Für „Die geheime Geschichte von Wonder Woman“ hat Jill Lepore Archive durchforstet, Interviews geführt, Tagebücher gelesen und sich durch Gerichtsprotokolle gearbeitet. Das Ergebnis ist eine Kulturgeschichte, in der der exzentrische Psychologe, Erfinder (dem wir auch den Lügendetektor verdanken) und Bigamist William Moulton Marston, eine aufregende Amazone und die Vorkämpferinnen des amerikanischen Feminismus die Bühne bevölkern. Die Autorin zeigt, wie die Kämpfe, Hoffnungen und Rückschläge der Frauenrechtsbewegung hineingewoben sind in die Abenteuer einer Superheldin, die nicht nur bösen Fieslingen, sondern auch dem Patriarchat tapfer die Stirn bietet..
Jill Lepore hat bei uns 2019 mit ihrem Buch „Diese Wahrheiten – Eine Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika“ bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein beeindruckendes Buch hat sie aber bereits 2014 veröffentlicht: „Die geheime Geschichte von Wonder Woman.“ Es erzählt die Geschichte von Wonder Woman und dechiffriert zugleich in einer engagierten Spurensuche die darin versteckte Geschichte des Feminismus. Popkultur und Frauenbewegung in einer Geschichte, die in atemberaubender Weise erzählt ist, das bietet dieses Buch. Die Geschichte von William Moulton Marston wurde auch schon 2017 in „Professor Martson & The Wonder Woman“ verfilmt. Ein toller Film! Genauso wie dieses Buch. Wonder Woman, erfunden von einem Mann, und durch und durch eine starke Wunderwaffe für den damals erstarkenden Feminismus. Was Martson im Sommer 1942 schrieb, sagt sehr viel aus: „Die einzige Hoffnung für die Zivilisation ist die größte Freiheit, Entwicklung und Gleichberechtigung der Frauen auf allen Gebieten menschlicher Aktivitäten. Bei Kindern und jungen Menschen einen Maßstab für starke, freie, mutige Weiblichkeit zu setzen und die Vorstellung zu bekämpfen, dass Frauen den Männern unterlegen seien, und Mädchen und junge Frauen zu Selbstbewusstsein und Leistungen im Sport, in der Arbeitswelt und in den freien Berufen anzuregen, die sämtlich von Männern monopolisiert sind.“ Das war 1942! Viel hat sich seither getan, aber irgendwie lesen sich Auszüge davon, als ob diese erst gestern aufgeschrieben worden wären. Traurig, sehr traurig! Hätte Martsons Aussage damals massive Spuren in allen Gesellschaften der Welt hinterlassen, um nun nur zwei aktuelle Beispiele zu nennen, hätten wir ein aufstrebendes und freies Afghanistan und garantiert keinen Krieg in der Ukraine. Sondern viel mehr Frieden und Wohlstand auf der Welt. Wonder Woman schwingt die Peitsche und zwingt Sie dazu, dieses Buch zu lesen! Sie werden es garantiert nicht bereuen.
C. H. Beck, 549 Seiten; 29,95 Euro