerautor Philippe Djian hat zahlreiche große Romane geschrieben, wie „Betty Blue“, „Erogene Zone“, „Sirenen“, „Die Leichtfertigen“ und andere. Mit seinem neuen Buch über eine Frau, die Halt sucht und sich auf eine gefährliche Romanze einlässt. Es geht um das Leben, die Liebe, den Sex, über Familie, Lügen und Treue. „Oh …“ reicht nicht soweit, das man gleich oh weh über das Buch schreiben müsste, aber Djian hat mit dieser Geschichte einfach zu viel gewollt, und kaum etwas richtig gut umgesetzt. Die Figuren bleiben einem fremd, vor allem für die Hauptfigur kann man kaum Sympathien entwickeln. So ist einem der Weg, den Michéle geht, relativ egal. Auch fehlt es an Spannung und am Knistern zwischen den Zeilen. „Oh …“ verspricht viel und hält wenig.
Diogenes, 231 Seiten; 21,90 Euro
Robert Kisch
Möbelhaus
Ein renommierter Journalist verliert durch die Wirtschaftskrise seinen Job. Er hat eine nervige Partnerin und einen kleinen Sohn. Er muss Geld verdienen. Und strandet als Möbelverkäufer in einem Industriegebiet in der Provinz. In einem der größten Möbelhäuser der Republik. Er trifft auf ehemalige Maurer, Musiker, Hoteldirektoren, Architekturstudenten – alles dabei im Kreis seiner Kollegen. Sie alle versuchen als Verkäufer Geld zu verdienen. Ihnen wird viel versprochen, doch nur wenige halten länger durch. Der Autor hat durchgehalten – bis zu diesem Buch.
Augen auf beim Möbelkauf! Wenn Sie nach der Lektüre dieses Tatsachenromans wieder ein großes Möbelhaus besuchen, dann wird Sie, nachdem sich die Eingangstür hinter ihnen geschlossen hat, ein ungutes Gefühl beschleichen. In „Möbelhaus“ erfahren Sie, dass Sie als Kunde in einem großen Möbelhaus weniger wert sind als nichts. Nur Ihr Geld ist wichtig. Und so geht es auch den Verkäufern, die auf Provision arbeiten. Die sind auch nichts wert, so sieht es Autor Robert Kisch, und man glaubt ihm das sofort. Die Verkäufer wollen nur Ihr Geld, verständlich. Doch „Möbelhaus“ zeigt Ihnen auch einen Querschnitt der deutschen Gesellschaft. Was passiert mit einer Partnerschaft, wenn man plötzlich nicht mehr dem Traumberuf hat? Wie sind die Menschen drauf, die in diesen großen Möbelhäusern einkaufen gehen? Wie die, die dort arbeiten? „Möbelhaus“ ist ein absolut entlarvendes Buch!
Droemer, 315 Seiten; 12,99 Euro
Silvia Stolzenburg
Das Reich des Teufelsfürsten
1456. Acht Jahre sind vergangen, seit Vlad Draculea seine Geliebte Zehra von Katzenstein in der Walachei zurücklassen musste. Sie wartet auf seine Rückkehr. Doch Vlad muss zuerst seinen Thron zurückerobern, den ihm einer seiner erbittertsten Feinde entrissen hat.
„Das Reich des Teufelsfürsten“ ist die Fortsetzung von „Der Teufelsfürst“. Wieder ein großartiger historischer Roman aus der Feder von Silvia Stolzenburg. Sie setzt mit diesem Roman einen glänzenden Abschluss der „Teufelsfürst“-Saga. Es bleibt auch hier spannend und es geht ganz schön zur Sache.
Bookspot, 458 Seiten; 17,95 Euro
Gwen Florio
Der Lohn des Bösen
Journalistin Lola Wicks soll in eine Provinzredaktion versetzt werden, da flüchtet sie zu ihrer Freundin Mary Alice, die ein Blockhaus in Magpie, Montana besitzt. Als sie ankommt, ist Mary Alice tot, ermordet. Lola darf Magpie vorerst nicht verlassen, da beginnt sie zu recherchieren. Sie findet heraus, dass Mary Alice einer ungeheuerlichen Sache auf der Spur war.
Gwen Florio legt mit „Der Lohn des Bösen“ ein starkes Krimi-Debüt vor! Die Figur der Journalistin Lola Wicks hat Potenzial. Der Schauplatz ist Hauptdarsteller in der Story, und dieser Hauptdarsteller macht viel aus. Ein Krimi mit Wirkung! Man kann sich auf den zweiten Band freuen.
Goldmann, 317 Seiten; 8,99 Euro
Hörbuch der Woche
Jürgen von der Lippe
Beim Dehnen singe ich Balladen
Sie sind böse, dreist und blitzgescheit, überraschend und schmerzhaft komisch: die neuesten Kurzgeschichten und Glossen von Altmeister Jürgen von der Lippe. Darin spielen vor allem die Beziehungen zwischen Frau und Mann eine tragende Rolle. Liebe, Ehe, Partnerschaft, ein Minenfeld, das Jürgen von der Lippe köstlich bearbeitet. Aber auch Alltägliches und Aktuelles sind Bestandteil seines neuen Programms. Und auch dazu kann Jürgen von der Lippe so einiges erzählen.Jürgen von der Lippe ist so gut wie eh und je! Einer der Altmeister der deutschen Comedyszene zeigt den Jungen, wie gut und intelligent man Humor in größere Geschichten verpacken kann. Jürgen von der Lippe will immer mehr als einfach nur einen Gag abfeuern. Bei den gut 30 Tracks gelingt ihm das vorzüglich. Ich habe sehr oft lachen müssen und habe mich mit dem über zwei Stunden dauernden Programm sehr gut unterhalten gefühlt. Seine beiden Begleiter Carolin Kebekus und Jochen Malmsheimer tragen einen großen Teil dazu bei, das Liveprogramm mit einer Menge Komik auszufüllen. Alleine das Lachen von Jochen Malmsheimer ist schon ein Showact für sich.
Auch als Hardcover erhältlich bei Knaus, 14,99 Euro
Random House Audio, 2 CDs, 145 Minuten; 14,99 Euro
Denglers-buchkritik.de