Eigentlich müssten Jonas und Birte glücklich sein. Sie haben ein Haus auf dem Lande, zwei fröhliche Kinder und gehen liebevoll miteinander um. Aber als Schäden am Haus auftreten und Jonas‘ Start-up-Unternehmen kriselt, nistet sich die Angst vor dem Absturz in ihrem Dasein ein. Jonas hat das Gefühl, nicht mehr in der Gegenwart zu leben, sondern nur noch in einer Endlos-Schleife von Erwartungen, und scheut nicht länger das Risiko.
André Hille gelingt es, intensiv und trotzdem zügig erzählt, ein Familienleben von heute zu skizzieren. Familie, Arbeit, Haus, alles frisst so viel Lebenszeit von einem weg, so dass man sich fragt, wo man selbst dabeibleibt. Das fragt sich auch Jonas. Überall gibt es Baustellen, alles belastet einen, zerrt an den Nerven, laugt einen nach und nach aus. Man funktioniert nur noch. „Das Rauschen der Nacht“ ist also ein hunderttausendfaches Abbild von dem, was in unserem Land, auf der ganzen Welt, mit den Menschen passiert. Jonas` Blick geht immer wieder mal zurück, in die Jugendzeit, dort wo vieles noch so einfach und unbeschwert war. Da stand einfach nur Leben auf dem Programm, das war nun vorbei. Man musste er immer für die Kinder und den Job da sein, dazu kommen noch die Probleme mit dem Haus, nichts war mehr einfach, schon gar nicht die Zweisamkeit, wenn sie denn überhaupt noch mal stattfand. Bewegend, nüchtern, ehrlich – das ganz normale Leben fesselnd erzählt!
Blessing, 253 Seiten; 22,00 Euro