April 25, 2024

Kolumne 29.08.2016

Kolumne vom 29.08.2016 – Nr. 419


Chevy Stevens

daumen rauf

Those Girls

Those Girls

Die Schwestern Jess, Courtney und Dani sind 14, 16 und 17 und leben auf einer rauen Farm in Kanada. Als ein Streit mit ihrem gewalttätigen Vater aus dem Ruder läuft, töten sie ihren Vater und vergraben ihn. Für die drei Mädchen bleibt nur die Flucht. Doch ihr Pick-up bleibt in einem abgelegenen Dorf liegen, und bald finden sie sich in einem noch furchtbareren Albtraum wieder. Zwei Jungs nehmen die drei Mädchen gefangen und halten sie als Sexsklavinnen. Können die Mädchen entkommen?

„Those Girls“ ist kein konventioneller Thriller, aber solche schreibt die Kanadierin Chevy Stevens eigentlich nie. „Stil Missing“ und „That Night“ sind nur zwei ihrer zahlreichen Bestseller. Bei „Those Girls“ weiß man nie, was einen als nächstes erwartet! Die Spannung kommt auf leisen Sohlen. Seite für Seite steigt die Spannung. Chevy Stevens erzählt eigentlich zwei Geschichten, die eine spielt 1997, die andere dann 2015. Dieser Erzählkniff, und das, was den drei Mädchen passiert ist, machen einen noch neugieriger. Wie ergeht es den Mädchen achtzehn Jahre später und welche Schatten aus der Vergangenheit verfolgen sie. „Those Girls“ ist wieder ein echter Chevy-Stevens-Thriller!

Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Christine Marx erschafft mit ihrer Stimme einen packenden Hör-Thrill! 19,95 Euro.

Fischer, 458 Seiten; 9,99 Euro


Christine Dieckerhoff

daumen runter

Spreewaldgrab

SpreewaldgrabPolizistin Klaudia Wagner lässt sich vom hektischen Ruhrgebiet in den idyllischen Spreewald versetzen. In Lübbenau ist es allerdings wenig beschaulich. Zwischen den Kanälen und Fließen verbergen sich Geheimnisse und nie vergessene Schicksale. So auch in ihrem ersten Fall: Ein Unternehmer wird tot aufgefunden, seine Geliebte ist verschwunden. Dann findet Klaudia tief im Wald vergraben das Skelett einer jungen Frau. Regen und Nebel ziehen im Spreewald auf und Klaudia droht, sich bei den Ermittlungen selbst zu verlieren. Sie muss erkennen, dass die Idylle nicht nur trügt, sondern eine teuflische Kehrseite hat.

Christiane Dieckerhoff hat mit „Spreewaldgrab“ einen respektablen Krimi geschrieben. Leider überzeugt er nicht durchgängig. Das Setting ist gut, die Polizistin Klaudia Wagner ist auch eine Figur, an die man sich als Leser dranhängen kann. Doch die zahlreichen Nebenfiguren gehen einem schon bald auf die Nerven. Das liegt vor allem daran, wie Christiane Dieckerhoff diesen Krimi erzählt. Er ist eigentlich mehr ein Drama, als ein Krimi. Die Spannung hat sich im Spreewald versteckt und taucht nur ganz selten auf. Der Schluss tröstet einen dann wieder etwas. Trotz allem darf man durchaus auf den zweiten Fall „Spreewaldtod“ von Klaudia Wagner gespannt sein. Dieser erscheint im Februar 2017.

Ullstein, 345 Seiten; 9,99 Euro


Daniel Wolf

daumen rauf

Das Gold des Meeres

Das Gold des Meeres Varennes-Saint-Jacques 1260: Die Gebrüder Fleury könnten verschiedener nicht sein. Während Michel das legendäre kaufmännische Talent seines Großvaters geerbt hat und das Handelsimperium der Familie ausbaut, träumt Balian von Ruhm und Ehre auf dem Schlachtfeld. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihm. Nach dem Tod seines Bruders muss Balian die Geschäfte plötzlich allein führen. Bald steht die Familie vor dem Ruin. Balian sieht nur noch eine Chance: Eine waghalsige Handelsfahrt soll ihn retten. Das Abenteuer führt ihn und seine Schwester Blanche bis ans Ende der bekannten Welt – und einer seiner Gefährten ist ein Mörder …

Daniel Wolf ist das männliche Pendant zu Rebecca Gablé! Meisterliche historische Romane, bei denen man jede Seite verschlingt. Am besten es sind 1.000 Seiten, sind es weniger, ist man schon bei Beginn der Lektüre traurig, weil man schon da weiß, dass die Geschichte viel zu schnell zu Ende geht. 668 Seiten sind es bei „Das Gold des Meeres“, dem dritten Band aus der Fleury-Saga. Auch im dritten Band passiert wieder so ungeheuer viel. Keine Seite ist langweilig. Daniel Wolf schafft, was im historischen Roman eigentlich unmöglich ist. Für den Leser ist es hart, die geliebte Figur des Michel zu verlieren, mit dem man in „Das Salz der Erde“ und „Das Licht der Welt“ so mitgefiebert hatte. Doch daraus entsteht auch wieder etwas Neues.

Goldmann, 668 Seiten; 9,99 Euro


Gerda Stauner

daumen rauf

Grasmond

GrasmondDer 20-jährige Volontär Melchior versucht emotionalen Abstand zu seiner Familie, im Besonderen zu seiner dominanten Mutter Walburga, zu bekommen. Bei einer zufälligen Begegnung mit dem Staatssekretär Schmiedl stößt er auf ein bedrohliches Familiengeheimnis aus dem Zweiten Weltkrieg, über welches vor allem sein Großvater Anderl schweigt. Irritiert macht Melchior sich auf, die zwischenmenschlichen Verstrickungen zu entwirren.

Eine spannende und dramatische Familiengeschichte aus der Oberpfalz! Die Story ist gut, sie hätte aber durchaus 100 Seiten mehr vertragen können. Man hätte die einzelnen Erzählstrange noch ausbauen und etwas mehr Spannung erzeugen können. Aber trotzdem liest sich der Roman sehr angenehm. Das Debüt der Oberpfälzer Autorin Gerda Stauner zeigt, dass sie Potenzial hat. Nun kommt es auf ihren zweiten, dritten Roman, ob sich dieses Potenzial auch bestätigt.

Südost Verlag, 202 Seiten; 14,90 Euro


Lynsey Addario

daumen rauf

Jeder Moment ist Ewigkeit

Jeder Moment ist Ewigkeit

Sie wurde gekidnappt und fast getötet – und hat dennoch Momente voller Wahrheit und Schönheit an den gefährlichsten Orten der Welt eingefangen. Seit 15 Jahren reist die Fotografin Lynsey Addario in die Krisengebiete der Welt und porträtiert das Leben der Menschen in ihren extremsten Momenten. Addarios Bilder zeigen der Welt ungesehene Szenen aus dem Irakkrieg, das Grauen in den niedergebrannten Dörfern in Darfur oder den Alltag der unerschütterlichen afghanischen Bevölkerung unter der Herrschaft der Taliban. Dafür riskiert sie immer wieder ihr Leben.

Man ist glücklich, dass man die Geschichte der unerschrockenen Fotojournalistin Lynsey Addario lesen darf. Doch das Leseglück verursacht bei der Lektüre auch Bauchschmerzen, wenn man über all die Kriegsgebiete und seine zivilen Opfer liest, die Lynsey Addario in ihrem Buch schildert. Doch solche Frauen wie Lynsey Addario, und natürlich auch Männer, sind wichtig, damit die Welt erfährt, was den einfachen Menschen in diesen schrecklichen Zeiten passiert. Wenn die Welt doch nur daraus lernen würde, aber die, die das Leid verursachen, für die ist ein Menschenleben nichts wert. „Jeder Moment ist Ewigkeit“ lässt einen stumm und mit vielen Bildern im Kopf zurück.

Econ, 368 Seiten; 25,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Mark Roberts

Totenprediger

Totenprediger

Vielen ist er bekannt als der Totenprediger. Er selbst hält sich für einen Propheten; Ärzte und Polizisten hingegen nennen Adrian White einen Psychopathen, der mindestens zwölf Menschen auf dem Gewissen hat. So viele Morde konnte DCI Eve Clay ihm zumindest nachweisen, als sie ihn vor Jahren hinter Gitter brachte. Clay ermittelt gerade in einem harten Fall, in dem eine ganze Familie brutal ermordet wurde, da nimmt White plötzlich Kontakt zu ihr auf. Er sagt, diese Familie sei erst der Anfang gewesen. Und wenn Eve weitere Morde verhindern will, müsse sie ihrer eigenen Bestimmung auf den Grund gehen.

Der Engländer Mark Roberts hat mit „Totenprediger“ ein vielversprechendes Thriller-Debüt – in Deutschland bei Lübbe – geschrieben! Die Hauptfigur, die Liverpooler Polizistin Eve Clay, ist gut angelegt. Man ist als Leser nicht nur gespannt, wie der Fall weitergeht, sondern auch, wie das Leben der Eve Clay aussieht. Der Fall ist durchdacht, auch wenn die Lösung – eigentlich – ziemlich naheliegt, so tut das der Spannung keinen Abbruch. Franziska Pigulla, eine Ikone unter den Hörbuchsprecherinnen, liest mächtig und kräftig mit ihrer kantigen Stimme. Sie ist u. a. auch die Synchronstimme von Gillian Anderson.

Auch als Paperback erhältlich bei Bastei Lübbe, 12,99 Euro.

Lübbe Audio, 6 CDs, 403 Minuten; 14,99 Euro


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