April 18, 2024

Kolumne vom 03.02.2014

Kolumne vom 03.02.2014


Christa Bernuthdaumen rauf

Das Falsche in mir

Das falsche in mir

Lukas Salfeld, 50, führt ein ganz normales Leben. Niemand ahnt, dass er als Jugendlicher im Gefängnis saß, weil er seiner damaligen Freundin Marion die Kehle durchgeschnitten hatte. Viele Jahre gelingt es ihm, seinen Trieb zu bekämpfen. Eines Tages begegnet er einem Mädchen, das seiner toten Freundin ähnlich sieht. Seine kranken Fantasien werden stärker. Zeitgleich wird ein totes Mädchen aufgefunden, das auf dieselbe Weise wie damals Marion ermordet wurde. Die ermittelnden Kommissare entdecken schnell die Parallelen zum früheren Mordfall. Um einer Verhaftung zu entgehen, taucht Salfeld unter. Er will die Spur des Mörders aufnehmen. Doch was, wenn er dabei sich selbst überführt? Denn an die Mordnacht hat Salfeld keinerlei Erinnerung.

Christa Bernuth schreibt kontinuierlich, seit über einem Jahrzehnt, Kriminalromane, die weit weg sind, vom Einheitsbrei. Sie überrascht einen immer wieder. So auch in ihrem neuen Krimi “Das Falsche in mir”. Ein Mörder jagt einen Mörder, weil sich doch keiner besser in die Psyche genau dieses Mannes versetzten kann, der genauso fühlt wie man selbst. Der eine versucht schon seit Jahrzehnten seinen Trieb unter Kontrolle zu halten, der andere mordet. Oder ist alles doch ganz anders? “Das Falsche in mir” ist dass richtige Buch für Sie, wenn Sie spannende, ungewöhnliche und wendungsreiche Krimiromane schätzen.

dtv, 350 Seiten; 14,90 Euro


Seradaumen runter

Ich liebe dich, gefällt mir

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Berlin. Mit elf entdeckt Sera die Clubs und soziale Netzwerke, mit zwölf besucht sie Homes, mit dreizehn konsumiert sie Alkohol, Zigaretten und Cannabis. Auch die Pille nimmt sie nicht zum ersten Mal. Nach einem Streit mit ihrer Mutter zieht sie zu ihrem Vater, tauscht das bürgerliche Berlin-Mitte mit dem wilden Kreuzberg, Für Sera ist das Wandeln in den Welten kein Problem. Auf Facebook hält sie ihr Leben zusammen, hier baut sie ihren Freundeskreis auf. Die dort gültige Währung ist Aufmerksamkeit. Heute ist Sera fünfzehn und besucht eine Privatschule in Berlin.

Die Frage nach dem Sinn dieses Buches stellt man sich von Anfang an. Warum muss ein Mädchen bzw. ihr Autor Lukas Lessing das alles aufschreiben und in einem Buch veröffentlichen. Was Sera erlebt, ist die Jugend in einer Großstadt, mal sehr ausschweifend, mal bieder. Aber dem Buch fehlen vollkommen die Handlung und der rote Faden. Spannung? Fehlanzeige. In 37 Geschichten erzählt sie vom ersten Freund, vom zweiten Freund, von ihrem Lieblingsclub, vom Kiffen, vom Sex, von der Liebe und noch von viel mehr Belanglosigkeiten. Nur wenige der kleinen Geschichten haben etwas Anziehendes. Daher gibt es für “Ich liebe dich, gefällt mir” kein Gefällt mir!

Lübbe, 237 Seiten; 14,99 Euro


Patrick Flanerydaumen rauf

Absolution

absolution

Der junge Journalist Sam Leroux erhält seinen ersten großen Auftrag: Er soll Clare Wald, betagte Autorin von Weltrang, zu ihrem Leben befragen und ihre Biografie schreiben. Doch die erste Begegnung ist entmutigend, denn die Grande Dame der südafrikanischen Literatur lässt ihn abblitzen, als er vorsichtig seine Fragen platziert. Einige Ereignisse ihres Lebens scheinen für ihn tabu zu sein, Ereignisse von politischer Resonanz. Und Sam, der nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder in seiner Heimat Südafrika ist, hat seine eigene Vergangenheit, mit der er sich auseinandersetzen muss – eine Vergangenheit, von der er weiß, dass sie mit Clares verbunden ist.

Patrick Flanery ist mit “Absolution” ein beeindruckender Debütroman gelungen. Mit Spannung, Eleganz, Hingabe und Weisheit, so schreibt Flanery. Er fordert den Leser durch unterschiedliche Erzählstränge, aber das Buch lebt durch diese Unterteilungen. “Absolution” lebt aber vor allem durch seine Figuren, Sam, Clare und Laura. Hier hat Flanery Figuren gezeichnet, die einen hin- und herziehen. “Absolution” ist eine dramatische Geschichte über das Leben, über das Erkunden, das Finden, das Versagen, über ein Land, das sich finden muss und dabei Menschen verliert. Verschlungen und vielschichtig geschrieben.

DVA, 490 Seiten; 22,99 Euro


Klaus-Rüdiger Maidaumen rauf

Die Bachs

die bachs

Die Chronik der Familie Bach vor dem Hintergrund des aufstrebenden Bürgertums, das in Sachsen und Thüringen, wo die Bachs lebten und wirkten, ein geistiges Zentrum hatte. Man erfährt vom Leben und Wirken der Vorfahren, Geschwister und Nachkommen des großen Johann Sebastian über zwei Jahrhunderte hinweg.

Die große deutsche Musiker- und Künstlerfamilie wird in “Die Bachs” in voller Breite dargestellt, ohne dabei langweilig zu sein. Das Buch verrät einem Details, die für Bach-Liebhaber bisher wahrscheinlich im Verborgenen lagen. Eine lohnenswerte Lektüre! Und mit dem Cover hat sich Propyläen etwas einfallen lassen. Das alleine ist schon ein kleines Buchkunstwerk

Propyläen, 446 Seiten; 26,99 Euro


Lisa O’Donnelldaumen rauf

Bienensterben

ODonnell Bienensterben

Die 15-jährige Marnie und ihre kleine Schwester Nelly haben ihre toten Eltern im Garten begraben. Nur sie wissen davon. Niemand wird es erfahren, aber sie müssen jetzt so über die Runden kommen. Und irgendwann wird es für die Geschwister eng, das Lügengebäude bekommt Risse.

Eigenwillig, anziehend, charmant und mit schrägem Humor. Der Debütroman der Amerikanerin Lisa O’Donnell überzeugt auf ganzer Linie. Marnie und Nelly haben ein freches und liebreizendes Mundwerk, und die Geschwister haben einiges erleben müssen. In “Bienensterben” kommt zudem die Spannung auch nicht zu kurz.

DuMont, 319 Seiten; 14,99 Euro


Hörbuch der Woche

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Sandra Brown

Böses Herz

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Vor zwei Jahren verlor Honor Gillette ihren Ehemann Eddie bei einem tragischen Unfall. So die Annahme. Plötzlich taucht aber ein fremder Mann blutüberströmt in ihrem Vorgarten auf. Honor ahnt nicht, dass es sich um Lee Coburn handelt, der wegen Mordes an sieben Menschen gesucht wird – bis er sie und ihre kleine Tochter als Geiseln nimmt und behauptet, Eddies Tod sei kein Unfall gewesen und Honor selbst sei in großer Gefahr. Honor hat keine andere Wahl: Um sich und ihre Tochter zu schützen, muss sie Coburn vertrauen und tun was er verlangt …

Sandra Brown bringt wieder einen eiskalten Thriller aufs Papier, der mit Leidenschaft und Lust nicht geizt. “Böses Herz” hat durchaus einige überraschende Wendungen und eine der heißesten Schatzkarten der Literaturgeschichte zu bieten. Und Honor Gillette und Lee Coburn sind zwei ausdrucksstarke Charaktere, die Brown gut rüberbringt. Martina Treger verführt den Leser mit ihrer herb-erotischen Stimme. Spannendes Höhrkino wird einem geboten.

Auch als Hardcover erhältlich bei Blanvalet, 19,99 Euro.

Random House Audio, 6 CDs, 430 Minuten; 19,99 Euro


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