März 29, 2024

Kolumne 21.06.2021 Nr. 670

BuchKolumne 21.06.2021 Nr. 670

Curtis Sittenfeld – Hillary
Judith Hermann – Daheim
Emilia Schilling – Lovett Island – Sommernächte
Kate Mosse – Die Stadt der Tränen
Benjamin Cors – Schattenland

Curtis Sittenfeld – Hillary

Jung, politisch erfolgreich und leidenschaftlich verliebt – Hillary Rodham und Bill Clinton sind das romantische Traumpaar der 70er-Jahre. Ihre Pläne für die gemeinsame Zukunft kennen daher auch nur eine Richtung: ganz nach oben. Bill spricht schon davon einmal Präsident zu werden und Hillary soll dann seine First Lady sein. Doch als Bill um Hillarys Hand anhält, bittet sie um Bedenkzeit. Die stürmische Liebe zwischen ihnen geht weiter. Hillary zieht zu Bill nach Arkansas und weiß da aber schon, dass das nicht ihr Lebenstraum ist. Auch Bill sieht nach und nach ein, dass er Hillary an ihren Ambitionen hindert. Eine Trennung scheint nun unausweichlich.

US-Bestsellerautorin Curtis Sittenfeld hat schon einige starke Roman verfasst. Nun ist ihr mit „Hillary“ wieder ein Bestseller gelungen – mit einer ganz bravourösen Geschichte. „Hillary“ ist ein fabelhafter Roman! Es ist äußerst fesselnd zu lesen, wie Hillary Bill kennenlernt, wie begeistert sie von seinem Charme, seinem Aussehen, seiner Klugheit, dem Sex mit ihm ist. Sie stellt sich vor, wie ein zukünftiges Leben mit ihm, vielleicht auch als Präsident der Vereinigten Staaten, aussehen könnte. Doch nach und nach schleichen sich Zweifel ein, nicht nur wegen Bills unstillbaren sexuellen Drang. Curits Sittenfeld hat das Buch in zwei gewichtige Zeitebenen unterteilt. Die jungen Jahre von Hillary und Bill in den 1970ern, und dann ab 1991 bis hin zu dem großen Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2015. Und was einen bis dahin alles erwartet, heureka, ganz viel Applaus für Curits Sittenfeld. Was 2015 dann mit Hillary, Bill und einem gewissen Donald Trump geschieht ist ganz großes Kino. Curits Sittenfeld fabuliert das Leben von Hillary Rodham ohne Bill Clinton, ein wahrlich faszinierendes Roman-Ereignis!

Penguin, 502 Seiten; 24,00 Euro

 Judith Hermann – Daheim

Judith Hermann - Daheim
Sie lebt in der Stadt, arbeitet in der Zigarettenfabrik, raucht selbst wie verrückt, könnte als Assistentin eines Zauberers auf einem Kreuzfahrtschiff nach Singapur reisen und muss sich entscheiden; ein halbes Jahr später fällt ihr dieser lang vergessene Wendepunkt plötzlich wieder ein. Nun hat sie ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affäre, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll.

Judith Hermann galt einst als Wunderkind der deutschen Literatur. Ihr Debüt 1998 „Sommerhaus, später“ sorgte für großes Aufsehen. Es folgen weitere Erzählungen, bevor dann 2014 endlich ihr erster Roman „Aller Liebe Anfang“ erschien. Ich konnte mich der Feierlaune um die Autorin nie anschließen. Für mich kam sie über das Mittelmaß nie hinaus. Es fällt ihr ungemein schwer einen echten Roman zu erzählen, alleine daran sieht man schon ihre Qualität als Autorin. Und in diesem Licht ist auch ihr neuer, schmaler – zweiter – Roman „Daheim“ zu sehen. Sie quält sich, eine tragende Geschichte zu erzählen, die an den 200 Seiten kratzt. Es gelingt ihr nicht. Die Ich-Erzählerin bleibt trotz intensiver Momente ungemein fremd. Auch was sie tut und erlebt, eine Seifenoper hat 100 mal mehr Spannungsmomente. Manche Beschreibungen und Stimmungen in „Daheim“ bleiben in Gedanken, aber die Geschichte als Ganzes treibt im Meer dahin und verflüchtigt sich ganz schnell in alle Einzelteile.

S. Fischer, 189 Seiten; 21,00 Euro

    Emilia Schilling – Lovett Island – Sommernächte

Lovett Island - Sommernächte

Wer einen Job auf der paradiesischen Karibikinsel Lovett Island ergattert, den erwarten neben extravaganten Gästen weiße Sandstrände, soweit das Auge reicht, türkisblaues Meer und schillernde Partys mit den Reichen und Schönen. Maci Stiles will hier neu anfangen, ihr altes Leben endlich hinter sich lassen. Doch als sie ausgerechnet dem Sohn des Inselbesitzers ins Auge fällt, zerplatzt dieser Traum. Trevor Parker ist nicht nur märchenhaft reich, sondern auch ein gefährlich attraktiver Baseball-Star, dem die Frauenherzen nur so zufliegen. Und Society-Girl Blair hat nicht vor, ihn kampflos einem Niemand zu überlassen.

Emilia Schilling (ein Pseudonym) ist eine junge österreichische Autorin, die bereits mehrere Frauenromane geschrieben hat. Mit der „Lovett Island“-Trilogie startet sie nun voll durch! Sie stellt die Hauptcharaktere Maci, Violet und Blair jeweils einzeln und abwechselnd in Kapiteln vor. So bekommt man Einblicke in die Sicht- und Denkweisen der einzelnen jungen Frauen. Und wie sie voneinander denken. Durch diese Erzählweise wird einiges an Spannung aufgebaut. Die Story strotzt nur so vor Sonne, Liebe, Leidenschaft und Drama. „Lovett Island“ ist hot, schick, sexy, cool und hip! Nach dem ersten Teil „Sommernächte“ folgt schon im Juli der zweite Teil „Sommerprickeln“.

Goldmann, 478 Seiten; 12,90 Euro

    Kate Mosse – Die Stadt der Tränen

Die Stadt der Tränen

Juni 1572. Die Religionskriege machten aus Nachbarn Feinde und forderten zahllose Tote. Aber nun gibt es Hoffnung auf Frieden, denn die Hochzeit zwischen dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois soll die Lager versöhnen. Im fernen Puivert erhalten Minou Reydon und ihre Familie die Einladung zum großen Fest nach Paris. Was Minou nicht weiß: Auch ihr Erzfeind Vidal wird anwesend sein. Und sie ahnt nicht, dass es nur kurz nach der Hochzeit, in der Nacht auf den Bartholomäustag, zu blutigen Kämpfen kommen wird, die Minous Familie brutal auseinanderreißen werden.

Die britische Bestsellerautorin Kate Mosse landete mit „Das verlorene Labyrinth“ einen Weltbestseller, der auch verfilmt wurde. Nach weiteren erfolgreichen Büchern erscheint nun ihr neuer historischer Roman „Die Stadt der Tränen“. Es handelt sich dabei um die Fortsetzung von „Die brennenden Kammern“. Kate Mosse nimmt sich in diesem Epos dem Schicksal der Hugenotten an. Wie schon der erste Teil: Ein mächtiger und prächtiger historischer Roman! Kate Mosse spielt ihre Stärken aus, die sie im historischen Roman hat. Detaillierte Schilderung der Zeit, gekonnte Verknüpfungen und eine fesselnde Story. Auf den dritten Band kann man sich da nur freuen.

Lübbe, 589 Seiten; 22,00 Euro

  Benjamin Cors – Schattenland

Benjamin Cors - Schattenland

Sein aktueller Fall führt Nicolas Guerlain zurück in seine Heimatstadt Deauville: Das internationale Filmfestival lockt Schauspieler und Regisseure aus aller Welt in die Normandie. Wenige Tage vor der Eröffnung wird der Leiter des Festivals brutal ermordet. Und das ist nur der Auftakt einer Reihe rätselhafter Verbrechen. Für Nicolas beginnt die mörderische Jagd auf einen vom Hass zerfressenen Serientäter. Während er versucht, eine junge Schauspielerin zu beschützen, muss er erkennen, dass die Vergangenheit ihn immer wieder einholt.

Der neue Fall für Nicolas Guerlain ist da und auch schon wieder ein Bestseller. Der Deutsch-Franzose Benjamin Cors hat mit Personenschützer Nicolas Guerlain einen Helden erschaffen, der die LeserInnen in Atem hält! „Schattenland“ ist nun der sechste Fall dieser Normandie-Krimi-Reihe, und mich haben bisher ja nicht alle Fälle restlos begeistern können. Doch diesmal, nach etwas schwächerem Beginn, nimmt „Schattenland“ richtig Fahrt auf. Benjamin Cors, weiter so!

dtv, 479 Seiten; 16,90 Euro