Dezember 7, 2024

Kolumne vom 10.03.2014

Kolumne vom 10.03.2014


Bernard Minierdaumen rauf

Kindertotenlied

Kindertotenlied

Eine Professorin der Elite-Universität Marsac liegt ertrunken und gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Kommissar Martin Servaz weiß, dass Mahler der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann ist. Hauptverdächtig ist jedoch der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe. Die Ermittlungen führen den Kommissar zu einem mysteriösen Studentenzirkel und zwingen ihn zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Eine Reise, die ihn schmerzhaft an die Grenzen des Vorstellbaren bringt.

Der Franzose Bernard Minier hat mit seinem verstörenden Thriller „Schwarzer Schmetterling“ bei uns einen Bestseller gelandet. Nun setzt er diesen mit „Kindertotenlied“ fort. Verrammeln Sie die Türen, schalten Sie das Licht an, Dunkelheit bitte meiden, und lesen Sie ohne Musik zu hören, vorwiegend Klassik. Wenn Sie das alles beherzigen, dann werden Sie die Lektüre von „Kindertotenlied“ ohne Schaden überstehen. Achten Sie nicht auf die Hinweise, kann man für nichts garantieren. Dieser Thriller wird sich bei Ihnen einnisten, ob Sie es wollen oder nicht!

Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Johannes Steck kann alles großartig vorlesen. Historie, Fantasy, Drama und auch Thriller. 19,95 Euro.

Droemer, 652 Seiten; 19,99 Euro


Nora Gantenbrinkdaumen runter

Verficktes Herz und andere Geschichten

verficktes-herz

Hildegard ist sehr dick, 64 Jahre alt, und ihr weißes Haar ist ab den Ohren gelb. Sie schläft mit Männern gegen Geld. Diese Frau lernt man in „Verficktes Herz“ kennen. In „Martha“ lernt man die gleichnamige Frau kennen, die auf extremen Sex steht. Vergewaltigungsspiele mag sie ganz gern. Für die Männer ist eine Frau wie Martha zu viel. Sie kann sie nie lange halten, obwohl sie doch eine Beziehung möchte. In „Der Röderinger“ fliegen die Sarah und der Rö nach London. Rö ist Drogenkonsument, Ectasy, LSD, Kokain, Tabletten, er nimmt alles. Sein Leben ist ein Scherbenhaufen, Rö sieht das nicht so. Und in London erlebt er den Porno seines Lebens. Dies sind drei von vierzehn Geschichten.

Das mit dem Herz und der Liebe ist so eine Sache. Journalistin Nora Gantenbrink versuchte dem in vierzehn Kurzgeschichten nachzuspüren. Die Geschichten haben sehr unterschiedliche Qualität. Mal ist man begeistert von den Figuren und ihrem Tun, man leidet mit ihnen, dann ist’s tödlich langweilig und die Figuren sprechen einen gar nicht an. „Verficktes Herz“ ist ein nettes Büchlein, das man aber schnell wieder vergessen hat, wenn man sich durch die Kurzgeschichten durchgewühlt hat. Was das Buch aber durchaus anschaulich aufzeigt, ist, dass das mit dem Herz und der Liebe einfach eine schwierige Sache ist.

Rowohlt, 158 Seiten; 12,99 Euro


Mo Hayderdaumen rauf

Die Puppe

Die Puppe Mo Hayder

Als Zelda Lornton in der psychiatrischen Klinik von Bristol tot aufgefunden wird, glauben alle zu wissen, wer daran schuld ist – der Geist von Beechway, von dem erzählt wird, dass er nachts die Patienten in ihren Zimmern heimsucht und sie dazu treibt, sich selbst zu verletzen, manchmal sogar tödlich. Der Pfleger AJ will dieses Gerücht nicht glauben, doch die Klinikleitung will, dass er über die mysteriösen Vorkommnisse schweigt. Als dann der psychisch schwer kranke Isaac Handel unerwartet entlassen wird, hat AJ einen Verdacht. Isaac ist ein verurteilter Mörder, der seine Eltern auf brutale Weise umgebracht hat. Nach seiner Entlassung ist er plötzlich unauffindbar. Plant er erneut zuzuschlagen? AJ sucht Hilfe bei Detective Inspector Jack Caffery.

Mo Hayder macht wieder kurzen Prozess mit den Nerven Ihrer Leser! „Die Puppe“ ist ein Psychothriller der gehobenen Güte. Aber er ist auch nicht ganz einfach. Mo Hayder schreibt wieder sehr verstörend und geht tief in den Keller der menschlichen Psyche. Manchmal lässt sie da die große Spannung vermissen, aber Hayder hat ja einen Trumpf im Ärmel: Detective Inspector Jack Caffery. Wenn er auftaucht, macht die Lektüre immer Freude. Er ist eine Figur, der man über die Jahre sehr gerne gefolgt ist und seinen Weg weiter mitgehen will

Auch als Hörbuch erhältlich bei Der Hörverlag. Steven Scharf ist eine neue Stimme für Mo-Hayder-Thriller. Aber er macht seine Sache gut. Frisch und stimmig vorgelesen. 14,99 Euro

Goldmann, 412 Seiten; 14,99 Euro


Alice Munrodaumen rauf

Liebes Leben

Liebes Leben Alice Munro

Vierzehn neue Kurzgeschichten von Alice Munroe. Sie tragen u. a. die Titel „Japan erreichen“, Abschied von Maverley, „Stolz“, „Corrie“, „Zug“, „Mit Seeblick“, „Dolly“, „Nacht“, „Stimmen“ und „Liebes Leben“.

2013 war es endlich soweit, der Königen der Kurzgeschichten, Alice Munroe, wurde der Literaturnobelpreis zuerkannt. Man hat die Kanadierin, Jahrgang 1931, vollkommen zu Recht geehrt. Sie weiß bereits mit wenigen Sätzen ganze Dramen zu erzählen, ganze Geschichten eines Lebens, und das in so elegantem Ton, dass man als Leser sich diesem Rausch nicht entziehen kann. Ihr neuer Erzählband „Liebes Leben“ ist hierfür wieder das beste Beispiel.

 

S. Fischer, 367 Seiten; 19,95 Euro


Richard Montanaridaumen rauf

Der Teufel in dir

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Ein nackter Mann sitzt blutüberströmt auf einem Stuhl. Rostiger Stacheldraht verursacht tiefe Wunden. Als Balzano und Byrne ihn finden, kann er nur noch sagen „Er lebt“. Es ist nicht das letzte Opfer des Killers. Und die Detectives werden zum Spielball des Killers …

Richard Montanari hat mit seiner Thriller-Reihe um die Ermittler Jessica Balzano und Kevin Byrne nachhaltig Eindruck hinterlassen. Jeder neue Thriller verspricht wieder Hochspannung! So auch ihr neuer „Der Teufel in dir“. Obwohl dieser Band nicht zu den allerbesten in der Reihe gehört. Hier stehen „Septagon“, „Lunatic“ und „Cruzifix“ ganz oben.

Bastei Lübbe, 446 Seiten; 9,99 Euro


Hörbuch der Wochedaumen_rauf

John le Carré

Empfindliche Wahrheit

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In der britischen Kolonie Gibraltar findet eine streng geheime Anti-Terror-Operation statt: Ein islamistischer Waffenkäufer soll entführt werden. Die Drahtzieher: Fergus Quinn, ein hochrangiges Regierungsmitglied, und Jay Crispin, Chef einer internationalen Sicherheitsfirma. Toby Bell, ein Mitarbeiter Quinns, stolpert über die geheime Aktion. Irgendetwas stimmt hier nicht und soll vertuscht werden. Seine Nachforschungen bringen ihn in eine gefährliche Lage. Toby muss sich zwischen seinem Gewissen und der Verpflichtung gegenüber dem britischen Geheimdienst entscheiden.

Ein edler politischer Spionage-Krimi, wie man es vom edlen Schreiber der Spionage-Krimi-Zunft gewohnt ist. John le Carré kann es immer noch. Ein sehr vielschichtiger Roman, der weit entfernt ist von einem normalen Spionage-Krimi. John le Carré hat die Handlung sehr komplex angelegt und als Leser und Hörer ist man gefordert. Man wird aber belohnt mit einer Geschichte, die so wohl nur ein John le Carré erzählen kann. Der preisgekrönte Schauspieler Matthias Brandt macht aus dem John le Carré ein Stück Theater. Mit seiner Stimme erzählt er die Geschichte bühnenreif.

Auch als Hardcover erhältlich bei Ullstein, 24,99 Euro

Hörbuch Hamburg, 9 CDs, 677 Minuten; 24,99 Euro


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