April 20, 2024

Kolumne 23.08.2021 Nr. 679

679

BuchKolumne 23.08.2021 Nr. 679

Stuart Turton– Der Tod und das dunkle Meer
Till Raether – Treue Seelen
Cynthia D’Aprix Sweeney – Unter Freunden
Dick und James Strawbridge – Das große Buch der Selbstversorgung
Jan Haft – Heimat Natur

 Stuart Turton – Der Tod und das dunkle Meer

Der Tod und das dunkle Meer

1634: Gerade noch hat Samuel Pipps im Auftrag der mächtigen Männer der Ostindien-Kompanie einen kostbaren Schatz in der Kolonie Batavia wiedergefunden. Nun befindet er sich auf dem Weg zu seiner Hinrichtung. Sein Assistent und Freund Arent Hayes ist mit an Bord der Saardam. Genau wie der Generalgouverneur und seine Frau Sara Wessel. Doch kaum auf See, beginnt der Teufel sie heimzusuchen. Unerklärliche Morde geschehen, und ein Flüstern weht durch das Schiff, das alle an Bord dazu verführt, ihren dunkelsten Wünschen nachzugeben. Pipps muss seinem Freund Arent und Sara dabei helfen, ein Rätsel zu lösen, das alle Passagiere verbindet und weit in die Vergangenheit zurückreicht. Bevor das Schiff sinkt und sie alle in die Tiefe reißt.

Stuart Turtons Debütroman „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ hat 2019 eingeschlagen wie eine Bombe. Und auch sein neuer Roman „Der Tod und das dunkle Meer“ macht das außergewöhnliche Talent des Stuart Turton wieder sichtbar. Das Buch war „Buch es Jahres“ in England bei „The Guardian“, „The Sunday Times“, „Daily Mail“, „Financial Times“ und „Daily Express“. „Der Tod und das dunkle Meer“ ist als Kriminalroman tituliert, doch er ist noch so viel mehr. Ein süffiger historischer Kriminalroman, der einen von Anfang an in seinen Bann schlägt. Viel ist außergewöhnlich an diesem Buch. Die Story, die Charaktere, die historische Atmosphäre, Stuart Tortons Stil. Eine Geschichte wie ein tosender Meeressturm!

Tropen, 608 Seiten; 25,00 Euro

 Till Raether – Treue Seelen

Till Raether-Treue Seelen Buch

Frühsommer 1986: Achim und Barbara, um die 30, sind nach West-Berlin gezogen. In die Großstadt, weg aus der Provinz. Weil es dort eine Stelle gibt für ihn im Labor der Bundesanstalt für Materialprüfung. Doch statt eines neuen Lebens finden die beiden Stillstand, spießige Enge und Tschernobyl-Angst. Während Barbara an Trennung denkt, verliebt Achim sich in die zehn Jahre ältere Nachbarin Marion, die enttäuscht von ihrem Bundesgrenzschutz-Ehemann Volker ist. Marion stammt aus Ost-Berlin, sie ist als Teenager kurz vor dem Mauerbau in den Westen abgehauen. Mit ihr fährt Achim heimlich in den Osten, wo sie Marions Schwester Sybille wiedersehen. Mit den besten Absichten mischt Achim sich in die dramatische Lebensgeschichte der beiden Schwestern. Und bringt alle in Gefahr – als er die Idee hat, für Sybille einen Gegenstand über die Grenze zu schmuggeln, der ihr Leben verändern soll.

Till Raether ist bekannter Journalist und Autor. Seine Reihe um Kommissar Danowski hat ihm viele Fans eingebracht. Seine neuer Roman ist aber kein Krimi, sondern ein Zeitreiseroman zurück in die 1980er und eine Liebesgeschichte. Ich war sehr gespannt, wie Till Raether das Lebensgefühl der 1980er transportieren kann. Ordentlich bis gut. Dieser Teil des Romans hat mir auch gut gefallen. Auch wie er die Auswirkung von Tschernobyl beschreibt, und welche Angst man plötzlich vom Regen hatte, beängstigend gut beschrieben. Was aber nicht funktioniert ist die Liebesgeschichte. Ich konnte keine „Beziehung“ zu den Figuren aufbauen und sie konnten meine Sympathien nicht gewinnen. Auch fehlt es an Spannung. Die Geschichte plätschert so dahin. „Treue Seelen“ werde ich keine Treue halten.

btb, 352 Seiten; 20,00 Euro

Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Etwas besser als das Buch ist das Hörbuch, und das liegt ganz klar an dem bekannten Schauspieler Florian Lukas. Der Berliner Junge, 1973 in Ost-Berlin geboren, bringt die Geschichte authentisch rüber. Aber gegen die Spannungsarmut kann er auch nichts machen. 20,00 Euro.

Till Raether – Treue Seelen – >Hörprobe 5:00 Min.

   Cynthia D’Aprix Sweeney – Unter Freunden

Cynthia D'Aprix Sweeney Unter Freunden

Flora und Julian hatten es nicht immer leicht. In New York mussten die Schauspieler ihr mühsam verdientes Geld zusammenkratzen, um ihre kleine Familie und Julians Theaterensemble über Wasser zu halten. Als in der glitzernden Filmwelt von Los Angeles sichere Jobs und die Wiedervereinigung mit Floras bester Freundin Margot winken, greifen sie zu. Und tatsächlich erlaubt ihnen ihr neuer Lebensentwurf, einen Gang runterzuschalten. Doch dann findet Flora am Abend von Rubys High-School-Abschluss den Ehering ihres Mannes – jenen Ring, den Julian angeblich vor Jahren an einem Sommertag beim Schwimmen verloren hat. Floras Sicherheiten geraten ins Wanken. Wurde ihr neues Leben auf einer Lüge erbaut?

Der Debütroman der Cynthia D’Aprix Sweeney „Das Nest“ war ein „New-York-Times“-Bestseller und fand auch in Deutschland seine LeserInnen. Nun ist ihr neuer Roman „Unter Freunden“ erschienen. Eine pulsierende Geschichte über Freundschaften, Beziehungen, Familie, über Lügen und Wahrheiten. Cynthia D’Aprix Sweeneys Erzählstil ist fesselnd. Sie wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und zwischen den Charakteren hin und her. So kommt nie Langeweile auf. Es ist wahrlich fesselnd zu verfolgen, wo in der Geschichte nun die Lügen und wo die Wahrheiten verborgen sind. Denn das Leben ist starken Schwankungen unterlegen, ebenso die Beziehungen. Auch interessant ist der Blick in die Welt der SchauspielerInnen. Man erfährt, was sich hinter den Kulissen von Theatern, Filmen und Serien ereignet, und das jede Rolle zu bekommen einem großen Sieg gleichkommt. „Unter Freunden“, ein Buch, das man nicht mehr missen möchte!

Klett-Cotta, 343 Seiten; 22,00 Euro

Dick und James Strawbridge – Das große Buch der Selbstversorgung

Schritt für Schritt zum Selbstversorger. Die Autoren des umfangreichen Ratgebers sind ein Vater-Sohn-Duo, dass sich einem nachhaltigen Leben gewidmet hat. Dick Strawbridge verwandelte seine Farm in Cornwall in einen Selbstversorgerhof und begeisterte mit dieser Idee nicht nur seinen Sohn James, der sich ebenfalls für Umweltprojekte einsetzt und Seminare hält, sondern auch zahlreiche Fernsehzuschauer der BBC-Doku-Serie “It’s not easy being green”. Mit diesem fachkundigen und aktualisierten Selbstversorger-Buch wird es Ihnen sicherlich auch so gehen.

Welche erneuerbaren Energien können genutzt werden und wie hält man Tiere am besten? Wie gelingen das Energiesparen zu Hause, der eigene Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern sowie die Herstellung von Wein? Wie wird man Hobby-ImkerIn? Wie kann im Alltag Plastik vermieden werden? Welche essbaren Blüten kann man im eigenen Garten anpflanzen? Nur einige Fragen, die in diesem Buch beantwortet werden. Einige weitere Themen sind: „Der Stadtgarten“, „Der Vorortgarten“, „Der Hof“, „Die Ökoküche“, „Ertragreicher Boden“, „Anbau unter Glas“, „Gärtnern im Einklang mit der Natur“, „Der Nutzgarten in der Stadt“, „Ein Hochbeet bauen“, „Säen und pflanzen“, „Anbautipps für Obst und Nüsse“, „Anbautipps für Kräuter“ und „Einen Hühnerstall bauen“. Die Autoren geben viele Tipps und kluge Ideen an die Hand! Wenn Sie sich für die Natur und die Selbstversorgung interessieren, dann sollte dieses Buch nicht in ihrem Bücherregal fehlen. Das Buch erschien bereits 2011 und 2018, nun 2021 erscheint es in einer aktualisierten Neuausgabe. Man kann hier wahrlich getrost von einem Standardwerk zum Thema sprechen.

Dorling Kindersley, 256 Seiten; 26,95 Euro

  Jan Haft – Heimat Natur

Jan Haft - Heimat Natur

Ein Waldstück, das wir gut kennen, eine Wiese in der Marsch, ein kristallklarer Bergsee, ein Apfelbaum, an dem wir immer wieder vorbeilaufen. Natur berührt uns, ist Teil unseres Lebens und lässt uns heimisch fühlen. Unser Land besteht zu drei Vierteln aus Feldern, Wäldern, Wiesen, aus einer Vielfalt mehr oder weniger natürlicher Lebensräume zwischen Küste und Bergen. Je besser wir die Landschaften und ihre pflanzlichen und tierischen Bewohner kennen, je deutlicher wir uns unserer Verbindung zu ihnen bewusstwerden, desto besser können wir sie auch schätzen und schützen.

Jan Haft konnte mich 2019 schon mit seinem Buch „Die Wiese“ begeistern. Jetzt steckt der Biologe und preisgekrönte Naturfilmer Jan Haft das Feld etwas weiter ab und lädt die LeserInnen auf Entdeckungsreise in die „Heimat Natur“ ein. Ein wunderbares Buch, das uns die Natur und ihre kleinen und großen Wunder ganz nahebringt! Wenn Sie es nicht schon vor der Lektüre getan haben, werden Sie die heimische Natur nach der Lektüre mit ganz anderen Augen sehen. Die Hauptthemen sind: „Was ist Heimat?“, „Grüne Regenwürmer“, „Lebensraum Alpen“, „Das Phantom“, „Lebensraum Wald“, „Pfirsichblütenfische“, „Lebensraum Fluss“, „Expedition Feldweg“, „Lebensraum Feldflur“, „Feuerkröten“, „Lebensraum Heide“, „Zombiebäume“, „Lebensraum Moor“, „Die fabelhafte Welt der Käfer“, „Lebensraum Küste“ und „Achtzig Prozent“.

Penguin, 286 Seiten; 20,00 Euro