Dezember 8, 2024

Kolumne vom 08.12.2014

Kolumne vom 08.12.2014


Edward Rutherforddaumen rauf

Paris

Edward Rutherford-Paris

Fünf Familien, deren Schicksale sich mit der großen Historie dieser Stadt über Jahrhunderte verweben: Die adligen Le Cygnes sind mit den armen Le Sourds seit der Niederschlagung der Pariser Kommune in einer Rachegeschichte unheilvoll verbunden. Die Brüder Gascon, die in den Hinterhöfen von Montmartre zu Hause sind, erleben bei der Errichtung des Eiffelturms Glanz und Elend, und auch die große Liebe. Und schließlich sind da die Blanchards, die im Napoleonischen Zeitalter im Kunsthandel ihr Glück machten, ebenso wie Kunsthändlerfamilie Jacob, die aber 1940 im Zuge der deutschen Besatzung alles zu verlieren drohen.

Edward Rutherford ist bekannt für seine großen Romane! „Russka“, „London“, „Im Rausch der Freiheit“ und andere. Allesamt Werke die unvergessen bleiben. Nun fügt er ein neues hinzu. „Paris – Roman einer Stadt“ ist ein literarisches Meisterwerk! Wie er die Geschichte Paris‘ mit wunderbar ausgearbeiteten Charakteren verbindet ist faszinierend. Man ist gespannt auf jedes Detail das folgt. Das Buch reicht von den Jahren 1261 bis 1968. Wobei die Zeitspannen von 1875 bis 1898 und 1903 bis 1940 am meisten Raum einnehmen. Man erfährt von berühmten Personen, berühmten Bauwerken, großen Taten und normal, faszinierenden Personen. Edward Rutherford lässt historische Ereignisse und Fiktion fließend ineinander übergehen. Man erlebt die Geschichte von Paris hautnah.

Blessing, 927 Seiten; 29,99 Euro


David Cronenbergdaumen runter

Verzehrt

David Cronenberg-VerzehrtNaomi ist Journalistin, Nathan Fotograf, sie sehen sich kaum, manchmal in Flughafenhotels. Aber das Paar ist immer über Skype, Handy und Twitter verbunden. Naomi recherchiert in Paris ein sonderbares Verbrechen. Der berühmte Philosoph Aristide soll seine Frau getötet haben. Naomi ist fasziniert. Währenddessen fotografiert Nathan in einer Budapester Spezialklinik eine riskante Operation und verfällt der schönen Patientin Dunja. Das Abgründige zieht beide an und stürzt sie in eine leidenschaftliche Liebesbeziehung …

„Verzehrt“. Wie passend der Titel ist, denn die Geschichte ist auch ein total verzehrtes Irgendwas. Man findet nur ganz schwer Zugang zu der Story und zu den Figuren. Philosophischer Quark wohin man liest. Der berühmte Regisseur David Cronenberg ist ein Exzentriker, seine Filme erreichen Kultstatus, sein erster Roman tut das nicht. Spannungsaufbau? Gibt es hier nicht. Die Geschichte läuft belanglos vor sich hin. Cronenberg reichert sie mit modernen Themen an, was aber nicht viel nützt. Man bekommt nicht nur schwer Zugang zu den Figuren, sondern sie bleiben auch sehr undurchsichtig. „Verzehrt“ ist auf jeden Fall ein streitbarer Roman, daher hat er dann doch Irgendetwas, was einen weiterlesen lässt. Aber Vergnügen hat man dabei nicht.

S. Fischer, 397 Seiten; 22,99 Euro


Rüdiger Frankdaumen rauf

Nordkorea

Nordkorea

Nordkorea ist das isolierteste Land der Erde. Wenige Nachrichten dringen aus dem vom Kim-Clan diktatorisch regierten Staat nach außen. Man hört von Nahrungsmittelknappheit, Menschenrechtsverletzungen, brutalen Straflagern, Atomwaffenversuchen und dem Streit mit Südkorea. Die völlige ideologische Gleichschaltung wird von der Bevölkerung klaglos hingenommen. Der Autor kennt Nordkorea aus Besuchen gut, soweit es möglich ist. Aus seiner langen Erfahrung berichtet er, und versucht eine für uns unbegreifliche Gesellschaft ein wenig begreiflicher zu machen.

Ein Buch über ein für uns fast komplett fremdes Land. Rüdiger Frank verschafft dem Leser einen historischen Überblick über Korea und wie es zu dem heutigen Land kam. Dabei spielt Japan eine große Rolle; wie der Koreakrieg das Land teilte; wie alles der Ideologie untergeordnet ist; wie der Führer des Landes jedes Leben im Land beeinflusst; wie das Land politisch aufgebaut ist; was alles Überraschendes in der Verfassung des Landes steht; wie die Wirtschaft des abgeschirmten Landes funktioniert; wie man 2002 versucht hat, sich marktwirtschaftlich zu öffnen, aber ein Zwischenfall das zarte Pflänzchen wieder zerstörte; wie die Sonderwirtschaftszonen ein kleiner Weg hin zu einer Öffnung des abgeschirmten Landes sind; und noch viel mehr. Nach der Lektüre werden Sie Nordkorea, sein System und die Menschen etwas besser verstehen. Aber wie der Autor oft betont, bleibt das Land ein großes Mysterium.

DVA, 428 Seiten; 19,99 Euro


Benjamin Monferatdaumen rauf

Welt in Flammen

Welt in flammen

Paris, Mai 1940. Der Simplon Orient Express bricht ein letztes Mal nach Istanbul auf. An Bord des Zuges befindet sich eine schicksalhafte Reisegesellschaft. Jede der Fahrgäste hat einen ganz eigenen Grund, diese letzte Fahrt anzutreten. Ein Balkonfürst, seine jüdische Geliebte, ein deutscher Spion, ein russischer Großfürst, eine Stummfilmdiva. Ebenfalls an Bord – Agenten aller kriegführenden Mächte.

Ein opulenter Roman aus einer dramatischen Zeit! Ein Werk, das besticht durch seine Detailfülle und seinem vielfältigen Personal. Als Leser wird man auch Passagier des Simplon Orient Expresses. Der Spannungsbogen ist etwas weit gefasst. In Windeseile liest man die Seiten nicht, aber die Geschichte entfaltet trotzdem ihren Reiz.

Wunderlich, 768 Seiten; 22,95 Euro 


York Hovestdaumen rauf

Hundert Tage Tibet – Das Versprechen

Hundert Tage Tibet  Das VersprechenDer Fotograf York Hovest gab dem Dalai Lama das Versprechen, sein Land zu porträtieren. Nach einer einjährigen Vorbereitung begab sich York Hovest auf diese atemberaubende Expedition: 100 Tage lang Tibet – zu Fuß, auf dem Motorrad und mit dem Jeep.

Der in München lebende Fotograf York Hovest zeigt das Tibet, wie es heute ist. Man erfährt Geheimnisvolles, dringt tief in die Seele des Landes ein. Mit überraschenden Texten und spektakulären Fotos. Diese Reise hat den Autor und Fotografen verändert, es wird auch Sie verändern. Eine unvergessliche Reise!

National Geographic, 220 Seiten; 45,00 Euro


Hörbuch der Wochedaumen_rauf

Die Playmos

Die große Cowboy- & Indianerbox

Die große Cowboy-  Indianerbox

Tobi spielt mit seinen Playmobil-Welten im Kinderzimmer. Seine drei Lieblingsfiguren Sam, Emil und Liv dürfen dabei nicht fehlen. Immer wenn er das Zimmer verlässt, werden die Playmos lebendig und erleben aufregende Abenteuer in den vorher geschaffenen Welten. In diesen drei Folgen werden Sam, Emil und Liv von den Indianern gefangen genommen. Sie sollen den Friedensvertrag gebrochen haben. In der nächsten Folge finden die drei mit Schatzsucher Blue in einer Mine Gold. Doch ein Verbrecher will ebenfalls das Gold. In der letzten Folge müssen sich die drei mit Rinderbaron Donald Burger herumschlagen. Der ist dran, einen Krieg mit den Indianern anzuzetteln.

Herrliche Hörerlebnisse! Da wird man gleich selbst wieder Kind. Ganz toll inszeniert mit bekannten Stimmen, die aus den schönen und spannenden Geschichten richtig viel machen. „Die Playmos“ ist eine Hörspielreihe die begeistert! Dies ist nun „Die große Cowboy- & Indianerbox“. Hierbei handelt es sich die Einzelfolgen „Reise zu Häuptling Schlanker Bär“ (Folge 21), „Überfall auf den Goldtransport“ (32) und „Streit im wilden Westen“ (35). Die Sprecher sind u. a. Giuliana Jakobeit, Ricardo Richter, Nicolas Artajo, David Wittmann, Gerrit Schmidt-Foß und viele andere.

Lübbe Audio & Floff Publishing, 3 CDs, 181 Minuten; 12,99 Euro


Denglers-buchkritik.de